82. Und die Tage vergehen...

Nicht verwirrt sein, das sind vier kleine Szenen in einem Kapitel, deswegen die etwas größeren Abstände zwischendurch!

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Todesserangriffe nehmen zu

Nachdem in Hampshire eine Muggelfamilie spurlos verschwand, gab es vor wenigen Tagen wieder vermehrte Sichtungen von den schwarz tragenden Zauberern und Hexen, die wieder in Aktion treten. Dunkle Magie liegt in der Luft und die Leute leben in ständiger Angst. Sichere Quellen bestätigen, dass vielen Menschen bereits das Land verlassen haben und doch nimmt die Liste der Verschwundenen und Toten jeden Tag zu.

Kaum einer scheint mehr sicher zu sein in diesem Land, während Er, dessen Name nicht genannt werden darf, immer mehr Macht sammelt und seine Anhänger sich durch die Lande scharen. Das Ministerium gibt vor, den Frieden wahren zu können, während die Auroren schon lange nicht mehr in der Lage sind, das Volk zu schützen.

Ein Mitarbeiter der Aurorenzentrale gab zu, dass die Befehle des Ministeriums nur noch staatlicher Natur sind. Die meisten Auroren wurden für den Schutz der hohen Tiere im Ministerium abgesetzt, während die kleinen Bürger um ihre eigene Sicherheit bangen müssen. Und während Er, dessen Namen nicht genannt werden darf, wie durch einen Sturm aus Angst und Dunkelheit die Lande durchstreift und niemand weiß, wo er sich in diesem Moment aufhält, gehen die Todesser ihrer krankhaften Verfolgung von Muggelstämmigen und Muggeln nach. Wie ein Schleier aus Schmutz legt sie sich über die Welt und die großen Orte des magischen Englands leben in täglicher Sorge, dass sie das nächste Ziel für einen Großangriff sind.

Die Hauptzentrale des Tagespropheten, das St. Mungos Hospital für magische Krankheiten und Verletzungen und auch das alte Museum für magische Geschichte und Artefakte waren bereits die Opfer der Angriffe der Todesser und es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis das Zaubereiministrium oder die Hogwartsschule an der Reihe sind. Doch mit so mächtigen Zauberern wie Albus Dumbledore, die für Schutz sorgen, dürfte diese Mission noch in ferner Zukunft liegen.

Ich möchte an dieser Stelle allen Familien meinen tiefsten Respekt und meine größten Trauerwünsche ausbreiten. So viele hat der Krieg bereits als Opfer gefordert und auch wenn noch viele weitere kommen werden, ich glaube daran, dass wir diesem Sturm entgegenwirken können. In solch einer dunklen Zeit ist es wichtig, dass wir uns nicht entfernen, sondern uns gegenseitig unterstützen. Wenn – „

Lily brach den Artikel ab. Sie fühlte eine Übelkeit, die sie sich nicht erklären konnte und knüllte die kleine Dorfzeitung zusammen. James hatte sie besorgt und sie wusste nicht Recht, was sie davon halten sollte. Sie musste keine Zeitung lesen, wenn diese nur wiederholen würde, was Schreckliches in der Welt vor sich ging. Lily konnte sich nicht erklären warum, aber sie verspürte immer eine gewisse Leere in sich, wenn sie solche Artikel las. Vielleicht lag es daran, dass sie nichts tun konnte, oder dass sie einfach keine Ahnung hatte, was ihre Freunde taten, aber sie fühlte sich schrecklich. Jeder vergangene Tag hinterließ seine Spuren bei ihr. Keine sichtbaren, dachte sie. Mehr seelische.


„Komm, Harry, wir versuchen jetzt mal etwas mit mehr Form zu bauen, ja?" Anstatt einer Antwort – die Lily auch nicht erwartet hatte – gab ihr Baby ein glucksendes Geräusch von sich und strampelte heftig mit den Füßen, die zusammen mit dem Rest seines Körpers in einem türkisenen Winteranzug steckten. Lediglich sein Gesicht war zu erkennen, welches eine hellrote Färbung angenommen hatte. Lily lächelte und stupste an seine Nase und Harry gab ein lachendes Geräusch von sich. Allerdings war der Winteranzug so dickgefüttert, dass er seine Arme und Beine nicht wirklich bewegen konnte und so fand Lily, sah Harry eher aus wie türkisener Stern.

Während sie Harry auf ihrem Schoß hatte und auf einer Decke saß, fuhr Lily mit ihren Fingern durch den eiskalten Schnee auf dem Boden. Die kleinen, kristallinen Flocken blieben an ihrer Haut haften und schmolzen dann nach kurzer Zeit. Vergänglich, hatte ihr Vater den Schnee immer beschrieben. Weil er so schnell schmolz. Aber dann hatte er Lily und Petunia immer mit in den Garten genommen, sie hatten einen großen Schneemann gebaut und ihm farblich nicht zusammenpassenden Schals und Mützen angezogen, während Petunia sich beklagt hatte, dass ihre Handschuhe kratzig und nicht rosa genug waren.

Ob sie mit ihrem Kind wohl auch draußen im Schnee spielen würde, fragte sich Lily, als sie kleine Kugeln formte, während Harry immer noch lachte, weil eine Schneeflocke auf seiner Nase gelandet war. Sie stapelte die Kugeln zusammen und baute einen kleinen Mann daraus. Mit trüben Augen blickte sie ihn an und zerstampfte ihn dann sofort wieder.

Dann zog sie ihren Zauberstab hervor, machte sich gar keine Gedanken darum, dass ein Nachbar sie sehen könnte, weil sie sowieso niemand sah, und ließ den Schnee vor ich tanzen. Hunderte Formen nahm er in der Luft an, setzte sich zu Tieren und Blumen zusammen und Lily tat ihr Bestes, damit Harry alles sehen konnte. Sie wollte, dass er schöne Erinnerungen an seinen ersten Winter haben würde. Selbst, wenn er sich wohl nie daran erinnern würde.

Ohne darauf zu achten, was sie tat, standen dann ein Hirsch und eine Hirschkuh aus Schnee vor ihr und ein kleines Kalb stand davor, geschützt durch das mächtige Geweih des Vaters und den kräftigen Beinen der Mutter. Niemand würde dem Kalb etwas tun können, dachte Lily und ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Nicht, solange sie und James da waren, um es zu schützen.


Lily setzte ihre Feder auf das Pergament, doch die Worte schienen nicht kommen zu wollen. Ein Tintenklecks bildete sich, doch es kümmerte sie gar nicht. Sie wusste nicht, was sie schreiben sollte, weil sie nichts zu erzählen hatte und das wurmte sie. Sie saßen seit Wochen im Haus fest und das einzig spannende, was passiert war, war die Vase, die der Kater umgeworfen hatte, als er sich vor Harry erschrocken hatte. Die Tage verbrachten Lily damit sich um Harry zu kümmern, überflüssigerweise den Haushalt zu schmeißen und Bücher zu lesen, die sie bereits gelesen hatte. James schlich sich ab und an raus um ein paar Zeitungen zusammenzuklauben oder ihr ein neues Buch zu besorgen, aber auch er hatte nichts viel zu tun. Er konnte nicht fliegen, er konnte nicht zu seinen Freunden, er konnte keine Magie trainieren, weil er vielleicht Harry erwischen könnte. Sie saßen in einem Haus fest, welches beinahe mit ihren trüben Gedanken überschwamm und Lily würde am liebsten schreien.

Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, dass sie ab nun jede Woche jemand anderem einen Brief schreiben würde. Ihre eigene Eule hatte seit Monaten nichts mehr zu tun gehabt und war eigentlich nur noch zu Hause, wenn sie um Käfig schlafen würde. Außerdem stritt sie sich ständig mit dem Kater und war deshalb auch kaum da. Wenn sie ihr was zu tun geben würde, dann wäre Lily wenigstens so weit zufrieden, dass sie wusste, dass sie den Tag etwas genutzt hatte. Aber es fiel ihr nichts ein. Sie konnte Lin nicht schreiben, weil sie nicht wusste, wo sie war. Sie konnte Remus nicht schreiben, weil er nichts von sich hören ließ, sie konnte Peter nicht schreiben, weil er sich ebenfalls verdeckt hielt.

Sie hatte einmal mit Alice geschrieben, doch der Kontakt war schnell abgebrochen, als Todesser die Eule abgefangen hatten und beinahe den Wohnort der Longbottoms herausgefunden hatten. Lily hatte extra einen Zauber herausgesucht, damit sie die Eule für eine gewisse Zeit unsichtbar werden lassen würde, wenn sie sie losschicken würde, doch sie konnte sie nicht loswerden, wenn sie keine Briefe schrieb.

Und auch wenn sie noch immer nicht wusste, was sie eigentlich erzählen wollte, so schrieb sie einfach drauf los. Auch wenn sie immerhin wusste, dass sie diesen Brief niemals abschicken würde.

Hallo Mum,

ich hoffe es geht dir und Dad geht. Ich hab viel mit Harry zu tun, er hält ziemlich auf Trab. James und ich sind gerade ein bisschen eingeschränkt in den Dingen, die wir unternehmen können, deswegen kann ich auch nicht so viel erzählen, aber ich wollte euch trotzdem schreiben.

Marlene hat sich verlobt! Und Sirius war sogar okay damit. Er war sie beglückwünscht und ich bin wirklich froh, dass die beiden sich wieder vertragen. Es war schrecklich, als sie nicht miteinander gesprochen haben und sich anscheinend auf den Tod nicht abkonnten.

Harry kommt sehr nach James. Er hat dieselben Haare und dasselbe Gesicht und seine zerstörerische Ader. Drei Tassen hat er schon vom Wohnzimmertisch geworfen, als ich abgelenkt war und einmal ist er auf die Katze gerollt. Er hat wirklich sehr viel Energie und wahrscheinlich hat er das auch von James. Der kann ja auch nicht stillsitzen.

Wie geht es Großmutter Marigold? Ich hab lange nichts mehr von ihr gehört. Ob sie wohl sehr sauer ist, dass sie nicht zur Hochzeit eingeladen war? Ich hätte sie zwar gerne dabeigehabt, aber es waren ja größtenteils Zauberer und Hexen anwesend. Und wenn sie mich schon an ein Kreuz binden will, weil ich zum Schlafen keinen BH trage, was tut sie erst, wenn sie erfährt, dass ich eine Hexe bin? Wahrscheinlich badet sie mich in Weihwasser und will mir den Satan austreiben.

Lin ist in Amerika, wusstet ihr das? Sie hat dort eine Tour mit ihrer Band und es scheint ihr sehr viel Spaß zu machen.

Ich weiß nicht, was ich noch schreiben kann.

In Liebe,

Lily.

Kaum hatte sie die Feder abgesetzt, nahm sie das Pergament hoch und zerknüllte es wütend. Sie schraubte das Tintenfass zu und stopfte es zurück in die Schublade. Dumme Idee, Lily, schalt sie sich.


Hey Lily,

du bist bestimmt gelangweilt, oder? Ganz bestimmt bist du das. Ich wünschte, ich könnte dich besuchen kommen, aber das ist wohl nicht so einfach, hm?

Caradoc und ich sind sehr damit beschäftigt die Hochzeit zu planen und, oh Lily, ich wollte das doch alles mit dir machen. Du solltest doch meine Brautjungfer sein und mit mir das Kleid aussuchen und mich ausschimpfen, wenn ich keine vegetarischen Gerichte auf die Speisekarte packe. Lily, du bist doch Hochzeitsexpertin, also solltest mir helfen. Vielleicht sollten wir warten, bis alles vorbei ist?

Nein, das hab ich mich schon oft gefragt. Caradoc hat gesagt, dass wir es lieber gleich tun sollten, als nie. Also, das Heiraten. Nicht das, was du wieder denkst, mit deinem zweideutigen Denken. James hat sehr auf dich abgefärbt.

Aber ich weiß nicht so ganz, ob das wirklich das Richtige ist? Weißt du, ich liebe Caradoc ja, aber ich könnte mir nicht vorstellen ohne dich und James zu heiraten. Ihr seid doch meine Freunde und ich könnte das gar nicht ohne euch. Vielleicht kommen wir einfach zu euch und feiern im Garten? James kann alle mit dem Tarnumhang abholen, oder?

Nein, natürlich nicht. Ach, Lily. Ich vermisse dich jetzt schon und dabei seid ihr nicht einmal einen Monat weg. Aber ich will nicht länger warten. Caradoc hat Recht. Wenn wir jetzt nicht heiraten, dann könnte es zu spät sein...

Aber von meiner Sommerhochzeit lasse ich mich nicht abbringen! Dann ist es warm und alles blüht und das wird schön. Und wir lassen uns bis dahin etwas einfallen. Hoffentlich.

Also, mach dir das Leben nicht zu schwer. Wenn es scheiße ist, dann mach es einfach besser.

In Liebe,

Marlene.

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