64. Das Wunder der Geburt
Dieses Lied höre ich mittlerweile immer wieder wenn ich schreibe, hauptsächlich bei AK. Für mich ist es irgendwie zur Jily-Hymne geworden, denn es passt so gut zu den beiden. Falls ihr noch andere Lieder kennt, die gut zu Jily passen, immer her damit, ich will eine Playlist erstellen :D
Aber jetzt viel Spaß bei dem Kapitel!
_____________________________
Als Lily sah, was für Schmerzen Cassy wohl gerade erlitt, fragte sie sich, ob es vielleicht nicht doch zu früh für sie selbst war, ein Kind zu bekommen. Doch als sie - trotz der vor Schmerz tränenden Augen, dem geröteten Gesicht und dem erschöpften Gesichtsausdruck - sah, mit welch einer Kraft Cassy in diesem Zimmer lag und die Schmerzen der Wehen überstand, nur damit sie endlich ihr Baby in den Armen halten konnte, da wusste sie, dass sie bereit dafür war. Nicht nur sie war bereit dafür.
"Sie machen das gut, Miss Zabini", kommentierte der Heiler das Geschehen, während Cassy sich erneut die Lunge aus dem Hals schrie und in die weißen Laken des Bettes krallte. Die Helferin, Milly, hatte Lily einen feuchten Lappen gereicht, mit der sie Cassys Stirn abtupfte, während sie selbst nun mit dem Heiler damit beschäftigt war, die Entbindende zu bekräftigen, weiter zu pressen. "Es kann nicht mehr lange dauern."
"Mach das es aufhört!", schrie Cassandra unter Qualen und zerquetschte abermals Lilys Hand. "Das wird es gleich", versprach Lily mit tränenden Augen, denn Cassy hatte einen erstaunlich festen Griff. "Nur noch ein bisschen."
Erneut entkam ein Schrei der Kehle des Mädchens und Lilys Ohren begannen langsam zu klingeln und ein Kopfschmerz machte sich hinter ihrer Schläfe breit. Es schien, als wären sie bereits Stunden in diesem kleinen Raum, der so steril und weiß erschien, dass es Lilys Sicht anfangs etwas blockiert hatte. Es gab keine Uhr und die Tür war verschlossen.
Cassy presste noch einmal, der Heiler sagte wieder "Sehr gut, Miss Zabini!" und Lilys Finger fühlten sich erneut an, wie unter einer Dampfwalze. So langsam wurde sie ungeduldig und fragte sich, wie lange Sirius bitte noch brauchen würde, um endlich hier her zu kommen. Sie - und besonders Cassy - könnte ihn in diesem Moment wirklich gut gebrauchen. Immerhin hatte er die Verantwortung für sie übernommen!
"Ich kann nicht mehr... ich kann nicht mehr... es tut so weh, Lily...", keuchte Cassy und wandte ihr das erschöpfte, rote Gesicht zu. Sie schluckte einmal schwer und fing dann wieder an hechelnd zu atmen, als die Schmerzen sie wieder einnahmen. "Pressen, Miss Zabini!"
"Ich mache nichts anderes", gab sie als bissige Antwort und warf den Kopf auf das Kissen. Ihre Haare waren schweißverschmiert und Lily wollte lieber keinen Blick auf die andere Seite des Bettes werfen. "Weiter so, weiter so", ermutigte der Heiler sie.
Wieder schienen Stunden zu vergehen; Cassy schrie, Lily stand ihr bei und der Heiler gab immer mal wieder seinen Kommentar ab. Endlich, nach einer halben Ewigkeit, sagte er: "Ich kann schon das Köpfchen sehen, nur noch einmal, Miss Zabini!"
Angespornt durch die Aussicht darauf, dass es gleich aufhören würde, bäumte Cassy sich in dem Krankenbett noch einmal auf und legte ihre verbleibende Kraft darin, ihr Kind endlich in den Armen halten zu können. "Sehr schön, sehr schön. Noch einmal!"
"Los, einmal noch, Cassy", rief Lily über den Schrei der werdenden Mutter hinweg und das Mädchen schien noch einmal ihre letzten Kraftreserven aufzubrauchen. Danach sank sie keuchend in ihr Kissen und schloss erschöpft die Augen, während ein neuer Schrei das Zimmer erfüllte. Ein Schrei voller Leben.
Lily erblickte das kleine Wesen, welches bis vor kurzem noch in Cassandras Bauch herangewachsen war. Das Baby schrie, als seine Lunge das erste Mal eigenständig atmen musste. Die kleinen Äuglein waren zugekniffen und es war noch völlig blutverschmiert, während der Heiler mit seinem Zauberstab die Nabelschnur durchtrennte. Er reichte Milly das Baby und diese brachte es sofort zu einem riesigen Waschbecken, unter welchem eine helle Wanne stand, die bereits mit warmen Wasser gefüllt war.
"Du hast es geschafft, Cassy", flüsterte Lily und wischte ihrer Freundin noch ein letztes Mal mit dem Lappen über die Stirn, während diese erschöpft ausatmete, aber ein Lächeln auf den Lippen hatte. "Ja. Endlich", keuchte sie leise.
"Es ist ein Mädchen", sagte die Helferin und trat mit dem Neugeborenen neben Cassandra und Lily. Sanft gab sie es in die Arme der Mutter und Cassy betrachtete mit Tränen in den Augen, wie das kleinen Wesen weiterhin schrie. Doch als hätte es die Nähe seiner Mutter gespürt, als hätte es den vertrauten Herzschlag wahrgenommen, verstummte das Baby sogleich.
Cassy lachte zittrig auf, als sie eine Hand nach dem kleinen Mädchen ausstreckte und vorsichtig die weiche Haut berührte. Einige wenige dunkle Haarsträhnen waren bereits auf dem Kopf zu erkennen. "Sie sieht aus wie ihr Vater", weinte Cassy und drückte ihr Kind an sich. "Wie Reg."
"Sie ist wunderschön", sagte Lily, die ebenso wie Cassy das kleine Ding betrachtete, welches nun seelenruhig in den Armen seiner Mutter lag. "Weißt du schon, wie du sie nennen willst?"
"Ja", murmelte sie, doch kam nicht dazu, Lily auch die Namen zu nennen, denn just in diesem Moment erklang ein Tumult vor der Tür. "- mir doch egal, was ihre blöden Regeln sind, ich geh da jetzt rein!"
Lily musste sich die Hand vor den Mund legen, um nicht lachen zu müssen, als die Tür aufgestoßen wurde und Sirius mit hektischem Gesichtsausdruck eintrat. Seine Augen wanderten kurz von Lily, zu Cassy und dann zu dem Neugeborenen in ihren Armen und er atmete erleichtert aus. "Oh, Merlin sei Dank", murmelte er.
"Ah, der Vater des Kindes, nehme ich an?", fragte der Heiler mit einem freundlichen Lächeln und Sirius' Gesicht lief rot an. "N-Nein! Ich bin - "
"- ihr Onkel", vollendete Cassandra den Satz und lächelte Sirius an. "Danke, dass du hier bist."
Sirius lächelte breit. "Natürlich. Auch wenn ich die Show wohl verpasst hab." Er kam ein paar Schritte näher, die Heilerin, die versucht hatte ihn aufzuhalten, schüttelte nur den Kopf und ließ die Tür wieder zufallen und Lily erhob sich von ihrem Platz neben Cassy, die sich etwas aufgerichtet hatte.
"Wer ist denn dieses wunderschöne Wesen?", fragte er leise und seine Stimme schien etwas zu bröckeln. Cassy flossen bereits wieder die Tränen aus den Augen, als ihre Tochter ihren Finger ergriffen hatte und sie blickte zu Lily und Sirius auf.
"Evelynn", flüsterte sie. "Und Lorelai, nach meiner Großmutter."
"Evelynn Lorelai Zabini", wiederholte Sirius und seine sonst zu einem arroganten Grinsen verzogenen Lippen wurden sanft und sein Lächeln voller Wärme. "Ein schöner Name."
"Das ist er", sagte Lily. "Die Kleine wird es bei dir - "
"Willst du ihre Patin sein?", unterbrach Cassy sie und starrte Lily aufgeregt an.
"Ich - was? Ich soll...", fing sie an, doch konnte den Satz nicht zu Ende bringen, zu sehr hatte sie diese einfache Frage gerade gerührt. Sie fühlte, wie ihre Hände zitterten und ihre Schultern bebten, ihr Herz schlug heftig gegen ihre Brust. "Natürlich", vollendete sie schließlich. "Ich würde nichts lieber sein."
Cassy presste die Lippen aufeinander und versuchte mit aller Kraft ihre Tränen zurückzuhalten, doch auch Lily war schon kurz davor, einfach anfangen zu weinen, deshalb schloss sie die junge Mutter in die Arme. "Danke", flüsterte sie leise. Lily nickte nur und gab darauf acht, dass sie der kleinen Evelynn nicht weh tun würde. Dann weinte auch sie.
Der Heiler, der die rührselige Szene mitangesehen hatte, räusperte sich nun. "Nun, Miss Zabini, wenn Sie es wünschen, dann setzen wir sofort eine Geburtsurkunde auf, bevor wir ihre kleine Tochter noch einmal untersuchen. Sie können sich in der Zwischenzeit ausruhen."
"Ja, bitte", erwiderte Cassy, als Lily sich vorsichtig von ihr gelöst hatte. Die junge Mutter legte sanft ihre Lippen auf den Kopf von Evelynn, ehe sie ihr dann der Helferin übergab, die mit ihr aus der Tür verschwand. Der Heiler hatte unterdessen mit seinem Zauberstab ein Dokument hervorgeholt und tippte nun mit der Spitze des Stabes dagegen.
"Hier, lesen Sie es noch einmal gegen, dann unterschreiben Sie es. Wann dürfen wir denn mit dem Vater des Kindes rechnen?", fragte er noch hinterher. In Cassys Augen trat ein dumpfer Ausdruck. "Wahrscheinlich gar nicht", erwiderte sie leise und nahm die Urkunde entgegen, auf der in sauberer Schrift der Name ihres Kindes und von ihr selber eingetragen war. Nur das Feld des Vaters war frei geblieben.
Der Heiler räusperte sich erneut. "Nun, nennen Sie uns wenigstens den Namen? Den müssen wir eintragen, wissen Sie."
Cassy schien jedoch kaum in der Lage zu sein, den Namen des verschwundenen Vaters auszusprechen, deswegen ging Sirius mit festen Schritten zu ihr, nahm ihr die Urkunde aus der Hand und ging damit zum Heiler. Er flüsterte zwar, trotzdem konnte Lily hören, wie er sagte: "Der Vater ist mein Trottel von einem Bruder, Regulus Arcturus Black."
"Sehr wohl", entgegnete der Heiler schließlich etwas verwirrt und ließ die Urkunde dann wieder verschwinden. "Ruhen Sie sich aus, Miss Zabini, in wenigen Tagen können Sie mit ihrer Tochter dann nach Hause gehen."
"Dankeschön." Lily, die sich schon an Sirius gewandt hatte, ging noch einmal zu Cassy. "Hier, deine Tasche. Da hab ich dir ein paar der Klamotten eingepackt. Und... ich komm dich morgen besuchen, wenn du das willst." Cassy nickte schwach und sah dann Sirius noch mal an, der jedoch schüttelte den Kopf. "Später", sagte er nur und führte Lily dann aus dem Zimmer.
Im Flur blieb er kurz stehen. "Hast du heute schon mit James gesprochen?", fragte er leise und Lily blickte ihn überrascht an. "Nein, wieso?"
"Dann soll er dir das lieber erzählen", meinte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. "Ich mach mich dann mal auf die Socken, bis nach Hause ist es ein gutes Stück zu Fuß."
Bevor er sich jedoch auch nur umgedreht hatte, hielt er inne und wandte sich noch einmal Lily zu. "Danke, für die Nachricht."
Sie lächelte. "Cassy hätte dich sicher gerne dabei gehabt." Er nickte schwach. "Ja, auch wenn sie wohl ihn noch lieber dabei gehabt hätte. Egal. Noch mal, danke, Lily. Wir sehen uns."
"Ja, bis bald."
Mit einem guten Gefühl verließ Lily das St. Mungos Hospital, in dem soeben ein neues Leben das Licht erblickt hatte und erschrocken stellte sie fest, dass es finstere Nacht war. Sie eilte sich, um nach Hause zu apparieren. Lediglich das Licht im Wohnzimmer schien zu leuchten, als sie kurz vor dem Haus erschien.
"James?", fragte sie, als die Tür hinter ihr wieder zugefallen war.
"Oh, Lily, Merlin sei Dank", rief er und sie hörte, wie er aufsprang. "Ich hab mir solche Sorgen gemacht, wo warst du denn?"
"Im St. Mungos", sagte sie und sie konnte ein glücklich-stolzes Lächeln dabei nicht verbergen. "Cassy hat entbunden."
"Oh. Oh!" James' Augen begannen zu leuchten. "Und?"
"Ein Mädchen", teilte sie ihrem Ehemann mit und folgte ihm ins Wohnzimmer. "Ich gehe sie morgen noch einmal besuchen, komm doch mit."
"Ah, das - ähm, geht nicht", murmelte er kleinlaut.
"Wieso?", fragte Lily mit hochgezogenen Augenbrauen. "Hast du wieder was angestellt?"
"N-Nein! Nicht wirklich, zumindest. Naja, ich hab dir doch erzählt, dass Moody wahrscheinlich als Ausbilder der Auroren ersetzt werden wird, oder?"
"Ja, und weiter?"
"Nun, der Minister hat das heute beschlossen. Und deshalb müssen Sirius und ich die nächsten Tage bei einem neuen Ausbilder antanzen."
"Aber ich dachte Caradoc wäre für euch zuständig", sagte Lily verwirrt und ließ sich auf dem Sofa nieder, neben ihr lag der Kater eingerollt und schnurrte leise.
"Normalerweise ist er da, ja, aber er hat einen Einsatz bekommen und ist die nächsten Tage eben nicht da."
"Oh. Und weißt du schon, wer der neue Ausbilder ist?"
"Ausbilderin", korrigierte James sie. "Sie ist eine alte Kollegin meiner Eltern und eigentlich wirklich... naja, okay. Aber sie ist streng, fast so streng wie Moody und da Sirius und ich gerade Schwierigkeiten mit der Magie haben - ", er kratzte sich dabei verlegen am Hinterkopf. "- zieht sie mit uns ein komplettes körperliches Training durch. Das heißt morgens um sechs anfangen und erst Nachmittags um drei aufhören."
"Oh, okay", erwiderte Lily, etwas enttäuscht. "Naja, ich werde Cassy sowieso hierher einladen müssen, wenn sie aus dem Mungos entlassen wird." Plötzlich lächelte sie breit. "Immerhin hat sie mich gefragt, ob ich die Patin sein will."
"Was? Wirklich? Oh, das ist ja wunderbar, Lily!", rief James freudig aus und küsste seine überraschte Frau.
"Wieso freut dich das so?", fragte Lily lachend. "Weil unser Kind dann auf jeden Fall einen Freund haben wird", antwortete er mit einem Grinsen. "Und das auch noch im selben Alter."
Sie schloss sich seinem Lächeln an. "Da hast du Recht. Sie werden sicherlich gute Freunde."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top