Der Pfad im Baum
vani_ok wollte dass ich (und noch ganz viele andere, die ich hier jetzt nicht markieren werde, weil ich niemanden nerven will) es ihr gleich tue und eine Geschichte zu diesem Bild schreibe:
Und da die Geschichte etwas länger werden könnte habe ich beschlossen sie hier reinschreiben.
Also... dann mal los!
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Aurora war schon immer ein braves Mädchen gewesen. Sie nervte nie jemanden mit unnötigen Fragen, sie stellte keinen Unsinn an und sie war an sich eher ruhig. Doch auch schrieb sie in der Schule nie eine bessere Note als eine Zwei, sie ging keiner einzigen Freizeitaktivität nach und sie redete nur, wenn sie musste, dadurch war sie so unauffällig, wie eben möglich geworden. Niemand glaubte, dass sie irgendetwas besonderes an sich hatte, bis sie eines Tages verschwand. Sie verschwand aber nicht einfach so, sondern auf die komischste Weise, von der die Bewohner ihres kleinen Dorfes je gehört hatten, so komisch, dass es sogar Gruselgeschichten darüber gab. Sie verschwand in einem Baum.
Es war ein schöner Sonntagmorgen. Müde, aber ihrer Pflicht bewusst stand Aurora auf. Heute hatten sie einen Schulausflug, bei dem sie auch etwas über die Geschichte ihres kleinen Dorfes erfahren würden, weswegen Aurora sich nicht erlauben durfte zu Fehlen. Sie weckte niemanden aus ihrer Familie in der Angst, sie dadurch nerven zu können. Sie zog sich in einer atemberaubenden Geschwindigkeit um und hatte genauso Schnell all ihre Sachen beisammen. Es konnte losgehen.
Bei der Schule angekommen, warteten bereits sechs andere Schüler und ihr Klassenlehrer. Die anderen alberten untereinander ein bisschen rum, Aurora blieb still. Es dauerte nicht lange, bis alle eingetroffen waren und der Lehrer sagte: "Wir gehen gleich los. Wir werden erst in den Wald gehen, bis zu einer bestimmten Lichtung, dort steht ein Jahrhunderte alter Baum. Es gibt viele Mythen und Sagen um ihn, eine davon werde ich euch dort vorlesen. Wichtig ist aber, dass ihr den Baum nicht anfasst, er steht nämlich unter Denkmalschutz. Verstanden?" "Ja!", antwortete die Menge aus Schülern synchron. "Gut. Dann folgt mir jetzt."
Die Wanderung durch den Wald war für Aurora ein gar magisches Erlebnis. Wie immer schien der Wald sie magisch anzuziehen, sie fühlte sich einfach wohl dort. Während der Rest ihrer Klasse sich laut unterhielt bewunderte sie die Natur um sich herum. Sie hörte Vogelgezwischer von überall, die Bäume des Waldes rauschten und je tiefer sie in den Wald vordrangen desto mehr roch es auch nach feuchtem Moos und nassem Gras. Während die anderen Kinder sich beschwerten, dass der Boden ihnen zu nass wurde, erkundete Aurora den Boden nach Schnecken. Als sie keine gefunden hatte und sich den Vögel zuwenden wollte, waren sie schon angekommen. Hier roch es nicht mehr nur nach feuchtem Moos und nassem Gras, hier roch es vorallem stark nach Kräutern, was auch den anderen Kindern auffiel. Sie rannten umher und suchten nach Kräutern, während Aurora den Drang hatte weiterzulaufen. Sie blickte sich um und versuchte herauszufinden, von wo diese starke Anziehungskraft kam. Schon bald fiel ihr Blick auf einen Pfad, der so aussah, als würde er sie wieder vom Wald fort führen. Langsam ging sie darauf zu und wurde direkt von ihrem Lehrer ermahnt: "Aurora, geh vom Baum weg!" Verwirrt drehte sie sich um. "Welcher Baum?", fragte sie, "Hier ist kein Baum." Ihr Lehrer holte schon Luft um ihr zu antworten, ihr zu sagen, dass sie doch direkt vor dem Baum stand, doch da sah er, wir sie einfach in den Baum gang. Mehrmals blinzelte er, war sich nicht sicher, was er gesehen hatte, fragte deshalb bei den Kindern nach, ob sie Aurora gesehen hatten, dich diese schüttelten alle den Kopf. Aurora war fort.
Aurora lief derweil den Pfad entlang, welcher sich vor ihren Augen durch den Wald schlängelte. Hier war der Wald nicht mehr magisch, sondern fantastisch. Das Rauschen eines jeden Baumes schien einzigartig und insgesamt entstand etwas, das wie ein lieblicher Gesang in einer alten, längst vergessenen Sprache klang. Schon nach kurzem Laufen entfernten sich die Köpfe der Bäume und gaben die Sicht auf den Himmel frei. Kurz stolperte sie, weil sie den Himmel betrachtet und die Steine auf dem Weg vor ihr ignoriert hatte. Der Himmel war dies allerdings auch Wert. Direkt über ihr war er in strahlendes Hellblau getunkt, doch etwas weiter entfernt, dort wo der Pfad endete, gab es einen starken Farbumbruch. Eine lange schwarze Linie zog sich dort durch den Himmel und dahinter folgte ein leichter Rosaton. Aurora rannte zum Ende des Pfades um zu sehen, ob sie sich nicht bloß verguckt hatte. Dort angekommen staunte sie.
Vor ihr lag ein Tal umrahmt von Bergen und Wäldern, welche alle Arten von Pflanzen in sich zu vereinen schienen. Der Himmel über ihr schien alle Tageszeiten aufzuzeigen. Dort wo sie stand war er noch rosafarben, aber nicht weit entfernt lief die Farbe in ein leichtes Blau über, welches zur Mitte hin immer kräftiger wurde. Dahinter schwächte es langsam ab um wieder rosarot zu werden und danach, wieder blau, immer dunkler und dunkler, bis er komplett schwarz war. Das Tal war auch entsprechend stark belichtet. Im vorderem Teil gab es nur einen komplett dunklen Ort und dieser war eine Höhle, etwas weiter oben in einem der Berge.
"Aurora, du bist zurückgekehrt. Geh nun deines Weges, folge dem Verlangen, finde dein Heim und diene deinem Meister.", hörte sie ein helles und leises Geflüster. Verwirrt blickte sie sich um, aber sie sah niemanden. "Ha- hallo?", fragte sie ängstlich, "Ist da jemand?" Plötzlich tauchte ein Schatten vor ihr auf. Er sah erst aus wie der eines Baumes, dann wie der eines Bäres und zuletzt war es ein menschlicher Schatten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte das Mädchen auf den Schatten. Sie war verängstigt, schockiert und interessiert zugleich. Der Schatten löste sich auf und vor ihr Stand eine Frau. Ohne Schatten. "Aurora, du bist eine Tochter des Unterlandes, du wirst dich nicht daran erinnern, denn dir wurden die Erinnerungen genommen. Es war eine Strafe und diese war berechtigt, aber nun hast du sie abgesessen und dir wurde wieder Zutritt in unser Land gewährt, also gehe zu deinem Meister und bitte ihn um deine Erinnerungen." "Und wo-", begann Aurora, doch die Frau unterbrach sie. "Folge dem Verlangen.", sagte sie und verschwand wieder auf die selbe schräge Art, auf die sie gekommen war. Das Mädchen, immernoch leicht verängstigt, setzte sich also in Bewegung. Sie wusste nicht wohin und sie spürte auch nichts besonderes, also beschloss sie einfach geradeaus zu gehen, doch irgendetwas hielt sie zurück. Sie drehte sich um und sah vor sich den Berg. Die Höhle schien plötzlich so interessant. Schnell lief sie in Richtung des Berges und merkte schon bald, dass dieser weiter von ihr entfernt war, als erwartet. Als sie nach einiger Zeit total erschöpft ankam, suchte sie zuerst verzweifelt nach einem Weg nach oben. Sie fand keinen und entschied sich zu klettern, denn sie wollte umbedingt in diese Höhle. Schon nach kurzer Zeit beräute sie diese Entscheidung, denn die Steine, die aus dem Fels herausragten, waren scharfkantig und spitz und schnitten in ihre Hände. Mit schmerzenden, blutenden Händen kam sie bei dem Felsvorsprung mit der Höhle an und betrat diese sogleich.
Die Höhle führte ins tiefe Innere des Berges und schon bald war es so dunkel, das Aurora kaum noch etwas erkennen konnte. Es ging recht steil herunter und wurde auch immer steiler, sodass das Mädchen, als es einmal stolperte, sich nicht mehr halten konnte und den Rest des Weges halb herunter rollt, halb fiel. Unten angekommen zischte sie vor Schmerz auf, lief aber, von unersättlichem Verlangen getrieben weiter. Schlussendlich stand sie vor einer Felswand. Sie seufzte auf und dachte gerade darüber nach, wie sie von dort wieder weg kommen könnte, als sich die Wand vor ihr auftat und sich nun ein großer Raum vor ihr erstreckte, der komplett von warmem Licht eingehüllt war. In der Mitte des Raumes war eine kleine Erhebung, auf welcher eine Art Stuhl aus rotem Stein stand, er sah etwas aus wie ein Trohn. Der Stuhl war leer und Aurora blickte sich um, in der Hoffnung irgendjemanden zu finden. Sie drehte sich zurück und richtete ihren Blick wieder auf den Stuhl, auf welchem nun plötzlich eine Person saß.
"Aurora, lange nicht gesehen.", sagte die Person und das Mädchen wurde von Erinnerungen übermannt. Sie sah sich selbst, sich vor der Person verbeugend, verängstigt, mit schwarzen Flügeln durch die Gegend fliegend, lachend, Menschen tötend, weinend, um Vergebung bettelnd, schreiend. Die Person lachte nur. "Du erinnerst dich also? Gut. Du weißt ja, wer ich bin und was du für mich zu erledigen hast. Geh zu der Wand mit dem Wahrsagezauber, sie wird dir deinen Auftrag geben." "Ja Meister.", antwortete Aurora und verbeugte sich. Danach ging sie aus dem Raum, lehnte sich an eine andere Wand und murmelte eine Formel. Auf der Wand erschien daraufhin ein Schriftzug.
Dein Auftrag trägt den Namen Amelie Florist
Sie ist die einzige im Dorfe, die 23 ist.
Ergreifst du nicht Besitz von Daniel Black
Bist du bald wieder so lange weg.
Er ist 45, er hat einen Packt, du darfst es also und nun mach.
Seufzend flog Aurora aus der Höhle. Sie wusste, dass sie noch viele solcher Aufträge zu erfüllen haben würde. Ihr Meister war der, der in allen menschlichen Religionen als der Böse gesehen wurde. Er konnte eigentlich nicht einmal viel dafür denn sein Meister, Schöpfer von allem, hatte das so beschlossen. Sie war ein Engel und die Aufgabe von Engeln war es Menschen zu töten und in ihr Reich zu bringen. Sei es nun der "Himmel", also die Spitze, des höchste Berg des Unterlandes oder die "Hölle", also das Innere des kleinsten Berges, des Unterlandes. Dafür mussten sie vorher von anderen Menschen besitzergreifen.
Aurora mochte diese Aufgabe gar nicht. Jedesmal, wenn sie jemanden tötete, dachte sie darüber nach, wie das Leben des Menschens wohl gewesen war. Als sie sich eines Tages geweigert hatte einen Auftrag auszuführen, war sie verbannt worden, aber nun, wo sie wieder zurückgekehrt war, gefiel ihr ihr Leben noch weniger als vorher. Trotzdem strengte sie sich an. Sie strengte sich so sehr an, dass ihr Meister ihr schon nach kurzer Zeit einen Wunsch ermöglichen wollte. Sie nannte ihren Wunsch und er wurde ihr wider Erwartens gewährt.
Nun ging sie wieder diesen fantastischen Pfad entlang, aber dieses Mal gab es kein Zurück, denn so und nicht anders hatte sie es sich gewünscht...
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