Kapitel 2.14 // Unterwegs

Sirena:

    Das erste, was Sirena auffiel, war das helle Licht der Nachmittagssonne. Sie brauchte einen Moment, um sich an das helle Licht zu gewöhnen. Danach schaute sie zu Alaska, um sich zu gewissern, ob auch alles in Ordnung war. Wie lange sie wohl dort im Schatten, in der Dunkelheit gelungert hatte? Sirena wollte sich das gar nicht erst vorstellen. Aber als sie zu ihrer Freundin sah, erstarrte sie. Das konnte doch nicht wahr sein! Wie war das möglich?

Denn das Mädchen neben ihr bestand vollständig aus Eis. Das erklärte zumindest auch, weshalb sie die ganze Zeit so kalt war.

„Kommst du? Ich muss dringend zum Schloss. Am besten noch heute!", drängte Sirena, ihre Fragen zu Alaska erstmal ignorierend. Das eisige Mädchen nickte nur und setzte sich daraufhin in Bewegung.

Die beiden liefen eine Weile schweigend nebeneinander her. Doch irgendwann hielt Sirena es nicht mehr aus. Sie musste wissen, was mit ihrer Freundin passiert war. Was ist in diesen drei Jahren geschehen? Das fragte sie auch. Ganz offen heraus.

Alaska zuckte die Achseln. „Irgendwann hat es bei meinen Händen angefangen und hat sich dann ausgebreitet.", berichtet sie.

„Und hat das irgendein Ereignis ausgelöst?", erkundigte sich Sirena.

Alaska zögerte. „Du warst drei Jahre nicht da. In drei Jahren kann viel passieren!" In ihrer Stimme hörte Sirena eine gewisse Anspannung. „Wenn wir diese Abkürzung nehmen, sind wir im Nu an deinem Ziel und sparen somit mindestens eine viertel Stunde." Alaska deutete in eine schmale Gasse.

Nun zögerte Sirena kurz. Alaska verdrehte die Augen und zog sie mit sich. „Dort wartet kein Hinterhalt auf dich! Und wenn doch, mache ich die Angreifer fertig!" Sirena spürte, dass das Mädchen jedes dieser Worte todernst meinte und ihr einer Mundwinkel rückte etwas in die Höhe. Sie hatte Alaska wieder! Wie sie leibt und lebt, nur noch etwas verstärkt! Die beiden gingen nun hintereinanderweg, da nicht genug Platz war, um nebeneinander herzulaufen. Jedoch hielt Alaska immer noch Sirenas Hand gepackt, als würde sie damit verhindern, dass Sirena wieder verschwinden würde.

Es war nicht viel länger, als fünf Minuten, die sie in dieser Gasse verbrachten. Da erreichten sie auch schon den Ausgang und vor ihnen erstreckte sich ein großer, hübsch verzierter Torbogen. An ihm ragten verschiedene Pflanzen hoch und in den prächtigen Säulen waren einige Muster eingearbeitet.

Alaska und Sirena betraten das Gelände. Sie kamen an vielen Gärten vorbei. Es war alles wunderschön und gut gepflegt. Sie sah immer mal vom weiten verschiedene Statuen. Jeweils eine von den majestätischen Tieren, wie Einhörner, Greifen, Drachen oder Phönixen. Sie brauchten eine Weile, bis sie am Schloss angekommen waren. Vor der Treppe, die nach oben, zum Eingang führte, standen an der Seite einige Statuen. Statuen vom Volk. Darunter waren ganz normale Menschen, aber auch Himmelsbewohner, wie Feen und Engel, die man durch ihre schmetterlingartigen oder federhaften Flügel unterscheiden konnte. Aber es waren auch die Trolle, Kobolde, Zentauren, Nagas, die sogenannten Schlangenmenschen und die ... Meermenschen aufgebaut. Sirena trat an den stolzen Meermann heran. Es war Narius! Sirena konnte ihn ohne Probleme erkennen. Sein Körper war hier genauso dargestellt, wie in den vielen Büchern, die sie über ihn schon gelesen hatte. Und in Aquarta gab es eine identische Statue von ihm. Neben dem großen Helden, kam der Troll daneben ziemlich klein vor, der ihm nur bis zur Schwanzflosse ging.

Nach einer Geste von Alaska riss sich Sirena von dem Anblick los und folgte ihrer Freundin hinauf in den Palast hinein.

Die 32 Stufen waren für Sirena eine kleine Herausforderung, die diese noch nicht kannte. Denn unter Wasser hatten sie sowas nicht. Aber sie überwand diese Hürde. Vor dem prächtigem Tor, dem Eingang in das mächtige Gebäude, standen zwei Wachen, die dessen Ein- und Ausgang bewachten. Alaska zeigte ihnen ihren blauen Topas, den sie an einem Kettenanhänger um den Hals trug. Daraufhin ließen die Wachen sie rein. Jedoch versperrten sie den Eingang gleich wieder, gerade als auch Sirena passieren wollte.

Alaska protestierte, aber die Wachen zeigten keine Reaktion.

„Schon gut, Alaska. Lass mich das erledigen.", beruhigte Sirena ihre Freundin. Nun zeigte Sirena den Wachen ihre besondere Muschel. Auf deren Rücken war ein Meermann eingraviert, der von fünf, aneinandergereihten Wellen umgeben und eingeschlossen war. Es war das Wappen von Pontusia. So nannte sich das vereinte Meervolk. Auch wenn es heute nicht mehr vereint war, gibt es noch immer das Wappen, das trotz allem immer noch gültig war.

Die Wachen machten große Augen und räumten sofort den Weg. Dabei entschuldigten sie sich noch etwa ein Duzend mal bei ihr. Sirena nickte und betat das Gebäude. 

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