Kapitel 3 / 3-01/2
POV Sara:
Kurz nachdem Mick die Brücke verlassen hat, teilt Gideon mir mit, dass Agent Sharpe und Rip die Waverider verlassen haben.
"Sehr gut, danke Gideon!", sage ich laut.
Die Tür öffnet sich zischend und Jax kommt herein.
"Hey Sara. Sind sie weg?"
Ich nicke. "Jap, Gott sei Dank."
Er gibt ein leises Lachen von sich. "Ja, Rips Zeitbüro-Agenten sind ganz schön nervig", stimmt er mir zu.
"Besonders diese Agent Sharpe. Aber deswegen bist du nicht hier, stimmt's?", frage ich traurig.
Er nickt seufzend. "Ich schätze, jetzt wo Cäesar wieder zurück in seiner Zeit ist, möchte Grauer wieder zurück zu Lily. Ich kann ihn ja verstehen", meint er.
"Ja, es wird wohl das Beste sein, wenn ich euch nach 2017 zurück fliege", sage ich bedrückt. Jax schweigt traurig und blickt hinaus auf den Zeitwirbel.
"Vielleicht kannst du nochmal mit Martin reden?", schlage ich vor, um ihn ein wenig aufzumuntern.
Kopfschüttelnd antwortet er: "Nein, ich möchte ihn nicht zu etwas zwingen, was er nicht will. Er hat das damals mit mir gemacht und es hat sich wirklich nicht gut angefühlt."
Ich errinere mich daran. Als Rip uns für den Kampf gegen Vandal Savage rekrutiert hat, wollte Jax gar nicht mit auf die Waverider. Deshalb hat Martin ihn damals mit K.O.-Tropfen mitgeschleppt. Jax war davon nicht besonders angetan.
"In Ordnung", stimme ich ihm zu, "Kannst du bis dahin die Waverider soweit reparieren, dass Ray allein damit klar kommt? Keiner kennt das Schiff so gut wie du."
"Natürlich", meint er und verlässt die Brücke wieder. Ich seufze traurig. Ich werde die Beiden vermissen. Sie waren schon immer Teil der Legends und dass sie jetzt nicht wieder mit uns kämpfen werden, fühlt sich seltsam an.
"Okay Gideon, du hast Jax gehört, nimm Kurs auf Central City, 2017", weise ich Gideon an. Dann gehe ich in die Küche, um mir von Gideon eine vernünftige Mahlzeit zubereiten zu lassen. Ich habe schließlich nichts mehr gegessen, seit ich mich mit Ray und Nate in dem Café getroffen habe.
Ich hole gerade mein Käsesandwich aus dem Essensfabrikator, als Jax hereinkommt.
"Ah Sara, hier bist du", sagt er erleichtert.
"Was ist los?", frage ich besorgt.
Er grinst. "Grauer war gerade bei mir, er will doch bei uns bleiben!", platzt er heraus.
"Sehr gut!", sage ich lächelnd und klopfe ihm auf die Schulter.
"Gideon, hast du das gehört?", frage ich unsere K.I.
"Natürlich, Captain. Soll ich den Kurs abbrechen und unsere Position im Zeitwirbel halten?", antwortet sie und man kann den Anflug eines Lächelns in ihrer Stimme hören. Obwohl sie "nur" ein Computer ist, kann sie manchmal doch Emotionen zeigen.
"Du hast es erfasst, Gideon!", rufe ich und klopfe auf den Stuhl neben mir, damit Jax sich setzt. Er tut es und wir lassen den Abend gemütlich ausklingen. Irgendwann gesellen sich auch Nate, Ray und Martin zu uns. Mick hat sich seit er von der Brücke gegangen ist, nicht mehr blicken lassen.
"Auf uns!", rufe ich und halte mein Weinglas in die Höhe. "Auf uns", wiederholen die anderen und wir stoßen an.
POV Ava:
Nachdem wir das Portal zum Hauptquartier durchquert haben, bittet Rip mich, einen Bericht über den Verlauf des heutigen Tages zu schreiben.
"Natürlich, Sir", antworte ich seufzend. Das wird wahrscheinlich der längste Bericht, den ich je schreiben musste.
Ich mache mich sofort auf den Weg in mein Büro. Unterwegs begegnet mir Gary, der gerade Feierabend macht.
"Agent Sharpe", grüßt er mich. Ich nicke ihm nur zu und gehe weiter. Jetzt gerade möchte ich einfach nur meine Ruhe, der Tag war wirklich verdammt stressig.
Als ich in mein Büro komme, fällt mir auf, dass mein Computer noch immer eingeschaltet ist. Als ich heute Mittag losgestürmt bin, um die Legends fest zu nehmen, muss ich vergessen haben, ihn auszuschalten.
"Na wunderbar", murmele ich und setze mich an meinen Schreibtisch. Ich öffne das Programm, mit dem wir immer unsere Berichte schreiben und will anfangen zu tippen, doch ich weiß einfach nicht, wo ich anfangen soll.
Im Büro? Vor dem Aufzug? Ich lasse noch einmal den ganzen Tag an meinem inneren Auge vorbei ziehen. Wie Gary mich aus dem Büro geholt hat, Sara und die Legends einen Aufstand vor dem Aufzug angezettelt haben, wie wir auf Aruba eingegriffen haben, wie Sara die Waverider gestohlen hat, wie sie tatsächlich Cäesar gefunden hat, wie sie die Zeitlinie durcheinander gebracht haben und Cäesar mich gefangen genommen hat... Wie Sara mich gerettet hat und wie gut sie dabei aussah...
Ich verbiete mir weiter zu denken und konzentriere mich sofort wieder auf den Bericht. Ich atme einmal tief ein und aus, bevor ich den ersten Satz eintippe.
"Um 14:34 verschafften sich Sara Lance, Raymond Palmer und Nathaniel Heywood unerlaubt Zutritt zum Hauptquartier des Zeitbüros."
Nach einer halben Stunde bin ich halbwegs zufrieden mit dem Bericht und schicke ihn ab. Dann erkläre ich meinen Arbeitstag offiziell für beendet und öffne ein Portal in mein Apartment.
Da es schon spät ist und ich keine Lust habe, noch etwas zu kochen, schiebe ich lediglich eine Fertigpizza in den Backofen und lasse mich auf das Sofa fallen. Bevor meine Gedanken wieder abschweifen, schalte ich den Fernseher ein. Dort kommen gerade die Nachrichten.
Nicht wirklich viel interessantes. Als die letzte Meldung zuende ist und die Wetternachrichten beginnen, schalte ich um. Das Wetter ist nicht besonders interessant, wenn man beim Zeitbüro arbeitet.
Ich gehe wieder in die offene Küche und sehe nach, ob die Pizza schon fertig ist. Ist sie, also hole ich sie raus und lasse sie mir mit einem Glas Wein schmecken.
Mir fällt auf, dass die Pizza sehr fettig ist. In Gedanken mache ich mir eine Notiz, beim nächsten Mal eine andere Marke zu kaufen.
Als ich die Pizza aufgegessen habe, schalte ich den Fernseher aus und packe den Teller und das Glas in die Spülmaschine. Sie ist noch nicht so voll, als dass es sich lohnen würde, sie anzustellen. Wenn man allein lebt, hat man nun mal nicht so viel dreckiges Geschirr.
Ich gehe nach oben, putze mir die Zähne und tausche meinen Hosenanzug gegen gemütliche Schlafklamotten. Dann lege ich mich hin und schlafe auch recht schnell ein.
POV Sara:
Am nächsten Morgen stehe ich voller Energie und Motivation auf. Endlich nicht mehr Handtücher falten, sondern wieder gegen, na ja, gegen Anachronismen kämpfen.
Zugegeben, gegen Anachronismen zu kämpfen ist vielleicht nicht dasselbe, wie die Legion der Verdammnis, aber es ist doch immerhin anspruchsvoller als mein Job bei Sink, Shower and Stuff.
Gut gelaunt gehe ich ins Bad, dass glücklicherweise frei ist und putze mir die Zähne. Zurück in meinem Zimmer schaue ich in meinen Kleiderschrank und stelle fest, dass nicht mehr viel von den ganzen Klamotten, die sich in den Jahren auf der Waverider angesammelt haben, da ist.
Ich ziehe ein schlichtes, blaues Langarmshirt und eine schwarze Jeans aus dem Schrank, kämme mir die Haare und lege die Kette um, die Laurel mir geschenkt hat.
Ein kurzer Blick in den Spiegel sagt mir, dass das Outfit in Ordnung ist und ich gehe in die Küche, um zu frühstücken.
"Das Übliche, Captain?", fragt Gideon zur Begrüßung. "Das Übliche, Gideon", sage ich. Das Übliche ist eine Schüssel Haferflocken und ein Glas Wasser.
Mit meinem Frühstück setze ich mich an den Tisch und beginne zu essen. Wir frühstücken fast immer getrennt, weil wir alle unterschiedlich früh aufstehen. Heute jedoch gesellt sich Martin zu mir. Er ist recht schweigsam morgens und das Einzige, was er sagt, ist: "Guten Morgen, Sara."
Dann lässt er sich von Gideon ein Käsetoast produzieren und setzt sich neben mich. Still essen wir und erschrecken uns deshalb beinahe, als Ray, Nate und Jax hereingestürmt kommen.
"Was ist denn los?", frage ich, sobald ich herunter geschluckt habe.
"Ich bin heute Nacht wach geblieben, um das Gerät nachzubauen, das Mick von den Zeitbüro-Agenten geklaut hat. Jetzt können wir auch Anachronismen orten. Ich habe zusammen mit Gideon eine Art Anachronismuskarte erstellt", erklärt Ray.
Ich nicke beeindruckt. "Sehr gut", lobe ich ihn.
"Und Ray hat einen Schrumpfer gebaut!", meint Jax euphorisch.
"Einen Schrumpfer?", frage ich verwirrt. Ray wendet sich an Jax. "Ich sagte doch, ich nenne ihn den Hypermolekularkompressor."
Jetzt bin ich noch verwirrter. "Was?", frage ich noch einmal. Ray holt einen roten Handschuh hervor und beginnt zu erklären. "Nach der Geschichte mit Cäesar fand ich es sinnvoll, wenn wir eine Möglichkeit hätten, alle Anachronismen festzusetzen. Stell dir vor, wir müssten einen Dinosaurier im Bunker unterbringen."
Das würde definitiv nicht funktionieren. Ich war schon überrascht genug, dass Amaya mit dem Dinosaurier in L.A. kommunizieren konnte. Aber ich bezweifle es, dass wir es ohne sie mit so einem Riesen aufnehmen könnten. Geschweige denn ihn auf die Waverider oder in den Bunker zu bringen.
"Der Handschuh funktioniert so ähnlich wie mein Atom-Anzug, nur dass ihr ihn auch benutzen könnt."
Er demonstriert uns seinen Schrumpfer anhand von meinem leeren Wasserglas. Es schrumpft und ist auf einmal so klein wie ein halber Finger.
"Funktioniert doch super, oder?", meint er. Ich nicke und betrachte das winzige Glas eingehend. Sieht so aus, als würde der Schrumpfer wirklich gut funktionieren.
"Klappt das auch mit Lebewesen?", frage ich neugierig. Er nickt und lächelt mich stolz an. Dann richtet er seinen Schrumpferhandschuh wieder auf mein Glas und es wächst zurück auf seine normale Größe.
"Gut, dann würde ich vorschlagen, wir sehen uns die Anachronismuskarte an und beginnen mit einer neuen Mission", meine ich. Martin hat sein Toast gegessen und wir stellen unser Geschirr auf die Spüle. Den Abwasch wird sicher Ray später übernehmen.
Wir gehen alle zusammen auf die Brücke und Ray öffnet ein Hologramm von einem Haufen Kugeln, die die ganzen Anachronismen darstellen. Darunter stehen jeweils irgendwelche Angaben zu Jahr und Ort, sowie Zahlen, deren Sinn mir noch nicht aufgegangen ist.
"Wir haben es echt verbockt", kommentiere ich die Karte resigniert. Ich hatte keine Ahnung, dass es so viele Anachronismen sind, die durch uns überall in Raum und Zeit verteilt sind.
"Die Zeit sieht aus, als hätte sie Pickel", meint Mick. Ray ignoriert ihn und beginnt zu erklären. "Jeder dieser Kreise steht für einen Anachronismus, der entstanden ist, weil wir die Zeit zerstört haben. Rip bewertet sie auf einer Skala von 1-10 hinsichtlich historscher Reichweite und potenziellem Schwierigkeitsgrad."
Also dafür stehen die kleinen Zahlen. Ray verkleinert dass Hologramm, sodass es nun wie eine kleine Weltkugel aussieht. "Gideon, analysierst du die Daten?", fragt er und wirft das Hologramm dem Bildschirm im Büro zu.
"Natürlich, Dr. Palmer", antwortet sie. Sofort werden auf dem Bildschirm dieselben Kreise abgebildet, die Ray vorhin als Hologramm in der Hand gehalten hat.
Wir gehen alle hinein und betrachten weiterhin die Karte.
"Mann, sind das viele", stellt Nate fest, "Für das Chaos brauchen wir ein ganzes Leben, wenn das reicht."
"Hm, wo fangen wir an?", fragt Martin. Gute Frage. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber ich denke, wir sollten uns erst einmal langsam an das Ganze heran tasten. Wir können uns keine Fehler erlauben.
"Mit der Chinesischen Mauer vielleicht? Die hat Stufe 6", schlägt Jax vor. "Ich hatte gestern schon chinesisch. Wo krieg ich ein Steak?", wendet Mick ein.
"Wie wäre der Nordatlantik, April 1912", meint Ray, "Das Essen auf der Titanic war angeblich super."
"Auf keinen Fall", widerspricht Martin vehement, "Ich setze nicht einen Fuß auf die Titanic. Den Erbauer des Schiffes sollte man erschießen."
Wow, unser Martin wünscht jemandem den Tod? Ganz schön heftig. Wir alle drehen uns zu ihm um.
"Wie dem auch sei", meine ich vorsichtig, "Ich wette unsere kleine Miss Zeitbüro würde sich freuen, wenn wir's versauen, also suchen wir uns erst etwas Leichtes."
Auf gar keinen Fall gönne ich ihr diesen Triumph.
"Uh, Wisconsin, 1870. Das hat Stufe 1", schlägt Jax vor. Gideon vergrößert den von ihm genannten roten Punkt. Ich nicke zustimmend.
"Ich hoffe sehr, dass sie sich dafür entscheiden, der Anachronismus ist auf dem Platz von P.T. Barnums fahrendem Museum der Freaks und hypnotischem Hypodrom. Obwohl ihm fälschlicherweise der Satz; Jede Minute wird ein Trottel geboren, zugeschrieben wird, hätte er in Wahrheit nie einen zahlenden Kunden beleidigt", meint Gideon.
"Das werden wir jetzt rausfinden. Legends, auf zum Zirkus!", rufe ich motiviert. Alle kennen ihren Auftrag und begeben sich sofort zur Umkleide.. "Gideon, setze bitte einen Kurs und stelle passende Kleidung für einen Zirkusbesuch her."
"Natürlich, Captain", antwortet sie und das Schiff setzt sich in Bewegung. Ich folge den Anderen zur Umkleide und finde dort bereits ein schwarzes Kleid für mich vor.
In meinem Zimmer ziehe ich mich um und gehe danach zur Brücke, um zu landen. Kaum sind wir am Boden, treffen auch die Anderen auf der Brücke ein.
"Also Leute, erst einmal müssen wir herausfinden, wo und was der Anachronismus ist", beginne ich. "Na, das dürfte ja ein Kinderspiel sein, in einem Zirkus", kommentiert Nate sarkastisch.
Ich fahre ungerührt fort. "Verhaltet euch unauffällig und bleibt über Funk in Kontakt, in Ordnung?"
Sie nicken zustimmend und ich gebe das Kommando, los zu gehen.
Wir verlassen die getarnte Waverider und machen uns auf den Weg. Bis zum Zirkus ist es nicht weit. Kurz darauf kommen wir bei einem Torbogen mit der Aufschrift "Carnival" an. Auf dem Platz tummeln sich jede Menge Gäste und Attraktionen.
Rechts vom Eingang befindet sich ein rotes, sternförmiges Tickethäuschen. Unglücklicherweise haben wir vergessen, Geld mitzunehmen, aber Mick sieht darin kein Problem. Er stiehlt einem vorbeilaufendem Pärchen die Brieftasche und kauft uns mit dem Geld darin Tickets.
"Perfekt, wir bringen den Zirkus hier zum Zirkus", kommentiere ich die Situation. "Das ist sowas von klassisch für eine Freakzirkus", meint Ray, der neben mir steht, "Es duftet nur so nach Popcorn, Süßem und Wunder."
Ich sehe mich um.
"Wenn ein Clown auftaucht, bin ich weg", droht Mick. Hat er etwa Angst vor Clowns?
"Hast du Angst vor Clowns?", fragt Jax, der sich offenbar dieselbe Frage stellt. "Nein, aber ich kann ihre dämlichen Gesichter, ditzigen Schuhe und messerscharfen Zähne nicht leiden."
Er hat also definitiv Angst vor Clowns. "Was, ihre was?", fragt Jax spöttisch.
Wird Zeit, dass sie sich wieder auf die Mission konzentrieren. "Na schön, Jungs. Wärt ihr ein Anachronismus, der sich hier im Zirkus versteckt, wo wärt ihr?", frage ich.
"Wahrscheinlich dadrin", meint Nate und deutet auf das Museum der Freaks. Wir gehen hinüber und ich bleibe vor einer Statue stehen, die offensichtlich Tutanchamuns Grab darstellen soll.
"Tutanchamuns Grab? Unmöglich", meine ich. Martin stimmt mir zu. "Ja, in der Tat. Da ist Mehl drauf, damit es älter aussieht." Definitiv nicht unser Anachronismus.
"Die Bärtige, tja nicht so ganz Dame", fährt er fort, "Und Mister Rory wäre ein viel überzeugenderer Cro-Magnon." Allerdings. Der Steinzeitmensch da hat nicht einmal genug Muskeln, um einem Eichhörnchen den Hals um zu drehen, geschweige denn irgendwelche anderen Tiere zu jagen.
"Marti, entzaubern sie doch nicht alles. Das verdirbt den Spaß", meint Ray. "Spaß?", fragt Martin, als hätte er noch nie etwas davon gehört. "Zauber und Humbug, das ist alles", entrüstet er sich, "Und diese ungebildeten Einfaltspinsel kommen in Scharen und glauben es auch noch."
Ray schüttelt enttäuscht den Kopf. "Nein, sie wollen in einer Welt leben, in der alles möglich ist. Die sie erstaunt."
"Ja, und so erstaunlich es ist, wir verschwenden hier wertvolle Zeit. Also teilen wir uns auf", meine ich genervt.
Wieso nur lassen sie sich immer so schnell ablenken? Ich dachte wir sind hier, um Miss Zeitbüro und Rip zu zeigen, dass wir es drauf haben.
Ich gehe zur Vorstellung, die der Direktor, P.T. Barnum, gerade mit den Worten, "Ladies und Gentlemen, willkommen liebe Leute zur besten Show der Welt!", eröffnet. "Das ist nur ein vorläufiger Titel", fährt er fort. "Meine Wandershow der Wunder hält heute die bemerkenswerteste Kuriosität für sie bereit!"
Mick und Martin haben sich inzwischen rechts und links von mir postiert.
"Ist sie bezaubernd? Das steht völlig außer Frage. Ist sie tödlich? Sie trennt ihnen durch einen Biss den Kopf von den Schultern ab", spielt P.T. weiter den Showmaster.
Ich horche auf. Das klingt schon eher nach einem Anachronismus. Es könnte allerdings auch nur eine weitere, billige Nachahmung von irgendetwas sein.
"Was macht diese Kreatur zu solch einem Wunder? Sie ist ausgestorben, diese schreckliche Kreatur ist schon seit zehntausend Jahren tot."
Das klingt nun wirklich sehr nach einem Anachronismus. Per Funk kontaktiere ich Jax, Nate und Ray, die sich hinter die rotweißen Vorhänge geschlichen haben. "Hey Jungs, hört ihr das?"
"Vielleicht unser Anachronismus", meint Ray. "Oder noch mehr Humbug", sagt Nate skeptisch.
"Überprüft es mal, zur Sicherheit", weise ich sie an.
"An diesem exklusiven, einzigartigen Erlebnis können sie teilhaben. Für nur einen Nickel!", kündigt Mr. Barnum an. "Ich spreche von einer Kreatur, die sich aus der fernen Vergangenheit für sie zeigen wird!" Er deutet mit der Hand auf den Zelteingang hinter sich.
Was zur Hölle ist das für eine Kreatur?
"Ich weiß, was unser Anachronismus ist", meldet Ray per Funk. "Dann fangt ihn", weise ich sie an, "Schnell!"
Bevor Mr. Barnum hier unserer neugierigen Menge ein ausgestorbenes Wesen zeigt und die Geschichte durcheinander bringt.
"Die Leute hier dürfen davon nichts mitkriegen, sonst verschlimmern wir nur alles", füge ich warnend hinzu.
Einen Moment ist alles still im Funk, Barnum hält weiter seinen Vortrag und dann, ganz plötzlich, dringt Gebrüll durch meinen Kopfhörer.
"Ist alles in Ordnung?", frage ich per Funk. Martin sieht mich verwundert an. "Ich habe Gebrüll gehört."
"Unser Problem ist gerade größer geworden", antwortet Nate. Was soll das denn heißen? Haben die Jungs den Anachronismus irgendwie verschärft? Sofort schweifen meine Gedanken zu Agent Sharpes triumphierenden, spöttischen Grinsen, wenn sie merkt, dass wir nicht erfolgreich waren.
"Zurück zur Waverider, sofort", ordne ich an. Ich nehme Martin und Mick ins Schlepptau und wir verlassen den albernen Zirkusplatz. Einige hundert Meter weiter stoßen Ray, Nate und Jax zu uns.
"Was war da los?", frage ich aufgebracht. Sofort fangen alle drei an durcheinander zu reden. Ich schüttle den Kopf. "Ach seid still", meine ich genervt, "Nate, was war da los?"
Während wir die letzte Strecke zum Schiff im Eiltempo zurück legen, erzählt Nate, was los war.
"Barnum's Sensation ist ein Smilodon, ein Säbelzahntiger, aus der Pleistozän-Zeit. Er hatte ihn in einen großen Käfig eingesperrt. Ray wollte ihn schrumpfen, nur musste er wegen seiner Katzenhaarallergie niesen und hat ausversehen das Vieh vergrößert, statt es zu verkleinern. Er hat die Käfigtüren aus den Angeln gerissen und ist uns entkommen. Wir hatten keine Chance, Sara", meint er.
Mittlerweile sind wir auf dem Schiff angekommen und ich stürme fassungslos auf die Brücke. Wir kämpfen gegen unseren ersten Anachronismus und das Erste, was die Jungs tun ist dem Zeitbüro zu zeigen, dass wir nur Chaos verursachen.
Ich gehe ins Büro und versuche einen Moment lang, mich zu sammeln, um die Jungs nicht anzuschreien. "Ganz ruhig, Sara", sage ich mir in Gedanken. Ich atme ganz langsam ein und aus.
"Lasst mich das wiederholen", beginne ich, noch immer mit dem Rücken zu meinem Team gewandt. "Euch Dreien ist ein Riesen-Säbelzahntiger entlaufen?!", sage ich, während ich mich umdrehe. Ich merke, wie Wut in meiner Stimme mitschwingt.
Das darf doch wohl alles nicht wahr sein.
"Ich würd's anders ausdrücken", meint Ray. "Ja", kommt es von Jax, "Passender wär... nicht gefangen."
Ich atme noch einmal ganz tief ein. "Gideon, wie ist der Status des Anachronismus?", frage ich unsere K.I.
"Der Status wurde von Stufe 1 auf Stufe 4 angehoben", meldet Gideon mir und die Zahl neben der roten Kugel auf dem Bildschirm steigt auf 4.
Na großartig.
"Was? Wie kann denn das sein?", fragt Nate empört. "Wir haben es verschlimmert, daher", erklärt Jax knapp.
"Okay, dann besorgen wir Ray ein Mittel gegen seine Allergie und starten neu", schlägt Nate vor. Das halte ich für keine besonders gute Idee. Wir müssen das möglichst schnell erledigen, damit das Zeitbüro nichts davon erfährt.
"Keiner von uns hat mit Tieren die nötige Erfahrung", wende ich ein. Nur eine von uns hat die, Amaya. Auch wenn es Nate nicht gefallen wird, ich werde sie um Hilfe bitten müssen. Er muss ja erst einmal nichts davon wissen.
"Wartet auf dem Schiff", sage ich leise und denke nach. Amaya ist zurück nach 1942 in Zambesi, das heißt, ich kann sie mit dem Jumpship dort abholen, während die Anderen hier bleiben und ausnahmsweise mal kein Chaos verursachen.
"Macht keine Dummheiten", warne ich sie sicherheitshalber noch einmal, dann gehe ich in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Kaum bin ich in einem schwarzen Langarmshirt und einer Jeans, mache ich mich auf den Weg zum Jumpship.
"Gideon, falls die Anderen dich fragen, wo ich hin bin, sag' es ihnen nicht. Sie sollen einfach nur auf dem Schiff bleiben und keine Dummheiten machen", weise ich unsere K.I. an. Im Jumpship gebe ich die Koordinaten von Amayas Heimat ein und starte das kleine Zeitschiff.
POV Ava:
Am nächsten Tag schaffe ich es glücklicherweise zu frühstücken, bevor ich zum Zeitbüro gehe.
Dort ist alles noch recht ruhig, es ist erst 8 Uhr und die meisten sind noch nicht ganz im Tag angekommen.
Auch ich bin noch ein wenig müde, obwohl ich gut geschlafen habe. Vermutlich war der gestrige Tag einfach sehr anstrengend. Aber ich bin sicher, dass wir schon bald wieder vom Chaos der Legends hören werden und mache mir keine großen Hoffnungen, dass der Tag heute entspannter wird.
Zunächst scheint es, als würde sich meine Vermutung als falsch erweisen. Alles ist ruhig, sofern man einen Einsatz im Mittelalter als ruhig bezeichnen kann. Es ist eben einfach der normale Zeitbüro Alltag.
Der Tag verläuft normal, aber ich kann einfach nicht glauben, dass das lange so bleiben wird. Auch am nächsten Morgen ist alles ruhig. Ich habe eine ereignislose Mission geleitet und im Büro einen recht langweiligen Bericht geschrieben.
Gegen Mittag gehe ich in die Kantine und kaufe mir dort das heutige Menü. Als ich mich an den Tisch setze, kommt Gary auf mich zu. "Darf ich mich zu ihnen setzen?", fragt er und blickt mich mit Hundeaugen an.
"Natürlich", meine ich seufzend. Er holt sich sein Menü vom Tresen und lässt sich gegenüber von mir auf den Stuhl fallen. Ich esse schweigend und warte darauf, dass er etwas sagt.
"Ähm, ja, wie läuft die Arbeit?", fragt Gary zögerlich. "Gut", meine ich ein wenig genervt. Trotzdem setze ich ein Lächeln auf und frage ihn, ob bei seinem Job alles gut läuft.
Er nickt. "Tatsächlich ist im Moment recht wenig los", meint er. Da kommt mir eine Idee.
"Gary, würden sie mir helfen?", frage ich freundlich, aber bestimmt. Ein bisschen Boss-Einfluss kann nie schaden.
"Gerne, was kann ich für sie tun Agent Sharpe?", antwortet er zwischen zwei Bissen seines Steaks.
Ich schlucke meinen Bissen herunter und senke ein wenig die Stimme. "Hören sie, es ist keine offizielle Mission. Aber Director Hunter hat die Legends einfach davon fliegen lassen und ich bin sicher, dass sie bald wieder Chaos verursachen werden. Ich würde sie daher bitten, heraus zu finden, was die Legends vorhaben, wo sie sind, was sie tun, ob sie schon irgend etwas angestellt haben und so weiter. Informieren sie mich über alles. Kriegen sie das hin?"
Er will antworten, verschluckt sich aber und kann mir erst nach einigen Hustern und genervten Blicken der anderen Angestellten antworten. "Sie können sich auf mich verlassen, Agent Sharpe", meint er grinsend.
"Gut", meine ich halbwegs zufrieden, esse den letzten Rest meines Salats und stehe dann auf, um wieder in mein Büro zu gehen.
Dort angekommen mache ich mich daran, den Bericht über den Einsatz von heute Morgen im Mittelalter zu schreiben. Nach einer halben Stunde bekomme ich auf meinem Kommunikationsgerät eine Nachricht von Gary.
"Agent Sharpe, ich habe die Legends geortet. Sie befinden sich in Wisconsin, 1870. Laut unserer Anachronismuskarte befindet sich dort ebenfalls ein Stufe 1 Anachronismus. Daher vermute ich, dass die Legends sich um diesen Anachronismus kümmern wollen. -Gary Green."
Ich nicke zufrieden. Dann wird es wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis dort Chaos ausbricht und ich Sara und ihr Team festnehmen kann.
Schnell tippe ich eine Antwort.
"Agent Green, behalten sie die Legends und die Anachronismuskarte im Auge. Geben sie mir sofort Bescheid, wenn der Status des Anachronismus sich ändert. -Ava Sharpe."
Danach schreibe ich weiter an meinem Bericht, den ich kurz darauf abschicke. Jetzt muss ich eigentlich einen neuen Anachronismus auswählen und diesen bearbeiten. Ich sehe noch einmal auf meinem Kommunikationsgerät nach, doch Gary hat mir noch keine Nachricht geschickt.
Also mache ich mich auf den Weg in die Einsatzzentrale. Unterwegs bestelle ich zwei andere Agents dorthin, die diesen Einsatz mit mir zusammen durchführen werden.
Auf der Anachronismuskarte wähle ich mir einen Stufe 2 Anachronismus aus. Es soll schnell gehen, damit ich, wenn es soweit ist, direkt zu den Legends kann.
Die beiden Agents treffen in der Einsatzzentrale ein. Einer ist groß, muskulös und schwarzhaarig. Seine braunen Augen sind kaum zu erkennen, weil er sie stets zusammen kneift. Ich kenne ihn kaum. Die Andere ist eine Frau mit blondem Haar und grünen Augen. Auch sie ist mir ziemlich fremd.
"Agent Brown, Agent Johnson", begrüße ich beide. "Agent Sharpe", grüßen sie mich wie aus einem Munde. Mir fällt auf, dass Agent Johnsons Lippenstift leicht verschmiert ist, aber ich denke nicht weiter darüber nach, da ich mit den Gedanken woanders bin.
Warum hat Gary mir noch nicht geschrieben? Haben die Legends etwa alles unter Kontrolle? Ich hole mein Kommunikationsgerät heraus und mache eine recht spontane Entscheidung.
"Agent Green, bei näherem Betrachten der Situation möchte ich, dass sie mithilfe ihres Zeitpeilers nach Wisconsin reisen und die Legends dort im Auge behalten. Mischen sie sich unter das Volk und nähern sie sich ihnen nicht. Alle anderen Anweisungen bleiben gleich. -Ava Sharpe."
"Sind sie soweit?", fragt Agent Brown mich. Ich nicke und stecke mein Kommunikationsgerät weg. "Natürlich. Bei dem Anachronismus handelt es sich um einen jungen Mann aus dem 18. Jahrhundert, der in Miami 2012 gelandet ist. Er befindet sich in einem Park. Wir konnten ihn über die Überwachungsbilder ausfindig machen. Er ist recht klein, hat rotbraunes Haar und trägt einen braunen Mantel", erkläre ich.
Dann öffne ich ein Portal zu eben diesem Park. Sofort bin ich in meinem Element. Wir teilen uns auf und bleiben per Funk in Kontakt.
Agent Brown findet unseren Anachronismus als Erster bei einer Bank und ich und Agent Johnson eilen zu ihm. Der Mann aus dem 18. Jahrhundert ist verwirrt und will gerade um Hilfe rufen, als ich meinen Errinerungssubstituierer heraus hole und seine Errinerungen lösche.
"Agent Johnson, öffnen sie bitte ein Portal", weise ich sie gelassen an. Sie gehorcht und wir treten durch das Portal. Wir kommen auf einer Wiese nahe eines Anwesens wieder heraus. "Einen schönen Tag, Sir", sage ich und schubse ihn ein wenig darauf zu.
Er läuft noch ein wenig in Trance auf das Anwesen zu. Eine der Nebenwirkungen des Einsatzes des Errinerungssubstituierers. "Unsere Arbeit hier ist getan", sage ich und öffne mit meinem Zeitpeiler ein Portal zurück zur Einsatzzentrale des Zeitbüros.
"Immer wieder ein Vergnügen mit Ihnen zu arbeiten, Agent Sharpe", meint Agent Brown und geht. Agent Johnson folgt ihm.
Ich grinse kurz und gehe dann wieder meiner Arbeit nach. Da die Mission ohne jegliche Komplikationen verlaufen ist, ist nicht viel zu tun.
Ich lösche die Daten und Koordinaten, die wir für den Einsatz gebraucht haben und gehe dann wieder in mein Büro. Unterwegs checke ich noch einmal, ob Gary mir etwas geschrieben hat.
Bis auf ein; " Selbstverständlich, Agent Sharpe. -Gary Green." sind keine weiteren Nachrichten angekommen.
Besorgt schreibe ich ihm. "Agent Green, gibt es schon irgendwelche Neuigkeiten? Bitte melden sie sich sofort. -Ava Sharpe."
Ich stecke mein Kommunikationsgerät wieder weg und weise im Lauf eine Angestellte an, mir ein Glas Wasser zu bringen. Sie nickt und eilt davon.
Den Bericht halte ich recht kurz, da ja auch nicht sonderlich viel passiert ist und bin schon nach einer Viertelstunde fertig. Ich nippe an meinem Wasserglas, das mir die Angestellte vor zehn Minuten gebracht hat und starre genervt auf das Kommunikationsgerät. Wieso hat Gary noch nichts weiter geschrieben?
Am Computer rufe ich die Anachronismuskarte auf und suche nach dem Anachronismus, an dem die Legends gerade arbeiten.
Da ist er 'Wisconsin, 1870, Stufe ... 6'. Stufe 6?! Die Legends haben also wirklich Mist gebaut.
Sofort rufe ich Gary auf dem Kommunikationsgerät an. Er geht nicht ran.
Vielleicht kann er gerade nicht telefonieren? Könnte er sonst erwischt werden?
Ich entscheide, ihm noch 5 Minuten Zeit zu geben, mir eine Nachricht zu kommen zu lassen, bevor ich ihn noch einmal anrufe.
Auf dem Bildschirm meines Kommunikationsgeräts tut sich rein gar nichts. Lediglich der Status des Anachronismus steigt auf Stufe 8, was mir Sorgen bereitet. Nach 5 Minuten also rufe ich ihn noch einmal an.
"Wenn er wieder nicht rangeht, komme ich persönlich dorthin", murmele ich, während es klingelt.
Doch diesmal erscheint tatsächlich Gary auf dem Bildschirm.
"Hier ist Agent 1066", meldet er sich.
"Sie haben keinen Statusbericht abgegeben, Gary", meine ich wütend, "Und dann meine Kontaktversuche ignoriert. Währenddessen ist der Fall irgendwie eskaliert und mittlerweile hoch, auf Stufe 8."
"Was", macht Gary schockiert. Pllötzlich fällt mir der Hintergrund des Bildschirmes auf. "Und wo bitte sind sie jetzt?", frage ich, "Ist das die Waverider?!"
Es ist definitiv die Waverider. Was zur Hölle macht er da?
"Sie sollten die Legends beobachten, nicht sich ihnen anschließen!", rufe ich in Rage. Ich hätte einen anderen Agent schicken sollen.
"Ähm, tja...", beginnt Gary, "Es ist nur so, dass die Legends alles unter Kontrolle hatten. Es war meine Einmischung in ihre, ehrlich gesagt, fachkundige Behebung der Krisensituation, dass alles, nun ja... eskalierte."
Das darf doch nicht wahr sein!
"Gary, falls sie überfordert sind, kann ich sofort Verstärkung schicken", sage ich mit einem wirklich wütenden Unterton.
"Nein, nein, nein, nein, nein", widerspricht Gary vehement. Irgendetwas ist da faul. "Keine Verstärkung", meint er nervös, "Wie gesagt, die Legends haben alles unter Kontrolle."
Ich starre ihn ungläubig an. Die Legends sollen alles unter Kontrolle haben? Das bezweifle ich doch sehr stark.
"Tja, ich muss los", sagt Gary knapp und legt auf.
Verwirrt gehe ich das Gespräch noch einmal im Kopf durch. Irgendetwas stimmt doch da nicht. Die Legends sollen alles unter Kontrolle haben?
Aber Sara hat es in ihrer gesamten Zeit bei den Legends noch nicht einmal geschafft, eine Mission ohne Komplikationen zu regeln. Und das Gary so ein Chaos verursacht haben soll, glaube ich auch nicht.
Ich meine, natürlich ist er manchmal ein ziemlicher Idiot, aber irgendwie hat er schließlich die Agent-Prüfung bestanden. Und diese Prüfung ist wirklich nicht so leicht. Ich selbst habe zwar mit Bravour bestanden, aber einige meiner Kollegen hatten wirklich Probleme mit dieser Prüfung.
Bevor die Legends noch weiteres Chaos anstellen können, fasse ich einen Entschluss.
Ich stehe auf und verlasse mein Büro. Ich will noch einmal kurz in die Einsatzzentrale, um dort meine Waffen zu holen. Und dann werde ich Miss Lance und ihrem Team einmal einen Besuch abstatten. Und sie, wenn sich die Möglichkeit ergibt, festnehmen.
Zurück im Eingangsbereich öffne ich ein Portal zur Brücke der Waverider.
POV Sara:
"Ich registriere einen Anstieg chronometischer Indifferenz, Captain. Agent Sharpe hat soeben die Waverider betreten", meldet mir Gideon.
Das heißt dann wohl, dass Mick und Martin, Jax, Ray, Nate und Amaya allein retten müssen, während ich die verdammte Miss Zeitbüro aufhalte. Hoffentlich bekommen sie das hin.
"Holen sie Rory, sie zwei regeln die Rettungsaktion", sage ich und dirigiere ihn zur Tür.
"Warten sie, wir zwei?", fragt Martin panisch, "Sind sie verrückt?"
Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wichtig ist jetzt erstmal, dass wir den Rest des Teams aus Barnums Gefangenschaft retten und den Anachronismus beseitigen, bevor Agent Sharpe uns festnimmt. Sie hat Gary sicher schon gefunden.
"Sie schaffen das schon. Ich vertraue ihnen", ermutige ich ihn. Und ich meine es auch so. Im Ernstfall schaffen es selbst die Zwei, zusammen zu arbeiten.
"Wieso?", fragt er verwirrt. Ich antworte ihm nicht und schiebe ihn durch die Tür. Uns rennt die Zeit davon. "Argh, jetzt gehen sie schon, ich halte sie auf, solange ich kann", sage ich.
Die Tür schließt sich hinter Martin und ich kann nur hoffen, dass er und Mick es schaffen, unsere Freunde vor Barnum zu retten.
Ich atme einmal tief ein, drehe um und gehe Richtung Brücke. Vermutlich hat sie dort eines von ihren Portalen geöffnet.
Kaum zwei Gänge weiter, steht sie mir gegenüber. "Sara Lance, im Namen des Zeitbüros stelle ich sie und ihr Team unter Arrest."
Ich grinse. "Das wurde auch wirklich Zeit. Ich habe sie schon vor Stunden erwartet."
"Gemäß Artikel 16, Paragraph 30, 53 des Weltvertrages über Zeitreisen habe ich die Befugnis, sie und ihre Leute festzunehmen."
Ich bewahre Ruhe und beginne erst einmal, ihr zu drohen, auch wenn ich weiß, dass sie kämpfen kann. Ein bisschen Spaß muss ich mir ja auch mal gönnen dürfen.
"Welcher Arm?", frage ich, immer noch scheinbar ganz gelassen, auch wenn ich mich innerlich auf den bevorstehenden Kampf vorbereite.
Agent Sharpe fasst meine Frage wohl etwas anders auf. "Der Weltvertrag wurde zwischen Director Hunter und den Vereinigten Nationen ausgehandelt", erklärt sie. Das interessiert mich zwar nicht wirklich, ist aber immerhin eine neue Info. Rip hat uns nicht viel von den 5 Jahren erzählt, die er genutzt hat, um das Zeitbüro aufzubauen.
"Das meinte ich nicht", stelle ich richtig, "Wenn sie versuchen, mich ins Zeitbüro zu bringen, breche ich ihnen den Arm. Liegt ganz bei ihnen, rechts oder links?"
Ich meine das vollkommen ernst. Ich werde mich ganz sicher nicht zurück nehmen, wenn wir kämpfen.
"Ihre Drohungen wirken vielleicht bei Konföderierten, Zombies und Quentin Schonbuels Lakaien und Speedstern, aber nicht bei mir", sagt sie bestimmt.
Da hat wohl jemand meine Akte gelesen. "Seit 5 Jahren habe ich mit ihren Fehlschlägen zu tun, ich weiß alles über sie, also wo ist unser Teammitglied, das sie gefangen halten."
Ich lache fast auf. "Sie meinen Gary?" Ich kann die Belustigung in meiner Stimme hören.
"Ich denke, das Schiff ist für ihn reinste Erholung, nachdem er ihr Lakai war", meine ich grinsend, weil ich weiß, dass sie die Bemerkung auf die Palme bringen wird.
Agent Sharpe zieht einen Bo Staff aus ihrem Ärmel. "Letzte Chance, ergeben sie sich und sie kriegen ihren alten Job beim Badausstatter wieder", droht sie nun ihrerseits. Am liebsten möchte ich ihr das triumphierende Grinsen aus dem Gesicht schlagen.
Aber dazu werde ich ja jetzt vielleicht sogar Gelegenheit bekommen. Ich hole mein eigenes Paar Bo Staffs hervor und sage: "Wann hat sich eine Legende jemals kampflos ergeben?"
Agent Sharpe schwingt herausfordernd ihren Stab. Ich gehe augenblicklich in Kampfposition, schwinge selbst demonstrativ meinen rechten Stab und gehe mit schnellen Schritten auf sie zu.
Sie rennt mit einem wütenden Schrei auf mich zu. Ich wehre ihren Angriff ab und setze sofort zum Gegenangriff an. Ava pariert und schlägt sofort zurück.
Anhand ihrer Angriffskustigkeit kann man erkennen, dass sie wirklich fest entschlossen ist, diesen Kampf zu gewinnen.
Es ist ein einziges hin und her, sie greift an, ich wehre ab, ich greife an, sie wehrt ab. Aber egal wie sehr ich es versuche, ich komme nicht durch ihre Verteidigung.
Ich weiche nach hinten aus, um einem Schlag ihres Stabs zu entgehen und muss direkt danach meine beiden Stäbe vor dem Kopf überkreuzen, um ihren Zweitschlag abzuwehren. Dann hole ich zum ersten Schlag aus.
Sie weicht aus, den zweiten wehrt sie mit ihrem eigenen Stab ab. Ich setze eine Drehung ein, um an Kraft zu gewinnen, weil ich ihren Arm gerade weit genug weg geschlagen habe, dass sie mich nicht schnell genug treffen kann.
Sie hat sich allerdings auch gedreht und ich stehe einem ausgestreckten Stab gegenüber. Mit einem Schlag gegen das Handgelenk lenke ich sie ab, dann hole ich zu einer weiteren Drehung aus und treffe sie am Oberschenkel.
Dem nächsten Schlag kann sie nur knapp entgehen. Ich habe ihr einen Moment den Rücken zugedreht, welchen sie nutzt, um auszuholen. Ich schaffe es gerade so, auszuweichen und zum Gegenschlag anzusetzen, aber den wehrt sie einfach ab.
Ich drehe mich noch einmal und währed ich sie angreife, entwaffnet sie mich auf der linken Seite. Ich lasse den Stab wegfliegen und springe auf sie zu, den Stab zu einem heftigen Schlag erhoben.
Sie hält angestrengt dagegen und muss sich einmal drehen, um ihr verlorenes Gleichgewicht wiederherzustellen. Ich schlage mit meinem Stab auf sie ein, was sie abwehrt und trete ihr gleichzeitig kräftig in den Bauch. Sie stöhnt, lässt sich ihren Schmerz aber weiter nicht anmerken.
Ich gehe auf sie zu und während ich zum Schlag aushole, packt sie meinen Arm und schleudert mich gegen die Wand. Ein stechender Schmerz zieht durch meinen Rücken, aber ich ignoriere ihn.
Stattdessen hebe ich mit beiden Händen meinen Stab vor meinen Kopf, um Avas nächsten Schlag abzuwehren. Die Stäbe prallen klirrend aneinander und ich nutze den Moment, um ihren Stab kurz über ihrem Handgelenk zu greifen.
Sie versucht die Kontrolle über ihren Stab zu behalten, was ihr allerdings nicht besonders gut gelingt. Ich versuche mit meinem Stab nach ihr auszuholen, aber sie hält meinen Arm fest. Ausgleich.
Einen Moment starren wir uns nur gegenseitig in die Augen, die Arme über dem Kopf und die hasserfüllten Blicke aufeinander gerichtet. Wäre das hier jetzt eine andere Situation, hätte ich sie vielleicht geküsst, aber das ist sie nicht. Stattdessen hole ich mit meinem Kopf aus und verpasse ihr eine heftige Kopfnuss.
Nicht gerade elegant und mein Kopf wummert, aber zu Kritik an meinen Methoden habe ich gerade keine Zeit. Das mache ich später im Trainingsraum, wenn ich diese Zeitbüro-Agentin ausgenockt habe.
Ich nutze den Augenblick, in dem Ava versucht, den Schmerz zu verarbeiten und reiße unsere Arme nach unten. Dann drehe ich sie um und lege meinen Arm um ihren Hals. Ich drücke ordentlich zu, um ihr die Luftzufuhr abzuschnüren.
Aber Ava wendet ihre ganze Kraft auf, um mich über ihre Schulter zu schleudern. Ich krache mit voller Wucht auf den Boden und kann mich nur noch schnell abrollen. Trotzdem knalle ich gegen die Metallwand des Flures und meine gesamte rechte Körperhälfte schmerzt.
Wieder starren wir uns einen Moment wutentbrannt an. Beide an eine Wand der Waverider gelehnt. Sofort stehe ich auf und gehe wieder auf sie zu.
Der Tanz unserer Stäbe geht von neuem los. Unauffällig versuche ich, sie dabei in Richtung der Brücke zu locken, weil wir dort mehr Platz haben. Ich habe wenig Lust, noch einmal gegen eine Wand dieses engen Flures zu fliegen.
Tatsächlich schaffe ich es, sie in die richtige Richtung zu lotsen, allerdings hat sie mich gerade entwaffnet und hat jetzt definitiv einen Vorteil.
Geschickt weiche ich ihren Schlägen aus. Meine einzige Chance besteht darin, ihr nahe genug zu kommen, um sie ebenfalls zu entwaffnen. Ansonsten schlägt sie mich früher oder später mit ihrem Bo Staff k.o.
Nachdem ich drei weiteren Schlägen ausgewichen bin, schaffe ich es, sie zu entwaffnen. Dazu täusche ich einen Schlag mit meinem rechten Arm in ihre Magengegend an, um stattdessen mit einem Tritt meines linken Beins gegen ihr Handgelenk den Bo Staff loszuwerden.
Es funktioniert. Jetzt heißt es nur noch Faust gegen Faust. Ava ist wirklich gut. Sie wehrt meine Schläge stabil ab und landet sogar mehrere Treffer.
Mittlerweile tut uns alles weh und bei jedem Mal, dass unsere Arme aufeinander treffen, stöhnen wir beide auf.
Ich lande einen Treffer gegen ihren Kopf und Ava macht eine kurze Pause. "Rip hätte sie für das Zeitbüro rekrutieren sollen", meint sie anerkennend und nach Atem ringend.
"Rip weiß, dass ich das hier nie aufgebe", antworte ich und kämpfe eben falls um Luft. "Ihr Fehler", kommentiert Ava.
Damit ist unsere Konversation und so auch unsere Atempause beendet. Sie holt zu einem Schlag mit dem linken Arm aus, dem ich mit einer Drehung unter ihrem Arm ausweiche.
Ich versuche, einen Treffer gegen ihre Hüfte zu landen, aber sie hält ihren Arm dazwischen. Ich stöhne. Dort muss ich inzwischen sicher dutzende blaue Flecken haben.
Noch einmal versuche ich es, diesmal von oben, aber Ava wehrt mich erneut ab. Diesmal ächzt sie.
Wir beginnen gleichzeitig uns zu drehen und schon während der Drehung weiß ich, dass der Schlag nicht gut enden wird, aber ich tue es trotzdem. In exakt dem selben Moment knallen wir uns gegenseitig die Fäuste gegen die Schädel und fallen zu Boden.
"Wie wär's mit ner Pause?", fragt Ava erschöpft. Ich berühre vorsichtig meine Nase, um zu überprüfen, dass sie nicht gebrochen ist. Ist sie zum Glück nicht.
"Ich hätte nichts gegen Wasser", antworte ich. Meine Kehle ist ausgetrocknet und ich fühle mich wie gerädert.
"Ja", stimmt sie mir seufzend zu. Wir beide atmen immer noch schwer und einen Moment lang bleiben wir liegen, um Luft zu holen.
Ich stehe vor ihr auf und will ihr schon instinktiv meinen Arm hinhalten, um ihr aufzuhelfen. Glücklicherweise stoppe ich mich aber selbst, bevor Ava das merkt.
"Nun kommen sie", sage ich und gehe in die Küche. Sie steht auf und folgt mir. Schweigend hole ich zwei Metallbecher aus dem Schrank, dann gieße ich uns beiden Wasser ein und drücke ihr den einen Becher in die Hand.
Ich lasse mich auf den Stuhl gegenüber von ihr fallen und nippe an meinem Wasser. Die ganze Situation ist irgendwie absurd.
Gerade eben noch haben wir uns bis aufs Blut bekämpft und jetzt sitzen wir in der Küche und trinken Wasser, als wäre nichts gewesen. Moment, doch, unsere Haare sind zerzaust.
Mehrere Stränen haben sich aus Avas Dutt gelöst und der Dutt selbst ist mittlerweile auch eher als einfacher Pferdeschwanz zu identifizieren. Irgendwie steht ihr das.
Nach einer Minute Schweigen und Trinken, ertönt plötzlich ein Maunzen. Ava dreht sich um. Es ist der Säbelzahntiger, den ich und Amaya gestern Abend mit Rays Schrumpfer gefangen haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Mick angewiesen hatte, ihn in einen Käfig zu packen, aber solange er so klein ist, ist es nicht so schlimm, dass er frei herumläuft.
Ava atmet erleichtert auf. "Ich hoffe das Vieh ist stubenrein", kommentiert sie trocken. Wohl eher nicht.
"Vermutlich nicht", gebe ich zu, "Ich hasse Katzen." "Ich schätze sie stehen mehr auf Hunde, oder?", fragt Ava neugierig.
"Ja", meine ich provozierend, "Sie sind dumm und loyal." Also definitiv einfacher zu händeln als mein Team. Einige, Ray, Nate und Martin zum Beispiel, sind wirklich sehr schlau und Mick zum Beispiel, war nicht immer so besonders loyal. Wegen ihm und natürlich auch der Legion der Verdammnis wäre Amaya vor einem halben Jahr fast gestorben.
Ich weiß zwar nicht, was genau in der alternativen Realität passiert ist, aber ich schätze, mein anderes Ich hatte einen guten Grund, die Geschehnisse dort rückgängig machen zu wollen. Ansonsten hätte sie, ich, mit Sicherheit nicht das Risiko auf sich genommen, das Zeitparadoxon zu erschaffen.
"Tzz", macht Ava, um meine Meinung zum Thema Hunde zu kommentieren.
"Apropos, wir sollten vielleicht mal nach Gary sehen", meine ich.
Doch dazu kommen wir nicht, weil sich der Säbelzahntiger plötzlich unter lautem Gefauche wieder vergrößert. Panisch steht Ava auf und blickt das Vieh an.
Ich errinere mich an Amayas Rat gestern im Wald. "Bleiben sie ruhig. Nur nicht..."
Ava rennt panisch weg. "...wegrennen", ergänze ich meinen Satz. Instinktiv hole ich das Portaldings aus der Tasche und öffne so schnell ich kann zwei Portale zu der Stelle, an der Ava jetzt vermutlich ist. Vor der verschlossenen Tür in der Falle.
Gerade rechtzeitig, denn der Säbelzahntiger setzt schon zum Sprung an. Aber ich bin schneller. Mit einem Sprung werfe ich uns beide außer Reichweite des Säbelzahntigers durch das zweite Portal in den Bunker.
Beide Portale schließen sich sofort und wir landen nebeneinander auf dem Boden. Augenblicklich rappeln wir uns wieder auf.
"Woher haben sie den Zeitpeiler?", fragt Ava empört. "Könnte mich vielleicht einer losbinden?", fragt Gary nervös. Wir ignorieren ihn beide.
"Das ist gestohlen und Eigentum der Regierung!", sagt sie wütend. "Na ja, ich bekomme sonst Durchblutungsstörungen", kommt von Gary.
Ich lache kurz auf. "Sie sind doch bloß sauer, weil ich sie gerettet habe, schon wieder", meine ich triumphierend. Ava will gerade zu einer Antwort ansetzen, als Gideon sie unterbricht.
"Captain Lance, verzeihen sie die Störung, aber sie wollen sicher wissen, dass der Anachronismus die Stufe 9 erreicht hat."
"Oh mein Gott", murmelt Agent Sharpe. Verdammt, ich dachte Mick und Martin kriegen das geregelt.
"Mein Team regelt das", sage ich trotzdem voller Vertrauen. Irgendwie haben wir es doch bisher aus jeder Situation geschafft. Sie brauchen sicher nur etwas Zeit.
"Und wenn sie versagen kommt Rip hoffentlich von dieser bescheuerten runter,... ", meint sie wild gestikulierend, "Ihr Team könnte gegen, ahm." Sie unterbricht sich selbst und starrt einen Moment auf ihre erhobene Hand.
"Wissen sie was? Er wird Ihnen ihr Schiff wegnehmen, schon wieder", meint sie und wischt sich die Haare aus dem Gesicht.
Hoffentlich schaffen sie es. Ansonsten könnte Agent Sharpes Drohung wirklich wahr werden. Ich kann ihnen nicht helfen. Wir sitzen hier im Bunker fest. Wir können nur abwarten, bis sie wieder auf dem Schiff sind und uns hier herausholen.
Früher hätte ich Gideon einfach sagen können, dass sie die Tür öffnen soll, aber nachdem Rip sich das in seiner Gehirnwäsche-Zeit bei der Legion zunutze gemacht hat, haben wir Gideon befohlen, nicht auf die Befehle der Gefangenen zu hören, egal wer es ist.
Ich antworte Agent Sharpe nicht und gehe hinüber zu der Bank hinter Gary. Seine Bitten, wir mögen doch seine Fesseln abmachen, ignorieren wir beide und als Agent Sharpe sich rechts neben mich setzt, anstatt ihm zu helfen, hört er auf.
Gefühlt sitzen wir einfach Ewigkeiten da und warten. Ich habe nicht einmal eine Armbanduhr um und verliere schon nach einigen Minuten das Zeitgefühl. In einer solchen Situation würde ich normalerweise wie ein eingesperrter Löwe umher laufen und meinem Team auf die Nerven gehen, aber ich möchte Agent Sharpe nicht noch mehr reizen.
Ich lege es nicht darauf an, unser Schiff so schnell wieder zu verlieren. "Gideon, Status?", frage ich nach einiger Zeit.
"Unverändert, Captain", antwortet unsere K.I.
Agent Sharpe schnaubt. Ich versuche die Beiden zu ignorieren und konzentriere mich auf meinen Atem. Das lenkt wenigstens halbwegs ab. Schon bald merke ich, wie mein Herzschlag vollkommen gleichmäßig wird und mein Atem so ruhig ist, wie seit Stunden nicht mehr.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen Jax und Ray herein und öffnen die Tür. Ich stehe sofort auf.
"Tja, Mr. Sneezums hat jetzt eine umgängliche Größe", meint Ray zur Begrüßung und hält seinen Schrumpfhandschuh hoch. "Mr. Sneezums?", frage ich amüsiert.
"Ja, gut oder?", fragt Ray. "Das Wichtigste ist, wir haben eine mega krasse Show abgeliefert", erwidert Jax. Sie müssen mir später alles genau erzählen. "Und Stein liebt jetzt den Zirkus."
"Ich glaube Ihnen nicht", sagt Agent Sharpe, die mittlerweile auch aufgestanden ist. "Doch es stimmt, er ist jetzt der Meinung, dass der Zirkus einer der letzten Orte der wahren Wunder ist", erklärt Ray.
Ich bezweifle, dass Agent Sharpe das meinte.
"Ich meinte, ich glaube nicht, dass der Anachronismus beseitigt wurde", erklärt sie ihm.
Bevor ich oder die anderen Beiden auch nur etwas sagen können, schaltet Gideon sich ein. "Glauben sie es ruhig, Agent Sharpe. Ich habe Director Bennett mitgeteilt, dass Wisconsin im Jahr 1870 anachronismusfrei ist."
"Ah, sogar unsere K.I. kann sie nicht leiden", sage ich und grinse Agent Sharpe an. Manchmal liebe ich Gideon echt für solche Aktionen. Sie ist irgendwie doch ein richtiger Teil des Teams.
Agent Sharpe blickt mich nur kopfschüttelnd an.
"Tja, mein Fuß ist definitiv taub", wirft Gary dazwischen. Was für ein Idiot. "Gary", meint Agent Sharpe genervt. "Mein ganzes Bein, was wenn das bleibt?"
"Moment, wer ist der Kerl?", fragt Jax verwirrt. Agent Sharpe macht sich daran, ihn loszubinden.
"Das ist Gary", erkläre ich, "Könnt ihr das mal regeln?" "Ich würde gerne mit Ihnen reden", sage ich an Agent Sharpe gewandt, "Unter vier Augen."
Sie sieht mich mit einem genervten Blick an, überlässt Gary aber den Jungs und folgt mir ins Büro. Dort hat sie anscheinend nichts besseres zu tun als sich erst einmal ein Bild von mir, meiner Schwester Laurel und unserem Freund Olliver anzusehen.
"Ihre Schwester nehme ich an", fragt Agent Sharpe. Ich nehme ihr das Bild aus der Hand und gehe damit hinüber zu einem anderen Tisch, wo ich es umgedreht hinlege.
"Und unser Freund Olliver", ergänze ich genervt. Meine Vergangenheit geht sie absolut gar nichts an.
"Also", fange ich an. "Tja, ich denke, ich muss sie wohl beglückwünschen, sie behalten ihr Schiff. Fürs's Erste, aber..."
Ich lasse sie nicht ausreden. "Sie beobachten uns weiter. Ja, das kenne ich bereits. Aber wieso verraten sie mir nicht lieber, worum es hier wirklich geht?"
"Ich weiß leider nicht, was sie meinen", erwidert Agent Sharpe. Sie weiß doch ganz genau, was ich meine. Diese seltsame Ansprache, kurz nachdem ich sie gerettet habe. Sie schien irgendetwas Wichtiges sagen zu wollen, hat es dann aber doch nicht getan.
"Sie sagten: Dann kommt Rip hoffentlich endlich von dieser bescheuerten Vorstellung runter, ihr Team könnte tatsächlich gegen... und dann haben sie abgebrochen", erkläre ich und ahme dabei ihre Gestik von vorhin nach.
"Also raus mit der Sprache, wer ist unser Gegner?", frage ich und starre sie mit einem forschen, kein Ausweichen-erlaubenden Blick an.
Sie weicht mir trotzdem aus. "Diese Information ist streng geheim, ich kann ihnen nur eins sagen; und zwar das sie und ihr lächerliches Team daran scheitern würden."
Das bezweifle ich. Bisher haben wir jedes Abenteuer bestanden. Selbst als wir alle dachten, wir hätten verloren, haben wir uns aufgerappelt und die Legion besiegt. Wir haben schon so viel erreicht und wir werden uns nicht davon unterkriegen lassen, dass das Zeitbüro nicht an uns glaubt.
Agent Sharpe verlässt das Büro. "Sollten sie nicht noch was mitnehmen?", rufe ich ihr hinterher. Sie bleibt stehen und sieht mich mit einer Mischung aus Genervtheit und Verwirrung an.
"Gary", sage ich triumphierend grinsend. Das musste jetzt sein. Ich kann die Wut in ihren Augen sehen.
Wortlos verlässt sie die Brücke und nach ein paar Minuten meldet mir Gideon, dass sie und Gary die Waverider verlassen haben.
"Sehr gut", meine ich zufrieden. Dann gehe ich zu Ray und Jax in die Küche, damit sie mir erzählen, was genau beim Zirkus vorgefallen ist.
Nachdem sie ihre Geschichte beendet haben, fasse ich knapp zusammen, was auf dem Schiff passiert ist.
"Agent Sharpe ist aufgetaucht, um uns festzunehmen. Ich habe Mick und Stein losgeschickt, um euch zu helfen. Wir haben eine ganze Weile gekämpft, sie ist nicht schlecht, aber nach einer Zeit waren wir beide so erschöpft, dass wir eine Pause brauchten. Wir sind in die Küche gegangen, wollten ein Glas Wasser trinken und dann ist der Säbelzahntiger aufgetaucht. Anscheinend waren die 24 Stunden um, denn er ist wieder gewachsen. Unsere Miss Zeitbüro ist dann natürlich panisch weggerannt und um sie zu retten, musste ich ein Portal öffnen, weshalb wir dann im verschlossenen Bunker gelandet sind."
"Oh", meint Jax nur. "Was wolltest du eigentlich vorhin noch von ihr?", fragt Ray neugierig.
Ich winke ab. "Sie wollte es mir nicht sagen und hat lediglich gemeint, wir würden es sowieso nicht schaffen."
Da kommen Nate und Amaya herein. "Hey Leute, Amaya möchte uns etwas erzählen. Das sollten vielleicht alle hören", meint Nate.
Wir springen sofort auf und folgen den Beiden auf die Brücke. Martin und Mick sind schon da.
Die Anderen setzen sich. Mir ist nicht nach Sitzen, das habe ich im Bunker schon genug getan. Amaya stellt sich vor uns und blickt einmal in der Runde. Sie atmet ein paar Mal tief ein und aus. Es fällt ihr sichtlich schwer, über was auch immer jetzt kommt zu sprechen.
"Es fing vor etwa einem Monat an", beginnt sie, "Immer wenn ich meine Kräfte herauf beschwor, konnte ich fühlen, wie ich die Kontrolle verloren habe. Als hätte nicht ich die Oberhand, sondern das Tier."
Das errinert mich an meine Probleme mit der Blutlust, die ich nach meiner Wiederauferstehung hatte. Erst auf der Waverider habe ich gelernt, damit umzugehen und mich selbst unter Kontrolle zu bringen. Rip hat damals auch gesagt, ich hätte mich wie ein wildes Tier benommen. Ich habe mich gefühlt wie ein Monster.
"Eines Tages kamen belgische Soldaten in unser Dorf", fährt Amaya fort, "Ich sagte ihnen, dass Zambesi unter meinem Schutz steht, aber als sie angriffen, habe ich alle getötet."
Das klingt nicht nach der Amaya, die ich kenne, sondern nach meinem alten Ich. Sie macht gerade eine schwere Zeit durch.
"Sie haben sich doch nur verteidigt", versucht Martin sie aufzumuntern. "Nein, sie verstehen das nicht. Diese Soldaten waren fast noch Kinder. Sie sind weggelaufen, aber ich, ich habe sie gejagt. Einen nach dem Anderen, immer weiter. Ich habe sie in Stücke gerissen."
"Aus diesem Grund bist du zurück gekommen", stelle ich fest. Amaya nickt. "Ich musste irgendwo nachdenken. Dieses Totem ist mein Geburtsrecht und meine heilige Pflicht", sagt sie und umklammert das goldene Totem um ihren Hals wie einen Anker.
"Irgendetwas stimmt hier nicht. Was, wenn ich die Kontrolle über mein Dorf verliere? Es tut mir leid, ich, ich wollte es euch erzählen. Euch allen, aber ich habe mich zu sehr geschämt."
Ich habe damals auch verborgen, was mit mir los war. Sie haben es erst erfahren, als ich die Kontrolle verloren habe.
"Ach, jeder hat doch was, auf das er nicht stolz ist, ausgenommen Schmalzlocke", meint Mick gelassen. Mick hat da vermutlich sogar mehrere Dinge. Aber er hat Recht, wir alle haben unsere Macken und Fehler. Wir stehen das gemeinsam mit ihr durch.
"Also ehrlich gesagt bin ich echt unzuverlässig bei der Rückgabe von Büchereibüchern", gesteht Ray. Er ist echt ein unverbesserlicher Softie.
Amaya lächelt kurz. Dann trübt sich das Lächeln sofort wieder. "Ich kann nicht wieder zurück, noch nicht. Aber vielleicht ist es hier auch nicht sicher. Na ja, ihr habt mich vorhin gesehen, ich könnte euch gefährlich werden.
Wir werden sie ganz sicher nicht alleine in dem Zustand irgendwo aussetzen.
"Du bist Eine von uns", sage ich bestimmt, "Vielleicht mehr als je zuvor." "Wir wären verrückt, dich gehen zu lassen", stimmt Nate mir zu.
Amaya sieht uns alle gerührt an. Auch wenn ihre Augen dabei etwas länger auf Nate hängen bleiben.
"Außerdem brauchen wir jetzt wirklich deine Hilfe", fahre ich fort. "Hach, wir haben ein neues Problem. Rip hat uns etwas verschwiegen. Es kommt etwas wahrhaft Böses, etwas vor dem sich sogar das Zeitbüro fürchtet", kündige ich düster an.
Einen winzigen Moment schweigen wir, dann brechen wir alle in Gelächter aus.
"Was könnte schlimmer sein als ein unsterblicher ägyptischer Halbgott", meint Jax und spielt dabei auf den immer schlecht frisierten Vandal Savage an.
"Oder ein böser Speedster", fügt Martin lachend hinzu. "Whoa, ich hab Angst vor dem Zeitmonster", meint Ray wild gestikulierend.
Das Zeitbüro hat uns echt unterschätzt. "Ich kann echt nicht mehr", meint Nate lachend und geht von der Brücke. Wahrscheinlich ist er auf dem Weg in die Küche, was eine gute Idee ist, da wir alle ziemlich hungrig sind.
Wir unterhalten uns alle noch ein wenig über unsere vergangenen Missionen, während wir ihm in die Küche folgen.
Selten haben wir bei einem Abendessen soviel gelacht. Selbst Nate, der seit Amayas Rückkehr ein wenig neben sich stand, blüht wieder vollkommen auf.
Diesen Abend schlafe ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein.
--------------------------------------------------------------
Hey Leute,
das war das neue Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen, denn es war echt viel Arbeit. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn ihr für das Kapitel abstimmt. Bis zum nächsten Kapitel dauert es jetzt aber wieder ein wenig.
Bis dahin, LG eure Schattenwelt
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top