Perfektion um jeden Preis
Unsere Welt wird Tag für Tag mit Perfektionismus überschwemmt. Die Medien leben es uns vor. Die Stars und Sternen aus Hollywood ebenfalls. In Filmen und Soaps ist es Gang und Geben.
Und auch in vielen Büchern gibt es sie: Die Perfektion der Protagonisten und ihre Welt.
In den letzten Jahren habe ich viele meiner Protagonistinnen und auch Protagonisten als perfekt dagestellt. Kaum Markel. Alles lief für sie wie am Schnürchen. Rosarote Welt. Mit der Zeit merkte ich jedoch, dass das eben nicht der Welt entspricht, in der ich lebe und in der ich aufwachse. Und auch, wenn jetzt einige vielleicht sagen mögen Wieso? Ich fand gerade deine Hauptprotagonistin so etwas von unrealistsch! Das war zu perfekt. Denen sei gesagt, dass Karena alles andere als perfekt ist. Und auch Timo ist es nicht. Auf keinen Fall. Denn beide haben ihre Vergangenheit, die ich in allen drei Teilen aufarbeiten werde. Gerade, wenn man eine Trilogie schreibt, kann man als Leser nicht erwarten, dass man schon alles im ersten Band erfährt. Das wäre langweilig und würde den Reiz vergessen lassen. Show don't tell, wie es so schön immer heißt.
Perfektionismus ist auch etwas, was beim Aussehen beginnt und mit dem Charakter weitergeht. Schauen wir nach Hollywood, so wird uns das vorgelebt. Und auch in Deutschland bekommen wir so etwas vorgesetzt.
Wesepentaile, 80 D Körpchengröße, Muskeln, XXL Hintern - bei den Frauen.
Muskeln aus Stahl, fette Autos, ein dickes Bankkonto und auch ein Gesichtslifting darf nicht fehlen - bei den Männern.
Aber ist das wirklich noch schön?
Vor gut drei Jahren, am 13.12.2016, habe ich The unholy Book of Tristan Wrangler - Sammelband von der liebe Don Both das erste Mal gelesen - und war begeistert. Und bin es noch immer. Ich liebe die Wrangler Familie. Ich liebe Mia und ich liebe Tristan. Zum ersten Mal laß ich ein Buch, dessen Protagonisten NICHT perfekt waren. Werder vom Aussehen her noch vom Charakter. Und genau das habe ich geliebt und liebe ich noch immer.
Ich könnte jetzt weitere Bücher aufzählen, in denen es keine perfekten Protagonisten gab und gibt, aber das würde den Rahmen sprengen.
Worauf ich hinaus möchte ist, dass ich für mich selbst entschlossen habe in Zukunft keine Bücher mehr zu schreiben in denen die Protagonisten perfekt erscheinen. Das beginnt für mich beim Aussehen und endet damit, dass ihr Umfeld und ihre Lebenssituation völlig normal ist. Denn genauso werde ich auch den 2. und 3. Teil meiner Soulmates Trilogie schreiben und veröffentlichen. Mit Tabu Themen bestückt. Mit Dingen, die alltäglich sind. Mit Problemen, die wir alle kennen.
Ich plotte ja nebenher bereits immer wieder ein wenig an meiner Krischengift Tetralogie. Und auch hier habe ich mir fest vorgenommen neben einigen Tabu Themen, die ich aufgreifen werde in dieser Reihe, meine Protagonisten keinesfalls perfekt dazu stellen. Dieses Mal möchte ich wirklich dass all meine Haupt- und Nebencharaktere ihre Ecken und Kanten haben werden. Ich werde nichts verschönigen und einiges miteinfließen lassen, wie eben das unverblühmte Leben nun einmal so ist.
Versteht mich nicht falsch. Rena&Timo aus meiner Soulmates Trilogie sind auf keinen Fall perfekt. Beide haben ihre Ecken und Kanten und werden sie im 2.&3. Teil auch weiterhin haben. Doch mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich gerne auch mit Protagonisten spielen und experemtieren möchte, die eben ihre Markel haben. Seelische Markel und körperliche Markel. Und genau das werde ich in KG später miteinfließen lassen.
Diese Themen reizen mich. Nicht, weil ich mich darüber als Autorin lustig machen möchte. Sondern, weil ich darauf aufmerksam machen möchte. Denn ich glaube, dass dieses ständige "Ich muss perfekt sein, weil das von mir verlangt wird." einfach falsch ist.
24/7. 365 Tage im Jahr geben wir alles. Auf der Arbeit müssen wir perfekt sein. Im Eheleben müssen wir es. Bei der Familie und bei Freunden ebenfalls. Doch wann sind wir einfach mal wir selbst?
Und genau diese Perfektion möchte ich beim Schreiben meiner nächsten Romane umgehen. Ich will nicht mehr, dass meine Protagonisten perfekt sind. Ich will, dass sie Ecken und Kanten haben. Dass sie auch mal mit einem Pickel auf der Strirn umherrennen und der Leser sich dann denkt: Jap, so sehe ich gerade auch aus. Aber hey, ich scheiß drauf.
Mal im Ernst: Ungeschminkt verlässt eine Frau kaum das Haus. Irgendwie laufen wir doch ständig top gestylt herum. Ob nun wegen der Arbeit oder weil wir uns mit Freunden treffen. In einen Club gehen...
Wie viele von den Fotos oder Videos, die wir täglich auf Instagram, Facebook ect. zu Gesicht bekommen sind mit Photoshop oder einer anderen App bearbeitet worden?
Erst kürzlich habe ich mich mit meiner besseren Hälfte darüber unterhalten. Und er ist immerhin ein Mann. Denn auch ich habe so meine Komplexe als Frau. Einen zu kleinen Busen, zu breite Hüften (wir sagen dazu ja mal gerne Reiterhosen) ... Die Antwort dazu war: Wenn ich dich scheiße finde würde, hätte ich das bereits nach dem ersten Treffen zu dir gesagt! Und nein, du siehst nicht scheiße aus. Du bist toll, so wie du bist. Auch mit deinen Markeln.
Gut, da sieht man mal wieder, dass wir Frauen einfach zu viele Gedanken haben wegen unserem Aussehen. Und meine bessere Hälfte muss es ja schließlich wissen (zwinker).
Und genau deswegen habe ich beschlossen, dass ich in meinen zukünftigen Büchern keinen Perfektionismus mehr miteinbauen werde. Weder vom Aussehen her noch von den alltäglichen Umständen.
Ich finde, das passt einfach nicht zu mir. Denn ich selbst bin ja auch nicht perfekt. Eine leichte Form von ADHS oder ADS zu haben ist nicht immer leicht. Vor allem im Berufsleben nicht. Deswegen gibt mir das Schreiben und Veröffentlichen unglaublich viel Halt. Nämlich dann, wenn ich drohe zu scheitern oder gescheitert bin.
Und gerade hier muss ich wieder an einen Satz denken, den mir eine ehemalige Autorenkollegin an den Kopf knallte: Du bist einfach nur stinkend faul. Du hast überhaupt gar keine Behinderung. Du willst nur nicht arbeiten gehen!
So ungefähr waren damals ihre Worte über FB als PN an mich privat.
Und so etwas tut wahnsinnig weh zu lesen. Wir haben uns nie persönlich kennengelernt und nach dem, was sie vom Stapel ließ, ist das auch besser so.
Aber da sieht man mal, wie falsch die Menschen alle sein können. Im Internet zeigen sie sich alle anonym. Aber wenn man ihnen dann gegenüberstünde, wäre das etwas völlig anderes.
Denn auch hier ist es wieder so: Pefektion um jeden Preis!
Egal wo man hinschaut: Alles muss perfekt sein! Aber warum? Weil der Mensch keine Fehler sehen will und schon gar keine zugeben will. Traurig, aber wahr.
Und auch ich habe schon Fehler gemacht, die ich heute sehr bereue. Zu tiefst bereue. Und wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich es tun.
Ein Satz aus dem vorläufigen KT (Klappentext) zum 4. Teil von Kirschengift wird wohl später lauten:
Fehler, die passiert sind, können nicht ungeschehen gemacht werden. Man muss mit ihnen leben und versuchen das Beste daraus zu machen.
Und ich finde, dass da etwas wahres dran ist. Oder was meint ihr?
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Wie steht ihr selbst zum Thema Perfektion in Romanen?
Achtet ihr beim Schreiben und Lesen auf solche Dinge?
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