69. Das Geheimnis der Ellie Winters
Ich glaube, Ellie ist ein Charakter, der sehr viel liebenswertes an sich hat, oder? Sie ist nicht wirklich ein Mensch, den man nicht mag. Sie hat zwar auch ihre kleinen Schwächen, aber im Großen Ganzen ist sie zu positiv. Vielleicht ändert dieses Kapitel das ja...
Lasst mir auf jeden Fall eure Meinung dazu da, das würde mich sehr, sehr freuen!
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Schweigen hatte zwischen Ellie und James geherrscht, als sie den Friedhof verlassen hatten. Wie durch ein Wunder waren sie erneut niemandem begegnet und auch als sie das Tor wieder verschlossen hatten, hatte niemand sie entdeckt. Nicht, dass James etwas davon mitbekommen würde. Seine Gedanken rasten. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Ellie war seine beste Freundin, ein Teil seiner Familie, er kannte sie so lange und doch hatte er nie darüber nachgedacht, wie genau diese Gefühle zwischen ihnen verankert waren. Hatte sie all die Jahre immer mehr als Freundschaft empfunden und hatte trotzdem ihrer Freundin geholfen, dass die beiden zusammenfinden würden? Hatte sie ihr eigenes Glück hinten an gestellt und zuerst an James und Lily gedacht?
James musste schwer schlucken; ein Kloß hatte sich in seinem Hals festgesetzt und er traute seiner Stimme in diesem Moment nicht. Was sagte er denn nun? Ellie war ruhig. Ihr Hände waren nicht mehr so verkrampft, wie zuvor und sie schien allgemein etwas besser von der Stimmung her zu sein, aber James konnte sich nicht erklären, wie sie so sein konnte. Sie hatte ihm das wahrscheinlich größte Geständnis ihrer Freundschaft gemacht und... es machte ihr allem Anschein nach nichts aus?
Ohne ein Wort der Absprache apparierten die beiden zurück nach Godrics Hollow. Es war Morgen, ein wunderschöner noch dazu, und der azurblaue Himmel wurde von keiner Wolke vertrübt. James' Gedanken schienen einfach nicht still stehen zu wollen und so fasste er sich ein Herz. Bevor sie das Haus betreten konnte, hielt er Ellie zurück.
"Wie meinst du das?", fragte er leise. "Warum jetzt?"
Ellies Augen fehlte der Glanz, als sie seinen intensiven Blick erwiderte. "Das ist etwas, das Lily auch hören sollte", war ihre einfache Antwort und James hatte nicht gewusst, dass sie so tonlos reden konnte. So vollkommen ohne Emotionen.
Also nickte er mechanisch, schloss die Tür auf und gemeinsam betraten sie das Potter-Anwesen, in welchem Lily aufgestanden und gefrühstückt hatte. "Guten Morgen", sagte sie fröhlich und James konnte seinen Blick einen Moment zu lange nicht von der Wölbung an ihrem Bauch abwenden, die sich nun so deutlich hervor zeichnete, dass selbst ein Idiot darauf kommen würde, dass sie schwanger war. "Ellie, du auch hier?"
"Es gibt da etwas, über das ich mit euch reden muss", erwiderte sie ernst und hätte Ellie nicht trotzdem noch das Aussehen eines kleinen Marshmallows mit zu vielen Zöpfen, so würde James sich Sorgen machen, dass dies nicht die echte Ellie war.
"Oh?" Lily legte das Buch beiseite, in welchem sie geblättert hatte ('Hundert Tipps für den perfekt magischen Garten') und tauschte einen raschen Blick mit James. "Dann kommt rein und setzt euch. Worum geht es denn?"
Ellie legte ihre Jacke ab und James musste sich kurz daran erinnern, dass dies seine Freundin war und keine Fremde. Es fiel ihm schwer, das musste er zugeben. Er hatte Ellie noch nie so erlebt. Nicht einmal damals, als sie ihm und Lily von ihrem Bruder und dem Werwolf gebeichtet hatte. Das sie sich genau diesen Tag ausgesucht hatte, um erneut etwas zu beichten; genau diesem Umstand wohnte eine gewisse Ironie inne, die James nur mit Mühe vielleicht etwas witzig finden konnte. Hauptsächlich fürchtete er sich aber davor.
Einige Momente lang blieben alle drei Anwesenden still - lediglich das leise Schnurren des Katers war zu vernehmen, der auf der Sessellehne schlief. Schließlich brach Ellie das Schweigen. "Es tut mir Leid", waren ihre ersten Worte. "Ich habe wirklich versucht, diese Gefühle zu verdrängen und ihnen entgegenzuwirken. Aber ich schaffe es nicht." Sie sah kurz zu James, der erneut schluckte, dann zu Lily, die sehr verwirrt drein blickte. "Ich liebe James."
Wie zu erwarten, war Lilys Verwirrung damit nicht vorbei. Eher im Gegenteil: Jetzt hatte sie den Mund offen und starrte ihre beste Freundin verdattert an. Ellie wandte den Kopf ab, als würde sie sich vor sich selber ekeln. "Ich habe nie etwas gesagt, weil ich wusste, was James für dich empfindet und das ihr füreinander geschaffen seid... aber ich hab meine Grenzen erreicht. Ich kann nicht mehr." Sie presste die Lippen aufeinander und in ihren Augenwinkeln sammelten sie sich die Tränen.
"Aber... aber Remus - ", fing Lily mit schwacher Stimme an und James griff nach ihrer Hand.
"Ihn liebe ich doch auch", schluchzte Ellie. "Und ich hasse mich selber dafür. Es fühlt sich an, als würde ich lediglich bei Remus bleiben, damit ich nicht gänzlich alleine bin."
"Du darfst dir das nicht einreden, Ellie", sagte James und ihr Blick sprang auf ihn. Seiner war voller Mitleid. "Ich wusste nicht, was du für mich empfindest und ich... ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn das alles hier anders gekommen wäre... aber Ellie, du bist und bleibst unsere Freundin. Wir sind doch eine Familie, oder nicht?"
"Genau", schaltete sich auch Lily ein, die trotz allem noch immer verwirrt schien. "Ellie, ich hatte keine Ahnung. Wieso hast du denn nie mit mir darüber geredet?"
"Weil es wie ein Verrat gewirkt hätte. Ich habe James versprochen ihm zu helfen, bei dir besser da zu stehen und gleichzeitig würde ich mit dir darüber reden, wie ich ihn für mich gewinnen kann? Das hätte ich nicht gekonnt, Lily. Ihr seid beide meine Freunde und ich freue mich für euch... aber ich bin auch ein bisschen einsam."
Lily entzog sich James' Griff und lief auf ihre Freundin zu. Fest schlang sie die Arme um sie und Ellie schluchzte noch einmal, ehe sie ihr Gesicht in Lilys Schulter vergrub. "Du musst nicht einsam sein", flüsterte die schwangere Hexe. "Du bist eine wahre Gryffindor, Ellie. Diesen Mut aufzubringen... ich bewundere dich wirklich."
James konnte nicht anders, als sich die Augen zu reiben, die ein klein wenig angefangen hatten zu brennen. Er hatte nicht gewusst, was seine Freundin für ihn empfand und er wusste nicht, was er nun anstellen sollte. Ellie war immer für ihn dagewesen, wenn er bei Lily wieder einmal einen Schritt zurück gemacht hatte und all die Zeit hatte sie ihn... Sie hatte diese ganzen Jahre still gelitten und nichts gesagt, um ihnen das Glück zu gewähren, dass sie sich aufgebaut hatten. Wahrscheinlich hätte er die kleinen Momente, die sie gemeinsam hatten, eher analysieren können, wenn seine Gedanken nicht immer nur bei Lily gewesen können. Letztendlich konnte er nichts mehr daran ändern.
"Ich habe vor, mich von Remus zu trennen", gab sie schließlich zu, als Lily sich wieder neben James gesetzt, und aus innerer Panik heraus vielleicht etwas zu nah, hatte. "Er funktioniert nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe."
"Liegt es an - ", wollte Lily fragen, doch Ellie schüttelte den Kopf.
"Nein. Aber irgendwie schon. Es liegt mehr daran, dass er nicht in dem Glauben leben kann, dass es jemanden gibt, der ihn liebt. Er hat immer Angst, dass er mich irgendwann verletzen wird und ich kann das nicht mehr. Das, was wir führen, ist seit langer Zeit schon keine Beziehung mehr. Es ist vielmehr ein Schein, den wir wahren. Remus ist kaputt und ich werde es langsam aber sich auch, wenn ich weiter mit diesen Lügen leben muss." Sie machte eine kurze Pause, in der sie tief Luft holte. "Ich kann nicht weiter eine Beziehung führen, die daraus besteht, dass Remus und ich uns eigentlich nie sehen. Schon gar nicht alleine. Wann immer wir uns dann mal sehen, dann sind andere dabei. Es ist keine Beziehung, die wir haben. Es ist nicht einmal mehr eine Romanze. Wir sind einfach nur Freunde und mehr kann das auch nicht sein, zwischen uns. Remus ist zu sehr darauf fixiert, sein Leben nicht zu verschlechtert und ich kann ihm keinen Vorwurf machen... aber ich kann von ihm nicht das bekommen, was ich brauche." Ihr Blick huschte wieder einen Moment zu James. "Ich bin vielleicht selbstsüchtig, aber ich brauche jemanden, der auch mal für mich da ist. Das kann Remus nicht. Er hat zu viele eigene Probleme dafür."
Lilys Hand krallte sich in James' Arm als Ellie aufstand. "Ich wollte das eigentlich nur loswerden. Und es euch sagen."
"Warte, bleib hier", sagte Lily. "Bitte."
"Tut mir Leid. Nicht jetzt. Ich brauch ein bisschen Abstand." Ein letztes Mal trafen sich ihr und James' Blick, ehe sie sich wortlos ihre Jacke nahm und das Haus verließ. Trotz der Sonne und dem strahlend blauen Himmel blieb nichts als Kälte im Potter-Anwesen zurück.
"Wie kann sie sowas nur sagen?", fragte Lily leise. "Sie kann sowas nicht sagen und dann einfach gehen!" Sie blickte ihn an und ihren Augen lagen hunderte Fragen, die Antworten benötigten. "Hätte sie doch nur früher mit mir geredet..."
James legte seine Arme um sie. "Es ist nicht deine Schuld. Nicht unsere", verbesserte er sich. "Ellie hat doch noch nie darüber geredet. Sie war schon immer so. Was sie jetzt braucht ist Zeit und Bestätigung. Sie hat es sicherlich schon schwer genug..."
"Ja! Aber was meinst du, wie es mir damit geht!? Meine beste Freundin liebt meinen Ehemann, der gleichzeitig ihr bester Freund ist und sie hat nie ein Wort darüber verloren. So etwas... das ist wie ein Vertrauensbruch."
"Sag das nicht, Lily", versuchte James sie zu beruhigen, auch wenn ebenfalls jemanden bräuchte, der ihm sagte, dass alles wieder gut werden würde. "Ellie ist schwierig. Aber das wird sich schon einrenken."
"Bist du dir da sicher? All die Jahre hat sie uns perfekt geschauspielert, dass sie ihr Herz an Remus verloren hat. Und jetzt erfahren wir, dass sie es auch an dich verloren hat. Was soll ich da noch denken?" Lily löste sich aus seiner Umarmung. "Ellie ist meine beste Freundin und wir haben uns nie etwas verschwiegen."
"Sie wollte die Sache nur nicht komplizierter machen, als sie ohnehin schon war. Versteh sie doch in diesem Moment. Was hättest du getan?", fragte James und legte eine Hand sanft an ihr Kinn, um sie zum Aufblicken zu bewegen.
"Ich weiß es nicht", erwiderte sie flüsternd. "Ich weiß es doch nicht. Merlin, ich kann nicht glauben, was eben passiert ist. Und Remus... was wird sie ihm sagen? Was wird er denken?"
"Er wird das verkraften. Letztendlich ist Remus kein Mensch, der solchen Dingen nachtrauern wird", antwortete James, der seinen Freund wohl kannte. "Remus' Gefühle Ellie betreffend sind vielleicht echt, aber er hat diese Eigenart, dass er niemanden auf eine Art an sich heranlassen will, die ihn öffnen. Er bleibt immer verschlossen, egal, um wen es sich handelt. Und so wird er auch ewig bei Ellie bleiben. Du hast gehört, was sie erzählt hat. Das, was die beiden haben, war schön, solange es gehalten hat. Aber besonders Remus ist nicht dafür geschaffen, um in einer Beziehung zu leben. Dafür hasst er sich zu viel."
Lily erwiderte nichts, sondern schaute gedankenverloren in die Ferne. Der Kater ihnen gegenüber schnarchte leise und hatte nichts von alledem mitbekommen, was eben in diesem Wohnzimmer vorgefallen war. Und auch, wenn es schien, für James war klar, dass sich eine ganze Menge ändern würde.
"Versprich mir eines", sagte Lily und ihre grünen Augen bohrten sich in seine. Ihr Blick war voller Wärme und Liebe aber auch Panik. "Verlass mich nicht. Für niemanden."
"Niemals", hauchte James und küsste sie.
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