2 - Marlon

Warum er am nächsten Morgen schon wieder zu ihr gelaufen ist, weiß Marlon selbst nicht so genau. Aber sie durch ihr Küchenfenster zu beobachten, hat ihn wieder geerdet, nachdem er die ganze Nacht kaum schlafen konnte.

Sie nicht an seiner Seite zu haben, wurmt ihn so viel mehr, als er je zugeben könnte. Es wäre ihm so ein Leichtes, sie einfach zu packen und mitzunehmen. Vielleicht könnte er sie sogar dazu bringen, gern bei ihm zu sein, freiwillig zu bleiben. Aber es wiederstrebt ihm so sehr, ihr seinen Willen auf zu zwingen. Wäre sie doch nur wie er, wären die beiden doch nur jünger gewesen, als er sie entdeckt hatte.

Nun war sie in ihrem Leben angekommen, hat ihre Familie gegründet und war glücklich. Jedes Mal, wenn er sie beobachtete, wirkte sie so zufrieden. Ihr Mann muss genau das sein, was sie möchte, er scheint ihr zu geben, was sie braucht. Wie sollte er jemals das sein, was sie möchte, wenn sie es denn schon hat.

So bleibt ihm nichts anderes übrig, als aus der Ferne zuzusehen und auf sie Acht zu geben. Auch wenn er sie nie haben kann, gibt es ihm schon eine gewisse Ruhe, ihr zuzusehen, wie sie genüsslich ihren Kaffee trinkt. Selbst dabei ist sie schön, wie sie immer kurz an ihrem Getränk riecht, bevor sie einen Schluck nimmt.

Kurz scheint sie zu grübeln, dann steht sie plötzlich auf, und läuft weg, aus seinem Sichtfeld. Er gibt sich kurz der Vorstellung hin, dass er es ist, der nun auch die Treppe heruntergelaufen kommt, sie in der Küche stehen sieht, ihre schmale Gestalt von hinten umarmt und ihren wunderbaren Duft einsaugt.

Er würde sanft ihre Haare zur Seite streichen und ihren Hals küssen, langsam bei der Schulter beginnend, bis er hinter ihrem Ohr ankommt, dann würde er sie in seinem Armen umdrehen, ihren Körper an seinen pressen und sie leidenschaftlich küssen. Mit Sicherheit sind ihre Lippen so weich wie sie aussehen, ihr Geschmack muss fantastisch sein, schwer würde er sich von ihr lösen können und erst wenn sie ihn kichernd von sich weg drückt, ihm erklärt, dass sie etwas zu tun hat, würde er sie loslassen.
Nicht, ohne ihr einen letzten Kuss zu stehlen.

Die Sehnsucht reißt ein Loch in seine Brust, er wendet sich schnell ab und verschwindet im Wald. Per Mindlink vergewissert er sich bei seinem Beta, ob alles in Ordnung ist und informiert ihn, dass er nun bald zurück kommt, und sie dann wieder Wachen bei seiner Gefährtin abstellen sollen.

Er beobachtet sie noch wie sie davon fährt, sie strahlt und singt im Auto mit, während er schweren Herzens wartet, bis sie um die Kurve gefahren ist, damit er sich auf dem Weg, zurück nach Hause, machen kann.

- - -

Beim Rudelhaus angekommen, begrüßt ihn seine Mutter bereits an der Tür, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
„Geht es ihr gut?", fragt sie ihn und mustert sein Gesicht aufmerksam.
„Sie ist glücklich, Mutter", antwortet er ihr, und sie schaut ihn wissend an. „Das ist alles was ich für sie wollen darf."

Sie nickt, denn sie sind sich einig, dass es wohl ist, wie es sein soll. Auch wenn das bedeutet, dass er sie nie an seiner Seite haben wird, dass er das Rudel allein führen wird. Mag sein, dass jedes Rudel seine Luna braucht. Aber eine andere, als sie würde für ihn nie in Frage kommen und wenn sie nicht an seiner Seite sein kann, werden sie auch ohne Luna überleben.

Sein Bruder wird für Nachkommen sorgen und diese werden dann die Führung übernehmen.
„Sie wird überwacht, mein Lieber, ihr kann nichts geschehen. Wir haben hier nun einige Dinge zu klären, du weißt Bescheid über die Rouges, darum muss man sich jetzt kümmern."

Während sie zum Besprechungsraum laufen, erklärt ihm seine Mutter die neuesten Erkenntnisse und sein Beta schließt auf.
„Du siehst scheiße aus, Mann", begrüßt er ihn, schmunzelt dabei aber frech. „Warst wieder dort? Der Vollmond kann sein Segen sein, aber dir wird er immer wieder zum Verhängnis, huh?"

Marlon blickt seinem Freund in die Augen, er weiß, dass er seinen Schmerz vor ihm nicht verbergen können wird, deshalb versucht er es erst gar nicht.

Ben klopft ihm brüderlich auf die Schulter und wechselt galant das Thema, um ihn auch seinerseits auf den neuesten Stand im Revier zu bringen. Auch wenn er eine andere Meinung dazu hat, wie Marlon mit seiner Mate umgehen sollte, hält er sich, wie immer, zurück.

Der Alpha wird schon wissen, was er tut.

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