17 - Juliana
Es ist tatsächlich so weit. Ju wird heute umziehen. Die Wohnung, die Maike ihr vermittelt hat, ist ein Traum. Und dabei noch erschwinglich. Als Ju sie nach dem Vermieter gefragt hat, hat diese nur gezwinkert und gemeint, dass das doch nicht wichtig sei.
Ju geht davon aus, dass es ein guter Freund von Maike sein muss, sonst hätte sie die Wohnung nicht so problemlos und günstig bekommen.
Sam schließt die Türen des Umzugswagens, in dem auch die Kinder schon sitzen. Sie sind total aufgeregt, dass sie mit Sam so ein tolles großes Auto fahren dürfen, dass gar nicht in Frage kommt, dass sie mit Ju mitfahren.
Anja drückt Jus Oberarm und schaut ihr mit mitfühlendem Blick entgegen.
„Ich warte im Auto auf dich, ja?"
Ju nickt und wendet sich ihrem alten Zuhause zu. Sie hat die Schlüssel schon griffbereit und will gerade die Tür aufschließen, als Sven ihr die Tür von innen öffnet. Reuevoll schaut er sie an und lächelt leicht. Ju erwidert es nicht.
Sie drückt ihm den Schlüssel in die Hand und will sich abwenden, als er sie an der Hand fasst und festhält.
„Ju, es tut mir so leid. Ich hab einen großen Fehler gemacht, den ich mir nie verzeihen werde. Bitte überleg es dir nochmal. Ich werde immer auf dich warten."
Ju lacht trocken.
„Klar wirst du das." Damit reißt sie ihre Hand los und geht zu ihrem Auto.
Anja schaut ihr schweigend ins Gesicht, Ju legt den Gang ein und fährt los.
- - -
An der Wohnung wartet Maike schon auf die beiden. Sie nehmen sich in den Arm. Auch Maike und Anja verstehen sich sehr gut, worüber Ju sich wirklich freut.
Während Anja zum Kofferraum geht, um eine Tasche rauszuholen, hält Maike Ju am Arm fest.
„Ich hab ein paar Freunde angerufen, die beim Auspacken helfen. Du musst mir sagen, was wohin kommt und die Jungs stellen es auf. Marlon ist übrigens auch hier", dabei zwinkert sie Ju verschwörerisch zu.
Ju verdreht die Augen und lacht. Maike meint dauernd, irgendwelche Vibes zwischen Ju und Marlon zu spüren. Und das sagt sie ihr auch immer wieder, obwohl Ju beteuert dass sie wirklich kein Interesse an irgendeiner romantischen Beziehung hat.
Dank Sven ist sie der Meinung, ohne einen Mann besser dran zu sein. Anja beteuert ihr das auch immer wieder, wobei selbst sie hin und wieder Andeutungen fallen lässt, wie, dass Marlon seine Augen ja nicht von ihr lassen könne. Sie haben sich hin und wieder alle zum Essen getroffen. Ju hat sie auch ein paar mal eingeladen, und sie hatten wirklich schöne Abende.
Sie kann nicht abstreiten, dass es eine Anziehung zwischen ihr und Marlon gibt. Da ist dieses Knistern, wenn sie im selben Raum sind.
Seine Augen, die sie immer wieder fesseln und seine Stimme, die ihr eine Gänsehaut verschafft.
Und dann noch dieser Duft.
Wie kann ein Mensch nach Kaffee riechen und das auf so eine attraktive Art und Weise?
Ju dachte immer Sven wäre für sie der schönste Mann der Welt. Aber Marlon, der hat ihr Weltbild auf den Kopf gestellt.
Seit sie ihn, an dem Abend als sie Maike das erste mal getroffen hat, wirklich wahrgenommen hat, geht ihr sein schönes Gesicht nicht mehr aus dem Kopf. Seine große, muskulöse Gestalt und diese Haare. Diese leichten, blonden Wellen, die ihm etwas in die Stirn fallen, sind zum niederknien.
Ja, sie schmachtet ihn gerne etwas an, aber mehr als Freundschaft würde sie nicht zulassen. Dafür ist ihr Inneres zu gebrochen. Sie würde nie mehr einem Mann einfach vertrauen können. Außerdem wäre es doch undenkbar, dass ein Mann, wie er ernsthaftes Interesse an einer Frau, wie ihr haben könnte.
Mag sein, dass er hin und wieder flirtet und auch Ju geht ab und an ganz gerne darauf ein. Aber mehr als Spielerei ist das nicht und wird es nie sein.
Nach ihrer anfänglichen Skepsis ihm gegenüber, kann sie sich jetzt etwas auf ihn einlassen. Sie war wirklich verwirrt über seinen plötzlichen Sinneswandel, kaum dass der Urlaub vorbei war. Sein Verhalten dort war schon wirklich sehr seltsam, aber dass er zuhause plötzlich den Charmeur raushängten lässt, hat sie wirklich sehr stutzig gemacht. Inzwischen ist es aber sehr entspannt zwischen den beiden. Er hat einfach etwas an sich, dem sie nicht widerstehen kann. Auch wenn sie mit aller Kraft versucht, ihr Herz vor ihm zu verschließen, kann sie sich einfach nicht wehren, gegen das was da zwischen ihnen ist. Immer wieder überrascht sie sich selbst damit, wie sie auf ihn reagiert, wie sie mit ihm spielt. Als ob sie keine Kontrolle über sich selbst hätte.
- - -
Ju tritt in die Wohnung ein und ist baff, wie viele „Jungs" hier rumlaufen und koordiniert die Kisten in die jeweiligen Zimmer tragen. Ju ist froh, wenigsten hier etwas Struktur in ihr Chaos gebracht zu haben.
Sie spürt einen schweren Arm, der sich um ihre Schultern legt und schaut auf, direkt in Marlons Gesicht. Er grinst sie frech an.
„Na, meine Schöne. Wo dürfen wir dir denn die Möbel hintragen?"
Ju grinst zurück und nimmt seinen Arm von ihrer Schulter. Dabei fährt sie zart mit den Fingerspitzen über seinen Arm. Er bekommt eine Gänsehaut, was sie schmunzelnd wahrnimmt.
„Sofa ins Bad, Bett ins Wohnzimmer und Esstisch ins Schlafzimmer, bitte", flüstert sie ihm zu.
Sein Blick wirkt verhangen, während er sich umdreht und ruft: „Mark, Luis, Sofa ins Bad, Bett ins ...", er stockt, dreht sich wieder zu Ju um, funkelt sie angriffslustig an und fixiert sie mit seinem Blick. „Du kleines Luder." Ju lacht und läuft an ihm vorbei, direkt in die Arme drei großer, breiter Kerle.
Marlon stellt sich neben Ju und stellt ihr die drei als Mark, Luis und Marius, seinen Bruder vor.
Ju bedankt sich für die Mithilfe und erklärt ihnen, welche Möbel wohin kommen.
Sie kommt gerade aus der Küche mit einem großen Korb voller Gebäck und Snacks, um sie an die Helfer zu verteilen. Sie läuft durch die Wohnung und innerhalb kürzester Zeit ist ihr Korb fast leer, mit 2 Brötchen, drei Flaschen Schorle und einem Schokobrötchen kommt sie im Schlafzimmer an, wo Marlon und Luis gerade dabei sind, das Bett aufzubauen. Sie stellt den Korb ab und sieht sich um. Den Schrank und das Bett hatte sie neu kaufen müssen, sie wollte Sven ja nicht komplett das Haus leer räumen. Der Schrank steht schon aufgebaut an der Wand, davor stapeln sich die Kisten mit Klamotten.
Luis dreht sich zu ihr um und grinst sie an. Sie haben gerade die Matratze auf das Gestell gelegt.
Ju stellt ihnen lächelnd den Korb aufs Bett und sucht nach der Kiste mit den Bettbezügen, Kissen und Decken.
Als sie sie findet, stellt sie sie vor dem Bett ab, holt die Laken raus und fängt an, das Bett zu beziehen.
Marlon schnappt sich die andere Seite des Bettlakens und hilft ihr.
Ju schaut sich um, aber Luis ist verschwunden.
„Danke für eure Hilfe. Das wär wirklich nicht nötig gewesen. Ich weiß doch gar nicht wie ich mich revanchieren soll."
„Das machen wir hier so. Es wird sicher eine Gelegenheit kommen, wo du hier auch helfen kannst."
Ju lächelt ihn an. Sie haben inzwischen das Bett fertig bezogen, und Marlon beäugt es kritisch.
„Nur ein Kissen und eine Decke?", fragt er sie und zwinkerte ihr zu. Ju wird rot.
„Ich hab vor, hier in aller Seelenruhe und völlig allein zu schlafen. Und der nächtliche Besuch, den ich in der Regel bekomme, bringt seine Decke eigentlich immer selbst mit." Sie spielt auf ihre Kinder an.
Marlon lacht.
„Gut zu wissen, dass das eine Regel bei dir ist, ich werde es mir merken."
Damit lässt er sie stehen und verlässt den Raum.
Ju lässt die angestaute Luft aus den Lungen.
Dieser Mann macht sie fertig. Die ganze Zeit über muss sie sich zusammenreißen, ihm nicht an den Hals zu springen. Seine Anspielungen auf das Bett wecken Bilder in ihrem Kopf, die sie krampfhaft zu verdrängen versucht. Aber es will ihr einfach nicht gelingen. Alles an ihm ist anziehend für sie. Sein Geruch, seine Ausstrahlung, selbst die Art, wie er läuft turnt sie an. Sie schüttelt den Kopf über sich selbst und versucht wieder klar zu kommen.
Schnell sammelt sie den Korb ein und geht aus dem Zimmer um zu sehen, was es noch zu tun gibt.
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