ᴘʀᴏᴍɪsᴇ

Taehyung Pov.

An den dunkelroten Wänden hingen elegant geschwungene Lampen, welche den atemberaubenden Raum in ein warmes Licht tauchten. In der Mitte des Saals befand sich eine schwarze Bar, hinter der zwei Barkeeper arbeiteten und die teuersten Getränke zusammen mixten. Um die Bar herum waren die Tische gestellt. Alles war in dunkelrot und schwarz gehalten und durch eine reine Glaswand konnte ich erkennen, dass draußen die Straßenlichter brannten. Eine Straßenlampe fesselte für einen Augenblick meine Aufmerksamkeit. Sie flackerte wild, sie erinnerte mich an meine zittertenden Nerven. Mein Blick fiel auf den Jungen, der gegen diese lehnte und genüsslich an seiner giftigen Zigarette zog.

Doch durch Jungkook wurde ich aus meiner Starre gerissen. Er fasste mich am Unterarm, um mich mit zu seinem Vater zu ziehen. Panisch blickte ich mich um. Ließ meine Augen von Tisch zu Tisch fliegen, doch überall saßen Pärchen oder mehrere Leute, niemals ein einzelner Mann. Wir waren einmal halb um die Bar gegangen, als wir doch an einem Tisch ankamen, welche nur von einer Person besetzt war.

"Hey, Dad." Meldete sich Jungkook zu Wort und setzte sich gleich ihm gegenüber auf den Stuhl. Überfordert, was ich jetzt machen sollte, tat ich es dem Jüngeren gleich, nachdem ich mich schnell verbeugt hatte.

"Das ist Taehyung. Mein Mitbewohner." Spuckte er gerade zu seinem Vater ins Gesicht.

Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her und erst jetzt bemerkte ich die diffizile Situation. Ich saß nicht am Gang, sondern am Fenster, von Jungkook eingegrenzt. Falls ich brechen müsste, konnte ich hier nicht raus. Sofort überwältigte mich ein erneuter Anfall von Panik. Ich war nicht in Lage, auch nur ein einziges Wort von mir zu geben.

"Es freut mich, dass ihr beide gekommmen seid." Redete nun sein Vater, dessen Lippen ein gefälschtes Lächeln umspielte. Er war offentsichtlich alles andere als 'erfreut'.

"Es freut mich natürlich auch sehr dich kennenzulernen, Taehyung." Richtete er sich direkt an mich. Als Antwort brachte ich erneut nur eine kurze Verbeugung über mich.

"Dad, was willst du? Taehyung ist völlig in Ordnung. Er würde mich niemals ausnutzen!  Da du ihn jetzt gesehen hast, können wir doch essen und dieses Treffen schnell hinter uns bringen. Oder?"

Herr Jeon schien vom Tonfall seines Sohnes wenig beeindruckt. Er hob nur eine Hand, um den Kellnern zu verdeutlichen, dass wir gern die Speisekarten hätten. Wenige Minuten später hatten wir bestellt. Wobei Jungkook einfach das Erste genommen hat, was er lesen konnte. Für mich gab es Gott sei Dank auch einige Salate. Daher hatte ich mir einfach einen ohne Dressing bestellt.

Während wir warteten herrschte eine kämpferische Stille am Tisch. Jungkook ließ seinen hasserfüllten Blick nicht eine Sekunde lang von seinem Vater. Wenn ich nur wüsste, warum er ihn so hasste...Ich wär dankbar einen Vater zu haben, der sich mit mir treffen wollen würde. Egal aus welchem Grund. Ich drehte mich um. Ich wollte wissen, ob der Junge noch dort an der Laterne stand. Aber er war weg. Die Lampe flackerte jedoch immer noch.

Sobald ich mich wieder umdrehte, stand auch schon mein Salat vor mir. Ich musste schlucken. Die Portion war viel zu groß. Es war viel zu viel. Ich konnte das nicht essen. Nicht so viel. Meine schwitzige Hand griff langsam meine Gabel und so begann ich in dem Grünen vor mir, herum zu stochern. Jungkook fiel währenddessen über sein Essen her, als wären wir bei einem Wettbewerb. Er wollte wohl einfach nur hier raus. Genaus, wie ich. Doch ich könnte niemals alles so hinterschlingen, wie er.

Mein Blick ging zu seinen Vater, welcher mich prüfend musterte, nur um daraufhin ein Stück von seinem Steak abzuschneiden. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken und so zwang ich mich zum Essen. Mehr und mehr, verschwand von meinem Teller und mit jedem Bissen wurde mir schlechter. Als ich plötzlich fast würgen muste, sprang ich auf und lief zu den Toiletten.

Jungkook Pov.

Nachdem Taehyung so fluchtartig den Tisch verlassen hatte, war ich sofort aufgesprungen und ihm hinter her gelaufen. So konnte es nicht weiter gehen. Nein, so durfte es nicht weitergehen. Als ich im Bad ankam vernahm ich Würgegeräusche. Vorsichtig ging ich zu der vermeintlichen Kabine. Als es im Bad verstummte, klopfte ich mit meinem Knöchel gegen die affektierte Holztür.

"Komm rein", kam es leise von drinnen und ich öffnete die Tür, betrat die Kabine und hockte mich direkt zu ihm. Er saß auf dem Boden und hatte den Kopf gesenkt, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.

Ich setzte mich neben ihn und sagte eine Weile nichts. "Taehyung?", fragte ich irgendwann und er sah mich endlich an. Seine Augen waren leicht gerötet und er sah unendlich traurig aus. Hatte er geweint? "Lüg mich bitte nicht an", bat ich.

"Ich will nicht, dass es dir schlecht geht." Ich sah, wie bei meinen Worten Panik in seinen Augen aufflammte. "E-es tut m-mir leid", stotterte er und ließ die Schultern hängen. Er sah so verloren aus, dass ich ihn am liebsten in die Arme nehmen würde. Zuvor wollte ich jedoch klarstellen, dass er sich nicht dafür entschuldigen musste. Immerhin konnte er auch nichts dafür.

"Es muss dir nicht leid tun. Alles ist gut, ja? Du musst dich nicht dafür schämen oder so", versuchte ich auf ihn einzureden, doch er schien mir nicht so recht zu glauben. "Aber sag mir bitte, warum du das machst", sagte ich traurig. Wie konnte ein so schöner Mensch wie Taehyung sich so etwas antun? Er war im wahrsten Sinne des Wortes wunderschön. Sein Gesicht war nahezu perfekt.

"Ich... ich will doch einfach nur schön sein", flüsterte er. Es tat mir im Herzen weh, das zu hören. Wer auch immer ihm eingeredet hatte, dass er nicht schön war, ich würde diese Person umbringen. Ich sah ihn bestürzt an und stellte erschrocken fest, dass er weinte. Dicke Tränen liefen über sein wundervolles Gesicht und ich zog ihn sofort in meine Arme. Dabei hatte ich fast Angst, ihm weh zu tun, so zerbrechlich wirkte er.

"Du bist wunderschön, Tae. Wirklich", sagte ich leise und schlang meine Arme noch etwas fester um ihn. Ich wollte ihm helfen. Ich wollte, dass es ihm gut ging. Obwohl ich ihn erst seit vier Tagen kannte, war er mir bereits wichtig geworden. Ich würde alles dafür tun, um ihn wieder zum Lachen zu bringen. Das schwor ich mir.

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