18 - Marlon
Ju hat sich gut eingelebt. Zumindest empfindet Marlon das so. Er hat ihr Zeit gegeben und eine Freundschaft aufgebaut. Es gefällt ihm, wie sie immer mehr auf seine Neckereien eingeht. Wenn sie sogar zurück flirtet und sich darüber amüsiert, wie leicht sie ihn aus der Fassung bringen kann.
Er geniest diesen Zustand sehr, aber je mehr Zeit verstreicht, desto schwerer fällt es ihm, sich zurück zu halten. Er weiß, dass sie sich nicht so leicht auf ihn einlassen wird.
Doch er braucht ihre Nähe, er braucht die Berührungen und er bräuchte ganz dringend mehr von ihr. Aber niemals würde er ihr nahe kommen, ohne ihr Einverständnis.
Deshalb will er sie für sich gewinnen.
Es ist Freitag und Sven hat gerade die Kinder für das Wochenende abgeholt. Marlon weiß, dass das für Jules immer sehr schwer ist. Felix geht nicht gerne mit, er begleitet eigentlich nur Melli, um sie nicht allein zu lassen und versucht es sich vor Jules auch nicht anmerken zu lassen. Aber sie weiß es natürlich.
Marlon möchte sie heute Abend etwas ablenken, deshalb möchte er sie zu einem Spaziergang abholen. Später machen sie am Rudelhaus ein Lagerfeuer, dort nimmt er sie dann hin mit. Er hofft, dass ihr der Abend gut tun wird.
Nachdem er geklopft hat, öffnet sich die Tür sehr schnell. Eine zerknautsche Ju blickt ihm entgegen. Sie trägt ein schlabberndes Shirt und dazu eine Short, die seine Hose eng werden lässt.
„Hey Marlon, was gibt's?"
„Jules, ich wollte nach dir sehen. Ich dachte es wär schön, wenn du heute Abend nicht allein wärst."
Jules lächelt ihn milde an.
„Das ist echt aufmerksam von dir. Eigentlich hätte ich mir jetzt haufenweise Eis reingeschaufelt und Friends angeschaut. Willst du dich da anschließen oder hast du was anderes geplant?"
Marlon schenkt ihr sein schiefes Grinsen.
„Mit dir auf der Couch flezen hört sich zwar sehr verlockend an", er zwinkert ihr zu. „Aber ich hätte dich jetzt eigentlich zu einem Spaziergang entführt."
„Spazieren gehen hört sich doch gut an. Rachel und Ross rennen mir nicht weg. Komm kurz rein ich ziehe mir nur was anderes an."
Sie läuft direkt Richtung Schlafzimmer und Marlon kann es sich nicht verkneifen sie von hinten zu mustern. Beinahe entkommt ihm ein gequälter Laut aber er reißt sich zusammen.
Nach nicht mal 5 Minuten kommt sie mit einer langen Hose und einem gemütlichen Pulli zurück, die Haare immernoch zu einem chaotischen Dutt gebunden.
Marlon nimmt eine der Strähnen die sich gelöst haben und streicht sie ihr hinters Ohr.
Jules erschaudert unter seiner Berührung, wendet dann aber den Kopf ab.
Sie schnappt sich den Schlüssel und verlässt mit ihm das Haus.
„Wie geht's dir heute?" fängt Marlon das Gespräch an.
„Soweit ok, es ist blöd, wenn Sven die Kids holt. Ich sehe Felix an, dass er nicht mit möchte, er hat es mir ja anfangs auch gesagt, dass er seinen Vater nicht sehen will. Eigentlich hätte Sven das auch akzeptiert, nach einiger Diskussion, aber als Melli dann auch nicht mit wollte wurde er schon sehr bockig. Felix hat sich dann dazu entschieden doch mitzugehen, somit war es für Melli dann auch ok. Dennoch freut sich keiner von uns auf diese Wochenenden. Nicht mal Sven selbst, aber er will das Bild aufrecht erhalten, denke ich.
Melli erzählt mir immer sehr viel von den Wochenenden. Angeline ignoriert die Kinder oder stellt sie mit Süßigkeiten und Fernsehen ruhig. Sven sitzt viel am Laptop und ignoriert die Kinder auch meistens.
Mich belastet es, sie dorthin abgeben zu müssen, aber solange Melli noch so klein ist hat sie leider kein Recht, den Besuch zu verweigern."
Marlon schaut sie lange an. Er würde ihr gern helfen, aber er hat dazu keine Möglichkeit, außer sie etwas abzulenken.
„Man kann nur hoffen, dass Sven irgendwann vernünftig wird und auf die Besuche verzichtet. So abwegig ist das ja nicht, oder was denkst du?"
Ju seufzt.
„Er möchte unbedingt trotzdem als der gute Vater da stehen. Keine Ahnung wann er versteht, dass er das eh schon verkackt hat."
Sie sieht sehr frustriert aus.
Marlon legt ihr den Arm um die Schulter und zieht sie zu sich heran. Sie lehnt sich kurz an ihn und legt ihren Kopf an seine Schulter. Eine Gänsehaut zieht sich über seinen Körper und auch sie scheint es nicht kalt zu lassen, sie streicht sich kurz über ihre Arme.
„Danke", nuschelt sie nur, dann gehen sie langsam weiter.
„Was gibt es bei dir neues, hat sich dein Problem mit den ungebetenen Gästen erledigt?"
„Wir haben es in den Griff bekommen. Sie kommen bestimmt nicht wieder."
Marlon muss sich ein Schmunzeln verkneifen. Ju weiß nichts davon, dass sie Wölfe sind und zur Zeit Probleme mit den Rouges haben.
Sie denkt, er wäre quasi Bürgermeister und dass einige Urlauber randaliert hätten.
Dass er der Besitzer ihres Hauses ist, weiß sie inzwischen. Sie hat zunächst etwas angesäuert reagiert, weil sie mehr Miete zahlen wollte, aber als Marlon ihr angedroht hat, dann das ganze Geld jedes Mal zurück zu zahlen, hat sie es endlich akzeptiert.
Sie kommen nach einer Weile beim Rudelhaus an. Das Lagerfeuer brennt schon, Finn hat es für sie vorbereitet, aber sonst ist noch niemand da.
Marlon bringt Ju ein Getränk und die beiden setzen sich auf einen umgelegten Baumstamm.
Er schaut ihr tief in die Augen, und sie erwidert seinen Blick. Er ist immer noch so fasziniert von ihrer Schönheit. Die Sommersprossen, die ihm aus der Ferne nie aufgefallen waren, geben ihrem Gesicht etwas junges, freches. Obwohl sie so zurückhaltend und schüchtern ist, kommt hin und wieder diese freche Art an ihr zum Vorschein. Das liebt Marlon an ihr.
Er streicht ihr mit seiner Hand über die weiche Wange und lächelt sie leicht an. Ju seufzt und schaut zur Seite. Marlon nimmt ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und dreht es wieder in seine Richtung.
„Bitte schau nicht weg. Du bist wunderschön, ich will dich noch etwas ansehen."
Ju wird rot.
„Marlon..", raunt sie, er kommt ihr mit dem Gesicht immer näher und fährt mit seiner Hand ihren Kieferknochen entlang um dann ihre Wange zu umfassen. Sie zieht nicht weg, im Gegenteil, ihr Blick wird lodernd und er hört ihren schnellen Herzschlag.
Das Kribbeln zieht durch seinen Körper. Er würde sie so gern küssen, aber ein paar Zentimeter vor ihrem Gesicht hält er inne und schaut sie einfach nur an. Sie erwidert seinen Blick und kurz huschen ihre Augen zu seinen Lippen. Er schmunzelt, nimmt ihre Hand in seine freie und streicht zart mit dem Daumen über ihren Handrücken. Ju sieht ihn immer noch an und beißt sich leicht auf die Unterlippe. Mit seinem Daumen zieht er die Lippe zwischen ihren Zähnen hervor. Ihr Mund steht leicht offen. Sie ist ihm immer noch nicht entgegen gekommen, aber sie ist auch nicht zurückgewichen.
Marlon überwindet den letzten Abstand zwischen ihnen und küsst sie sanft auf den Mund.
Ju erwidert den Kuss ebenso zart, nimmt ihre freie Hand und fährt ihm vom Arm nach oben, über die Schultern in den Nacken. Marlon lässt ihre Hand los, packt sie an der Hüfte und zieht sie auf seinen Schoß, sachte streicht er an ihrer Seite auf und ab während sie den Kuss vertiefen. Seine Hand, die auf ihrem Gesicht lag, fährt in ihre Haare. Ju öffnet leicht die Lippen und ihre Zungen beginnen sofort miteinander zu spielen. Marlon zieht sie enger an sich und Ju fährt ihm mit beiden Händen durch die Haare. Der Kuss wird immer intensiver und Marlon muss sich zusammenreißen, sie nicht zu drehen und rittlings aufs seinen Schoß zu setzen.
Sie löst sich langsam von ihm und blickt ihm tief in die Augen. Marlon erwiedert ihren Blick und gibt ihr einen zarten Kuss auf die Nasenspitze.
„Ich mag dich", raunt er und sie lacht leise.
Sie lehnt ihre Stirn an seine, die Augen geschlossen. Er merkt wie sie tief einatmet. Dann öffnet sie die Augen und streicht ihm sacht über die Wange.
Als sie ihren Kopf an seine Brust legt, fühl er eine Wärme in seinem Bauch, die er noch nie gespürt hat. Während sie sich immer mehr entspannt, schaut er ins Feuer und wartet auf die anderen.
Nie hat er sich so komplett und gut gefühlt wie in diesem Moment.
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