Kapitel 33 // Im dunklen Schloss

Aurora lugte um die Ecke. Ihr Plan hatte perfekt hingehauen! Sobald die Luft einigermaßen rein war, schlich sie durch das Tor, durch die Stadt, bis hinein in das dunkle Schloss.

Immerhin wusste sie jetzt, wo sie hinmusste.

So, wie sie nun durch diese Gänge schritt, musste sie doch an ihre Vergangenheit denken. Es war schon irgendwie seltsam. Sie hatte so viele Jahre hier verbracht, dieses Schloss als ihr Zuhause betrachtet. Und doch fühlte sich nun alles so kalt und fremd an. Als sie damals Kristallica die Treue geschworen und ihr Schicksal angenommen hatte, so hätte sie sich nicht einmal im Traum vorgestellt, noch einmal hierher zurückzukehren. Und nun war sie bereits schon zum zweiten Mal seither hier.

Wie es schien konnte sie auch Okumiel als Aurora betreten und musste sich nicht zwangsläufig in Dìyù verwandeln. Anscheinend ging es nur übers Blut. Trotzdem hatte die Verwandlung das letzte Mal wenigstens für ein wenig Tarnung gesorgt. Denn jetzt stach sie in dem dunklen Schloss heraus, wie ein Greif in einer Herde voller Einhörner.

Alles um sie herum, war recht dunkel gehalten, in irgendwelchen grau- und schwarztönen. Und dann kam Aurora mit ihren goldenen Haaren, den kristallblauen Augen und ihrer hellen, glänzenden Haut.

Als sie erneut um die Ecke bog, konnte sie bereits die erlösende Tür sehen, die zu ihren Schwestern führen musste.

Sie eilte voraus. Als Aurora an der Tür angekommen war, wollte sie gerade die Klinke runterdrücken, als sich jedoch wieder die Stimme meldete.

Stopp!, rief sie. Jene, die du suchst befinden sich woanders! Wenn du dort hineingehst, läufst du direkt in einen Hinterhalt!

Aurora ließ von der Klinke ab. Okay. Aber wo sind die beiden dann?, fragte sie ihre eigene Stimme.

Tief unten, in den Kerkern., lautete die Antwort.

Aurora wandte sich um und schlug den Weg zu den Kerkern ein. Auch diesen Weg kannte sie in und auswendig. Allerdings ging sie vorsichtig durch die leeren Flure, immer auf einen Hinterhalt gefasst.

Als sie die Stufen hinunterstieg, hallten ihre Schritte durch das dunkle Treppenzimmer.

Aurora wollte gerade in den nächsten Flur biegen, doch schnell drehte sie sich wieder um, ins Treppenzimmer.

Dort war jemand! Doch es war zu spät. Er hatte sie gesehen.

Mit schnellen Schritten kam er immer näher.

Aurora machte sich bereit.

Als er bei ihr angekommen war, gab Aurora ihn noch nicht einmal eine Sekunde, um sich umzuschauen. Da stieß sie ihn zur Seite und drückte ihn an die Wand. Nun konnte sie sehen, um wen es sich handelte.

„Kuroi?", stellte sie erstaunt fest.

Dieser grinste sie böse an. „Wieso versuchst du es überhaupt, gegen mich anzukommen? Du weißt doch eh, dass ich stärker bin, als du!" Mit diesen Worten befreite er sich aus seiner Lage.

Nun standen sich die ehemaligen besten Freunde gegenüber. Keiner der beiden ließ den Anderen aus den Augen. Somit begann der Kampf.

„Nur weil du mich einmal – mit Hilfe, wenn ich bemerken dürfte – überwältigt hast, heißt das nicht, dass du unbedingt stärker sein musst!", erwiderte sie, während sie sich duckte und gleich danach ihm einen hieb verpasste.

Kuroi setzte zu einem neuen Angriff an. „Tja, wie es scheint, unterschätzt du mich!"

„Und du unterschätzt mich!" Dabei wich sie seinem Angriff aus und setzte selbst zu einem an.

Doch Kuroi wandte den geschickt ab. Danach hüllte er Aurora in Schatten.

„Feigling!", schrie sie. „Anstatt wie ein Mann zu kämpfen, versteckst du dich hinter deiner Magie!" Aurora spürte, wie die Kälte der Dunkelheit an ihren Beinen hochkroch.

„Tja, auf jeden Fall ist sie Wirksam!", kam seine Stimme aus der Dunkelheit.

Aurora schloss die Augen und atmete ruhig ein und wieder aus. Kuroi wandte gerade reine Schattenmagie an sie an. Dagegen half also Lichtmagie. Jedoch gab es nur einen Haken: Yamis Amulett hatte ihr jegliche Kräfte geraubt! Aber es musste noch irgendeinen anderen Weg geben! Mittlerweile ist der Schatten schon bis über ihre Taille gewachsen. Es dauerte nicht mehr lange, bis er ihr Herz erreichte.

Je knappe die Zeit wurde, desto hoffnungsloser wurde die Situation. Bevor der Schatten ihr Herz verdunkeln und zu Kurois willenloser Marionette machen konnte, dachte sie an all die schönen Momente die sie in den letzten Tagen erlebt hatte. Sie dachte Sherena, die ihr den Weg in die gute Welt gezeigt hatte, an Kassandra, die stets an sie glaubte, an Sirena, ja sogar an Alaska. Sie dachte an Melody und Harmony, zwei Schwestern, die sich gefunden hatten, so, wie sie selbst ihre eigenen Schwestern gefunden hatte. Sie dachte an Calion, Ophir und Kenneth. Diese Erinnerungen verpackte sie sorgfältig in ihrem Inneren.

Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Herzen. Der Schatten! Sie versuchte dagegen anzukommen, doch er war einfach zu stak! Er breitete sich immer weiter und weiter aus. Doch mit einem Male nahm Aurora ein helles Licht wahr. Blinzelnd öffnete sie die Augen, um nachzuschauen, was die Quelle dieses Lichtes war. Denn von Kuroi, oder dem dunklen Schloss konnte es nicht stammen.

Dort sah sie es! Ein schwaches rosiges Licht! Es schwebte direkt vor ihrer Brust. Es schien so, als würde es den Schatten vertreiben.

Vorsichtig umschloss Aurora das Licht mit ihren beiden Händen und schabte damit an ihren mit Schatten besetzten Beinen entlang. Daraufhin wichen die schemen zurück dorthin, wo sie hergekommen sind. Aurora verstand. Sie trieb ihre Gedanken an, dachte weiter an die schönen Momente. Daraufhin wurde das Licht mit jedem Augenblick immer größer und heller, bis es schließlich die Kurois Schattenwand durchbrach.

Aurora nutzte seine Fassungslosigkeit, um ihn zu überwältigen. Danach rannte sie die Flure entlang, bis sie schließlich am Verließ angekommen war.

Dort entdeckte sie die beiden. Sherena und Kassandra waren tatsächlich hier. Doch nicht nur sie. Denn nur wenige Meter von den Mädchen entfernt, stand Yami, die sich nun langsam zu Aurora umdrehte.

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