Kapitel 2.2 // Heimliche Belauschung
Alaska:
Alaska sollte eigentlich schon längst schlafen. Aber sie konnte nicht. Irgendetwas hielt sie immer wieder auf. Also entschied sie sich irgendwann dazu, mal bei dem nachzuschauen, was sie die ganze Zeit wachgehalten hatte. Sie setzte sich aufrecht hin, schlug ihre Bettdecke über und kletterte aus dem Bett. Mit ihrem hellen Nachthemd sah es schon fast so aus, als würde ein Geist durch das Haus spuken. Alaska schritt bis zu ihrem Kleiderschrank und öffnete dessen Tür. Ihre nackten Füße schlichen schon fast geräuschlos über den kalten Marmorboden. Sie schob die vielen Kleider beiseite und es kam ein Loch in der Wand zum Vorschein. Es war groß genug, damit Alaska dadurch kriechen konnte, was sie augenblicklich auch tat. Dieses Loch ging aber nur etwa zwei Meter. Danach wurde es etwas breiter. Diesen geheimen Tunnel hatte sie mal entdeckt, als Konstanze sie in ihrem Zimmer eingesperrt hatte, was nun immer häufiger zur Gewohnheit zu werden schien.
Das Mädchen krabbelte weiter den Gang entlang. Doch dieser erstreckte sich nun in die Höhe, so dass Alaska aufstehen konnte. Sie ging noch zwei Schritte vorwärts und blieb dann stehen. Zu ihrer Rechten waren zwei Löcher - so groß wie Augen - in der Wand. Das achtjährige Mädchen stellte sich davor und sah hindurch. Volltreffer! Ihr Vater und Konstanze waren im Wohnzimmer und unterhielten sich.
„Meinst du wirklich?" Der Mann sah nachdenklich zu seiner Frau.
Diese nickte. „Ja, du solltest gehen!"
Nolan seufzte tief. „Aber was ist mit den Kindern?"
„Du machst das doch für sie. Außerdem bin ich doch da! Es wird schon alles gut gehen. Es ist obendrein sowieso nicht für sonderlich lange.", redete Konstanze ihm zu.
Nolan ließ sich in die Sessellehne fallen. „Aber es geht uns nicht schlecht. Ich möchte keine unnötigen Sachen riskieren! Es wird nicht sicher sein, ob ..." Er machte eine kleine Pause. „... ob ich wiederkomme." Nolan stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab. In der anderen Hand hielt er immer noch den einen Zettel, den er schon die ganze Zeit hatte. Aber was darauf stand, konnte Alaska nicht lesen.
Konstanze setzte sich nun ihm gegenüber auf einen edlen Hocker, am brennenden Kamin. „NOCH geht es uns gut. Aber die Zeiten können sich schnell ändern. Wir haben immerhin vier Kinder zu versorgen und wollen, dass sie eine gute Ausbildung bekommen. Aber nichts ist umsonst! Man muss immer Risiken eingehen! Deine ist es, dieses Formular zu Unterschreiben."
Nolan sah sich das Formular noch einmal genaustens an. Schließlich seufzte er noch einmal tief. „Na schön. Aber Alaska hat schon ihre Mutter verloren. Sie soll nicht auch noch mich verlieren. Falls es doch soweit kommen sollte, musst du mir eines versprechen: Sei eine gute Mutter für sie! Ich meine es ernst!" Das sagte auch sein Blick aus. Mit stechenden Augen sah er Konstanze an.
Die Frau nickte. „Aber natürlich!" Damit erhoben sie sich beide und verließen das Wohnzimmer.
In Alaska loderten gemischte Gefühle. Trium-phierend war es die Verwirrung. Wo wollte ihr Vater hin? Sie würde ihn gleich morgen früh zur Rede stellen! Darauf konnte er sich verlassen!
Am nächsten Morgen, verkündete Nolan, beim gemeinsamen Frühstück seinen Kindern, dass er für einige Zeit wegmüsse. Wohin verriet er nicht. Aber Alaska entdeckte, dass er nicht der Einzige war, der plötzlich ging. Dies taten viele Manner in der Umgebung. Alaska ging nicht oft vor die Tür, aber von ihrem Zimmer aus sah sie viele Dinge, die dort draußen passierten. Unter anderem bekam sie auch mit, dass einige Kinder ihre magischen Fähigkeiten bekamen. Als sie dies sah, las sie direkt gleich nach, da ihre Stiefmutter ihr keine vernünftige Antwort darauf gab. Sie sagte nur, dass sie sich für etwas Besseres halten würden, nur weil sie Magie besaßen und, dass sie in Wirklichkeit alle Monster seien. Doch dieser Ansicht war Alaska nicht und wollte sich mit dieser Antwort nicht zufrieden stellen. Sie kannte zwar auch niemanden, der Magie besaß, aber was sie von ihrem Balkon und dem Fenster so mitbekam, widersprach Konstanzes Ansichten. So las Alaska also selbst nach und hatte folgendes herausgefunden:
1. Magie wird Vererbt.
2. Es besitzt etwa die Hälfte der Menschen Magie.
3. Es gibt jede Kraft nur einmal – abgesehen von wenigen Ausnahmen.
4. In jedem Stamm ist es unterschiedlich, wann die magischen Kräfte zum Vorschein kommen. Aber in der Regel ist es im Alter zwischen sechs und vierzehn Jahren.
5. Die Magie ist dafür da, um sie fürs Allgemeinwohl einzusetzen.
Das waren jedenfalls die wichtigsten Punkte. Alaska fand dieses Thema ziemlich spannend und las jedes Buch darüber, das sie in die Hände bekam. Aber Konstanze versteckte die meisten Bücher darüber. Alaska wusste nicht wieso, aber sie fand es unfair.
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