Kapitel 13 // Gefangene

Als Dìyù ihr Bewusstsein wiedererlangte, war Kassandra schon wach und sah sie besorgt an. Die beiden waren an eine Wand gekettet. Als sich Dìyù etwas umsah, erkannte sie den Raum, in dem sie sich befanden. Eigentlich war Raum etwas untertrieben. Denn wo sie sich befanden glich eher einem Saal. Dieser war geräumig und rund. Es war einer der wenigen Sääle, die hier n dem Schloss verteilt waren. Dìyù war sich nicht sicher, aber sie glaubte, dass es insgesamt drei waren. Einmal Yamis Thronsaal, einen Saal den – Dìyù wusste nie wieso – sie damals nicht betreten durfte und dieser hier. Selbst in diesem Saal war sie erst ein oder zwei Mal gewesen.

Die Wände zierten zahlreiche Säulen, die jeweils im gleichen Abstand verteilt und aus demselben Gestein, wie das gesamte Bauwerk gehauen waren. In der Mitte des Saales prangte ein tiefes Loch. Es den Durchmesser von mindestens sechs oder sieben Meter. Über der dunklen Grube, die gefährlich weit in die Tiefe ging, schwebte ein geheimnisvoller Nebel in einem giftigen grün.

„Oh, schon wieder wach?" Eine dunkle Gestalt stellte sich in Dìyùs Blickfeld.

Kassandras Körper spannte sich etwas an. „Bitte, Sherena!", versuchte sie zu ihrer Schwester durchzudringen. „Wir sind es: Kassandra und Aurora. Ich bin deine Schwester." Dìyùs sah aus dem Augenwinkel, wie sich Kassandras Augen mit Tränen füllten. „Bitte! Wir ... wir halten doch immer zusammen! Wir..." Ein Schluchzer erstickte die darauffolgenden Worte. „Ich – wir – haben den ganzen Weg auf uns gelegt, um dich zu finden, um dich zu befreien. Bitte Sherena! Ich bitte dich inständig: Komm zu dir! Bezwinge den dunklen Zauber, der Herr über deiner Seele ist!" Ein erneuter herzzerreißender Schluchzer erfüllte die Höhle und hallte an den Wänden wider. „Du bis doch alles, was mir geblieben ist!" Die letzten Worte waren eher gehaucht, als gesagt. Doch wie es schien, kamen sie trotz der Zerbrechlichkeit bei Sherena auf.

Dìyù konnte erkennen, wie sich etwas tat.

Sherena stockte.

Sherena schwankte.

Schließlich hielt sie sich eine Hand an die Stirn, um sich zu sortieren.

Dìyù hielt die Luft an, ebenso, wie Kassandra und die ganze Welt um sie herum.

„Hey!" Kurois Stimme durchschnitt die ohrenbetäubende Stille und kam zu ihnen geschritten. Mit scharfen Augen begutachtete er sie Szene, bevor er sich schließlich zu Sherena wandte. „Ist hier alles in Ordnung?", fragte er sie mit erhobener Augenbraue.

Sherena nahm ihre Hand wieder runter und stelle sich wieder aufrecht hin, wie zuvor. Ihr Blick kreuzte sich mit seinem bohrenden. Doch sie erwiderte ihn ebenso, wie Kuroi. „Ja, was sollte schon sein? Und nun hör auf so zu blöd zu gaffen!" Damit wandte sie ihren Blick wieder ab und sah stattdessen auf einen Punkt an der Wand zwischen Dìyù und Kassandra. Auch Kuroi wandte schließlich seinen Blick ab. Nach noch einem prüfenden Blick nickte er schließlich, wandte ihnen den Rücken zu und ging wieder.

Sherenas stechender Blick haftete zuerst auf Dìyù, der anschließend langsam zu Kassandra wanderte. Kassandra holte schon Luft, um eine weitere Ansprache zu halten, doch Sherena kam ihr zuvor. „Spar dir deine Worte! Die helfen dir auch nicht mehr weiter!"

Dìyù konnte das glitzern Kassandras glasigen Augen selbst aus ihrer Position sehen. Am liebsten wäre sie zu ihr geeilt und hätte sie in den Arm genommen. Hätte ihr versichert, dass sie das schon schaffen würden. Hätte ihr gesagt, dass sie Sherena von dem dunklen Zauber befreien und zusammen fliehen würden. Aber das konnte sie nicht. Dìyù war sich bei keinem der Sachen sicher. Sie wusste noch nicht einmal, ob irgendjemand von ihnen es jemals lebendig herausschaffen würde.

Am liebsten hätte Dìyù irgendwie ihre Fesseln gesprengt, hätte es mit allen aufgenommen, die sich ihr in den Weg stellten und wäre geflohen. Aber Yami war nicht dumm. Sie hatte extra Magieundurchlässige Fesseln entwickelt, mit denen sie und Kassandra nun gefesselt waren. Somit waren sie dieses Fesseln hilflos ausgeliefert.

Als wenn das alles nicht schon schlimm genug wäre, schwank auf einmal mit großem gepolter die mächtige Tür auf.

Ein dunkler Schatten betrat den Saal. Die dunklen, schwarzen Haare, welche an diesem Tag noch viel dunkler erschienen, als sonst, waren zu einem unordentlichen Dutt zusammengesteckt, wo jedoch viele Strähnen herausschauten. In schwarzer Kleidung schritt sie mit erhobenem Kinn in den Raum. Ihre violetten Augen leuchteten geradezu gefährlich und stachen so unter denen der anderen hervor, wie es kein anderes Paar hätte tun können.

Sollte nicht gleich ein wahres Wunder geschehen, waren sie verloren. Da war sich Dìyù sicher. Yami würde sie fertig machen. Alle beide. Sie hatte endlich die Herrscherin Kristallicas und die Emrys, ihre Verräterin.

Doch ein Retter würde wohl kaum kommen.

Ihr Schicksal war besiegelt.

Es handelte sich nur noch um Minuten, bis Yami allem ein Ende gesetzt hatte. 

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