Kapitel 3.5 // Auf der Sommernachtswiese
Star:
In den nächsten Tagen kam Star immer wieder zu der gleichen Stelle, wo sie sich mit Nerino traf. Jedes Mal brachte sie ihm etwas Essen oder Kleidung mit. Das Essen aßen sie meist zu zweit bei einem Picknick. Sie hielten sich oft auf der Sommernachtswiese auf, weil sonst die Umgebung größtenteils abgestorben war.
Anfangs war Nerino bei dieser Idee etwas skeptisch, da er davon überzeugt war, dass überall, wo er hintrat, seine Lebensenergie verlor. „Das gehört zu dem Fluch", meinte er. Doch Star hatte ihn ermutigt. Mit einem zarten Kuss hatte sie ihm die Ängste genommen. So hatte es sich zugetragen, dass sie nun hier sorgenfrei, Hand in Hand, auf der Wiese lagen.
Doch mit einem Mal setzte Nerino sich auf. Verwundert darüber kam nun auch Star hoch. „Was ist los?", fragte sie ihn. An seinem Gesichtsausdruck konnte sie ablesen, dass ihn etwas bedrückte.
„Vielleicht ... ist unsere Beziehung keine so gute Idee." Mit diesen Worten drehte er sich zu Star um, welche sofort sah, dass ihm diese Worte nicht leichtfielen. „Unsere Herkunft ist verschieden und könnte dir große Schwierigkeiten bereiten. Zudem-"
Aber Star wollte von dem nichts hören. „Hey, es ist mir egal! Ich werde ganz sicher mich nicht von dir trennen, nur weil die Menschheit zu blind dafür ist, zu erkennen, dass jeder Anhänger von Yami eine genauso rabenschwarze Seele haben muss! Du bist anders – gut anders. Und wenn niemand das akzeptieren möchte, werde ich sie dazu bringen! Ich werde dich auf jeden Fall nicht verlassen! Um keinen Preis der Welt!" Als sie mit ihrer kleinen Ansprache fertig war, wurde sie von einem herzlichen Kuss überrascht. Aber es war schön.
„Was ist eigentlich mit deiner Familie? Könnte sie uns – mich – akzeptieren?", fragte Nerino, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten.
„Naja, meine Mom vielleicht. Aber bei meiner Tante bin ich mir nicht sicher. Sie stellt definitiv eine Gefahr für uns da. Sie ist Hüterin des Tages, der Sonne und des Lichts. Wenn sie-"
Diesmal schnitt Nerino ihr das Wort ab. „Deine Tante ist egal! Was zählt sind nur wir beide! Ich werde dir, wegen ihr, nicht von der Seite weichen!" Darauf erfolgte gleich noch ein Kuss und sie ließen sich wieder zurück auf die Wiese plumpsen.
„Könnte man eigentlich versuchen beide Seiten umzustimmen und zu Frieden zu überreden?", überlegte Star laut.
Nerino seufzte. „Ich wünschte wir könnten es. Aber selbst, wenn wir es bei Kristallica schaffen würden, ist man bei Yami schon tot, bevor man überhaupt für ein Friedensangebot – oder eine Umstimmung – angesetzt hat. Leider ist dies unmöglich. Aber wenn es dir so viel bedeutet, kann ich gerne mit dir kommen und versuchen den König umzustimmen."
„Nein." Star schüttelte den Kopf. „Du hast Recht. Selbst wenn das Problem mit dem Kristalltor nicht wäre, würdest du es niemals bis zum Palast schaffen. Selbst nicht in Verkleidungen." Die Hauptstadt umgab ein magischer Schutz, durch den keine Schattenmagie kommen konnte. Weder die Magie, noch dessen Krieger. Damit war diese Stadt die sicherste des Landes und viele hatten darin schon Schutz gesucht.
Nerino drückte Stars Hand. „Aber nicht jeder kann ein Held sein. Wenn wir aber doch dafür bestimmt sind, werden es uns die Sterne sagen."
Star sah ihn unverwandt an. „Findest du mich eigentlich ... gut?", fragte sie ihn plötzlich frei heraus. Es war ihr schon die ganze Zeit ein Rätsel gewesen, ob jemand wie er, jemanden wie sie überhaupt gut finden könnte. „Ich meine, du hast schon so einiges durchgemacht. Wieso dann ich?"
Nerino schien plötzlich ganz weggefegt von der Frage zu sein. Aber er konnte sich schnell wieder fassen. „Star, ist das dein Ernst? Du bist die einzige für mich! Du gibst meinem Leben einen Sinn! Wachstum und Veränderungen können schmerzen. Aber nichts tut so weh, wie dortzubleiben, wo man nicht hingehört. Zudem ist es unmöglich jemanden zu finden, der dich niemals verletzen wird. Deshalb habe ich jemanden gesucht, ohne davon zu wissen, für den sich der Schmerz sich lohnt - und ich habe sie gefunden! Und sie ist umwerfender, als alles, wovon ich jemals geträumt habe!" Damit gab er ihr gleich noch einen Kuss um seinen Worten noch einmal extra Stärke zu verleihen.
Star war hin und weg. Seine Worte waren wundervoll und hatten sie echt berührt. Damit schloss sie die Augen und schmiegte sich eng an ihn, um diesen Moment in vollen Zügen zu genießen.
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