Kapitel 2.11 // Sirenas Weg

Sirena:

    Sirena konnte kaum fassen, was sie dort gerade gehört hatte. „Ist das dein Ernst?", fragte sie fassungslos.

Arion nickte. „Nachdem du rausgestrudelt bist, habe ich mich für dich stark gemacht. Denn du hast vollkommen recht! Nur so haben wir eine Chance."

Sirena ließ einen Freudenschrei los. Sie hatte es geschafft! Sie hatte die anderen Überzeugen können! Eigentlich hatte es Arion gemacht, aber das war nicht wichtig. Wichtig war, dass ihr Volk endlich über ihren Schatten hinwegschwamm!

„Allerdings gibt es da noch eine Sache...", sprach er sein Anliegen an.

Sirena hielt inne und sah ihren Bruder mit angehaltenem Atem an.

„Wir haben einen Botschafter gewählt. Eine Person, die nach oben gehen wird. Alleine."

Plötzlich zog sich alles in Sirena zusammen. Sie könne also doch nicht Die Oberfläche wieder erblicken. „Wer ist es?", fragte sie.

„Die einzige Person, die dafür in Frage kommt.", war seine Antwort.

Sirena seufzte einige Luftblasen. Ihr Bruder musste sie immer auf die Folter spannen! Das tat er immer bei irgendwelchen Nachrichten.

Doch nun rückte er endlich mit der Antwort heraus. „Du!"

Sirenas Atem stockte und ihr Herz machte einen Satz. Hatte er das wirklich gerade gesagt? Vor Freude fiel sie ihrem Bruder um den Hals. „Danke!", flüsterte sie ihm zu. Denn mehr als ein Flüstern brachte ihre Stimme im Moment nicht zustande. Nun löste sie sich wieder von ihm. „Wie hast du Vater eigentlich überzeugen können? Denn ich glaube kaum, dass er das schon erste erlaubt hätte."

Arion grinste. „Tja, mein entscheidendes Argument war, dass ich nun der Anführer unseres Stammes bin und nicht mehr er!"

Sirena musste ebenfalls grinsen. Ja, manchmal hatte es auch seine Vorteile, wenn man Teil der oberen Familie war. Schließlich nahmen die beide ihren Weg auf und schwammen nach Hause.

Am nächsten Morgen machte Sirena sich auf den Weg. Gestern Abend gab es in der Tat noch einen gewaltigen Tsunami von Valdimir. Dieser fand die Show, die Sirena gestern vor den anderen Anführern abgezogen hatte, ganz und gar nicht lustig. Jedoch musste er dem Befehl seines eigenen Sohnes nachgeben. Ob er wollte, oder nicht.

Sirena schwamm zusammen mit Arion, ihren Eltern und einigen Wachen zum Ufer. Kurz vor dem Ziel machten sie jedoch halt, damit niemand die anderen Meermenschen sahen.

„Ab hier musst du allein gehen.", bedeutete Arion.

Sirena nickte und verabschiedete sich von jedem. Danach schwamm sie weiter, bis zu einer geschützten Stelle, an der sie niemand beobachten konnte, wie sie sich verwandelte. Ihre rosa Schwanzflosse wurde gespalten und formte sich in zwei Beine und ihre Haare wurden mit den Sonnenstrahlen türkis. Bei diesem Zyklus musste sie unwillkürlich an Alaska denken. Es war nun drei Jahre her, seit sie sie das letzte Mal gesehen hatte. Und die beiden waren ja nicht gerade friedlich auseinander gegangen. Damals hatte Alaska sie mit ihrem Eis verfehlt. Jedoch glaubte Sirena nicht, dass es ihr an Treffsicherheit fehlte. Bei all den Gedanken fragte Sirena sich, ob sie dieses Mädchen wohl jemals wiedersehen würde? Als Sirena damals wieder zu Arion geschwommen kam, hatte er große Sorgen, dass Alaska ihr Geheimnis ausplaudern würde. Sirena jedoch beteuerte, dass sie keinen kannte, der loyaler war, als Alaska. Und auch heute, an diesem Tag zweifelte sie nicht an Alaskas Loyalität.

Das menschliche Meermädchen schaute sich um. Um sie herum waren sehr viele Kristalle. So viele hatte sie noch nie gesehen. Es gab zwar unter Wasser auch hier und da einige Kristalle. Auch sogar einige Kristallhöhlen. Aber das hier übertraf alles. Naja, außer vielleicht die Kristallhöhlen, wo sich Kristall dicht an Kristall quetschten. Aber trotzdem war es erstaunlich.

Sirena erhob sich und wagte sich in die Stadt. Dabei staunte sie. Sie hatte schon viel über Kristallica und dessen gleichnamige Hauptstadt gehört, aber diese wirklich in echt zu sehen, überragte alles. Es war wunderbar! Schon vom weiten konnte sie das prächtige Schloss erkennen, welches sich über die Häuser hinwegsetzte und den Mittelpunkt der Stadt veranschaulichte. So konnte Sirena sich wenigstens nicht verirren. Denn sie sah ihr Ziel immer vor Augen.

Sie war schon eine Weile gelaufen. Jedoch fühlte sich das Mädchen irgendwie unwohl. Sie fühlte sich irgendwie ... beobachtet. Als wenn sie jemand verfolgte. Und dies schon, seit sie die Stadt betreten hatte. Aber wieso sollte sie jemand verfolgen? Sie war doch nicht die einzige hier auf den Straßen. Oder hatte diese Person ihre Verwandlung gesehen? Wusste sie, wer sie wirklich war? Plötzlich stieg Panik in ihr auf. Was sollte sie tun? Sie durfte die Angst jedenfalls nicht nach außenhin zeigen. Der Verfolger dufte auf gar keinen Fall ihre Panik sehen! Unbemerkt sah sich Sirena um. Dabei fiel ihr eine kleine, dunkle Seitengasse auf. Sie könnte dort drin verschwinden und abwarten, bis ihr Verfolger weg war. Und so machte sie es auch. Unbemerkt und so natürlich, wie nur möglich, ging sie in die Seitengasse, ohne auch nur zu ahnen, dass dort ihr Verfolger bereits auf sie wartete. Doch dies wurde ihr jedoch bewusst, als sie plötzlich ganz unverhofft, grob an die kalte Wand gedrückt wurde.

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