Kapitel 4 // Im Wald

Währenddessen sich Kassandra und Aurora auf den Weg gemacht hatten, ihre Schwester wiederzufinden, machte sich die übrige Gruppe auch auf den Weg. Die Acht hatten gemeinsam abgesprochen, dass Flora, Arvid, Elisabeth und Star nach Crystal suchen gehen, während Unmei, Moon, Sunny und Flame vor Ort die Stellung halten würden. Diesen Vorschlag fand Flame zwar alles andere als gut, aber sie wurde eindeutig überstimmt. Somit musste sie sich ihrem Schicksal wohl fügen.

Und so war es auch! Arvid, Flora, Elisabeth und Star kamen gerade an dem Kristallenen Wald an. Die vier staunten. Die Bäume bestanden aus reinem Kristall. Flora kam nah zu Arvid heran und nahm seine Hand. Dieser erwiderte ihre Geste und zusammen betraten sie den Wald.

Der Wald war sonderbar. So, wie es weder Arvid noch Flora jemals erlebt hatten. Dabei sind beide im Wald aufgewachsen. Flora Eltern hatten sie als Baby ausgesetzt, woraufhin sich die Tiere des Waldes sich um sie gekümmert haben. Bei Arvid war es ein ähnlicher Fall. Mit sechs Jahren suchte er in einer kalten Nacht in einem Wald - in Floras Wald - Unterschlupf, nachdem seine Eltern kaltherzig von Schattenkriegern ermordet worden waren. Alles, was ihm von ihnen geblieben ist, ist ein Ohrring, mit ihren Initialen L & V darauf. Diese standen für Lobo und Vika. Seitdem lebte er mit Flora in ihrem Wald und verließen ihn erst, mit dem Beitritt der Königlichen Garde.

Die vier wagten sich noch tiefer in den Wald hinein. Überall hingen Äste kreuz und quer. Doch diese waren für sie kein großes Hindernis.

Auf einem Mal kamen sie jedoch an einer Kreuzung an. An dieser Stelle teilte sich der Weg vor ihnen entzwei. Nun kam Flora in Spiel. Sie trat vor und hockte sich hin. Dabei legte sie ihre rechte Hand behutsam auf den Boden und schloss ihre Augen. Keine fünf Sekunden später stand sie wieder auf und wandte sich ihren Freunden zu.

„Wir müssen hier entlang." Sie deutete auf den linken Weg. „Der Rechte führt bald wieder hinaus aus dem Wald. Dieser hier jedoch führt tief in den Wald hinein. Zudem verbirgt sich dort irgendwo auch ein Geheimnis."

„Geheimnis?", fragte Star nach.

„Cristal!", vermutete Arvid.

Flora nickte. „Das wäre gut möglich." Geradeals sie weitergehen wollten, drehte sie sich dann aber doch noch mal zu den anderen um. „Ich möchte euch noch darauf hinweisen, dass ihr bitte genau achtet, wo ihr hintretet! Denn auch der Wald und seine Bewohner haben Gefühle. Viele ignorieren das immer, aber es ist die Wahrheit." Wenn jemand das nachvollziehen konnte, dass war es Flora. Sie war sozusagen mit der Natur verbunden. Ihr Herz schlug im gleichen Takt. Die Natur gehorchte ihr. Flora konnte nämlich nicht nur mit ihr reden oder sie erfühlen, sondern sie auch kontrollieren und bändigen. „Denkt daran, wir sind nur Gäste in diesem Wald." Damit drehte sie sich wieder um und ging voraus.

Eine Weile gingen sie nun schon still hintereinanderweg. Da der Weg so schmal geworden ist, war es leider nicht mehr möglich, nebeneinander zu laufen. Elisabeth hörte immerzu irgendein seltsames rascheln in den Büschen. Es war, als ob sie jemand, oder etwas sie verfolgte. Aber versuchte sich zu beherrschen. Sie wollte nicht mehr so ängstlich und schüchtern sein. Sie wollte endlich mehr Selbstbewusstsein aufbauen! Doch auch Arvid waren diese Geräusche nicht entgangen. Aufmerksam scannte er die Umgebung immer wieder ab, bemerkte aber nichts weiter. Aber er blieb weiterhin wachsam.

Plötzlich blieb Flora abrupt stehen, sodass Arvid, der hinter ihr gelaufen ist, fast in sie reingerannt wäre. Doch er konnte noch rechtzeitig reagieren. Jedoch bekamen das die beiden Mädchen hinter ihnen nicht wirklich mit, denn Elisabeth stieß volle Kanne gegen Arvid und Star stieß die anderen sanft an, bevor sie sich noch abbremsen konnte.

Arvid legte sanft seine Hand auf Floras Schulter, als er sah, was los war. Er war nämlich etwas größer und konnte somit übe Flora hinweg sehen.

„Was ist los?", kam es nun von hinten, von Star. „Warum um Himmels Willen bleibt ihr so plötzlich stehen?"

Sofort erklärten Flora und Arvid den beiden die Lage. Denn auf einmal ging es nicht weiter. Der Weg endete und der Wald war zu dicht, um sich dort durch zu kämpfen.

„Und nun?", fragte Elisabeth.

Zeitgleich fragte Star: „Hattet ihr nicht eigentlich gesagt, dass uns dieser Weg zu Crystal bringen wird? Wir geben doch so schnell nicht auf!"

Arvid und Flora warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Auf keinen Fall! So schnell konnte sie niemand abschütteln. Und offenbar hatten die beiden denselben Gedanken und ein lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

Arvid grinste Star und Elisabeth an, die ihn daraufhin fragend ansahen. „Tja, wenn wir hier unten nicht weiterkommen, müssen wir wohl hoch hinaus!"

Elisabeth und Star sahen sich vielsagend an. Star war hellauf begeistert, während Elisabeth gemischte Gefühle hatte. Doch es gab keinen anderen Ausweg. Schließlich gaben sie mit einem Nicken Bescheid, dass sie bereit waren.

Flora nickte zur Bestätigung und legte ihre Hand auf den Baumstamm neben ihr. Wie auf Kommando kamen vier Lianen hinunter. „Haltet euch fest!" Das machten sie. Jeder griff sich eine Liane und packte sie. Augenblicklich wurden sie von ihnen hinaufgezogen, bis in die Baumkronen. Hier oben konnten sie sich viel besser fortbewegen. Hier hatten sie freie Möglichkeinen und es gab keine Wege, an die sie sich haten mussten! Arvid und Flora hatten sich in ihrem alten Wald fast hauptsächlich nur so fortbewegt. Deshalb kannten sie sich dabei gut aus. Leichtfüßig schwangen sich die beiden von Ast zu Ast, während Star und Elisabeth einige Schwierigkeiten hatten. Aber mit Hilfe von Floras Kräften schafften es die beiden Anfänger auch schließlich voran zu kommen. Durch diesen Weg kamen die vier viel schneller vorwärts, als zuvor zu Fuß. Sie kletterten von Ast zu Ast, hangelten sich an den Zweigen entlang und sprangen und schwangen von Baum zu Baum. Doch, auch, wenn dies viel Spaß machte, durften sie ihr Ziel auf keinen Fall aus den Augen verlieren!

Auf einmal blieb Star stehen. „Wo ist Elisabeth?"

Die drei – Star, Arvid und Flora – sahen sich um. Doch nirgendwo war eine Spur von ihr.

„Das versteh ich nicht.", grübelte Star. „Sie war doch gerade noch direkt hinter uns!"

„Lasst uns mal etwas zurückgehen.", schlug Arvid vor. „Vielleicht finden wir sie so ja wieder. Und wenn das nicht hilft, teilen wir uns auf." Damit waren die Mädchen einverstanden und machten es genau so.

Aber auch, als sie ein Stückchen zurück nach ihr suchten, war keine Spur von Elisabeth aufzufinden. Doch da sprach auf einmal eine Stimme aus dem Nichts zu ihnen: „Hey, schaut mal hinunter!" Damit erschien plötzlich Elisabeth neben ihnen auf den Ästen.

Nun lugten alle vier vorsichtig durch das Blätterdach auf den Boden. Und tatsächlich. Elisabeth hatte Recht: Dort war etwas! Ein ganzes Lager war dort unten! Doch irgendetwas stimmte nicht. Es war zu ruhig! Wer auch immer in dem Lager wohnt, schlief bestimmt nicht bei Tag.

Auf einmal erklang hinter ihnen eine Stimme, die die vier auffahren ließ. „Was macht ihr hier?"

Langsam drehten sich Arvid, Flora, Star und Elisabeth um. Vor ihnen hockte auf einem Ast eine Frau. Jedoch bestand ihr Körper aus reinem Kristall.

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