Kapitel 16 // Verlorenes Spiel

Kassandra und Sherena sahen mit an, wie sich Dìyù vor Schmerzen wandt und schrie. Jedoch war sie in Kurois Griff gefangen.

„Die Macht des Isela-Amuletts", hauchte Kassandra. Zu mehr war ihre Stimme momentan nicht in der Lage. „Es hat die Macht, anderen die Kräfte zu stehlen."

„Aber wird man dann nicht verrückt?". Selbst Sherenas Stimme war nicht viel stabiler, als die von Kassandra. Dank Kassandras kleinen Rede vorhin, war Sherena nun wieder voll und ganz bei sich. Allerdings wollte sie noch unentdeckt bleiben, um ihren Schwestern zu helfen heimlich zu entkommen. Doch sie musste ihre Deckung schneller aufgeben, als ihr lieb gewesen war. Deshalb war sie nun ebenso gefesselt, wie Kassandra und war gezwungen, Dìyùs Schicksal mitanzusehen.

„Eigentlich schon", erklärte Kassandra. „Aber nur, wenn man die Kräfte anderer in sich selbst zieht. Der Körper kann diese zusätzliche Magie nicht richtig aufnehmen und verarbeiten." Sie hielt kurz inne und fuhr dann fort: „Aber bei magischen Gegenständen sieht es etwas anders aus. Es gibt eine Hand voll von magischen Gegenständen, die Magie speichern oder gar stehlen können, wobei man se gefahrenfrei nutzen kann. Allerdings sind diese zu gefährlich und wurden verboten. Einige von ihnen wurden zerstört. Die anderen wurden versteckt, so dass sie niemand finden sollte."

Ein neuer Schrei erfüllte den Raum, welcher Sherena das Herz in die Hose rutschen ließ. Es war einfach Schrecklich...

„Aber dieses Amulett scheint mir gerade nicht sonderlich zerstört, oder versteckt.", meinte Sherena.

Kassandra seufzte. „Nein..."

Plötzlich erlosch das grelle Licht, das von Yami und Dìyù ausging. Dìyù sank schlaff zu Boden.

Dìyù konnte weder sagen, wo sie gerade war noch was passiert war. Sie konnte kaum noch ihre Augen offenhalten. Alles was sie wusste war, dass ihr gesamter Körper von einem entsetzlichen Schmerz geplagt war. Mit aller Kraft schaffte sie es ihren Oberkörper vom Boden abzustützen.

Um sich herum nahm sie einige Gestalten und Geräusche verschwommen wahr. ‚Wer waren all diese Menschen? Welche Absichten hatten sie?'

Dìyùs Kopf ratterte, aber sie konnte keinen wirklich klaren Gedanken fassen.

Doch mit einem Mal hörte sie eine Stimme, in dem Inneren ihres Kopfes. Sie war einerseits so nah, aber doch so entfernt. Nur mit Hilfe voller Konzentration gelang es ihr die verschiedenen Buchstaben und Wörter in ihrem Kopf zu entziffern.

Besinne dich, wer du bist!

Aber wer war sie? Sie war ...

... in Gefahr.

Dies wurde ihr nur all zu bewusst, als sie mit ihren letzten Kräften einem schwarzen Blitz aus dem Weg rollte.

‚Wie konnten Blitze schwarz sein?'

Dìyù erster Gedanke war nicht sonderlich hilfreich. Also machte sie mit ihrem nächsten, etwas hilfreicheren weiter: ‚Wer waren diese Leute und was wollten sie von ihr?'

Dìyù konnte zwei Personen um sich herum erkennen. Allerdings war ihr Blick getrübt und sie konnte nur verschwommen die Züge der Beiden wahrnehmen. Aber trotz ihrer vernebelten Sicht, sah sie das teuflische Lachen der dunkelhaarigen Frau, die von oben auf sie herabschaute. Aus ihr sprach regelrecht das pure Böse.

Und um dies noch extra zu beweisen, wurden ihre Augen schmaler. Sie wandte sich an den Jungen neben sich. Er schien etwa in Dìyù Alter zu sein und kam ihr seltsam vertraut vor. Genau so, wie die Frau neben ihm. Die Antwort auf die Frage, wer sie waren schien Dìyù zum Greifen nah und doch so unerreichbar.

Fliehe! Lauf! Entkomme Yamis Fängen!

Diese Ausrufe wiederholte die Stimme in ihrem Kopf immer und immer wieder – als Dauerschleife.

Sie wollte ja flüchten, denn Alles in ihr sagte, dass die Frau und der Junge nichts Gutes im Schilde führten. Allerdings war Dìyù am Ende ihrer Kräfte. Sie hatte kaum noch genügend Kraft, um sich zu fragen wo sie war und warum sie so ausgepowert war.

Auf einmal wurde sie hochgerissen. Dabei stellte sie fest, dass sie an ihren Hand- und Fußgelenken Fesseln trug. Der Junge, der sie hochgezerrt hatte, positionierte sie so, dass sie gar keine andere Möglichkeit hatte, als in das triumphierende Gesicht der Frau zu blicken.

„Hast du noch ein paar letzte Worte zu sagen?", fragte sie.

Letzte Worte? Trotzdem konnte sich Dìyù nicht wirklich auf die Ansprache konzentrieren. Ihr Blick war noch immer verschleiert und auch die Geräusche hörten sich so an, als wären sie weit entfernt.

Verschwinde! Ehe es zu spät ist!

Noch eine weitere Warnung der geheimnisvollen Stimme. Doch Dìyù hatte keine Zeit sich zu fragen, wer diese Stimme war. Vermutlich war es ihre eigene, die ihr in dieser absoluten Notsituation zur Seite stand, oder so.

Mit einem Mal wurde Dìyù gepackt und zur Seite geschubst. Dìyù stolperte und ...

... fiel.

Sie fiel. Weiter und weiter und weiter.

Erst als sie einige Meter gefallen war, fiel ihr auf, dass sie sich im freien Fall befand.

Das bodenlose Loch, erinnerte sich ihr Geist. Eine Erinnerung von ... wann?

Dìyù fiel tiefer und tiefer. Die Dunkelheit umhüllte sie. Sie wusste nicht mehr wo oben und unten war und ob sie ihre Augen geöffnet oder geschlossen hatte. Es gab nur die Dunkelheit und... Da war noch der leichte Wiederhall eines Echos. Eine verzweifelte Frauenstimme.

In Dìyùs Kopf bildete sich ein verschwommenes Bild von rotbraunem Haar und klare strahlend grüne Augen. Aber es reichte nicht aus, um ein eindeutiges Bild zu erlangen.

Sie fiel immer weiter, immer tiefer. Irgendwann setzte nicht mehr nur Dìyùs Körper, sondern auch ihr Geist aus. So fiel ihr bewusstloser Körper in die Tiefen des bodenlosen Loches.

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