52. Stille Nacht
Oh? Oh, hört ihr das? Das ist der Feels-Train! Chooo chooo!
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„Ich gehe jetzt aus und du bleibst hier. Sirius wird in wenigen Minuten auch hier sein", sagte Lily und warf sich ihren Mantel über die Schultern. Mehr als irritiert blickte James von dem Muggelfernseher auf und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, allerdings unterbrach Lily ihn direkt. „Nein, du brauchst nicht zu widersprechen. Ich war schon ewig nicht mehr aus, nur mit meinen Freundinnen. Also treffen wir uns und du wirst nicht mitkommen, James. Nur weil ich schwanger bin, heißt es nicht, dass mich jeder Windstoß gleich umbringt."
„Eigentlich wollte ich dir viel Spaß wünschen", sagte er verschmitzt und grinste sie an, woraufhin Lily den Kopf schüttelte. „Aber sicher, Potter. Warte nicht auf mich." Sie drückte ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange, nahm dann ihre Tasche vom Wohnzimmertisch und trat hinaus in den kalten Dezemberabend. Schnee stob um ihren Körper und binnen weniger Sekunden hatten sich die hellen Flocken in ihren Haaren festgesetzt. Lily verließ ihr Grundstück und apparierte dann im Sichtschutz der Hecke davon.
Nach dem kurzen, bedrückenden Gefühl spürte sie wieder den festen Boden unter sich und den Schnee in ihrem Gesicht. Als sie die Augen aufschlug, fand sie sich in der Londoner Innenstadt wieder, versteckt in einer Seitengasse. Ein Wohnkomplex befand sich ihr gegenüber und mit schnellen Schritten überquerte sie die Straße. Das Licht der einzelnen Fenster ließen die matschigen Wege in einem hellen, orangenen Schein erstrahlen und Lily betrachtete für einen Moment einen in der Entfernung glitzernden Weihnachtsbaum, der wohl in einem Park stehen musste.
Ohne weiterhin viel Zeit ins Nichts fliegen zu lassen, drückte Lily auf das Klingelschild mit dem Namen Black/Zabini und wartete. Allerdings tat sie das nicht lange, denn schon kurz darauf ertönte ein leises Brummen und mit einem Klicken konnte sie die Haustür aufdrücken. Während sie die Stufen hinaufeilte, konnte sie bereits hören, wie ein Stockwerk über ihr eine Wohnungstür geöffnet wurde.
„Lily?", fragte Sirius verblüfft, als er die rothaarige Hexe erblickte, die vor ihm stehen blieb. „Die bin ich", erwiderte sie. „Und du musst leider gehen."
„Was?"
Lily drückte sich an Sirius vorbei in die Wohnung, in der auch ehemals James gewohnt hatte, und lächelte ihn galant an. „Heute ist Mädelsabend. Du bist kein Mädchen, also musst du gehen. Ellie, Marlene und Lin dürften auch jeden Moment kommen." Sirius öffnete verwirrt den Mund. „Bitte was? Warum?"
„Weil - ", sagte Lily und zog ihren Mantel aus. „ – wir das so beschlossen haben."
„Ja, aber warum in meiner Wohnung? Warum macht ihr das nicht bei euch?", fragte Sirius mit lauter Stimme. „Vielleicht beim nächsten Mal", erwiderte sie. „Aber jetzt haben wir uns für hier verabredet. James wartet übrigens auf dich."
Während Sirius da stand, wie ein Fisch auf dem Trockenen, klingelte es erneut und Lily grinste ihn an, während sie die Tür öffnete und bereits Marlene und Ellie im Treppenhaus hören konnte. „Möchtest du nicht gehen?", fragte sie an den jungen Black gerichtet, der seine Stimme wiederfand.
„Nein! Das ist meine Wohnung! Ihr könnt mich nicht einfach rausschmeißen", protestierte er. Eine Tür öffnete sich und aus dem Badezimmer trat Cassy, die sich die Haare zu einem fransigen Zopf gebunden hatte. „Wusstest du davon?", fragte er sofort an sie gewandt.
„Tut mir Leid", sagte sie und lächelte entschuldigend. „Aber sie haben darauf bestanden."
„Hm? Wieso ist er denn noch hier?", ertönte Ellies Stimme und Sirius drehte sich um. Sie und Marlene kamen ebenso in seine Wohnung. „Ja, hast du nicht gesagt, du wirst ihn los?", fragte nun Marlene an Lily gewandt und zog sich eine Mütze vom Kopf.
„Da bin ich gerade bei", sagte sie. „Siehst du, du bist überstimmt", fügte sie hinzu. „Also, wenn du so freundlich wärst." Lily nahm die Lederjacke vom Kleiderhaken und reichte sie Sirius, während Ellie ihm die Stiefel mit einem Wink ihres Zauberstabes an die Füße zauberte. Marlene schob ihn dann in den Flur und schloss die Tür.
„Hey!", rief er aufgebracht aus dem Flur, auch wenn seine Stimme durch das geschlossene Holz etwas gedämpft klang. „Lasst mich gefälligst wieder rein!"
„Oh, tut mir leid, ich versteh dich nicht!", antwortete Lily grinsend. Einige Momente war es still, dann ertönte ein leises Krachen, als hätte Sirius gegen den Pfosten der Treppe getreten. „Weiber", erklang es leise, bevor sie seine stapfenden Schritte auf den Holzstufen vernehmen konnten.
„Das war einfacher, als gedacht", brach Ellie die Stille.
„Meint ihr nicht, dass das ein bisschen gemein war?", fragte Cassandra leise und spielte mit einem Fransen an ihrem weiten Pullover, der sich über ihren Bauch spannte. Lily lachte. „Nein, Sirius hält das schon aus. Der müsste das eigentlich auch schon gewöhnt sein." Nur Momente später ertönte wieder eine Klingel. „Ah, das müsste Lin sein."
„Pass auf, es könnte auch Sirius sein, der versucht sich wieder rein zu schleichen", ermahnte Marlene sie, als Lily die Hand an die Tür legte. „Gutes Argument."
Als es klopfte, erhob sie die Stimme und fragte: „Wer sind Sie?"
„Hä? Was soll das denn jetzt, ich bin's, Linnea, lass mich rein, hier draußen ist keine Heizung und ich friere." Lily grinste und öffnete die Tür. „Tut mir Leid, wir mussten sicher gehen, dass Sirius nichts versucht."
Die Hexe mit den kurzen, blauen Haaren rollte mit den Augen und trat dann an ihrer Cousine vorbei. „Man, hier ist es ja auch so kalt!", rief sie aus und Lily zog ihre Augenbrauen in die Höhe. „Kein Wunder, wenn du eine Hose trägst, die mehr Löcher als Stoff hat."
„Hey, das ist meine Lieblingshose!"
„Sie ist nur nicht sehr wintertauglich, oder?"
„Kann ich ja nicht ahnen, dass es so kalt werden würde." Lin entledigte sich ihrer Jacke und sah sich dann um. „Hier haben James und Sirius also gewohnt?", frage sie dann.
„Jep", erwiderte Ellie und setzte sich an den Küchentisch. „Wundert mich nur, dass es plötzlich so aufgeräumt ist. Warst du das?" Cassy schüttelte den Kopf und setzte sich ebenfalls. „Nein, Sirius verbietet mir, irgendwas aufzuräumen und macht das immer selber. Er wäscht auch alles ab und putzt jedes Wochenende."
„Ach?" Marlene hob eine Augenbraue. „Das ist interessant. Vielleicht hätte er das auch gemacht, wenn ich schwanger gewesen wäre."
„Glaub mir", sagte Lily und setzte sich neben ihre Freundin. „Jungs werden bescheuert wenn Mädchen schwanger sind." Marlene nickte geistesabwesend. „Das stimmt. Sie werden dann – Moment." Ihre Augen fixierten Lily genau. „Woher willst du das so genau wissen?"
Lily grinste breit und Ellie musste sich auch das Lachen verkneifen. „Nein!", rief Marlene aus und sprang auf. „Du – du bist schwanger?"
„Ja, bin ich."
„Du bekommst ein Kind von James Potter? Von James Fleaumont Potter?", fragte sie hinterher und Lin klappte der Mund auf. Lily lachte. „Sieht so aus."
„Oh Merlin!", kreischte Marlene und umarmte ihre Freundin stürmisch. „Seit wann weißt du es? Wie lange schon? Wann ist der Termin? Weißt du schon das Geschlecht? Hast du einen Namen? Habt ihr schon ein Zimmer eingerichtet? Oh, lasst mich das Zimmer einrichten!"
Während Lily von der Flut an Fragen übermannt wurde, realisierten nun auch Lin und Cassy, was sie gerade erfahren hatten.
„Glückwünsch", sagte die ehemalige Slytherin etwas traurig und legte eine Hand auf ihren Bauch. Lily konnte sich vorstellen, dass es immer noch schwer für sie war. Sie hatte immerhin James, doch der Vater von Cassys Baby blieb weiterhin verschwunden. „Danke", erwidert sie ehrlich und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Bei Merlins linker Tennissocke", sagte Linnea und stand auf. „Das sind mal ein paar Neuigkeiten." Sie biss sich auf die Lippe und wich Lilys Blick aus. „Was ist los?", fragte sie ihre Cousine.
„Oh. Nichts, ich meine – ich dachte, du weißt es schon."
„Was denn? Oh Merlin, sag mir nicht, du bist auch schwanger?", rief Lily aus und sprang auf. „Nein, nein, ich doch nicht! Von wem auch?" Lin biss sich wieder auf die Lippe und blickte Lily an. „Aber Petunia."
Lily blieb die Luft im Hals stecken. „Was?", krächzte sie leise. „Petunia ist – und sie hat mir –oh." Sie setzte sich wieder hin und blickte auf ihren Schoß. „Das ist... schön für sie. Wann hat sie es dir erzählt?"
Lin setzte einen betrübten Gesichtsausdruck auf. „Letzte Woche habe ich sie getroffen, als sie gerade vom Frauenarzt kam."
„Wie schön", wiederholte Lily und versuchte sich an einem Lächeln. „Das... das freut mich für sie." Ihre Stimme versagte kurz, doch dann holte sie tief Luft und blickte ihre Freundinnen lächelnd an. „Das muss gefeiert werden, finde ich."
Ellie und Marlene tauschten einen besorgten Blick miteinander. „Was denn? Habt ihr etwa die Getränke vergessen?", fragte Lily. „Äh, nein, nein, ich hab sie mit", sagte Ellie. „Aber... geht es dir gut?"
„Ja, natürlich geht es mir gut", erwiderte Lily. „Ich bin nur überrascht." Weil sie es mir nicht gesagt hat, dachte sie, musste sich danach aber selber schimpfen. Sie hatte ihrer Schwester ja selber nicht gesagt, dass sie und James ein Kind erwarteten.
„Na gut", sagte Marlene und holte eine Flasche mit burgunderfarbener Flüssigkeit aus ihrer Tasche. „Wenn du es sagst." Lily lächelte sie an und stand dann auf, um Gläser aus dem Küchenschrank zu holen. Während ihre Freundinnen den Wein in die Gläser gossen, füllte Lily zwei davon mit Wasser und reichte eines davon Cassy.
„Wer ist Petunia?", fragte dieses leise, als sie das Glas entgegengenommen hatte. „Meine ältere Schwester", antwortete Lily und sie war überrascht, mit welch einer Leichtigkeit ihr diese Worte über die Lippen kamen. „Sie und ich verstehen uns nicht ganz so gut, fürchte ich."
Cassandra nickte und setzte das Glas dann an ihre Lippen. Bevor sie etwas trank, sagte sie jedoch: „Ich wünsche dir, dass dein Baby mit beiden Elternteilen aufwachsen wird."
Lily öffnete kurz überrascht den Mund, dann bildete sich ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen. „Dankeschön. Das wird es. Wir werden dieses Baby nicht im Stich lassen. Unserer nicht. Und auch deins nicht. Unsere Kinder werden bestimmt die besten Freunde werden."
Cassandra lächelte zurück und blickte dann aus dem Fenster.
„Das hoffe ich."
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