Kapitel 3 // Der Entschluss
„Crystal?", fragte Arvid nochmal nach, da er nicht recht wusste, wer dies war.
Kassandra nickte zur Bestätigung. „Crystal war eine genauso hoch angesehene Person, wie auch König Guāng oder Heiwa. Sie war eine persönliche und sehr gute Freundin von König Guāng. Daher hatte sie ihn auch manchmal vertreten."
„Und du willst das wir diese Frau suchen gehen?" Star klang so, als wenn Kassandra nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. „Sie ist doch bestimmt schon längst tot! Das alles ist viele Jahrhunderte her!", erinnerte sie.
Kassandra schmunzelte nur leicht. „Mit der Zeit hatte Crystal sich in einen Wald zurückgezogen. Seitdem hat sie niemand mehr gesehen. Durch ihre Energien wurde dieser Wald ... kristallisiert. Sucht im Kristallwald nach ihr. Ihr müsst sie überzeugen, für mich einzuspringen!"
Die anderen nickten. Sie vertrauten ihrer Königin. Und das nicht nur, weil sie die Herrscherin war, sondern auch, weil niemand sonst besser über die Legenden, Geheimnisse und alles andere Bescheid wusste, als sie.
Damit wandte sich Kassandra dem Gehen zu. Sie wollte endlich los und ihre Schwester suchen gehen. Doch bevor Aurora mit ihr kommen konnte, wollte sie noch unbedingt etwas erledigen.
Sie nahm kurz Star beiseite. „Hey, also ...", stotterte sie. Doch dann riss sie sich zusammen. „Hör mal, was ich dort neulich gesagt und getan habe, war unentschuldbar. Ich ... war nicht ich selbst. Doch nun weiß ich, wer ich bin. Trotzdem hoffe ich, dass du mir verzeihen kannst.", entschuldigte sie sich.
Star seufzte. „Du hast recht.", stimmte sie ihr zu. Doch bevor Aurora etwas erwidern konnte, sprach Star jedoch weiter. „Du hast recht, es war unentschuldbar! Dass du mich so ... eingefroren hast, ist die eine Sache. Aber die Sachen über Nerino hättest du nicht sagen dürfen! Das war unentschuldbar!" Sie schüttelte den Kopf. „Die anderen mögen dir vielleicht deinen Seitenwechsel abkaufen, aber du und ich, wir wissen beide, dass du gerne Leute hinters Licht führst und täuschst! Glaube nicht, dass du dies zweimal mit uns machen könntest!" Verbissen sah sie Aurora an. „Und zu deiner Frage: Ich weiß nicht, ob ich dir jemals verzeihen könnte, selbst wenn du tatsächlich nun auf unserer Seite wärst." Damit wandte sich das Mädchen ab und ging zu ihren Freunden und ließ Aurora alleine stehen.
Diese ging nun zu Kassandra und zusammen begannen sie ihre Reise.
Die beiden durchschritten gerade das magische Tor, das Kristallica von jenem dunklen Zauber bewahren sollte, den die Schattenkrieger so rücksichtslos verbreiteten. Nun gab es kein zurück mehr! Sie befanden sich auf feindlichem Territorium. Das trostlose, öde Land erstreckte sich Kilometerweit bis zum Horizont und noch weiter. Ab und zu ragten aus diesem Boden einige Steine oder abgestorbene Baumstämme oder Baumstumpfe heraus. Diese Gegend war so trostlos, dass es in den Seelen beider Mädchen wehtat. Wie konnte jemand nur so etwas tun? Yami vernichtete immer mehr Leben. Wenn sie erst einmal ein Land erobert hatte, blieb so gut, wie nichts mehr davon übrig.
Schweigend gingen Aurora und Kassandra nebeneinander her. Niemand sagte etwas. Beide waren zu sehr in ihren eigenen Gedanken vertieft. Was war dort vorhin geschehen? Es war für alle unerklärlich gewesen. Wie konnte es passieren, dass alles so dermaßen schiefgehen konnte? Kassandras Krönung war zum Schluss ein Desaster, Sherena war auf der dunklen Seite und das halbe Schloss lag nun in Ruinen! Wobei sich Kassandra sicher war, dass von den Spuren in wenigen Tagen nichts mehr zu sehen sein wird. Die magischen Handwerker waren fleißig, schnell und präzise. Sie werden sicherlich den Schutthaufen schon bemerkt haben und sind bestimmt schon dabei, das Schloss wieder intakt zu bringen. Mit ihrer Magie konnten sie wirklich wundersame Kunstwerke erschaffen und kaputte Gemäuer auch wieder reparieren!
Doch während die junge Königin sich über die Lösungen aufkommender Probleme Gedanken machte, war Aurora ganz woanders. Sie machte sich ganz schreckliche Vorwürfe. Wie konnte so etwas überhaupt passieren? Sie war gerade einmal für wenige Stunden die Auserwählte gewesen und hatte nun schon so tatkräftig in ihrem Job versagt! Dazu war sie ihr ganzes Leben nicht für das Land da gewesen. Was das für Folgen hatte, sah sie mit eigenen Augen. Zudem war sie fast für den Untergang Kristallicas verantwortlich! Sie-
Auf einmal wurden ihre Gedanken unterbrochen und sie spürte eine warme Hand auf ihrer Schulter, die sie schon etwas ruhiger werden ließ. „Was ist los?", fragte Kassandra.
Aurora atmete einmal kräftig ein und aus. Danach schoss sie los: „Alles ist meine Schuld! Wegen mir erlitt Kristallica fast den Untergang! Wegen mir hatte Yami fast gewonnen! Wegen mir ist das Land hier tot!" Demonstrativ zeigte sie um sich herum. „Ich war so lange weg gewesen! Wegen mir sind wir überhaupt in dieser Situation! Es war meine Aufgabe, uns alle zu beschützen und bin darin so dermaßen gescheitert, wie man es in der Geschichte noch nie erlebt hat!"
Kassandras Hand glitt nun von Auroras Schulter zu ihrer Hand. Diese hielt sie nun fest. „Hey, ganz ruhig! Ja, du warst fast für den Untergang Kristallicas verantwortlich. Aber nur fast! Du hast dein Schicksal, deine Aufgabe erkannt! Du hast dich gegen Yami und für uns entschieden! Du hast dich für dein Land entscheiden – und es gerettet! Du hast deinen Fehler erkannt und ihn wieder bereinigt. Dass du so lange fort warst, ist nicht deine Schuld! Das war ein unglückliches Missgeschick! Zudem hättest auch du nichts gegen dieses öde Land machen können. Yami verbreitet ihre Zauber schon seit Jahrzehnten. Vieles war schon abgestorben, bevor wir überhaupt auf die Welt gekommen sind! Schlimme Dinge passieren. Aber man sollte sich nicht in Selbstmitleid suhlen, sondern optimistisch nach vorne schauen!" Nun sah Kassandra Aurora direkt in die Augen. „Versprich mir, dass du deine Schuldgefühle beiseiteschiebst!"
Still nickte sie nur. Die ganze Ansprache hatte ihr wortwörtlich die Sprache verschlagen. Allerdings versuchte sie sich an das Versprechen zu halten.
Die beiden waren schon eine Weile unterwegs und haben schon eine gute Strecke geschafft. Je weiter sie sich Yami näherten, desto schlimmer wurde das Land, auch, wenn man das nicht wirklich für möglich hielt. Deshalb erwartete man hier auch nicht wirklich jemanden zu treffen. Doch auf einmal näherten sich einige Gestalten. Aufgrund der Sonne und des Lichtes, konnte man nur schlecht erkennen, wer diese Personen waren. Waren es Schattenkrieger?
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