ғʀᴇᴇᴅᴏᴍ
Yoongi Pov.
- 8 Jahre später -
"Min Yoongi, sind Sie bereit? Haben Sie alles, was Sie brauchen?"
Der stämmige Gefängniswärter, der über die Jahre nahezu ein treuer Begleiter von mir gewesen war, würde mich nun endlich in die Freiheit entlassen.
Schnell nickte ich deshalb und packte meine Tasche, in der ich alles verstaut hatte.
Ohne mich noch ein einziges Mal umzudrehen, trat ich an die Tür heran und ließ mir brav die Handschellen anlegen.
Ich wollte einfach raus, aus diesem düsteren Betonklotz. Schon seit einem Jahr zählte ich die Tage, bis ich endlich entlassen wurde. Erstaunlicherweise hatte ich nur ein bis zwei Ausraster gehabt und das auch nur zu Beginn der Haft.
Danach wurden mir regelmäßig Besuche bei einem Psychologen gestattet und von da an, ging es mit mir bergauf.
Auch, dass Jimin mich damals noch häufig besucht hatte, half mir sehr.
Ja, leider nur damals. Denn durch seinen neuen Job als Polizist, war er sehr beschäftigt und immer sehr erschöpft, wenn er mich besuchen kam. Deshalb hatte ich ihm verboten, mich zu besuchen, wenn sein Tag so anstrengend war. Er sollte dann lieber seine freie Zeit nutzen, um sich auszuruhen.
Er hörte auch auf mich.
Einerseits machte es mich froh, da ich somit Jimin noch eine Verpflichtung abnehmen konnte, aber andererseits vermisste ich ihn wirklich sehr.
Bevor ich aber in die Freiheit geschickt wurde, ging der Wärter noch mit mir in einen der Untersuchungsräume, in die man für gewöhnlich nur kam, wenn man gerade inhaftiert wurde.
Mithilfe eines Schlüssels, öffnete er eine große Schrankwand und holte einen kleinen Karton hervor.
Ich sah mich derweil im Zimmer um. Schließlich blieb mein Blick an dem Spiegel kleben, der dort in einer Ecke hing.
Ich hatte mich wirklich verändert und es gefällte mir. Meine Haut wurde nun stellenweise von schwarzer Farbe bedeckt. Während der Zeit im Knast hatte ich Gefallen daran gefunden, das auf meine Haut zeichnen zu lassen, was mir viel bedeutete. Und so kam es, dass sich die unterschiedlichsten Symbole zu Stande kamen. Einige ragten sogar an meinem Hals empor.
Leicht lächelnd, stellte er den Karton vor mir auf den Tisch.
"Hier sind all deine Sachen drin, die du damals abgeben musstest."
Behutsam öffnete ich den Deckel und musste ernüchternder Weise feststellen, dass es außer meinen alten Klamotten, nichts anderes in dieser Kiste gab.
Ich seufzte, schloss den Deckel und nahm die Kiste in beide Hände.
Der Gefängniswärter sah dies als stumme Aufforderung mich endlich nach draußen zu bringen und somit führte uns der nächste Weg raus aus dem Gebäude, über den Hof, bis hin zum Eingangstor. Dort angekommen, nahm er mir die Handschellen ab und klopfte mir väterlich auf die Schulter.
"Ich will dich hier nie wieder sehen, hast du verstanden?"
Ich erwiderte sein schwaches Lächeln und verbeugte mich flüchtig vor ihm, bevor er mir die Tür aufschloss und ich endlich nach Draußen konnte.
Hinter mir, rummste die Metalltür ins Schloss. Und somit war ich frei.
Doch meine Euphorie hielt sich plötzlich in Grenzen.
Denn wo sollte ich nun hin? Ich hatte weder Geld noch ein Handy. Von einer Unterkunft wollte ich gar nicht ers anfangen zu reden.
Ich wusste nicht, wo Jimin wohnt, noch auf welcher Station er arbeitete.
Genervt stöhnte ich auf und ließ meine Kopf in den Nacken fallen, wobei ich gleich von der Sonne geblendet wurde.
Ich war 28 Jahre alt und wusste mir nicht zu helfen.
Ich blickte auf den Karton in meinen Händen und entschied mich dazu, diesen als erstes loszuwerden.
Doch bevor ich losging, kam mir eine Idee in den Sinn. Die Leute, die mit Jimin auf einer Wache arbeiteten, wusste, dass ich sein Freund war. Sie würden mir sicherlich seine Adresse verraten. Aber dafür musste ich erstmal herausfinden, wo diese Wache war.
Ich drehte mich um, und blickte frustriert gegen diese riesige, graue Metalltür, die soeben hinter mir zugefallen war.
Ich konnte es selbst nicht glauben. Kaum war ich draußen, wollte ich schon wieder rein. Verbittert lachte ich auf, trat ein paar Schritte näher und klopfte.
Glücklicherweise ließen mich die Wächter sofort rein, nachdem ich ihnen gebeichtet hatte, etwas vergessen zu haben.
Langsam wurde mir wirklich warm. Es waren draußen mindestens 30°C und ich stand hier in langen Klamotten in der Sonne.
Zum Glück war es drinnen am Empfang etwas kühler.
Die Frau, die dahinter saß, erkannte mich sofort und sah mich verwirrt an.
"Können Sie mir bitte sagen, von welcher Polizeistation ich hierher gebracht wurde?"
"Warum wollen Sie das wissen?"
"Ich möchte meinen Freund überraschen. Er arbeitet in dieser." Erzählte ich nur die halbe Wahrheit. Denn Jimin würde ich jetzt sicherlich nicht auf der Wache antreffen."
Ohne mir weitere Fragen zu stellen, schrieb sie mir die Adresse auf.
"Ist das weit von hier?"
Sie zuckte mit den Schultern.
"So um die fünf Kilometer, sind es bestimmt. Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?"
Bot sie mir noch an, doch ich lehnte dankend ab und verließ nun aber wirklich das Gelände für immer.
Ein Taxi wäre zwar schön, aber womit sollte ich es bezahlen?
Dann musste ich halt einfach die fünf Kilometer in Kauf nehmen.
So ein kleiner Spaziergang würde mir bestimmt nicht schaden.
Und so lief ich los.
Als ich an der besagten Wache eintraf, war es bereits 17 Uhr. Die kleine Funkuhr an der Rezeption verriet es mir.
"Hallo", machte ich mich bemerkbar und sofort schnellte der Blick des Mitarbeiters zu mir hoch.
Unwillkürlich musste ich Lächeln, als ich diesen erkannte. Es war der Boss von Jimin, der den ich gebissen hatte.
Auch er schien sofort zu merken, woher er mich kannte und sah mich mit großen Augen an, wobei er eine leichte Schutzhaltung einnahm, so als wolle ich ihn gleich angreifen.
"Keine Sorge, ich beiße nicht." Scherzte ich und er schien sich etwas zu entspannen.
"Sind Sie gerade frei gekommen?"
Ich nickte.
"Ich suche Jimin, können Sie mir vielleicht sagen wo er ist?"
"Er ist heute auf einem Außeneinsatz und kommt erst spät zurück. Sie wollen doch nicht etwa so lange hier auf ihn warten, oder?"
Der Gedanke, dass ich länger bleiben könnte, schien ihn zu beängstigen.
"Nein, das hatte ich nicht vor. Allerdings, wenn ich nicht weiß, wo ich sonst mit mir hin soll...
Ich bräuchte nur Jimins Adresse, dann kann ich schon zu ihm gehen."
Der Typ schien wirklich einen inneren Konflikt mit sich zu haben, denn er haderte.
Er wusste ganz genau, dass er mir eigentlich keine Adressen geben durfte.
"Weiß er davon, dass Sie zu ihm nach Hause kommen?"
"Jup. Ich hab ihm gesagt, dass ich ihn sofort besuchen komme, wenn ich entlassen werde."
Er seufzte nahezu erleichtert aus.
"Na gut, dann ist es ja kein Problem",
meinte er und schrieb mir Jimins Adresse auf einen kleinen Notizzettel.
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