ᴜɢʟʏ
Jungkook Pov.
Es wunderte mich gar nicht mehr, wenn ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Keine Ahnung, wann und warum meine Schlafstörungen begonnen hatten, doch ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt. So sah ich von der Couch aus zu, wie die Dunkelheit der Nacht in die Morgendämmerung überging und dann langsam der Tag anbrach. Die Sonne würde heute wohl keine Chance gegen die dichte Wolkendecke haben. Wahrscheinlich würde es später noch regnen. Gähnend stand ich auf und streckte meine steifen Gliedmaßen. Vielleicht sollte ich in nächster Zeit mehr Zeit in meinem Bett anstatt auf der Couch verbringen.
Ich beschloss, Frühstück für Taehyung und mich zu machen. Ich schob ein paar Brötchen in den Ofen und stellte Butter, Marmelade, Schinken und alles, was man sonst noch so für ein Frühstück brauchte, auf den Tisch. Dann machte ich mich auf den Weg zu Taehyungs Zimmer, um ihn zu wecken. Ich klopfte an der Tür und trat ein, als keine Reaktion von ihm kam. Alles, was ich von ihm erkennen konnte, war ein blauer Haarschopf, der unter der Decke hervorlugte. Ich musste grinsen und öffnete die Vorhänge. Als das Licht auf den Blauhaarigen fiel, gab er ein unverständliches Brummen von sich. "Guten Morgen, ich hab uns Frühstück gemacht", begrüßte ich ihn, bevor ich sein Zimmer wieder verließ.
Ich nahm die warmen Brötchen aus dem Ofen und wartete auf Taehyung. Wenig später erschien er auch schon mit verstrubbelten Haaren und einem viel zu großen Hoodie im Esszimmer und ließ sich gegenüber von mir nieder. Ich reichte ihm den Korb mit den Brötchen. Eine Weile starrte er darauf, dann sagte er leise: "Nein danke, ich hab keinen Hunger."
So kam er mir ganz sicher nicht davon. Erstens war er mit Sicherheit hungrig, da er seit keine Ahnung wann nichts mehr gegessen hatte. Und zweitens sollte er endlich wissen, dass ich solche Dinge gerne für ihn bezahlte. Immerhin war ich froh, dass er hier bei mir wohnte. Wie zur Bestätigung knurrte in diesem Moment sein Magen und ich nickte ihm bestätigend zu.
Er nahm, wenn auch widerwillig, ein Brötchen und biss hinein. Nun war ich auch zufrieden, schnitt mir selbst ein Brötchen auseinander und bestrich es mit Butter und Marmelade.
Genüsslich biss ich hinein. Frische Brötchen waren einfach der beste Weg, um in einen Tag zu starten. Früher hatte meine Haushälterin immer das Frühstück zubereitet und ich konnte mich direkt vom Bett an den Frühstückstisch setzen. Nun musste ich das alles selbst machen, doch ich würde mich mit Sicherheit bald daran gewöhnen. Als ich mein zweites Brötchen gegessen hatte, lehnte ich mich zurück und beobachtete Taehyung etwas irritiert, der immer noch auf seinem Brötchen herumkaute. Ob es ihm nicht schmeckte? Genau diese Frage stellte ich ihm auch und er schüttelte sofort den Kopf und begann, die Reste in sich hinein zu stopfen. Anscheinend schmeckte es ihm wirklich nicht und er war nur zu höflich, um das zuzugeben. Wie konnte man warme Brötchen nur nicht mögen?
Taehyung Pov.
Ich fühlte mich unglaublich schlecht, weil ich das ganze Brötchen gegessen hatte. Weißbrot hatte so viele Kalorien und ich hatte gerade ein ganzes Brötchen in mich hinein gestopft. So würde ich sicher wieder zunehmen. Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl hin und her und Jungkook warf mir einen leicht besorgten Blick zu. "Alles in Ordnung?", erkundigte er sich und ich nickte. Dann fasste ich einen Entschluss. "Ich muss aufs Klo", sagte ich mit bemüht fester Stimme. Er gab ein kurzes "Okay" von sich und ich erhob mich. Ich wusste, dass ich das eigentlich nicht tun sollte, aber ich konnte einfach nicht anders. Ich wollte nicht zunehmen. Bitte nicht.
Ich schloss die Klotür hinter mir ab und kniete mich vor die Toilette. Dann steckte ich mir einen Finger in den Hals. Wie sehr ich dieses Gefühl hasste, doch ich musste die aufgenommenen Kalorien wieder loswerden. Ob ich jemals wieder ohne Schuldgefühle essen konnte? Ob ich jemals dünn sein würde?
Nach zehn Minuten lehnte ich mich erschöpft zurück. Der Boden war kalt und ich begann langsam zu frieren. Mein Kopf schmerzte und ich begann zu zittern. Langsam erhob ich mich und stellte mich vor den Spiegel. Wie in Zeitlupe zog ich meinen Hoodie hoch und betrachtete meinen nackten Oberkörper. Man konnte meine Rippen erkenen, doch das war mir lange nicht genug. Ich wog zu viel und das sah man mir an. Seufzend schob ich meine Ärmel nach oben und strich über meinen blutverkrusteten Arm. Manchmal vermisste ich die Zeit, in der meine Haut noch glatt und weich gewesen war. Das war schon lange her. Schon damals war mein Leben ziemlich einsam gewesen.
Meine Eltern hatten sich zwar immer halbwegs gut um mich gekümmert, doch hatten sie nie bemerkt, dass ich Probleme hatte. Dass ich jeden Tag, an dem mir die anderen in der Schule Begriffe wie "fett" und "hässlich" an den Kopf geworfen hatten, etwas mehr kaputt gegangen war. Mittlerweile war meine Seele so kaputt, dass man sie wahrscheinlich nie wieder reparieren konnte.
Irgendwann machte ich mich wieder auf den Weg zu Jungkook ins Wohnzimmer. Ich ließ mich etwas entfernt von ihm auf die Couch fallen und sank in mir zusammen. Mir war immer noch kalt und ich versuchte, das Zittern zu unterdrücken. Jungkook beobachtete mich von der Seite. "Taehyung, geht's dir wirklich gut? Du bist ziemlich blass", fragte er besorgt.
Er sollte sich keine Sorgen um mich machen. "Ja, alles bestens", antwortete ich und versuchte, möglichst überzeugend zu klingen. Er zuckte mit den Schultern und griff nach der Fernbedienung vor ihm. Er schaltete irgendein Drama ein und widmete sich seinem Laptop. Was er wohl machte? Ich streckte meinen Kopf in seine Richtung und konnte einen Blick auf einen Text erhaschen. Ob er einen Songtext schrieb?
"Jungkook, schreibst du Songs?", wollte ich wissen. Musik interessierte mich wirklich. Er wandte seinen Blick vom Bildschirm ab und sah mich an. "Ja, ich bin gerade bei einem Text. Kannst du ihn vielleicht mal ansehen, ich komm hier nicht weiter", bat er mich. Ich rückte zu ihm hinüber und er drehte den Laptop zu mir. Ich las schnell über den Text und war wirklich überrascht. Der Text war wirklich schön, aber auch traurig. Jedenfalls ein richtig guter Songtext. "Wow", kam es vom mir. Ich war wirklich beeindruckt.
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