FDC - Die Unglaubliche
Benannt nach dem Volk der Natives, welche hier vor der Ankunft der Europäer gelebt hatten, liegt der Tayrona-Nationalpark im Norden Kolumbiens. Ein einzigartiges Naturparadies, mit mystischen Waldwegen, den schönsten Stränden Kolumbiens und vielen Palmen.
Es ist angenehm warm, vor uns liegt das türkisblaue Meer, hinter uns ragen die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada de Santa Marta in den blauen Himmel, Schäfchenwolken schmiegen sich an die Gipfel. Das regelmäßige Rauschen der Wellen lullt uns in einen Kokon des Friedens.
Das Leben ist so schön. Die Hängematten zwischen den Palmen sind besetzt; einige Meter auseinander und doch nah genug, dass wir uns ruhig und locker unterhalten können. Zwischen den Worten nippen wir an unseren Erfrischungsdrinks oder versuchen, die Natur bildlich festzuhalten, aufzusaugen, mit ihr eins zu werden.
Die Frau in der Hängematte neben mir, meine Gesprächspartnerin heute, wirkt glücklich. Das sagen mir ihre Augen; wach, abenteuerlustig, schelmisch. Immer wieder lachen wir, das Gespräch ist harmonisch entspannt. Viele von euch kennen sie: Die unglaublich talentierte FleurDeCel.
Wer ist diese Frau? Wie tickt sie? Wie lebt sie? Warum schreibt sie? Dem nachzugehen ist für mich eine abenteuerliche Reise. Lasst mich zuerst einen kleinen Bogen schlagen, um euch das Talent von Fleur vergleichsweise näherzubringen. Die älteren Leserinnen unter euch können sich bestimmt an die Bücher der grossartigen Federica De Cesco erinnern.
Ach, was haben wir geweint, beim Roten Seidenschal! Wie haben wir uns mit dem Sternenschwert durch die japanische Geschichte gekämpft. Wir sind mit allen starken Protagonistinnen mitgegangen, ritten auf Pferden durch unbekannte Welten, haben gelitten und uns gefreut.
Es mag Zufall sein, aber es ist bestimmt kein gewöhnlicher Zufall, dass die große Autorin unserer Jugend die gleichen Initialen hat wie die große Autorin der Gegenwart. FDC - das ist ein Zeichen. Das ist Gefühl. Das ist literarisches Schaffen mit all seinen Facetten, Höhen und Tiefen. Was Federica De Cesco für meine Generation war, ist Fleur De Cel für die Mädchen, die jungen und jung gebliebenen Frauen und Männer von heute.
Ja, auch Männer. Das war schon immer so. Die Knaben, welche damals Federica De Cesco gelesen haben, getrauten sich einfach nicht, das öffentlich einzugestehen - und so ähnlich hält es sich mit Fleur De Cel. Ihre Geschichten treiben den Frauen den Puls in die Höhe und die Tränen aus den Augen.
Die Männer hingegen schmelzen still dahin, doch selten einer mag es gerne zugeben. Die meisten beschweren sich sachlich über zu viel Kitsch oder lamentieren über eventuelle technische Details oder geschichtliche Fakten, die eventuell nicht hundertprozentig belegbar sind. Dabei steht das Gefühl im Zentrum - doch das begreifen die Männer nicht.
Ganz nebenbei kann man in allen FDC-Geschichten auch immer etwas lernen. Sei es früher oder heute. Fleur ist die Federica der Neuzeit! Und das katapultiert sie in ungeahnte Sphären! Sie ist meine Sternenpriesterin.
Das folgende Gespräch mit meiner lieben Freundin darf ich freundlicherweise veröffentlichen.
***
"Ach, es ist herrlich hier. Danke dir, meine liebe Fleur, dass du mir dieses Paradies zeigst." Ich stelle mein Glas in den Sand. "Wie es zu deinem Namen kam, hast du mir nie erzählt - obwohl ich durchaus eine Vermutung habe. Du nennst dich FleurDeCel. Wie kam es dazu?"
Sie lächelt. "Es ist ein Wortspiel mit meinem echten Vor- und Nachnamen. Ich kam per Zufall darauf und fand die Verbindung zum Fleur de Sel aus der Camargue aufgrund meiner eigenen französischen Wurzeln ganz witzig."
"Dann lag ich also richtig. Auf deinem kleinen, runden Profilbild auf Wattpad zeigst du uns eine Frau, die aus einem Comic stammen könnte, eine sympathische, aber entschlossene Kriegerin, mit Kapuze und Mundschutz. Was stellt das Bild dar?"
"Auf dem Bild bin ich zu sehen, mit Maske. Das entstand während Corona, etwa um die Zeit, als ich auch mit dem Schreiben auf Wattpad begonnen habe."
Ich blicke sie erstaunt an. "So kurz erst? Hast du das Schreiben erst jetzt entdeckt?"
"Nein", schmunzelt sie, "Ich habe bereits mit zwölf angefangen zu schreiben, weil ich das Lesen geliebt habe und damals auch Zeit hatte, etliche Bücher zu verschlingen. Dann kam eine lange Zeit ohne fiktionale Bücher (Studium lässt grüssen) und ohne Schreiben.
Dank der HomeOffice Pflicht 2019 hatte ich dann plötzlich mehr Zeit - das Pendeln entfiel ja - und ich habe mich eines Tages einfach aus Langeweile an den PC gesetzt und angefangen, die Idee, die mir im Kopf herumschwirrte, niederzuschreiben."
"Zu unserem Glück! Ich bin gerade ziemlich beeindruckt. Aveline und Rurik aus Langeweile? Oder vielleicht war es ja auch die Geschichte um Emma - würde in die Zeit passen. Wie auch immer: Wow - chapeau!" Ich hebe mein Glas hoch, wir schauen uns an und prosten einander zu. "Ich nehme mal an, inzwischen hat sich das leicht verändert, denn die Arbeit ist ja wieder dazu gekommen, und du schreibst weiter."
Wir legen uns wieder zurück, die Hängematten schaukeln sanft.
Mit ihrer sympathischen Stimme spricht sie dann weiter. "Ja. In meinem Kopf laufen andauernd Filme ab; wie du weisst, bin ich eine elende Tagträumerin. Ich glaube, das ist meine Art, mit der Welt und meinen Erlebnissen umzugehen. Ich verarbeite sie in meinem eigenen Kopfkino, stelle mir tolle, schöne, faszinierende Welten vor, in welche ich gerne manchmal selbst abtauchen würde.
Das Schreiben ist in dem Sinne Psychohygiene und es macht mir unheimlich viel Spaß, neue Welten zu erschaffen, die nach meinen Regeln funktionieren."
"Nach deinen Regeln. Klingt gut. Du bist eine starke Frau, ganz wie deine Protagonistinnen jeweils auch, außer vielleicht Emma." Wir lachen kurz. "Wie viel Fleur steckt eigentlich in den Charakteren, in deinen Protagonistinnen?"
"Ooh, leider oft sehr viel. Meine Mutter liest meine Geschichten auch und sie sieht alles. Aber mich stört das nicht. Das Schreiben von Geschichten ist meine Art, mich und meine Gefühle auszudrücken."
"Wie schaffst du das? Ich meine, wie organisierst du dir die Ruhe zu schreiben?"
"Ich wohne mit meinem Mann und meinem Hund in einer großen, modernen Wohnung im Grünen. Die Ruhe ist dadurch schon gegeben. Ich schreibe bei mir zuhause auf dem Sofa, mein Hund schmiegt sich dann eng an mich. Meine Füße sind hochgelagert, ein Glas Wein oder Kaffee (je nach Tageszeit) steht daneben. Musik habe ich auch an. Der Laptop liegt auf meinem Schoß."
"Das ist ein sehr schönes, friedliches Bild. Aus deinen Fingern fließen dann die Worte, welche über den digitalen Weg in die Augen deiner Leserinnen flimmern und in ihren Köpfen die Bilder, Gerüche und Welten entfalten, die aus deinem Kopf stammen. Es ist wie eine echte Verbindung, die hier entsteht. Sehr persönlich."
Eine kleine Pause fügt sich ein, trägt uns einen Moment. Wir hängen beide unseren Gedanken nach, lassen unser Gespräch auf uns wirken, die Worte nachklingen.
Ich seufze zufrieden, nach einem Schluck Kokos-Drink aus meinem Glas. "Es ist ganz angenehm, mal ohne Handy und ohne Laptop zu sein, das Leben zu spüren. Stell dir vor, all deine Follower könnten uns nun sehen. Ich bin ehrlich gesagt ganz froh darüber, dass Wattpad ohne Filmchen und Bildposts funktioniert. Mehr als tausend Menschen folgen deinen Worten. Sind sie dir wichtig?"
Zur Bestätigung nickt sie. "Meine Follower sind mir unglaublich wichtig, weil sie mir immer dann die Motivation zurückgeben, wenn sie verloren scheint, was in letzter Zeit leider ziemlich oft ist. Nur dank meinen Followern und Leser*innen schreibe ich überhaupt noch weiter."
Fleur blickt aufs Meer hinaus, wartet einen Moment. Dann schaut wie wieder zu mir her. "Ich versuche, ihnen meine Wertschätzung zu zeigen, indem ich sehr aktiv auf Kommentare antworte oder auch mal bei anderen vorbeischaue und ihre Werke lese und sie weiterempfehle. Ich will keine passive Autorin auf Wattpad sein, die sich nur für ihre eigenen Geschichten interessiert, ich suche die Interaktion und den Austausch und will andere Schreiberlinge in ihrer Arbeit unterstützen."
"Hmm, da sind wir uns sehr ähnlich, wir zwei." Ein sonnengebräunter, junger Mann bringt uns neue Drinks, wir sind kurz etwas abgelenkt.
"Ich versuche auch, den Autorinnen, die ich verlegen kann, Unterstützung zu geben. Wie steht das mit dir? Möchtest du Bücher im Buchhandel veröffentlichen oder bleibst du digital? Anders gefragt: Arbeitest du für eine mögliche Karriere oder soll es dein Hobby bleiben?"
Fleur lächelt. "Ist das ein Angebot? - Ich arbeite nicht proaktiv daran, weil mir schlicht die Zeit fehlt. Meine Arbeit hat (leider) Priorität, weil es das ist, was meine Miete bezahlt und mir das Essen auf den Tisch bringt. Aber träumen tue ich manchmal. Ich denke, ein eigenes Buch in Händen zu halten, wäre wirklich schön, aber es ist nicht ein Ziel, das ich mit aller Kraft verfolge. Wenn sich etwas ergibt, dann ist das für mich ein glücklicher Zufall. Ansonsten bin ich gerne einfach auf Wattpad. Das Schreiben wird für mich immer ein Hobby bleiben — denke ich."
Nun ist es an mir, zu lächeln, denn ich sehe das nur teilweise so. Das in Klammern stehende 'leider' habe ich sehr wohl registriert. Wohl deshalb bohre ich etwas nach. "Unter welchem Namen würdest du deine Bücher veröffentlichen?"
"Das weiss ich noch nicht, aber mir gefällt der Vorname Fleur sehr. Vielleicht wird es eine elegante Kombination damit sein."
"Daran zweifle ich keine Sekunde. Hast du eigentlich außerhalb von Wattpad bevorzugte Autorinnen oder Autoren, von denen du vieles liest? - Ich habe deine Tasche mit den Büchern gesehen und bin neugierig."
"Ich lese viele englischsprachige Fantasy-Bücher, in welchen das (Über-)Leben der Protagonisten nie garantiert ist. Da habe ich zwei Autorinnen, die ich sehr empfehlen kann. Man sollte sie unbedingt auf Englisch lesen: Sarah J. Maas und Rebecca F. Kuang."
Ich gerate kurz etwas ins Schwärmen. "Stay silent while others are oppressed, or fight for what's right! - Crescent City; oder Throne of Glass; sehr cool. Aber auch Poppy War und Babel sind großartige Werke. Du wählst zwei sehr starke Autorinnen. Gefällt mir. Lass uns mal gedanklich spinnen: Angenommen, du gründest deinen eigenen Verlag. Wie würdest du dir die Manuskripte auswählen?"
Fleur schmunzelt und steigt auf meinen Gedankensprung ein. "Ich glaube, ich würde jene Geschichten nehmen, die mich auf ihre eigene Weise tief berühren. Das würde dann wahrscheinlich ein wilder Genremix werden, aber das ist mir Wurst. - Was suchst du eigentlich in Büchern?"
Mit dieser Frage erwischt sie mich kalt. Darüber habe ich noch nie nachgedacht; na dann halt jetzt. "Persönlich sehe ich das sehr ähnlich wie du. Ich brauche eine Geschichte, die mich mit allen Sinnen fesselt. Mein Kopfkino ist stark - es braucht Nahrung. Weißt du, das ist wohl der Hauptgrund, weshalb ich damals auf deine Geschichten aufmerksam geworden bin - bevor wir uns kannten, meine ich. Ich suche Unterhaltung, Spannung; ich liebe Cliffhanger und ich mag es zu träumen und zu weinen. - Als Verlegerin stecken dann eher unmenschliche, pragmatische Gedanken im Vordergrund. Ich suche nach den Geschichten, die eine mögliche Leserschaft begeistern könnten. Du sprachst vorhin vom Essen auf deinem Tisch - auf meinem sollte auch etwas stehen, denke ich."
Wir schauen uns an, Fleur nickt mir verständnisvoll zu. Es ist, als ob wir uns ohne Worte verstehen und doch solche austauschen. Das Gespräch macht uns beiden Spaß, aber vom Essen hätten wir nicht reden sollen, denn ich kriege Hunger.
"Fleur, ich habe Hunger. Kannst du mir etwas empfehlen? Lass uns essen gehen."
"Essen? Geht immer! Mach dich auf etwas gefasst: Hier nehme ich dich zu meinem Lieblingsessen aus Kolumbien mit: Pescado frito con arroz con coco y patacon." Sie strahlt mich an.
Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet, aber ich weiß, wir werden einen sehr schönen und interessanten Abend haben. Die leeren Gläser nehmen wir mit, schlendern durch den warmen Sand. Hinter uns baumeln die beiden Hängematten im Meeresrauschen.
***
Das war's. Das war das Interview mit FleurDeCel - verpackt in einen angenehmen Dialog an einem traumhaften Ort. Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht, die liebe Fleur etwas näher kennenzulernen.
Ich habe sie dann noch gefragt, von welchen Wattpad-Autorinnen sie gerne ähnliche Gespräche lesen würde. Sie nannte ReggaeGirl4, storywriterde und jinnis. Sehr gerne werde ich mich bei euch melden und nachfragen, ob ihr euch mit mir zum Gespräch treffen möchtet.
Doch nun gebe ich das letzte Wort noch einmal FleurDeCel. "Ich danke dir für diese tollen Interviewfragen", sagt sie. Diesen Dank kann ich ihr nur zurückgeben.
Macht's gut, genießt das herrliche Wochenende.
Eure Lesende
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