ᴏᴡɴᴇʀ
Yoongi Pov.
Jimin lag mittlerweile unter mir auf meinem Bett und ließ sich ganz von mir führen.
Er wich, sobald ich etwas forderte.
Allmählich schlich sich jedoch die Stimme zurück in meinem Kopf. Diesmal rief sie mich allerdings zur Vernunft. Ich sollte das hier unterbrechen.
Auch wenn es so leicht von alleine ging, mussten wir hier aufhören. Wir durften nicht weitergehen.
In Jimin hatte ich jemanden gefunden, der mich verstand und trotzdem nicht für völlig bescheuert erklärte. Er versuchte meine Handlungen nachzuvollziehen und so irgendwann schon an den kleinsten Anzeichen erkennen zu können, was in mir vorging.
Ich liebte ihn nicht. Nicht in dieser klassischen Art, bei der man Schmetterlinge im Bauch hatte oder das Herz schneller schlug.
Ich verspürte nur das reine Bedürfnis ihn zu beschützen.
Es mag vielleicht verfehlt klingen, jedoch wollte ich, dass er nur mir gehörte und niemanden sonst. Dafür würde ich sicherlich alles tun und dabei keine Grenzen kennen, so wie ich mich einschätzte.
Langsam ließ ich den Kuss ausklingen und drückte mich ein Stückchen vom Bett und somit auch von ihm weg. Seine Lippen stachen mir sofort ihn die Augen. Sie waren leicht gerötet und standen einen Spalt geöffnet. Am liebsten hätte ich mich sofort wieder auf sie gestürzt.
Doch ich hielt mich zurück und sah ihm nun in die Augen. Sie glänzten. Ich wusste jedoch nicht warum.
War es ich, oder einfach nur die Lust?
Langsam setzte Jimin sich auf. Ich wich zur Seite, damit er sich richtig aufrichten konnte.
Nun saßen wir nebeneinander auf dem Bett und schwiegen uns an. Doch es war nicht völlig still zwischen uns. Es fand eine Konversation auf eine andere Art und Weise statt.
Es war, als ob wir uns gegenseitig denken hören konnten.
Ich spürte sofort, dass Jimin überfordert war. Erst jetzt schien er zu realisieren, was gerade passiert war. Während er bei mir, einfach nur auf Ratlosigkeit stieß.
Vorsichtig ließ ich meine Hand über meine Beckdecke fahren, bis ich seine Hand erreichte und diese dann fest umschloss.
Ich hörte auf mein Gefühl. Es sagte mir, dass Jimin einfach gerade jemanden brauchte.
Jeder sah in eine andere Richtung. Um jeden Preis vermieden wir Blickkontakt. Doch plötzlich verfestigte sich Jimins Griff um meine Hand und kurz darauf ließ er seine Stirn gegen meine Schulter sinken.
Mir wurde bewusst, dass wir hier noch lange nicht fertig waren. Irgendetwas bedrückte ihn, das empfand ich einfach so.
Er begann zu schluchzen. Sanft legte ich meine Hand auf seinen Hinterkopf und fuhr mit meinem Daumen immer wieder durch seine Haare.
Irgendwann schloss ich ihn in meine Arme und ließ mich mit ihm nach hinten fallen, sodass wir nun wieder auf meinem Bett lagen.
Der Jüngere klammerte sich an mich, als wäre ich sein Rettungsring.
Beruhigend ließ ich meine Hand über seinen Rücken fahren und gab ihm hauchzarte Küsse auf seinen Kopf.
Jeder musste mal seinen Emotionen freien Lauf lassen, sonst erstickte man irgendwann daran. Jimin war immer der Fröhliche und Positive. Nie war er schlecht gelaunt. Und das tat mir so leid. Wenn jemand es nachvollziehen konnte, wie es sich anfühlte nicht darüber reden zu können, wusste ich wohl am besten, wie es sich anfühlte. Wir vergessen oft, dass die Stärksten unter uns die meisten Narben haben.
Nachdem sich der Blonde beruhigt hatte, sah er mich mit seinen traurigen, doch auch erleichterten Augen an. Dann legte sich ein schwaches Lächeln auf seine Lippen.
"Danke", hauchte er und streckte sich zu mir nach vorn, um mir einen leichten Kuss auf den Mund zugeben, den ich natürlich zu gern erwiderte.
Jimin drückte sich hoch und fuhr einmal mit seinen Ärmel über seine verheuelten Augen.
"Bis später", flüsterte er, stand auf und verließ - ohne sich nochmal umzudrehen - den Raum.
Ich verschränkte nur meine Hände hinter meinem Kopf und starrte an die nackte und so frustrierende, weiße Decke. Ich versuchte zu verarbeiten, was gerade passiert war. Doch mein Kopf fühlte sich wie eine überladene Festplatte an, die jeden Moment drohte abzustürzen.
Den Rest meines Nachmittags verbrachte ich bei Taehyung. Ihm erzählte ich nichts von dem Kuss. Durch verschiedene Fragen brachte ich ihn einfach dazu, mir eher viel von ihm zu erzählen. Dadurch versuchte ich mich abzulenken. Jimin sah ich den ganzen Nachmittag nicht mehr.
Selbst im Zimmer für die Pfleger konnte ich ihn nicht mehr auffinden.
Taehyung erzählte mir ununterbrochen Dinge von Jungkook. Automatisch verglich ich mich damit. Ich wusste kaum etwas über Jimin. Obwohl unser Verhältnis auch irgendwie etwas ganz anderes war, als das zwischen Tae und Jungkook.
Nachdem ich gemeinsam mit Taehyung zu Abendbrot gegessen hatte, entschied ich mich dazu, zurück in mein Zimmer zu gehen, welches ungefähr auf der Mitte des Flures lag und sich somit nah am Pflegerzimmer befand.
Vor diesem stand ein junger Mann.
Er hatte schwarze Haare und war vielleicht ein paar Zentimeter größer, als ich.
In seiner einen Hand hielt er einen Blumenstrauß, aus dem eine kleine Karte lugte.
Neugierig, was er hier wollte, ging ich zu ihm. Vielleicht konnte ich ihm sogar helfen.
Als ich mich immer weiter näherte, schaute er mich schließlich auch an.
Mit etwas Abstand zu ihm, blieb ich stehen.
"Wen suchen Sie?"
"Ähm, Herrn Park. Park Jimin."
Sagte er fröhlich und sah sich aufgeregt ihm Flur um. Ein ungutes Gefühl braute sich in mir zusammen. Was wollte dieser Kerl hier?
"Das tut mir leid. Aber der ist nicht da. Soll ich ihm etwas ausrichten?"
Skeptisch sah ich an ihm auf und ab. Versuchte ihn einzuschätzen. Doch er verwirrte mich. Sein so freundliches Auftreten, schien eine ziemliche falsche Person zu verstecken.
"Er ist nicht da? Komisch, auf seinem Dienstplan stand, dass er heute da sein würde...
Naja, dann komme ich einfach ein andern Mal wieder."
"Wie heißen Sie denn? Dann kann ich ihm ausrichten, dass Sie da waren."
Er zögerte auf mein freundliches Angebot. So als ob er überlegen würde, ob es wirklich ein Vorteil für ihn wäre, wenn ich Jimin von seinem Besuch erzählte.
Er presste seine Lippen aufeinander. Verbissen überlegte er.
Ganz überraschend legte er dann doch ein breites - viel zu übernatürliches Lächeln - auf seine Lippen und reichte mir seine Hand.
"Ich bin Jung Hoseok. Der Freund von Jimin. Mein Besuch sollte eigentlich eine Überraschung werden."
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