61.Niemals

Wie es so üblich war, für ein neues Jahr, fing es mit schlechten Nachrichten an. Es gab nur einen Tag nach Neujahr einen Großangriff auf eine Muggelsiedlung im Süden Schottlands. Mad-Eye war der Auffassung, dass dies nur der Auftakt für etwas viel Größeres war und dass Er, dessen Name nicht genannt werden darf, sich darauf vorbereitete, das Land durch Schrecken und Gewalt so lange zu teilen bis er die Schwachen rekrutieren und die Einzelnen besiegen würde. Laut dem alteingesessenen Auroren wäre dies nur der Anfang des Sturms.

James hatte es immer gewusst. Der, dessen Name nicht genannt werden darf, würde nicht darauf warten, bis seine Gegner sich formiert und gestärkt hatten. Er würde dann angreifen, wenn es für ihn am besten wäre. Wenn niemand damit rechnete. Und dann, wenn niemand sich wehren könnte.

Direkt am ersten Tag, in dem er und Sirius weiterhin mit Caradoc trainieren und versuchten, Auroren zu werden, stapfte Mad-Eye miesgelaunt in den Pausenraum und warf einen ziemlich arg mitgenommen aussehenden Briefumschlag auf den Tisch. Mit klackerndem Holzbein ließ der Auror sich auf einem Stuhl nieder. „Was ist das?", fragte Caradoc und griff vorsichtig nach dem Umschlag. „Ein Brief", brummte Mad-Eye. „Vom werten Zaubereiminister." James und Sirius warfen sich einen schnellen Blick zu, ehe sie Caradoc über die Schulter schielten.

Guten Morgen Alastor,

wie mir zu Ohren gekommen ist, haben einige ihrer neuen Anwerber für den Platz des Auroren, sich dazu entschieden das Handtuch zu werfen. Damit sind von ihren ursprünglichen zwölf Anwerbern, noch fünf übrig.

Ich habe mehrere Beschwerden in meinem Briefkasten gefunden. Die Anwerber hatten sich beschwert, dass sie sie zu hart fordern würden. Dass sie sich nicht sicher fühlten. Dass sie Angst vor Ihnen hatten, Alastor!

Sie sind ein grandioser Auror, aber sie haben nicht das Zeug dafür, ein Ausbilder zu sein. Kommen sie heute Mittag in mein Büro, dann besprechen wir die Einzelheiten. Die Schützlinge, die sie nun noch haben, habe ich an die entsprechenden Kollegen mit genug Erfahrung weitergeleitet. Sie werden diese Aufgabe von nun an übernehmen.

Hochachtungsvoll,

Harold Minchum, Zaubereiminister, Orden des Merlin, 2. Klasse, ...

„Oh", gab Caradoc von sich und legte den Brief wieder auf den Tisch. „Das tut mir leid, Alastor."

Der alte Auror schnaubte laut. „Das muss es nicht, Dearborn. Was mich aufregt, ist, dass Minchum zu feige ist, mir das direkt ins Gesicht zu sagen. Er braucht vorher einen Brief mit seinem teuren Pergament, um es zu sagen und das – das regt mich auf." Seine Stimme ähnelte eher einem Knurren, als er sprach. „Er hat kein Rückgrat, das ist es. Der Minister ist ein elender Feigling, der sich sein teures Pergament gerne in den - "

„Alastor! Beruhige dich", rief Caradoc aus. „Vielleicht kannst du noch mit ihm reden. Er gibt dir sicher noch eine Chance - "

„Die will ich doch gar nicht, Junge", knurrte Moody. „Wenn diese Jungspunde diese Ausbildung nicht schaffen, dann sind sie auch nicht dafür gemacht. Sollen sie sich doch hinter einem Schreibtisch verstecken wie unser geehrter Herr Minister." Moody spuckte diese Worte aus, als wolle er jemanden damit verletzten. „Ihr!" Er blickte nun James und Sirius an. „Es wäre besser für euch, wenn ihr das hier nicht auch hinschmeißt! Denn wenn ich das mitbekommen – wenn ich auch nur sehe, dass ihr das nicht ernst nehmt oder schwächelt – dann könnt ihr Blacks Dauerwelle darauf wetten, dass ich euch das Leben zur Hölle mache!"

James schluckte schwer, als Moody ächzend aufstand, sich den Brief schnappte und dann wütend aus dem Zimmer stapfte.

„Mad-Eye macht übrigens keine leeren Versprechen", meinte Caradoc trocken.

„Oh, echt", erwiderte James und versuchte sich an einem schwachen Lachen, welches irgendwie in einer Grimasse endete. „Lasst euch von ihm nicht einschüchtern. Ihr seid immerhin vielversprechender als die anderen." Caradoc stand auf und schenkte den beiden ein aufmunterndes Lächeln. „Die Ausbildung ist vielleicht hart, aber ich sehe, dass ihr das wollt. Also, in fünf Minuten unten. Eure Beinmuskeln trainieren sich nicht von alleine."

James sah zu Sirius und seufzte. „Jetzt haben wir keine andere Wahl mehr, als ihnen zu zeigen, dass wir die Besten sind, oder?" Er grinste schief. „Total. Es geht ja nicht anders. Die Erwartungen liegen hoch." Seine Lippen verzogen sich ebenfalls zu einem Grinsen. „Lass uns ihnen in die breitgesessenen Ärsche treten!"

Als James am Abend wieder nach Hause kam, war Lily in der Küche und schnitt etwas Gemüse klein. Zumindest sah es danach aus, als wollte sie das tun, denn das meiste des Essbares hatte sie bereits weggeschnitten und den Rest nun in so kleine Würfel gebracht, dass man es einatmen konnte.

„Was wird das denn?", fragte er lachend und gesellte sich neben seine Frau.

„Ich koche", presste sie zwischen den Zähnen hervor. „Sieht man doch."

„Du hast echt keine Übung darin", grinste er und nahm ihr das Messer aus der Hand. „Lass mich das machen."

Frustriert stöhnte Lily auf und klammerte ihre Hände in die Arbeitsplatte. „Was ist denn los?", fragte James besorgt.

„Gar nichts", giftete Lily zurück. „Es ist alles ganz wunderbar und du musst dir keine Sorgen machen, dass ich gleich zusammenbreche!" Ihre Stimme überschlug sich. „Es geht mir fantastisch und ich sollte eigentlich glücklich sein, aber das kann ich nicht, weil so viel passiert, was mich dazu bringt, nicht glücklich zu sein." Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln und James öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Lily redete einfach weiter.

„Und was ist mit dir los? Wir sind mitten in einem Krieg und alles, was dir immer wieder einfällt, ist dir mit der Hand durch die Haare zu fahren und zu grinsen und zu fragen, wie es mir geht und... wie machst du das nur?", fügte sie mit schwacher Stimme hinzu.

James ließ das Messer auf den Tisch fallen und ging zu der schwer zitternden Lily. Die erste Träne hatte sich aus ihrem Augenwinkel gelöst.

„Weil es so viele Lichtpunkte gibt", sagte er sanft. „Lily, ich habe dich, unsere Freunde, unsere Familie..." Seine Hand legte sich an ihre Wange und er zwang sie, ihn anzusehen. „Was hat Dumbledore immer gesagt? Auch in den dunkelsten Zeiten gibt es Hoffnungsschimmer. Und den habe ich täglich, wenn ich aufwache."

„Aber ich habe - "

„Ich weiß", unterbrach er sie leise. „Ich weiß. Ich auch. Du glaubst nicht, wie viel Angst ich davor habe, dass euch etwas zustößt. Dass ich zu schwach war, um etwas zu tun... Lily, meine größte Angst ist es doch, dass ich dich verliere."

„Ich - ", fing Lily an, doch konnte nichts sagen. Ihre Stimme versagte und sie drückte ihr Gesicht einfach nur langsam an seine Schulter. „Lass mich einfach nicht los", flüsterte sie.

„Niemals."

Zwei Stunden später hatte Lily sich von ihrem emotionalen Ausbruch beruhigt und es auf die „Schwangerschaftsschwankungen" geschoben. James hatte es ihr mit einem nicht überzeugten Kopfnicken, einem Lächeln und einem Kuss auf die Schläfe abgekauft.

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Ein etwas kurzes Kapitel, verzeiht. Aber ich mag den Schluss so gerne.


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