Die Ambitionierte

Als die Menschen damals über den Garten Eden berichteten, ihn sich vorstellten und ihre Bilder in Worte zu fassen versuchten, da müssen sie an genau diesem Ort gesessen haben, wo Tintenzauberin und ich uns heute treffen. Es ist ein unendlich scheinender Garten, grün und bunt, angenehm kühl. Die Blumen blühen, die Sonne scheint und es duftet himmlisch nach einer Mischung aus Rosen und Lavendel. Auch Bienen und Schmetterlinge surren und flattern in der Nähe herum. Wir spazieren über die Wege, lassen uns von der Pracht und dem Duft verzaubern.

"Dein Name klingt schon nach Zauberei, ähnlich dieser Umgebung. Wie hast du ihn gefunden?"

Die junge Frau neben mir lächelt. "Als ich beschlossen habe, Wattpad zunächst als Leserin beizutreten, wollte ich einen Namen, der einprägsam, leicht zu lesen, aber auch magisch ist und zu mir passt. Ich habe damals viel mit Worten gespielt, die mir gefielen - bis die Kombination „Tintenzauberin" entstand. All das symbolisiert für mich die Magie der Geschichten, die mir so viel bedeutet - eine magische Welt, in der vieles möglich ist und in der man abtauchen kann. Quasi eine Tintenwelt voller Magie."

"Wie die Bäume hier. Zauberhaft." Wir bleiben vor einem gewaltigen Eukalyptus stehen, sein Stamm hat einen Durchmesser von gut drei Metern. Ich kann nicht anders und lege mich kurz auf seine gefalteten Wurzeln. Meine blonde Begleiterin lacht und schießt ein Foto.

"Ja. Die Natur ist für mich ein Ort der Inspiration - hier kann ich abschalten und entspannen. Ich würde mich als einen eher ruhigen Menschen bezeichnen, obwohl ich oft mehr zu sagen habe, als ich tatsächlich ausspreche. Dafür bin ich eine tolle Zuhörerin und sehr empathisch darin, Menschen zu verstehen. Persönlichkeitsentwicklung ist allgemein ein Thema, das mich interessiert, darum kann ich Menschen gut mit Rat zur Seite stehen und ihnen Mut machen. Grundsätzlich bin ich meistens positiv und optimistisch gestimmt und versuche in allem und jedem, das Beste zu sehen. Ich glaube nämlich, dass jeder die Welt durch seine Brille wahrnimmt und will mir meine so schön wie möglich gestalten."

"Da bin ich voll mit dir", ich stöhne leicht beim Aufstehen, "denn ich denke und ticke da sehr ähnlich wie du. Und ich liebe Bäume."

Tintenzauberin hilft mir lächelnd, dann schlendern wir weiter. Wir erreichen einen kleinen Pavillon aus weißem Holz, der im Schatten unter grünen Ästen und Rankgittern steht, und machen es uns dort gemütlich. Auf einem Tisch stehen kühle Getränke, Kuchen und frisches Obst bereit, Erdbeeren und erste Himbeeren. Es ist ein warmer Sommertag - nicht zu heiß, sodass wir uns im Schatten angenehm unterhalten können. Bei Vogelgezwitscher und einer leichten Brise können wir uns entspannen, die Idylle genießen und voll und ganz in das Gespräch vertiefen.

"Wie bist du auf Wattpad gestoßen?"

"Ich habe zu einer Buchreihe, die mir sehr gefiel, Bilder gegoogelt und ein Fanart-Buch gefunden. Dann kamen Fanficions, ich habe gesehen, dass es hier noch mehr gibt ... Quasi eine riesige Bibliothek voller gratis Bücher. Das gefiel mir als Leserin natürlich. Die Vielfalt hat mich begeistert. Auch wenn ich von der Funktion, zu kommentieren, erst viel zu spät Gebrauch gemacht habe."

"Also warst du wie ich vorerst auch einfach Leserin?"

Sie nickt. "Schon seit meiner Kindheit war Lesen mein liebstes Hobby, ich habe unzählige Bücher regelrecht verschlungen. Die Abenteuer haben mich als großen Aspekt meiner Kindheit geprägt und mir immer den Halt und die Magie gegeben, die mir in der echten Welt gefehlt haben. Das Leben war zwar schön, aber irgendwie auch langweilig und trist, fand ich, daher war Lesen für mich ein Ventil in ein Reich der Fantasie und unbegrenzten Möglichkeiten.

Mittlerweile nutze ich Bücher zum Glück nicht mehr als Realitätsflucht, sondern habe erkannt, dass das echte Leben auch viel zu bieten hat. Trotzdem träume ich hin und wieder gerne und erschaffe meine eigenen Welten. Obwohl ich das natürlich gerne viel öfter tun und aufschreiben würde, als ich mittlerweile Zeit habe."

"Hast du früh mit Schreiben angefangen?"

"Meine ersten Geschichten habe ich mit ungefähr fünfzehn Jahren begonnen, am meisten habe ich in den zwei folgenden Jahren geschrieben. Ich habe eine Zwillingsschwester, die mich damals durch einen witzigen „Zufall" auf die Idee zum Schreiben gebracht hat, und wir haben beide spontan losgelegt - und beide ein tolles Hobby im Autorensein gefunden. Ich habe mit ein paar Kurzgeschichten, einer Fanfiction und einem eigenen Fantasy-Roman angefangen - damals vollkommen ohne Planung, frei nach dem Flow. Mein erster Roman ist gleich über 600 Seiten dick geworden. Auch wenn ich ihn nach der Überarbeitung gar nicht schlecht fand, bleibt er erstmal ein stilles Werk, das nur meine Schwester je gelesen hat. Vielleicht veröffentliche ich die Geschichte Mal auf Wattpad - vielleicht auch nicht."

"Du hast dieses Buch noch?"

"Natürlich." Sie schmunzelt und ihre blauen Augen strahlen.

Mir gefällt diese Geschichte. "Was fasziniert dich am Schreiben?"

"Schreiben gibt mir eine kreative Pause, in der alles möglich sein kann. Es bietet für mich die perfekte Mischung aus Entspannung und Nervenkitzel, weil ich oft selbst nicht zu 100 % weiß, was als nächstes geschieht. Dennoch mag ich das Gefühl von Freiheit, das mich überkommt, und bin immer fasziniert, was alles entstehen kann, wenn man den Kopf ein bisschen abschaltet und sich treiben lässt. Im Alltag bin ich oft leider ein zu starker Kopfmensch. Beim Schreiben kann ich andere Seiten von mir ausprobieren, ausleben und entdecken. Ich glaube, in allem, was wir schreiben, steckt auch ein Stück von uns selbst. Das hilft mir, mich selbst zu verwirklichen."

"Das kann ich voll verstehen. Auch mir steht mein Kopf zwischenzeitlich im Weg. Wie viel Zeit hast du für dein Hobby?"

"Ich schreibe unter der Woche manchmal nachmittags oder abends, da ich dann nach einem hoffentlich produktiven Tag am besten entspannen und mich in die Geschichte fallen lassen kann. Sonst habe ich oft das Gefühl, vorher noch etwas tun zu müssen, und kann mich nicht gebührend fokussieren. Am Wochenende nehme ich mir gerne auch vormittags Zeit, oder den ganzen Tag, wenn es geht. Träumen geht immer." Sie zwinkert und fährt fort:

"Meistens schreibe ich am Laptop, weil es sich professioneller anfühlt und mir mehr Autoren-Gefühle und Konzentration gibt. Ich kann allerdings auch am Handy schreiben, wenn ich Ideen sammle oder es schnell gehen muss - das ist praktisch, wenn ich unterwegs bin. Dennoch bevorzuge ich den Computer, weil ich da nicht so oft abgelenkt werde."

"Wenn ich am Laptop schreibe, schalte ich das WLAN aus, damit ich bestimmt nicht abgelenkt werde."

"Das ist eine gute Idee." Sie nickt. "Nebst meiner Lebensfreude habe ich auch Seiten an mir, die eher ernst und zurückhaltend sind und bin gerne Mal für mich allein. Da kann ich nachdenken und reflektieren. Außerdem bin ich fokussiert und zielstrebig und kann hart an meinen Zielen arbeiten - dank meines Perfektionismus zerschieße ich mir jedoch ab und zu einen Traum oder die Motivation selbst. Doch trotz Höhen und Tiefen kehre ich später oft wieder zum Projekt zurück, wenn es mir wichtig ist. Denn wenn sie Spaß machen und sich in Herzensprojekte verwandeln, will ich nicht aufgeben, egal was passiert."

Nun will ich doch noch etwas mehr wissen. In den Bäumen neben uns trällern einige Singvögel ihre Freudenlieder. "Hast du noch mehr so lange Ideen im Kopf, ich meine wie die sechshundert Seiten?"

"Ja. Ich habe mehr Ideen, als ich jemals umsetzen kann, und ich habe noch ganz viele große Projekte in Planung. Überwiegend Reihen und Sagas, da ich mich mit den Ideen in meinem Kopf meist nicht kurz fassen kann und die Welten nach einiger Zeit eine Eigendynamik entwickeln ... Doch ich liebe es, die Geschichten in meinem Kopf abzuspielen und dem Flow seinen Raum zu geben. Das Schreiben ist eines meiner liebsten Hobbys und ich würde die Ideen ungern nur in meinem Kopf behalten."

"Dann freue ich mich auf deine nächsten Bücher, und mit mir freuen sich bestimmt auch deine Follower. Sind sie dir wichtig?"

Sie nickt. "Ich bin sehr glücklich und dankbar für jeden, der meine Geschichten liest, sie kommentiert und meine Charaktere auf ihrer Reise begleitet. Darum versuche ich auch, möglichst schnell zu antworten und regelmäßig online zu sein. Da ich Wattpad als Plattform der Interaktion sehe und es mir Spaß macht, kommentiere ich beim Lesen sehr viel und trete mit den Autoren in den Austausch - Sternchen, Lob und ausführliches und konstruktives Feedback gebe ich ebenfalls gerne (letzteres meist nur, wenn erwünscht). Sonst versuche ich, ab und zu Bücher zu empfehlen oder Leute zu Projekten einzuladen, die ihnen gefallen könnten. Daran, regelmäßiger zu updaten, arbeite ich jedoch noch."

Ihre Antwort lässt mich schmunzeln, denn ich gebe auch Feedback, wenn es nicht erwünscht ist. Immerhin ist das ein Teil meines Berufes.

"Mal angenommen, ich würde ein Buch von dir veröffentlichen. Was würdest du dann tun?"

"Ein Buch? Ich will ganze Reihen veröffentlichen!"

Ich lache schallend los, sie zieht kurz einen Schmollmund, dann lachen wir beide.

"Wirklich. Allerdings muss ich dafür vermutlich noch persönlich ein bisschen wachsen, damit ich mir das wirklich zutraue und solch ein großes Projekt auch durchziehen kann. Denn ein Buch bedeutet Arbeit, Zeit und Planung, und wenn ich veröffentliche, dann will ich es gut machen. Wichtig wäre mir daher, dass ich die Geschichten wirklich zu Herzensprojekten ausbauen kann - ich mag es nicht, unter Stress zu schreiben. Mein Ziel ist es, irgendwann an einen Verlag zu treten und viele Menschen mit meinen Ideen zu begeistern - wie es vermutlich der Traum vieler Autoren hier ist. Und ich bleibe dran, selbst wenn oft erzählt wird, es sei unglaublich schwer. Denn ich glaube daran, dass es möglich ist."

"Ich mag deine Einstellung! Das ist der richtige Weg! Und wer weiss, vielleicht sprechen wir uns in diesem Zusammenhang irgendwann wieder. Mir gefallen übrigens auch deine Cover. Hast du grafisches Vorwissen?"

Sie schüttelt den Kopf. "Nein, aber ich fand die Möglichkeit von digitalem Design immer spannend. Mein erstes Cover habe ich erstellt, um beim Schreiben ein besseres Gefühl für die Geschichte zu bekommen - dann habe ich Spaß daran gefunden und bei jedem Buch weiter gemacht. Meistens arbeite ich am Handy mit Canva, meiner Skizze-App und dem, was ich finde, solange, bis ich zufrieden bin. Und ich mag die Cover, weil auch da ein Teil von mir drin steckt. So habe ich mehr das Gefühl, mein ganzes Buch verpacken zu können, als wenn mir jemand ein Bild für mein Projekt erstellt."

"Bei gedruckten Büchern wirst du beim Cover nur sehr wenig mitzureden haben. Das macht der Verlag."

"Was war für dich der Auslöser, dieses Projekt zu starten? Wie bist du auf die Idee mit den Interviews gekommen und was hoffst du, von den vielen inspirierenden Gesprächen für dich mitzunehmen? Und wenn du doch Mal ein Buch schreiben würdest - worum würde es gehen?"

"Viele Fragen auf einmal. Der Auslöser war, wie ich im Intro schreibe, die Autorinnen und Autoren hinter den Geschichten sichtbar zu machen, weil ich mich für die Menschen interessiere - für euch. Da schien mir der Weg über Interviews richtig. Allerdings halte ich wenig von standardisierten Fragebögen, denn die sind so unpersönlich wie eine Packungsbeilage bei Schlaftabletten. Ich will Begegnungen mitnehmen, Bekanntschaften, Kontakte. Und wer sagt eigentlich, dass ich noch kein Buch veröffentlicht habe?"

"Du steckst voller Geheimnisse." Sie lächelt verschmitzt.

"Wie deine Stories auch", proste ich ihr mit meinem Pfefferminzsirup zu. Wir lachen beide. "Könntest du dir vorstellen, in ein anderes Genre zu wechseln?"

"Früher nein, heute ja. Ich möchte neben Fantasy auch mehr Aspekte von Romantik und Abenteuer ausprobieren, allerdings wird mir wohl immer ein Touch Fantastik erhalten bleiben. Action kann ich mir ebenfalls vorstellen. Mystery vielleicht ... Andere Genre eher nur als Kurzgeschichten. Ich denke, als Autor kann man sich sehr gut ausprobieren und verschiedene Experimente wagen - dafür haben wir so viel Kreativität, die nie versiegt."

"Du bist ein offener Mensch? Offen für Neues?"

"Auf jeden Fall. Ich würde mich als offen, ehrlich, freundlich und neugierig bezeichnen, besonders in einer Umgebung, in der ich mich wohlfühle. Auch kreativ, klug, organisiert und aufbauend. Ich liebe den Austausch mit gleichgesinnten Menschen und die Begeisterung, die sie versprühen. So wie hier. Und ich glaube daran, dass jeder alles erreichen kann, was er von Herzen will, wenn er mutig genug ist, seine Ängste zu überwinden und die Schritte zu gehen!"

Strahlend greift sie sich ein Stück Kuchen und beißt genüsslich hinein. So verbringen wir noch einige entspannte Minuten und denken nicht daran, unsere Stühle anderen Gartenbesuchern freizugeben.

***

This is it. Das war wunderbar - ich hoffe für euch auch.

Für mich wäre es sehr spannend, mit ihrer Zwillingsschwester Ideenzauber zu sprechen, die, soviel ich weiß, auch auf Wattpad unterwegs ist. Tintenzauberin nennt mir außerdem MaraPaulie für weitere Gespräche. Ihr Buch 'Twos' sei ein wahrer Epos. Ich bin gespannt, auf welches Profil ich stoßen werde.

Wie so oft gebe ich das Letzte Wort meiner Gesprächspartnerin:

"Zunächst vielen Dank an dich, liebe Lesende, für das tolle Interview und die Zeit und Liebe, die du in dieses Projekt steckst. Danke auch an alle, die sich die Zeit genommen haben, dieses zu lesen, und die als Autoren jeden Tag mit ihrer Kreativität und ihren Botschaften antreten, um die Welt zu einem schöneren Ort zu machen. Die Welt braucht Fantasie und Wunder. Lasst uns daher alle an unsere Träume glauben - und Geschichten erschaffen, die es wert sind, gelesen zu werden."

Ein richtiges Schlusswort, wo es nichts mehr anzufügen gibt.

Vielen Dank, liebe Tintenzauberin, dass du mich (uns) verzaubert hast.

Macht's gut - Eure Lesende


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