3. Wiedersehen
„Hast du genug zu essen da?"
„James, bei Merlins Bart, jetzt verschwinde endlich!"
„Aber ist noch genug da? Ich will nicht, dass - "
„James, ich bin kein kleines Kind."
„Sirius, du kommst aber alleine nicht klar, ich muss mich doch um dich sorgen."
„James, wenn du nicht sofort verschwindest, dann verhexe ich dich, sodass Evans dein hübsches Gesicht nicht mehr wiedererkennen wird."
„Ich finde du übertreibst etwas, immerhin - "
„Eins – Zwei - "
„I-ich denke ich geh dann mal. Wir sehen uns in drei Tagen wieder."
James schnappte sich seine Tasche und trat dann in den Kamin. Sirius hatte seinen Zauberstab bereits gezogen und richtete ihn immer noch auf James Gesicht. Er grinste sie verschmitzt, bevor das smaragdgrüne Feuer ihn gänzlich verschluckte. James presste die Arme an die Seite und schloss die Augen, um die wirbelnden Farben und flammenden Kamine nicht alle sehen zu müssen, dann stolperte er bereits nach vorne und landete in einem geräumigen Wohnzimmer, in welchem er vor wenigen Monaten bereits war.
Zwei Arme schlangen sich sogleich um seinen Hals und er wurde beinahe zurück in die Feuerstelle geworfen, als Lily ihn stürmisch umarmte. „Hey, Evans", sagte er grinsend und Lilys leuchtendes Gesicht tauchte in seinem Sichtfeld auf. „Endlich, Potter", neckte sie ihn. „Ich dachte schon, du lässt mich mit meiner teuflischen Schwester alleine."
„Ah, das war eigentlich mein Plan, aber weißt du, Peter liegt so viel an dir, deswegen wollte ich ihn nicht enttäuschen." Lily lächelte und schüttelte den Kopf. „Ist das so? Vielleicht lade ich lieber ihn als meine Begleitung ein. Er würde auch einen viel besseren Freund abgeben, meinst du nicht auch?" James lachte und drückte seine Lippen dann auf ihre. Ein Gefühl von Wärme erfüllte seinen Körper, als er mit seiner Zunge sanft um Eintritt bat.
„Esst nicht so viel, es gibt nachher noch Abendessen", sagte eine amüsierte Stimme und James öffnete die Augen ein Stück. Linnea stand grinsend und mit verschränkten Armen in der Wohnzimmertür. Lily löste sich von James und leckte sich kurz über die Lippen, ehe sie sich zu ihrer Cousine umwandte. „Musst du eigentlich immer so auftauchen? Wie durch - ", sie schnipste einmal mit dem Finger. „ – Zauberei?" Linnea lachte und stieß sich dann von der Wand ab. „Ja, eine echte Hexe macht sowas, nicht wahr? Hallo James, schön dich wieder zu sehen."
„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite", sagte er charmant und deutete eine Verbeugung an. Lily kniff ihm dafür in den Arm. „Komm mit, du musst meine Eltern noch begrüßen." Sie griff nach seiner Hand und zog ihn dann aus dem Wohnzimmer heraus in den Flur. Unterwegs nahm sie ihm die Tasche ab und stellte sie neben die Treppe. „Eigentlich war es geplant, dass du im Gästezimmer bleibst, aber jemand - ", sie warf Linnea einen halb giftigen, halb dankbaren Blick zu. „ – hatte sich entschieden, etwas früher anzukommen." Sie hob unschuldig die Hände. „Ist nicht meine Schuld wenn meine Mutter mich rausschmeißt."
„Wieso hat sie dich rausgeschmissen?", fragte James neugierig, während sie in den Vorgarten gingen. „Ach, sie hat total überreagiert. Meinte, ich hätte die Gardinen mit voller Absicht in Brand gesteckt, dabei war das ein Versehen! Dass es nunmal die hässlichsten im Haus waren, konnte sie auch nicht leugnen. Sie wollte mir eigentlich dankbar sein." James lachte und Lily schüttelte den Kopf. „Tja, deswegen, und weil ich ja sowieso zur Hochzeit eingeladen bin, dachte ich mir, besuche ich doch meine Lieblingscousine etwas früher."
„Ich wusste gar nicht, dass du und Tuni euch so gut versteht", murmelte Lily bissig und zog James weiter um das Haus herum. „Jedenfalls habe ich mit meinen Eltern verhandelt, dass du bei mir im Zimmer schläfst. Sie waren natürlich zuerst dagegen, da wir ja, um es mit den Worten meiner Mutter zu sagen 'versaute Teenager sind, die nichts von Verhütung oder Verantwortung verstehen.' Ja, ich weiß, ich schätze das Vertrauen meiner Eltern auch. Nunja, solange wir keine unanständigen Dinge anstellen, ist es für sie in Ordnung, wenn du bei mir schläfst, da ich ihnen erzählt habe, dass du dich sowieso irgendwann zu mir geschlichen hättest." James verzog das Gesicht. „Hey!"
„Ach, was denn? Du hättest es doch gemacht. Oder?", fragte Lily, vielleicht eine Spur zu leise. „Sicherlich, aber das selbst du kein Vertrauen zu mir hast - " Lily piekte ihm in die Seite. „Sei froh, dass du nicht auf dem Sofa schlafen musst, Mister Möchtegern Macho."
„Ja, Ma'm."
Ein großer, goldgelber Pavillon stand im Garten der Evans und wurde gerade von einigen Leuten geschmückt und dekoriert. „Mum, Dad, James ist da!", rief Lily über den Lärm der Arbeiten hinweg.
„Oh, James, schön, dass du da bist", begrüßte ihn Mrs. Evans, als sie sich etwas Blumenerde von den Fingern wischte und dann seine dargebotene Hand ergriff. „Du kommst genau richtig, wir könnten noch etwas Hilfe beim Aufbau vertragen."
„Ich helfe gerne, Mrs. Evans" sagte James und fuhr sich kurz durch die rabenschwarzen Haare. „Ethan ist in der Garage und sucht nach ein paar Werkzeugen, geh doch zu ihm und hilf ihm bitte. Lily, Petunia sagte, sie will gerne violette Rosen haben, hast du die schon bestellt?"
„Komm mit", sagte Linnea und führte James um das Haus herum, während Lily anfing mit ihrer Mutter zu diskutieren, dass Petunia doch noch eine Stunde zuvor behauptet hätte, sie will weiße Rosen. „Irgendwie ist dieser ganze Trubel nichts für mich", fuhr sie fort. „Deswegen habe ich auch die Aufgabe, Gäste umherzuführen und sie mit langweiligen und peinlichen Anekdoten aus Lilys Kindheit zu unterhalten."
„Weiß Lily davon?", fragte James mit einem Grinsen und rollte die Ärmel seines dunkelblauen Hemdes hoch. „Aber sicher, ich würde doch nie etwas tun, ohne ihre Einverständniserklärung gefälscht zu haben." Linnea ging wieder ins Haus und bog dann vor der Treppe in eine kleine Tür ab, die James vorher nicht bemerkt hatte. Sie führte in einen Raum, der voll mit den verschiedensten Kisten, Kartons und Kästen gestellt war. Aus dem hinteren Teil hörten sie ein lautes Scharren. „Hallo?", fragte Linnea und ging ein paar Schritte hinein. „Ethan, bist du das?"
„Ja, ja ich bin das. Lin?"
„Wie sie leibt und lebt. Ich bringe Besuch und Hilfe." Ein Kopf tauchte in dem Gewirr aus Kisten auf und blickte die beiden an. Dann erkannten die Augen James und Mr. Evans kam, mit verschmutzten Händen, aus dem hintersten Teil der Garage. „James, du bist ja schon da", sagte er und wischte seine Hände an einem Tuch ab. „Hat Erika dich geschickt?"
„Ja, Sir. Mrs. Evans sagte, ihr könnte ein paar helfende Hände vertragen."
„Lass die Förmlichkeiten, Junge, nenn mich einfach Ethan. Und ja, ich könnte etwas Hilfe gebrauchen. Bei den Ständern des Pavillons ist ein Bolzen abhandengekommen und ich muss einen Ersatz finden, ansonsten kracht uns das Ding bei zu starkem Wind um die Ohren." Linnea verzog sich langsam wieder und er hörte, wie sie ihm noch zuflüsterte: „Viel Spaß", ehe sie die Tür wieder zum Flur hin verließ.
„Ich helfe ihnen suchen, Mr. Eva – Ethan." Mr. Evans lachte laut auf, dann nahm er James an der Schulter und führte ihn in den hinteren Teil der Garage. „Ich bin froh, dass du hier bist, und meiner Tochter etwas Unterstützung schenkst. Ich weiß, dass sie und ihre Schwester sich nicht unbedingt blendend verstehen, deswegen bezweifle ich, dass in den nächsten Tagen auch alles glatt laufen wird. Es wäre wirklich schön, wenn du dafür sorgen könntest, dass Lily etwas entspannter ist, auch wenn ihre Schwester da ist." Mr. Evan beugte sich zu einem Karton hinunter und begann darin zu wühlen. „Petunia war schon immer etwas schwierig, weißt du. Sie ist zart und sanft und Lily ist stark und temperamentvoll, das hat schon früher zu Problemen geführt. Natürlich war das für Geschwister normal, dennoch..." Er stoppte und seufzte.
„Machen sie sich keine Sorgen", beschwichtigte James ihn. „Lily ist bei mir in guten Händen. Wenn ich es geschafft habe, dass sie sich während der Prüfungszeit in Hogwarts ausruht, dann schaffe ich das hier auch." James kniete sich hin und begann ebenfalls in einer der Kisten zu suchen, auch wenn er keine Ahnung hatte, was bei Merlins Bart denn ein Bolzen war. „Außerdem hat sie ja noch ihre Cousine, die kann ihr auch helfen."
„Das ist ein anderer Punkt, den ich ansprechen wollte", sagte Mr. Evans leise und warf James einen kurzen Blick zu. „Ich kenne Lin, seit sie ein kleines Baby war und ich weiß, sie ist ein aufgewecktes und fröhliches Kind, aber sie kann beizeiten auch etwas – herrisch und gemein sein. Ich bitte dich, nimm dir nicht alles zu Herzen, was sie vielleicht sagen könnte, manchmal schlägt sie etwas über die Stränge, aber sie hat das Herz am rechten Fleck. Außerdem - " Er begann eine kleine Schachtel zu schütteln. „Außerdem hat Lily, glaube ich, immer noch nichts ganz verarbeitet, dass Petunia sie nicht als ihre Trauzeugin haben will. Es ist wirklich nicht einfach und du kannst mir glauben, ich habe lange und intensiv mit ihr darüber gesprochen. Aber Petunia ist leider ein alter Sturkopf, wie so ziemlich jeder in dieser Familie."
„Ist schon in Ordnung. Ich kenne Lily auch, ich weiß, dass sie auch einen Dickschädel hat. Aber ich weiß auch, wie man mit ihr reden kann", sagte James. „Und bisher habe ich Linnea eigentlich als einen sehr fröhlichen Menschen kennengelernt. Aber ich nehme mir ihre Worte zu Herzen, und lege nicht alles auf die Goldwaage, Mr. Evans."
„Ethan, James, Ethan", erinnerte ihn der Mann und lächelte breit. „Aber danke dir. Du bist ein guter Junge." Er schlug James kameradschaftlich auf die Schulter. „Lily hat mir übrigens erzählt, dass ihr beiden diesen Sommer noch etwas ganz spezielles vorhabt, ist das richtig?", fragte er und seine Augen blitzten kurz auf. James fühlte sich ertappt. Hatte Lily etwa ihren Eltern schon von der Verlobung erzählt? Nein, halt, das konnte gar nicht sein, sie hatten noch gar keinen Termin ausgemacht, warum sollte sie dann sowas sagen. Es musste etwas anderes sein.
„Oh, ja richtig!", sagte er, als es ihm wieder einfiel. „Das Quidditchspiel." Mr. Evans blickte James plötzlich wie ein kleiner Junge an, der das erste Mal zu einem Spielplatz gehen durfte. „Du musst mir unbedingt erzählen, wie es war. Und mir was mitbringen. Ich war noch nie auf einem Spiel, aber ich habe mir erzählen lassen, dass er unglaubliche Souvenirs geben soll!" Mr. Evans Augen begannen zu leuchten. „Wenn es dir nichts ausmachen würde, natürlich", fügte er hastig hinzu und James grinste ihn an.
„Es wäre mir eine Ehre, Mr. Ev – Ethan. Ich bringe ihnen einen handsignierten Quaffel mit, wenn ich es schaffe!" Mr. Evans lachte schallend auf. „Ha, das lobe ich mir, immer mit etwas Enthusiasmus an die Sache ran gehen."
Mr. Evans schloss den Deckel einer Kiste und richtete seine Aufmerksamkeit dann einem kleinen Karton zu. „Ah, da haben wir den Übeltäter ja schon", rief er aus und hielt einen kleinen Metallgegenstand in die Höhe, den James noch nie in seinem Leben gesehen hatte. „Danke für deine Hilfe, James." Er stand auf und klopfte sich den Schmutz von der Hose, dann verließ er die Garage, James war ihm auf den Fersen. „Lily müsste eigentlich noch draußen sein, warte am besten hier, ich schicke sie dir rein. Lin!", rief er ins Haus und sogleich steckte Linnea ihren Kopf aus der Küche. „Ich wurde gerufen", stellte sie fest.
„Ja, bereitest du schon das Abendessen vor?", fragte Mr. Evans und Linnea nickte daraufhin. „Gut, ich schicke dir gleich Lily rein. James, macht es dir was aus, den beiden zu helfen?"
„Gar nichts, Ethan."
„Sehr gut, ah, das Badezimmer ist gleich da vorne, da kannst du deine Hände sauber machen." Mr. Evans verließ die Haustür und ließ James und Linnea alleine. „Wurdest du also auch zum Koch degradiert, ja?", fragte sie amüsiert. „Du wirst überrascht sein", sagte James grinsend. „In meiner Wohnung bin ich für das Kochen zuständig, Sirius lasse ich nicht mehr an den Herd, nachdem er einen Packung Nudeln komplett verbrannt hat."
„Wie hat er das denn geschafft?", fragte Lily, die hinter ihm durch die Tür trat. „Er wusste nicht, dass man die Verpackung vorher abmachen sollte", erklärte James und Linnea lachte schallend auf. „Der gefällt mir."
„Er ist vergeben, Lin", sagte Lily. „Na und? Nur weil er mir sympathisch erscheint, heißt das nicht, dass ich - "
„Schon gut, ich denke, den Rest können wir uns sparen", schaltete James sich dazwischen. „Jedenfalls hoffe ich, dass ich auch in meine Wohnung zurückkehren kann, wenn die Hochzeit vorbei ist." Lily legte ihm eine Hand auf den Arm. „Wenn nicht, weißt du ja wo ich wohne", sagte sie zwinkernd und ging dann, nicht ohne ihm einen verführerischen Blick zuzuwerfen, in die Küche.
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