31. Oktober 1981
In einem kleinen Muggeldorf namens Godric's Hollow stand ein Haus, das von einer Zaubererfamilie bewohnt wurde. James Potter saß an Halloween 1981 im Wohnzimmer eben dieses Hauses und ließ bunte Rauchwölkchen aus seinem Zauberstab steigen, um seinen kleinen einjährigen Sohn Harry Potter zu unterhalten. Der kleine Junge versuchte begeistert, die Rauchwolken zu fangen, doch nach einer Weile legte sein Vater den Zauberstab weg, nahm Harry auf den Arm und trug ihn die Treppe hoch, dort ging er ins Schlafzimmer und legte seinen Sohn in die Wiege. ,,Gute Nacht, Harry", flüsterte er und strich seinem Sohn über die kleine Hand. Er drehte sich um und wollte gerade den Raum verlassen, da öffnete sich leise die Tür und seine Frau Lily Potter sah in das Zimmer. ,,Schläft er schon?", fragte sie leise, doch James schüttelte den Kopf, küsste sie auf die Wange und verließ dann den Raum. Während Lily Harry versorgte, ging James hinunter ins Wohnzimmer, um sich etwas zu Essen zu holen. Als er jedoch durch den Flur ging, hörte er das leise Ploppen, wie man es hört, wenn jemand appariert und eine leise Stimme vor der Tür flüsterte etwas. James erstarrte und griff in die Tasche seines Umhangs. Wo ist mein Zauberstab!?, dachte er panisch und ihm fiel ein, dass er ihn aus der Hand gelegt hatte, bevor er Harry hochgetragen hatte. Seine Starre löste sich und er lief so schnell er konnte ins Wohnzimmer. Wo ist er? Er muss doch irgendwo hier sein!, dachte er fieberhaft während er sich hektisch umsah. Plötzlich hörte er, wie jemand hinter ihm höhnisch lachte und er fuhr herum. Seine Augen weiteten sich vor Angst und Überraschung. Nein, nein! Das kann nicht sein! Wie konnte er uns finden!? Er wich zurück zu dem Sessel, auf dem er vorhin gesessen hatte, in der Hoffnung, den Zauberstab ertasten zu können. ,,Es wird dir nichts nützen... Accio Zauberstab!", rief der Mann, der so lautlos hinter ihm ins Zimmer getreten war und James Zauberstab flog in seine Hand. ,,Du hast also geglaubt, dass dein netter Freund den Standort dieses Hauses für sich behalten würde?", fragte er kalt und sah James mit schmalen roten Augen an. ,,Weißt du warum ich stärker bin als du?", fuhr er fort, ,,Ich habe Diener, keine Freunde. Und meine Diener sind mir treuer ergeben, als deine Freunde dir..." James richtete sich auf. Auch wenn er vor Angst um das Leben seiner Familie zitterte, sah er dem Mann geradewegs in die roten Augen mit den Katzenartigen Pupillen. ,,Irgendwann wirst du begreifen wie wichtig Freunde sind, Voldemort!" Dann holte er Luft, um Lily zu warnen.
Lily gab Harry gerade eine kleine Flasche mit Milch, als sie James von unten rufen hörte. ,,Er hat uns gefunden, Lily! Nimm Harry und verschwinde von hier! Schnell!" Voldemort lachte und Lily verstand, was er sagte: ,,Es ist zwecklos. Ich werde dich töten und dann deine restliche Familie, ihr könnt vor Lord Voldemort nicht entkommen! Avada Kedavra!" Lily ließ die Flasche fallen, als sie hörte, wie James auf dem Boden aufschlug. Sie unterdrückte einen Schrei, doch die Tränen ließen sich nicht aufhalten. James ist tot!, dachte sie, was soll ich nur ohne ihn tun!? Wie soll ich ohne ihn leben können? Sie hörte Schritte auf der Treppe und drehte sich zu ihrem Sohn um. Ich muss irgendwie Harry in Sicherheit bringen! Sie wollte ihn gerade aus der Wiege heben, da schwang die Tür auf und Lord Voldemort betrat den Raum. Lily begann zu zittern und stellte sich schützend vor Harrys Wiege. Voldemort lachte nur und sagte gleichgültig: ,,Accio Zauberstab!", woraufhin Lilys Zauberstab aus der Tasche ihres Umhangs flog. Sie hatte in der Panik gar nicht an ihn gedacht. Voldemort fing den Zauberstab mit seiner blassen Hand und warf ihn achtlos hinter sich. ,,Es ist vorbei", sagte er und sah sie höhnisch an. ,,Du kannst mich nicht besiegen, du bist unbewaffnet, so wie dein Mann. Geh aus dem Weg, ich will Harry sehen..." Lily wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sagte mit zitternder Stimme: ,,Nein! Töte mich, wenn du willst, aber lass Harry am Leben! Bitte! Ich flehe dich an..."
Voldemort zögerte. Sie will freiwillig sterben, damit ihr Sohn weiterlebt? Das macht keinen Sinn... Wer würde sich freiwillig töten lassen, wenn er stattdessen weiterleben könnte? Er trat einen Schritt auf sie zu und erwartete, dass sie zurückweichen würde. Aber das tat sie nicht. Sie blieb wo sie war und starrte ihn herausfordernd an. ,,Geh zur Seite, du dummes Mädchen!", sagte er drohend, aber leicht verunsichert. Sie schüttelte den Kopf und starrte ihn weiterhin entschlossen an. ,,Dann wird es heute Nacht eben einen weiteren Tod geben... Mich soll es nicht stören...", sagte er leise, während er noch einen Schritt vor trat. Tränen liefen ihr über das Gesicht, doch sie blieb wo sie war. ,,Das ist meine letzte Warnung: Geh aus dem Weg!", zischte er. Endlich senkte sie den Blick, aber sie bewegte sich immer noch nicht von der Stelle. Er hob den Zauberstab und sagte: ,,Du hast es nicht anders gewollt. Avada Kedavra!" Ein grüner Lichtblitz zuckte aus der Spitze des Zauberstabes und traf sie in die Brust, sie sank leblos auf dem Boden zusammen. Nun hatte Voldemort freie Sicht auf das Baby. ,,Du bist also Harry Potter...", murmelte er und trat näher an die Wiege. ,,Und ich werde dich töten, wie deinen Vater und deine Mutter, bevor du gefährlich für mich werden kannst", fügte er hinzu. Er hob langsam den Zauberstab und richtete ihn auf den Kopf des Kindes. Er wollte genau sehen, wie diese, jetzt noch harmlose, Gefahr für ihn sterben würde. ,,Avada Kedavra!", flüsterte und erneut flog ein grüner Lichtblitz durch den Raum, doch diesmal starb sein Ziel nicht.
Voldemort spürte, dass etwas nicht stimmte, dass etwas ganz und gar falsch lief, doch da löste sich sein Körper schon in Rauch auf und zurück blieb nur seine geschwächte Seele, die durch Horkruxe an die Erde gebunden war. Er lebte nicht mehr, aber noch existierte er. Wut erfüllte ihn, Wut und Angst davor, nie wieder einen Körper zu haben. Lord Voldemort verließ das Haus und zog sich in die albanischen Wälder zurück, auf der Suche nach einem Weg, wieder einen Körper zu bekommen.
Doch Harry Potter war am Leben. Er hatte den Todesfluch überlebt und hatte nichts als eine Narbe auf der Stirn davongetragen. Er war der Junge, der überlebte. Er war der Auserwählte.
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