Kapitel 36 // Das Gespräch

Währenddessen Sherena mit ihren Freundinnen Aurora, Sirena und Alaska lief, trat Kassandra wieder in ihre Rolle als Königin und unterhielt sich mit Kenneth und Ophir. Melody und Harmony liefen auch wieder zusammen und Calion lief an der Spitze, in Gedanken versunken.

Irgendwann stupste Harmony ihre Schwester an. „Na los! Nun geh schon zu ihm!", flüsterte sie ihr zu. Damit wurden ihre Schritte etwas langsamer und sie heftete sich an eine der anderen Gruppen.

Melody kam zu Calion. „Erinnerst du dich an dein Versprechen?", fragte sie.

Calion nickte. Er schloss die Augen und atmete mehrmals ruhig ein und wieder aus.

„Du musst mir nichts erzählen, wenn du nicht willst!", sagte Melody schnell. „Wenn du deine Ruhe haben willst, kann ich gerne wieder gehen" Damit wurden ihr Schritte etwas langsamer. Doch Calion packte sie am Arm. Seine aquamarinblauen Augen trafen auf ihr bernsteinfarbenen. Sanft zog er sie wieder zurück neben sich.

„Es tut mir leid, wenn ich dir das Gefühl gegeben haben sollte, deine Gegenwart sei unerwünscht. Ich bin ... gerne in deiner Nähe.", gestand er, den Blick auf den Boden gerichtet.

Melody spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Was war bloß los mit ihr? Sonst brachen sie andere Menschen doch auch nicht so aus der Ruhe!

Nun sah Calion sie intensiv an. „Ich werde mein Versprechen halten!", sagte er eindringlich.

Es herrschte einen Moment Stille. Doch schließlich durchbrach Calion das Schweigen: „Meine Eltern ... wurden von Yamis Soldaten umgebracht, als ich noch recht klein war." Instinktiv tastete er nach seinem Schwert. „Um ehrlich zu sein, kann ich mich gar nicht mehr richtig an sie erinnern."

Mitfühlend legte Melody ihre Hand auf seinen Arm. „Sowas ist schrecklich! Ich dachte immer, ich könnte sowas nie nachempfinden. Immerhin war meine Mutter immer bei mir und mein Vater sollte uns wohl im Stich gelassen haben. Und nun stellte sich heraus, dass ich ganz andere Eltern habe, die ich noch nie zuvor getroffen habe.

„Na, zumindest hast du eine Familie. Zwei Eltern, die bestimmt ganz liebevoll sind und dich mit Liebe zuschütten werden und eine phantastische Schwester, die den ganzen weiten Weg auf sich genommen hat, um dich zu suchen."

Melody lächelte leicht. „Was ist danach passiert?", kam sie aufs Eigentliche zurück.

„Meine Eltern fielen, als Vasranta angegriffen – und schließlich erobert wurde." Calion strich sich durch sein braunes Haar. „Da ich keine Familie mehr hatte, kam ich ins Waisenhaus. Allerdings war Vasranta schon von Schattenkriegern besetzt. Also auch das Waisenhaus." Er machte wieder eine kurze Pause, um sich zu sammeln.

„Und weiter?", fragte Melody.

„In dem Waisenhaus herrschten strenge Regeln. Schon für das kleinste Vergehen, wurde man schon hart bestraft."

Melody ermutigte ihn, weiterzusprechen.

„Unter den Regeln stand auch, dass jegliche Art von Magie strengstens untersagt ist."

„Du sagtest aber, dass du schon einige Illusionen erschaffen hast, nur nicht solche großen."

Calion nickte. Meine Mutter – ich glaube, sie hieß Cara – konnte Illusionen erschaffen." Er sah zu Melody. „Frag mich nicht, woher ich das weiß. Ich habe nicht die geringste Ahnung!" Nun wanderte sein Blick wieder auf den Boden. „Als ich alt genug war und meine Kräfte entdeckte, wusste ich, dass ich sie von ihr geerbt habe. Trotz den Regeln und den Bestrafungen, beschloss ich, trotzdem heimlich zu üben. Allerdings, wie schon erwähnt, immer nur Kleinigkeiten. Da es Illusionen waren, wurde ich glücklicher Weise auch nicht erwischt. Diese Illusionen gaben mir oftmals Zeit. So konnte ich beispielsweise damals mit euch reden – und sogar entkommen! Selbst auf unserer Flucht, aus Vasranta herauszukommen, nutzte ich die Illusionen, damit wir nicht entdeckt wurden. Aber davon hatte natürlich niemand etwas gemerkt."

„Warum ... Warum hattest du bezüglich deiner Kräfte gelogen?", fragte Melody zaghaft.

Calion sah kurz zu ihr, richtete seinen Blick jedoch gleich danach wieder auf den Horizont. „Ich ... hatte einfach Angst.", gestand er. „Mein ganzes Leben lang, musste ich sie verstecken. Es war nicht meine Absicht, euch anzulügen oder zu täuschen. Es war einfach..."

Melodys Hand strich seinen Arm entlang, bis sie an seiner Hand angekommen war. Dort verschränkten sich ihre Finger. „Es ist schon gut", flüsterte sie.

Calion streckte hoch, wie vom Donner gerührt. Langsam drehte er seinen Kopf zu Melody um, die ihn sanft anlächelte. Als er sie so sah, entspannte sich sein Körper nun wieder und er lächelte zurück. So liefen sie eine Weile entlang.

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