Kapitel 15 // Der Zauber des Amuletts

 Dìyù hörte, wie Ketten rasselten. Doch dies nahm sie gar nicht so wahr. Ihre Konzentration war allein auf Yami gerichtet, die den Saal betrat. Dabei hatte Dìyù ein Déjà-vu. Allerdings hatte Yami diesmal noch etwas dabei. Erst beim näher kommen konnte sie das verräterische Glitzern ausmachen. Es war ein Medaillon.

Auf einmal wurde Dìyù mitgerissen. Sichtlich verwundert über diese plötzliche Bewegung sacken ihre Beine erst einmal weg. Schnell stand Dìyù wieder auf. Dabei versuchte sie die Beine von Kuroi, der sie mit sich zog, weg zu kicken. Doch Kuroi war vorbereitet und wich schon aus, bevor sie überhaupt an ihn herankam.

Kuroi steuerte, mit Dìyù im Schlepptau, direkt auf die tiefe Grube zu, wo sie auf Yami trafen. Ihr Gericht zierte ein teuflisches, nahezu verrücktes Grinsen.

„Schau dir dieses Amulett an!" Demonstrativ hielt Yami ihr Schmuckstück in die Höhe und ihre Stimme hallte mehrmals als Echo wider. Der silberne, von reichlichen Mustern geprägte Anhänger besaß in der Mitte, im Herzen einen Kristall. Jedoch war dieser anders als die übrigen, die Dìyù bisher gesehen hat. Es war kein rot, blau, grün, weiß oder schillernd. Kein Rubin, Smaragd, Saphir, Diamant oder was es sonst noch für Edelsteine in Kristallica gab. Jedoch hatte sie noch nie einen schwarzen gesehen.

Dìyù wurde von einem Geräusch hinter ihr in die Realität zurückgezogen. Es war Kassandra. Eine aufgebrachte Kassandra, die schockiert die Augen aufgerissen und nach Luft geschnappt hatte. Ganz offensichtlich wusste sie, was es mit dem schwarzen Kristall – oder dem Medaillon auf sich hatte. Und nach ihrer Reaktion konnte es nichts Gutes sein. Aber bei Yami hätte man so etwas sowieso schon erwarten können.

Aus dem Augenwinkel konnte Dìyù betrachten, wie Kassandra ehrgeizig versuchte, sich zu Dìyù zu kämpfen. Aber die Ketten, die sie immer noch fesselten, hielten sie an Ort und Stelle. Und auch die Tatsache, dass sich Sherena ihr in den Weg stellte, machte die Situation nicht besser.

Mit einem Mal entflammte ein Schmerz in Dìyùs rechten Oberarm und ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das Geschehen vor ihr.

„Gut. Vielleicht hast du nun gelernt, dass du mich nicht so einfach ignorieren sollest!" Zornig funkelte sie Dìyù an. „Wie dem auch sei... Sage der Welt auf Wiedersehen!"

Dìyù bereitete sich auf das schlimmste vor und war von sich selbst überrascht, dass sie so ruhig blieb. Doch auf einmal schleuderte ein gewaltiger Blitzschlag Yami fort. Sie wäre beinahe in das tiefe Loch gestürzt, neben dessen sie sich befanden. Dach Kuroi konnte sie noch rechtzeitig festhalten und zurückziehen. Kaum hatte Yami sich wieder aufgerichtet, wirbelte sie auch schon umher, mit wachsamen Augen, die jede Ecke absuchten.

„Wer wagtes?", donnerte sie. Doch eine Antwort blieb ihr verwehrt. Ihr Blick machte erneut die Runde, bis er an etwas hängen blieb – oder eher an jemandem.

„Du! Wie kannst du es wagen!? Du sollst genauso im Kerker schmoren!" Aufgebracht echote ihre Stimme an den Wänden und ihre Augen drohten damit, jedem Moment Funken zu sprühen. „Kuroi!" Befehlerisch schnellte ihr Körper zu dem Schattenkrieger, der noch immer Dìyù im Schacht hielt. Kümmere dich darum! Sorge dafür, dass die beiden nie wieder das Tageslicht erblicken!"

Kuroi zögerte. „Aber was ist..."

Yami stöhnte. „Na schön, aber nur, weil ich Dìyù nur einmal vernichten kann. Dabei fällt mir so ein... Wie herrlich schön es wäre, ihre Gesichter zu sehen, wenn ihre herzallerliebste Schwester – und Emrys – vernichtet wird." Yami stieß ein teuflisches Lachen aus.

Kuroi reichte Yami Dìyùs Ketten und ging zu Kassandra und Sherena. Dort angelangt überwälltigte er Sherena und kettete sie neben Kassandra, wo zuvor Dìyù war, an die Wand. Danach kam er wieder zurück zu Yami und Dìyù und nahm seiner Herrscherin die Gefangene wieder ab.

Trotzdem sich Dìyù wehrte, war Kurois Griff fest und hielt sie bei Stillstand.

Yami hob ihr Schmuckstück erneut in die Höhe. Und sprach:

„Bei Iselas Amulett und dessen Macht,

wird der uralte Zauber neu entfacht.

Hier und jetzt wie ich nun sehe,

wie ich deine wertvollen Kräfte stehle."

Bevor Dìyù mitbekam, was passierte, schoss von dem Amulett ein heller Blitz heraus, geradewegs auf Dìyù zu. Das Licht des Blitzes erleuchtete die dunkle Höhle.

In dem Moment, wo der Lichtstrahl Dìyù traf, spürte sie einen unerträglichen Schmerz, der ihre Seele umhüllte und in ein tiefes Schwarz hüllte. Es fühlte sich so an, als würde sie van tausenden Messern erstochen. Jede einzelne Zelle füllte sich mit dem unerbittlichen Schmerz. Doch sie musste durchhalten! Sie würde bis zum Schluss kämpfen. Für Kassandra. Für Sherena. Für Kristallica. Für all diejenigen, die noch Hoffnung in sich trugen und an sie glaubten.

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