43. Trübe Gedanken bei trüben Getränken

James lachte, als er Lily an der Hand packte und sie dann im Kreis drehte. „Miss Potter hat das Tanzen wohl noch nicht verlernt!", rief er und grinste schief. Lily verdrehte die Augen und schmiegte sich an seine Brust. „Du bist immer noch ein Idiot, Potter."

„Dein Idiot, ja", murmelte er und die Leute um sie herum lachten laut. „Was ist denn das für eine Stimmung hier!", rief er dann, weil die meisten Augen auf ihnen lagen. „Das ist 'ne Party, Leute, macht was partymäßiges!"

Er fing Remus' Blick auf, der mit Ellie, Marlene und Caradoc sprach und zwinkerte dem Werwolf zu. Er grinste und wandte sich dann an seine Freundin, die gerade lachte, weil Marlene etwas erzählt hatte, was sie wohl so lustig fand, dass sie sich an seiner Schulter festhielt.

„Was meinst du? Sollen wir uns etwas freie Zeit gönnen?", fragte Lily und warf ihm einen kecken Blick zu. „Du bist so ungezogen, Evans", erwiderte er grinsend und zog die Augenbrauen hoch. „Das ist dein schlechter Einfluss, Potter."

„Natürlich", hauchte er und beugte sich herunter, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. „Mein kleiner, feuerroter Teufel." Sie versuchte ihm gegen das Schienbein zu treten, doch er schob sie einfach von sich und grinste. „Manchmal bist du echt blöd. Weil du so groß bist und ich nicht und dann - "

Sein Grinsen war noch breiter geworden und er zog sie an der Hand mit sich. „Dann kommen Sie mal mit, Miss Evans und dann können Sie weiter schmutzige Dinge tun." Lilys Gesicht nahm die Farbe ihrer Haare an und sie verzog die Lippen zu einem dünnen Strich. „Ärger mich nicht, du weißt, dass ich ein nicht nachzuweisendes Gift brauen kann, oder?" James lachte, dennoch wusste er, dass Lily diese Möglichkeit wirklich besaß ihn zu vergiften und es wie einen Unfall aussehen zu lassen. Er hatte natürlich die Hoffnung, dass sie es nicht unbedingt bei ihm testen würde.

„Wo geht ihr hin?", fragte Marlene lachend, als sie an ihnen vorbeigingen und auf die Treppe zusteuerten, die in den oberen Stock führte. „Ähm – Momo füttern?", sagte Lily wenig überzeugend und ihre Freundin hob die Augenbrauen. „Ah, natürlich. Dann mal viel Spaß, beim Kater füttern."

James lachte leise und zog seine Frau an der Hand mit, während sie ihm in die Seite boxte. „Das war für das Lachen - ", sagte sie und schloss die Tür hinter ihnen. „ – und der ist, weil du der beste Ehemann bist, den ich mir wünschen kann." Sie legte ihre Lippen auf seine und lächelte in den Kuss, während James seine Hände an ihre Hüfte legte und sie an sich zog.

„Was für eine wunderbare Ehefrau ich doch habe", raunte er, als sie ihre Verbindung kurz lösten. Lily grinste und drückte ihn mit sanften aber bestimmenden Drängen auf das Bett zu.

„Ich liebe dich", sagte sie, als sie auf ihm lag und seine Brille von seinen haselnussbraunen Augen nahm. „Ich dich mehr."

Sie tauschten beide mehr Zärtlichkeiten aus und ihre Hände und Lippen wanderten an ihren Körpern entlang, als von unten her ein lautes Scheppern ertönte und sie die laute Stimme von Ellie hören konnten, die rief: „Nichts passiert!"

Lily schüttelte den Kopf, wobei ihre feuerrote Mähne hin und her schwang. „Vielleicht sollten wir wieder runter gehen. Bevor unser Haus noch in Flammen aufgeht."

„Wir könnten auch hier bleiben", brummte James leise und strich ihr mit seinen Fingern über die Stirn. „Komm schon", erwiderte sie. „Na schön", sagte er und erhob sich langsam. Seine und auch Lilys Haare waren ziemlich durcheinander und auch wenn er seine Frau durch die fehlende Brille nicht komplett erkennen konnte „Du bist ein Schatz", sagte sie und blieb seelenruhig liegen.

„Soll ich jetzt etwa alleine runtergehen?", fragte er empört und lachte, als Lily sich wie eine Katze in den Bettdecken räkelte. „Ja, ich komm sofort nach", murmelte sie und schloss die Augen.

„Klar", sagte er und küsste sie auf die Schläfe. „Bis später."

James stapfte die Treppe herunter und kam wieder im Wohnzimmer an. Die Musik und die Stimmen dröhnten sofort wieder auf seine Ohren und er lächelte, als er sah, dass seine Freunde allesamt Spaß hatten.

„Was muss man hier machen, um ein bisschen Alkohol zu bekommen?", fragte Sirius, nachdem er das dritte Glas des alkoholfreien, süßlichen Punsches getrunken hatte. James verdrehte die Augen und reichte seinem Freund eine Butterbierfalsche, die er aus dem Keller gezaubert hatte. „Dankeschön!", rief der junge Black und ließ den Kronkorken durch den Raum schweben.

„Sirius", sagte er leise und bedeutete ihm mit zukommen. „Was denn?" James setzte eine ernste Miene auf – es wurde langsam Zeit, dass er dieses Gespräch mit seinem Freund führte. „Wie lange willst du das noch durchziehen?"

„Was durchziehen?", erwiderte Sirius und nahm einen Schluck Butterbier. „Das - ", James deutete auf die Flasche in seiner Hand. „ – und die Sache mit Marlene. Wir wissen alle, dass ihr euch relativ einvernehmlich getrennt habt, aber das ist schon über zwei Monate her. Merlin, fast drei und du tust immer noch so, als sei sie dir zu irgendwas verpflichtet."

„Das mache ich nicht", sagte Sirius stumpf und wollte einen weiteren Schluck nehmen, ließ die Hand aber auf halbem Weg wieder sinken. „Hat sie dich etwa geschickt?", fügte er dann etwas lauter hinzu. James schüttelte schwach den Kopf, seufzte und lehnte sich dann gegen die Anrichte in der Küche. „Nein, ich fand nur, dass es langsam lächerlich wurde. Seit ihr beiden auseinander seid, habt ihr euch quasi komplett ignoriert und eure gegenseitige Existenz verschwiegen. Ihr habt euch benommen, wie dreijährige und das nur, weil ihr keine Beziehung mehr geführt habt. Ihr wart doch sechs Jahre lang so gute Freunde und dann soll euch das kaputt gemacht haben? Du hast die ersten Wochen fast nur getrunken und hast mit verschiedenen Frauen geschlafen – selbst vor Lin hast du nicht Halt gemacht – und das wahrscheinlich nur, weil es dir wehgetan hat, oder?" Sirius schwieg und starrte auf die dunkle Flüssig in der Flasche, die er mit seinem Zauberstab langsam herausfließen ließ.

„Sirius", sagte James durchdringend. „Du musst das alles nicht in dich reinfressen. Wenn es dich wirklich so sehr gestört hat, warum hast du dann nicht mit ihr geredet und - "

„Das habe ich versucht", unterbrach sein bester Freund ihn. „Glaub mir, Krone, ich hab's versucht. Aber sie... sie hat mich nicht gelassen."

„Weil du sie verletzt hast, Tatze. Weißt du nur ansatzweise, wie unglaublich fertig sie war? Sie hat sicherlich mehrere Tage geweint. Marlene hat das alles ebenfalls fertig gemacht."

„Sie wollte doch Schluss machen!", rief er aufgebracht und knallte die Flasche auf die Arbeitsplatte. „Sie hat Schluss gemacht und mir keine Zeit gegeben, mich zu bessern."

„Marlene hat dir genug Zeit gelassen", sagte James leise. „Drei Monate lang. Du hättest jederzeit zu ihr gehen sollen. Sie wäre bestimmt glücklich darüber gewesen."

„Ich konnte nicht", flüsterte der junge Black. „Nicht bei ihr."

„Warum nicht?", fragte James gereizt. „Du konntest dich in Alkohol und Frauen vergraben, aber kein einfaches Gespräch mit ihr suchen?"

„Weil ich es nicht konnte!", schrie Sirius und schlug mit der Hand die Flasche weg. Klirrend zersprang sie auf dem Boden und der Rest des Butterbieres breitete sich wie eine dunkle Blutlache auf den Fliesen aus. Sein Freund atmete schwer und seine Schultern bebten. „Ich konnte das nicht, James. Es ging nicht. Ich konnte ihr nicht unter die Augen treten und sagen, ich hatte es verhauen. Das ging nicht. Einmal hat gereicht, dass ich diesen Schmerz bei ihr verursacht habe." Seine letzten Worte gingen beinahe in der Musik unter, die vom Wohnzimmer zu ihnen wehte. James blickte Sirius lange an, ehe er etwas sagte.

„Und warum bist du dann so dagegen, dass sie sich mit neuen Leuten trifft?" Sirius' Gesichtszüge entgleisten langsam und Wut trat in seine Augen. „Bin ich nicht", knurrte er leise und ließ die kaputte Butterbierflasche und deren Inhalt mit einem Zauberstabschwenk verschwinden. Dann ging er auf die Tür zu und wollte sie durchschreiten, doch James versperrte ihm geistesgegenwärtig den Weg.

„Das bist du", erwiderte er kühl. „Du hast eine regelrechte Abneigung gegen Caradoc entwickelt, oder?" Bei der Erwähnung seines Namens, zuckte Sirius kurz zusammen und brummte dann nur: „Nein."

„Doch", entgegnete James laut. „Du trittst ihm gegenüber immer kühler und distanzierter auf und du kannst mir nicht erzählen, dass es wegen der sportlichen Schändung ist, die er mit uns betreibt. Du bist das gewohnt, du bist sportlich und ausdauernd."

Sirius ballte seine Hand zur Faust und sagte leise: „Lass mich durch, Krone."

„Nein. Nicht ehe du Klartext mit mir geredet hast." Sirius schloss kurz die Augen, dann blickte er seinen Freund wieder an. „Lass mich durch, James", sagte er dann mit mehr Nachdruck, doch er blieb stumm.

„Ich sagte, du sollst mich durchlassen, Potter!", rief Sirius aufgebracht und James erschrak ehrlich. Er wusste, dass Sirius temperamentvoll war, aber er hatte noch nie die Stimme gegen ihn erhoben. Deswegen ließ er es auch für einen Moment zu, dass Sirius sich an ihm vorbeidrängte und mit großen Schritten durch das Wohnzimmer schritt. Erst als er im Flur war, erwachte James und rannte ihm nach.

„Sirius Black! Komm sofort zurück!", schrie er ihm tief nach und trat auf die Treppenstufe vor dem Haus, auf dem auch der sprechende Kürbis stand. Sirius stand am Gartentor und drehte sich einen Moment um. „Besser nicht", knurrte er. „Dort werde ich nur wieder mit den beiden konfrontiert." Und dann war er appariert. Nur das aufgewirbelte Laub bezeugte noch von dem wütenden Black, der dort eben gestanden hatte.

„Ganz schlechte Manieren, hat er", sagte der Kürbis tadelnd. „Hat mir nicht einmal Lebewohl gesagt." James seufzte und schloss die Tür hinter sich. „Ja, ich habe versagt", murmelte er und fuhr sich mit beiden Händen durch die rabenschwarzen Haare.

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Wieder mal mag ich den Abschluss, weswegen das Kapitel ein kleines bisschen kürzer ausfällt, als sonst.

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