Kapitel 25 // Ein neuer Weg

Ihr bewegt euch auf eine Falle zu! Diesen Satz wiederholte die Stimme in Auroras Kopf immer wieder und wieder. Aber das war der sicherste Weg. Das wussten sie aus verlässlichen Quellen. Und auch wenn sie ihr Gedächtnis noch nicht vollständig zurück hatte und sich vieles wie in dichten Nebel gehüllt anfühlte, wusste Aurora trotzdem, dass sie hier vor kurzem genau diesen Weg mit Kassandra entlanggegangen war. Also bewies diese seltsame Stimme nur noch einmal mehr, dass sie anscheinend verrückt geworden war.

Doch plötzlich blieb Amaya abrupt wie angewurzelt stehen.

Alle drehten sich zu ihr um.

Nachdem einige Augenblicke verstrichen waren, erklärte sie: „Das ist der Falsche Weg!"

„Hör mal Kleine" Alaska kam näher zu ihr heran. „Das ist der beste Weg. Und vergiss nicht: Du kannst jederzeit verschwinden!" Sie machte eine Geste, die diese Worte nur noch mal bekräftigten. Nicht, dass Alaskas Erscheinung schon Beweis genug dafür war, dass sie die Worte auch so meinte, wie sie es sagte.

„Ich möchte euch doch nur helfen!"

Alaska verschränkte die Arme und ging wieder an ihren Platz, während sie murmelte: „Ts, klar."

Doch Calion schüttelte den Kopf. „Ich tue es zwar nicht gerne" Er warf Amaya einen kühlen Seitenblick zu. „aber ich schätze, sie hat recht."

Alaska zog eine Augenbraue hoch, die ihm bedeutete, dass er weiterreden solle. Und auch Aurora war gespannt.

„Nun ich hatte vor wenigen Tagen mitangehört-"

„Belauscht", korrigierte Alaska ihn.

Calion atmete geräuschvoll ein und wieder aus, um ruhig zu bleiben, bevor er weitersprach.

„Also, der Punkt ist der: Ich habe gehört, wie sich zwei Schatten darü-"

„Schatten?", musste Amaya einfach fragen. Als er sie wütend anblickte schenkte sie ihm ein entschuldigendes Lächeln. Aber ihr war dieser Begriff nicht geläufig.

„So nenne ich die Schattenkrieger. Möchte mich sonst noch wer unterbrechen, oder kann ich weitermachen?" Als alle den Kopf schüttelten, fuhr er fort: „Wie ich bereits sagte, habe ich mitbekommen, wie sie sich DARÜBER unterhalten haben, einige Fallen und Sicherungsmaßnahmen für den Weg in die Hauptstadt zu installieren. Aber was ist, wenn sie nicht Kristallica die Hauptstadt, sondern ihre Hauptstadt damit meinten?"

Aurora kam zu Calion und blickte ihm in seine aquamarinblauen Augen. „Wir bewegen uns auf eine Falle zu", sprach sie nun endlich diese sieben Wörter aus, die ihren Kopf schon die ganze Zeit über vollpflasterten. „Wenn das wahr sein sollte, was du uns erzählst, dann sollten wir unbedingt einen anderen Weg einschlagen."

Sirena, Kenneth und Ophir stimmten ihr sofort zu. Und auch Calion, Melody und Amaya brauchten nicht viel länger, bis sie ihnen nachkamen. Sogar Alaska bejahte diesen Vorschlag.

„Ich schlage vor, wir nehmen den Westweg.", schlug Amaya vor. „Er ist zwar etwas länger, sodass wir voraussichtlich erst morgen ankommen werden. Aber er ist mit Sicherheit weniger gefährlicher, als dieser Weg hier."

Als sie schon loslaufen wollte, stellte sich jedoch Kenneth ihr in den Weg, was etwas eigenartig aussah. Mit ineinander verschränkten Armen versperrte er ihr den Weg. Allerdings waren die beiden fast gleichgroß. Amaya war sogar einige Zentimeter größer, als er.

„Woher weißt du überhaupt von all dem?", erforderte er skeptisch zu wissen.

Doch Amaya hielt seinem bohrenden Blick stand. Sie zuckte mit den Achseln. „Ich habe mich eben gut vorberietet, bevor ich zu meiner Reise aufgebrochen bin. Weil ich nämlich NICHT lebensmüde bin, um darauf nochmal zurückzugreifen. Ich kann es nur nochmal wiederholen: Ich bin nicht euer Feind!"

„Und doch verheimlichst du uns was. Du verrätst uns noch nicht einmal deinen richtigen Namen!", hielt Calion ihr vor, während sie sich auf dem Westweg nach Okumiel befanden.

Amaya drehte sich zu ihm um. „Ach, du willst über Geheimnisse reden? Dann solltest du dir erst einmal klarmachen, dass ihr alle, jeder einzelne von euch Geheimnisse hat." Sie sah jeden der Reihe nach an. Calion. Kenneth. Ophir. Aurora. Melody. Sirena. Alaska. „Jeder von euch verbirgt etwas. Obwohl ich mir sicher bin, dass es bei Alaska noch am wenigsten ist. Obwohl auch sie das ein oder andere zu verstecken hat."

„Kannst du Lügen und Geheimnisse erspüren?", erkundigte sich Sirena.

„Nein. Aber das brauche ich auch nicht. Das kann ich auch so sehen.", meinte sie. „Und übrigens: Ja, auch ich habe ein Geheimnis. Aber nur das eine große. Und das auch nicht sehr lange. Darüber hinaus wird es wohl bald auch kein Geheimnis mehr sein." Damit wandte sie sich ab und ging voraus. 

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