Die Nacht, die es nie gab

Ich muss eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal meine Augen öffne spüre ich wie ich in Lukasz Armen in seinem Bett liege. Ich drehe meinen Kopf zum Fenster und gucke in den Sternenhimmel. Jetzt ist es raus. Jetzt weiß Mitch was mit mir passiert ist. Jetzt weiß er, dass ich Depressionen hatte. Ich, die kleine verrückte Schwester von Mitch die immer einen dummen Spruch auf den Lippen hatte. Er weiß jetzt, dass er beinahe Onkel geworden wäre. Und doch weiß er nicht alles. Er weiß nicht, wie oft ich im Bad lag, eine Klinge in meiner Hand. Er weiß nicht wie oft ich auf der Brücke stand und springen wollte. Und das würde er auch niemals erfahren. Gedankenverloren streiche ich mit meiner Hand über meinen Arm, wo man bei genauerem Hinsehen noch die Narben erkennen kann. „Kannst du nicht schlafen?" erklingt plötzlich Lukasz Stimme in der Dunkelheit und ich spüre wie er meine Hand nimmt. „Und du?" frage ich im Gegenzug. Schemenhaft kann ich sehen, wie er seinen Kopf schüttelt. Wir sagen beide nichts weiter und liegen einfach so aneinander gekuschelt da. „Ich will nicht, dass du zurück fliegst." Unterbricht Lukasz dann das Schweigen. Hat er das gerade wirklich gesagt? Ich merke wie mein Puls höher schlägt. Was ist los mit mir? Er hat doch nur gesagt, dass ich in Deutschland bleiben soll. Lukasz seufzt und dreht sich, so das er auf mir liegt. Mit seinen Armen stützt er sich ab, sodass er mir in die Augen gucken kann. So gut das bei der Dunkelheit eben geht. Mein Atem beschleunigt sich als ich daran denke, wie nahe er mir ist. Warum reagiere ich so? Es ist doch nicht das erste mal, dass Lukasz und ich uns so nahe sind. Wahrscheinlich liegt das am Alkohol und daran, dass ich noch so aufgewühlt bin. „Ich will das du hier bleibst Kochanie." Ich schlucke. Er hat mich gerade Baby/Liebling genannt. „Lukasz du bist betrunken." Nuschle ich. „Na und? Es ist trotzdem die Wahrheit. Ich vermisse dich jetzt schon und der Gedanke das du wieder zurück fliegst, wo ich nicht auf dich aufpassen kann tut mir weh." Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich glaube ihm, dass er wirklich so fühlt und dass er nüchtern nur zu schüchtern ist um es zu zugeben. Aber das macht es nicht besser. „Ich will auch nicht zurück." Antworte ich dann ehrlich. „Dann bleib einfach." Flüstert Lukasz und kommt meinem Gesicht noch näher. Was passiert hier gerade? Kann mir mal jemand helfen? In meinem Kopf höre ich Mitchs Stimme die grinsend sagt, dass es klar war, dass das passiert. Gegen meinen Willen muss ich ein bisschen grinsen. Das bringt mich aber leider nicht weiter. Denn noch immer liegt Lukasz über mir, nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. „Wir... wir sollten da morgen wenn wir nüchtern sind rüber reden." Stammle ich vor mich hin um irgendwie wieder aus dieser Situation raus zu kommen. „Wieso? Hast du Angst, dass du jetzt etwas tun würdest was du nüchtern nicht machen würdest?" antwortet Lukasz und ich kann sein schelmisches Grinsen förmlich sehen. „Ja." Sage ich ohne nach zudenken. „Wir können ja einfach so tun, als würde das alles nicht passieren." Meint Lukasz. „Dein Ernst?" frage ich und muss grinsen. „Warum nicht? In zwei Wochen bist du doch eh weg." Antwortet er mir. Da hat er Recht... Und ohne das ich überhaupt realisiere was ich tue spüre ich plötzlich Lukasz Lippen auf meinen. Ich schiebe es auf den Alkohol, denn ich will nicht daran denken, dass irgendwas zwischen Lukasz und mir ist, was unsere Freundschaft kompliziert machen würde. Lukasz erwidert den Kuss. Und er küsst, es war ja zu erwarten, wirklich gut. Ich fühle mich geborgen. Mein bester Freund hält mich fest und ist mir so nahe wie es nur geht. Ich will nicht das dieser Kuss je endet, denn dann würde es doch wieder kompliziert werden. Zu meiner Überraschung unterbricht Lukasz den Kuss nach einiger Zeit, rollt sich von mir runter und zieht mich in seine Arme. „Genug gemacht für eine Nacht, die es nicht gegeben hat." Murmelt er und drückt mir einen Kuss auf den Kopf. Ist das wirklich passiert?

Ich werde von Lukasz Wecker wach und taste danach, um ihn auszustellen. Ich erwische den richtigen Knopf und drehe mich seufzend auf den Bauch. Mein Kopf drehe ich zur Seite und sehe Lukasz, wie er noch tief und fest schläft. Ist das heute Nacht wirklich alles passiert? Ja.. ja das ist es. Aber jetzt bei Licht wirkt das alles in weiter ferne und ich beschließe nicht darüber nach zudenken. Denn Lukasz hat ja schon gesagt, diese Nacht ist nie passiert. Langsam setzte ich mich hin und ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass Lukasz aufstehen muss wenn er rechtzeitig beim Training sein will. Heute ist zwar erst um 16 Uhr Training, aber wir haben schon 14.30 Uhr. „Lukasz du musst aufstehen." Sage ich laut und stupse ihn an. Er grummelt unverständlich und zieht sich die Decker über den Kopf. Ich schmunzeln, er ist wirklich süß. 5 Minuten gebe ich ihm noch bevor ich ihn aus dem Bett schmeiße und deswegen nehme ich mir mein Handy. Ich habe mehrere Nachrichten.

Mitch♥: Hey sweete. Konntest du schlafen? Ich hab schon mit den Jungs geredet, damit sie keine Fragen stellen...

Lily: Hey big brother. Ja ich konnte eigentlich ganz gut schlafen, bin eben erst aufgewacht xD Danke das du schon mit den Anderen geredet hast ♥

Mitch ist wirklich der beste. Als nächstes gehe ich auf den Chat mit Marco.

Marco♥: Hey süße. Hab eben von Mitch alles erfahren :(  Wie kann man dir so was nur antun... :// Wenn du Gesellschaft willst, du weißt wo mein Schlüssel ist ♥

Ich muss lächeln als ich die Nachricht lese. Marco ist unglaublich lieb zu mir

Lily: Hey Woody. Danke für das Angebot, bin aber im Moment noch bei Lukasz und komm dann auch mit zum Training. ♥ Du bist echt der beste ♥

Als letztes gehe ich auf Marcels Name.

Schmelle: Hey kleine. Da dich wahrscheinlich schon alle nerven und bemitleiden, mal was anderes: Du weißt was ich jetzt denke, deswegen mein Angebot: Wenn du ein Bier brauchst ruf mich an ;) ♥

Ich muss lachen. Marcel weiß was ich brauche, und das ist nicht immer im Mittelpunkt stehen.

Lily: Ich werde auf jeden Fall anrufen ;) Danke♥♥♥

Dann lege ich mein Handy weg und nehme mein Kissen in die Hand. „Piszu steh jetzt auf!" rufe ich laut und hau ihn mit dem Kissen. Ich weiß das ist gemein, aber anders wird er nicht wach. Wieder grummelt Lukasz. Nachdem ich ihn drei mal geschlagen hab, hält er plötzlich mein Kissen fest und wirft es in die Ecke. Dann steht er auf und schlurft Richtung Bad. Ich muss grinsen, er ist wirklich kein Morgenmensch.



Heute ist es leider passiter. Heute hat die Angst auch den Fußball erreicht. Ich glaube im Moment kann das noch niemand wirklich verstehen, aber wir werden nie verstehn, wie man so etwas tun kann. Wir können nur dankbar sein, dass nicht mehr passiert ist.
Der 11.4.17 wird den Fußball wie wir ihn kennen auf jeden Fall verändern, denn jetzt ist die Angst auch da, wo unser Herz für schlägt. Doch gerade in dieser Zeit zeigen alle Fans worauf es wirklich ankommt: Zusammenhalt.
Sie können uns so viel Angst machen wie sie wollen, sie erreichen das Gegenteil von dem was sie wollen. Denn es ist egal welches Geschlecht, Religion, Alter oder Verein: Wir werden immer zusammenhalten und zusammen stehen.

Passt auf euch alle auf ♥

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