51. Im Rattenloch
„Wer ist das?", fragte Lily verwirrt und Sirius bückte sich, um seinen Helm wieder vom Boden aufzulesen. „Dung ist ein Gauner", raunte er mürrisch. „Ein Dieb und Tagelöhner, der gerne andere bestiehlt und krumme Geschäfte macht. Warum wollen sie ausgerechnet seine Unterstützung, Professor?", fügte er an Dumbledore gewandt hinzu und klang ein bisschen zu herausfordernd dabei.
„Mr. Fletcher mag den... nennen wir sie Titel – entsprechen, aber er ist mir immer treu gewesen und schuldet mir weiterhin seine Dienste. Und – so ungerne ich dies zugeben möchte – hat Mr. Fletcher außerordentlich gute Kontakte in der Unterwelt und kennt so ziemlich jeden Schmuggler und Kleinkriminellen, der in der Zaubererwelt sein Unwesen treibt." Dumbledore strich sich durch den langen Bart und seufzte. „Ich muss Ihnen sagen, ich würde ihn nicht kontaktieren, wenn ich es nicht müsste. Aber zurzeit können wir nicht einmal auf diese Hilfe verzichten."
Sirius schnaubte leise. „Aber warum soll ich zu ihm gehen?", fragte er missbilligend. „Entschuldigen Sie, aber ich hasse diesen Kerl." Dieses Mal lächelte Dumbledore kurz. „Das ist mir bewusst, Mr. Black. Weiterhin ist mir ebenfalls bewusst, dass Mr. Fletcher Ihnen ebenfalls noch einen Gefallen schuldet und wenn es nicht zu viel verlangt wäre, dann würde ich Sie bitten, diesen nun bei ihm einzufordern."
Lily blickte kurz zu James, doch dieser schien auch nicht mehr zu wissen, als sie selber. „Na schön, ich versuch mit ihm zu reden", ergab sich Sirius schließlich. „Aber garantieren kann ich für nichts. Er weiß wie er sich verstecken kann, dieser Dung."
„Auch das ist mir bewusst und das ist eben auch der Grund, warum ich zu Ihnen komme. Ich glaube, wenn einer ihn finden kann, dann Sie." Sirius sah zwar nicht sehr überzeugt aus, aber er nickte kurz und Dumbledore erhob sich, sichtlich zufrieden. „Nun, Sie wissen ja zumindest, wo Sie mich finden können", sagte er zwinkernd, bevor er aus dem Haus apparierte.
„Also, wer genau ist jetzt dieser 'Dung'?", fragte Lily erneut und setzte sich etwas aufrechter hin. Sirius stöhnte kurz. „Ich hab ihn vor drei Jahren im Eberkopf kennengelernt", sagte er. „Haben ein bisschen getrunken und er hat mir was von seinen Geschäften erzählt – er war ziemlich dicht und hat mich die erste halbe Stunde für Rosmerta gehalten und mit mir geflirtet – und weil er kein Geld hatte, hab ich die Rechnung für ihn beglichen. Seitdem habe ich ihn ein paar Mal gesehen und jedes Mal bereue ich es. Auf nüchternen Zustand kann man diesen Kerl nicht ertragen", fügte er bitter hinzu.
„Und wieso schuldet er dir was?", fragte James. „Weil ich ihm mal geholfen habe, ein paar gefährliche Kleintiere aus Südostasien zu schmuggeln. Und bevor ihr fragt: Nein, ich weiß nicht, warum ich das gemacht habe."
„Bestimmt um deinen Eltern eins rein zu wischen", meinte James grinsend und Lily verdrehte die Augen. „Und warum denkt Dumbledore, dass du ihn kontaktieren kannst?"
Sirius zuckte kurz mit den Schultern. „Keine Ahnung, woher er das weiß, aber Dung hat mir mal gesagt, wo er meistens anzutreffen ist, falls ich mal von zu Hause wegwollte. Ihr könnt euch wohl denken, dass ich noch keinen Fuß dahineingesetzt habe."
„Ja, irgendwie schon", meinte James. „Und wo ist dieser Ort?"
„Das ist einfacher, wenn ich euch einfach mit hinnehme. Dann könnt ihr mir helfen, ihn zu überwältigen, wenn er nicht freiwillig mitkommen will." Er grinste kurz ziemlich schief. „Auch wenn er freiwillig mitkommt, können wir ihm ja ein bisschen Feuer unterm Hintern machen." Lily schüttelte den Kopf. „Manchmal bist du so ein Kind, Sirius. Ein Wunder, dass du es schaffst, auf Cassy Acht zu geben."
„Hey, ich bin sehr verantwortungsbewusst!", rief er empört aus. „Ich bin ein sehr guter Gastgeber."
„Das bezweifle ich gar nicht, Kumpel", grinste James und Lily seufzte einfach nur. „Lasst uns gehen, sonst kommen wir gar nicht mehr los."
„Aber natürlich, Mrs. Potter", erwiderte Sirius galant. „Bitte, soll ich Ihren Mantel holen?" Lily seufzte und wusste schon in diesem Moment, dass dies ein langer Tag werden würde.
„Das soll es sein?", fragte James zögernd und erleuchtete die Spitze seines Zauberstabes. Ein schmaler Lichtkegel durchdrang die staubige Dunkelheit und enthüllte einen schmutzigen, fleckigen Fußboden, auf dem alte Tagespropheten, kaputte Taschenspickoskope und demolierte Kessel herumlagen. Aus den Ecken kamen leise, tippelnde Geräusche, als würden Ratten sich vor dem Licht in Sicherheit bringen wollen und ein übler Gestank nach Alkohol, Tabak und Urin hatte die abgestandene Luft geschwängert. Die Wände bestanden aus groben, grauen Beton, der voll mit Graffitibildern besprüht war und selbst an der Decke hatten die Sprüher nicht halt gemacht. Es war ein überaus dreckiger und widerwärtiger Ort.
„Ganz sicher", erwiderte Sirius und rümpfte die Nase angesichts des Gestankes. „Wenn jemand hier leben sollte, dann Dung." Er nahm eine Hand vor den Mund und ging ein paar Schritte tiefer in den verlassenen U-Bahn Schacht mitten in der Londoner Innenstadt. Lily und James folgten ihm zögernd.
„Dung?", rief Sirius in die staubige Luft. „Dung, komm raus!" Das Tippeln der vielen Füße verstummte, als etwas laut rumpelte und dann ein untersetzter Mann aus den Schatten stolperte und dabei einen in der Mitte gespaltenen Kessel fallen ließ. Das Licht von James' Zauberstab traf auf ihn und Lily konnte strähniges, rotbraunes Haar erkennen. Der Mann trug einen fleckigen Umhang, der am linken Arm einen tiefen Riss hatte und allgemein eher so aussah, als hätte er bereits einmal im Müll gelegen. Lily fragte sich unwillkürlich, wieso dieser Mann den Umhang nicht einfach mit einem Reparo repariert hatte.
„Wer ist da?", fragte er und richtete einen krummen Stab auf sie, während er die Augen zusammenkniff, unter denen dicke, dunkle Tränensäcke zu sehen war. „Ich bin's, Dung. Sirius."
„Sirius? Sirius Black?", erwiderte er überrascht und Sirius schnaubte kurz. „Kennst du noch jemanden, der so heißt?"
„Sirius! Du bist es wirklich! Was verschafft mir die Ehre? Ah, bevor ich es vergesse – hast du Interesse an ein paar - "
„Spar es dir, Dung", fiel ihm Sirius ins Wort und Lily hob eine Augenbraue, als Mundungus nun sie und James betrachtete. „Wer sind deine Freunde?", fragte er argwöhnisch, ehe der junge Black weitersprechen konnte. „Das sind James und Lily. Aber lenk nicht ab - "
„Ah, James Potter, nicht wahr? Oh, ja, ich war sehr gut mit deinen Eltern befreundet, sie haben mich sehr geschätzt", sagte Mundungus mit einer kriecherischen Art. „Das bezweifle ich", erwiderte James kühl. „Warum sollten meine Eltern mit einer Ratte befreundet sein?"
Mundungus hob die Augenbrauen und sein Ausdruck veränderte sich schlagartig. „Ach, ist das so?", fragte er mit beißender Stimme und Sirius ging dazwischen.
„Dung, ich muss mit dir reden, über den Gefallen, den du mir noch schuldest."
„Daran kann ich mich nicht erinnern" versuchte er kleine Mann sich rauszureden. „Das würde ich wissen, wenn ich dir was schulden würde."
„Das tust du", meinte Sirius knapp. „Und es wird Zeit, dass du es einlöst. Dumbledore schickt mich, damit ich - "
„Wusste ich es doch!", keifte Mundungus schnell. „Nicht umsonst habe ich mich im Untergrund aufgehalten! Er versucht schon seit Wochen mich für irgendeinen verrückten Orden zu gewinnen, damit ich gegen die Todesser kämpfe! Ha, nicht mit mir!"
Sirius ignorierte ihn. „Dumbledore will, dass ich dich dazu bringe, sich ihm anzuschließen. Er sagt, du wärst äußerst wichtig für ihn. Du hast Kontakte, die er braucht."
„Natürlich bin ich wichtig für ihn", erwiderte er. „Ich bin ja auch ein sehr belesener Mann. Meine Meinung ist bei sehr vielen Leute gefragt, müsst ihr wissen." Lily konnte nicht anders, als zu prusten. Mundungus schmale Augen huschten zu ihr und Sirius grinste. „Ganz recht, nicht mal Lily glaubt dir. Also, komm einfach mit oder wir müssen dich verfluchen." Bei diesen Worten zog er seinen Zauberstab und ließ ihn lässig in der Hand kreisen. Dung verfolgte jede einzelne Bewegung.
„Und wenn ich nicht will? Ich möchte mein Leben gar nicht aufs Spiel setzen, hört ihr!" James stöhnte. „Das musst du auch gar nicht", sagte er. „Dumbledore will dich, soweit wir wissen, als Kontaktmann. Er zwingt niemanden gegen die Todesser zu kämpfen. Er legt es ihnen nur ans Herz, wenn sie einen Funken Anstand besitzen."
Das schien Dung getroffen zu haben und er bückte sich, um den demolierten Kessel aufzuheben. „Schön, ich komme mit! Aber ich werde sicher nicht den Fußsoldaten für Dumbledore spielen. Mein Leben ist mir zu kostbar, um es einfach wegzuwerfen."
„Glaub mir, das denken wir alle", sagte Sirius kühl und griff Mundungus grob am Arm. „Jetzt komm, hier hält man es ja kaum aus."
„Es ist gut, nicht wahr? Hier verirrt sich sicher niemand hin und ich kann meine Geschäfte in Ruhe abschließen", erwiderte Dung stolz, der die angeekelten Gesichter von Sirius, James und Lily falsch deutete. „Klappe", raunte James. Im nächsten Moment apparierten sie und auch wenn Lily die Luft aus den Lungen gepresst wurde, so fand sie es wesentlich angenehmer, als diesen Gestank einatmen zu müssen.
Als ihre Füße wieder den Boden berührten, wurde ihr kurz schwarz vor Augen und sie musste sich hilfesuchend an James' Schulter festhalten, um nicht geradewegs auf den Stein zu fallen.
„Ich bring ihn zu Dumbledore", sagte Sirius knapp und verschwand mit Mundungus im Schlepptau wieder.
„Bist du okay?", fragte James leise und griff nach ihrem Arm. „Ja, es geht." Lily schüttelte kurz den Kopf, um die schwarzen Punkte aus ihrem Sichtfeld zu verbannen und lächelte dann. „Es ist nichts, James", fügte sie dann energischer hinzu, als ihr Ehemann immer noch besorgt und zweifelnd auf sie herabblickte.
„Wenn du es sagst", meinte er und ließ ihren Arm los. „Aber falls etwas ist mit dir und - ", er deutete mit dem Kopf ungelenk auf ihren Bauch und Lily lachte. „Du kannst es ruhig aussprechen, es bringt kein Unglück!"
James verzog das Gesicht. „Na schön. Falls was mit oder dem Baby sein sollte, dann sag mir sofort Bescheid."
„Damit du mich wegen einem kurzen Schwindel ins Mungos bringst?", erwiderte sie neckend und umschloss seine Finger mit ihrer Hand. „Nein", meinte er grinsend und küsste sie. „Damit ich die Mutter meines Kindes umsorgen kann und ihr alles bringen werde, was sie braucht."
„Das klingt gut", murmelte Lily gegen seine Lippen und spürte den kalten Wind an ihrem Gesicht gar nicht mehr, als sie ihn in einen innigen Kuss zog.
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Who is a slut for overprotective James?... Ye, thats me!
Und auch hier sage ich noch mal Danke an alle, die dieses Buch und seinen Vorgänger lesen. Ohne euch hätte Expecto Patronum bestimmt keinen Wattys gewonnen ;D Also noch mal: D A N K E!
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