Kapitel 18 // Verloren im Schatten
Gefesselt, im Lager von Yami, sahen Sherena und Star die leuchtendrote Linie im Boden. Ihr Blick verfolgte sie zurück und sahen, dass sie von einem Gebüsch, nahe des Tores nach Kristallica kam. Dieses Gebüsch war eines der wenigen Pflanzen, die überhaupt noch auf diesem abgestorbenen Land wuchsen. Und lange würde das bestimmt nicht so bleiben. Jedoch hatte Yami diese Linie auch gesehen und beauftragte gerade zwei ihrer Männer damit, dieser Linie zu folgen und den Auslöser unschädlich zu machen. Dabei beteuerte die böse Anführerin, dass sie mindestens drei Schritte von der Linie abstand halten sollten. Sherena wusste auch genau wieso und versuchte sich von dem Mast zu befreien, an dem sie gefesselt waren und auszuweichen. Das war eindeutig Flames Linie. Gleich würde dort, wo jetzt noch diese Line war, sich der Boden spalten und heiße Lava heraustreten. Und wer zu nah an der Linie war, würde in den Abgrund stürzen und sich an der heißen Glut verbrennen. Nun kamen sechs Personen aus dem Gebüsch hervor, von wo die Linie ausging. Das eine Mädchen erkannte Sherena sofort. Ihre brennenden Haare waren nicht zu übersehen. Loddriges Feuer schmückte Flames Kopf. Sherena beobachtete, wie sie ihre Arme dicht an ihren Körper presste. Nun schob sie langsam zwei unsichtbare Wände von sich weg. Je weiter sie das tat, desto weiter riss der Erdboden auf, wo vorher die Linie, der feuerrote Riss im Boden war und glühende Lava kam darunter zum Vorschein. Sherena hörte, das Mädchen, das sie verraten hatte, einigen Schattenkriegern etwas zurief.
„Hey! Kümmert euch um sie!" Dìyù zeigte auf Flame. Die Männer nickten und rannten los. Nun kam das Mädchen auf Sherena und Star zu.
„Warum tust du so etwas? Wir sind doch Freunde, Míng!" Fassungslos sah Sherena Dìyù an. Sie konnte noch immer kaum fassen, dass ihre Freundin sie so sehr verraten hatte. Vorhin hatten Sherena und Moon gerade Star gefunden, als eine unangenehme Überraschung auf sie wartete. Im Schatten hatte nämlich Dìyù bereits auf sie gewartet. Und dann ging alles ganz schnell. Dìyù war aufgetaucht, mit einem fiesen Grinsen im Gesicht und es wurde alles um Sherena herum schwarz. Selbst, für die Nacht war es zu dunkel. Das nächste, woran sich die Prinzessin erinnern konnte, war, von zwei starken Männern der Schattenseite festgehalten worden zu sein. Danach hatte man sie an diesen Mast gefesselt.
Dìyù kam nun etwas dichter an Sherena heran. „Ich bin nicht Míng. Mein Name ist Dìyù! Tochter von Yami und zukünftige Thronerbin des Schattenreiches!", erklärte sie.
„Aber du sagtest-"
„Ach ich bitte dich! Das hast du echt geglaubt? Sieh es endlich ein: Ich habe dich nur benutzt! Hast du echt geglaubt, mir läge irgendetwas an DIR oder deinem dämlichen Königreich? Und nun entschuldige mich bitte. Ich muss mich um ein paar Einhörner kümmern." Mit einem triumphierenden Lachen ging Dìyù.
Bei all dem, was Dìyù gerade gesagt hatte, wurde Sherena schlecht. Es war aus! Das war das Ende für Kristallica! Und das war dann nur ihre Schuld. Nicht nur, Dìyù sie überwältigt hatte. Sie kannste sogar den Aufenthaltsort der Einhörner, der eigentlich geheim bleiben sollte, wegen genau solcher Sachen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
„Hey", kam es plötzlich von der anderen Seite des Mastes. „Ich weiß, du kannst momentan nicht noch mehr Erniedrigung gebrauchen, aber ich möchte eines noch loswerden, bevor wir alles sterben. Und zwar: Ich hab' es dir doch gesagt!"
Sherena ließ einen tiefen Seufzer heraus. Star hatte ja recht. Sie hatte es ihr gesagt. Und zwar mehr als deutlich. Doch sie war so geblendet gewesen, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sah.
„Aber lass den Kopf nicht hängen! Wir kriegen das wieder hin!", versuchte Star sie aufzumuntern.
„Was ist dabei bitte zu schaffen? Es ist aus! Endgültig!"
„Nein! So darfst du gar nicht erst denken! Hey, versuch mal, uns freizumachen.", schlug das Sternenmädchen vor.
Nach einem leichten Seufzer holte Sherena tief Luft und hielt sie an. Nun schloss sie die Augen und konzentrierte sich nur auf das Seil, das sie gefesselt hielt. Und es funktionierte! Sie spürte, wie das Seil lockerer wurde. Langsam öffnete Sherena wieder ihre Augen und ließ die Luft aus ihrem Mund wieder entfleuchen. Das Seil plumpste auf den Boden und sie waren frei. Star nickte ihrer Prinzessin mit einem leichten Lächeln zu, die dieses erwiderte.
„Wir müssen zu den Anderen!" Star zeige an das andere Ende des Tals, wo Kassandra, Shiva und ihre Freunde fleißig gegen die Schattenkrieger kämpften. Sherena nickte zustimmend und zusammen rannten sie los. Wenn ihnen jemand in die Quere kam, beseitigte ihn Sherena. Im Nu waren sie bei den anderen. Gerade wollten sie so richtig loslegen, als etwas geschah, mit dem niemand gerechnet hatte. Wie es aussah, waren sie gezwungen, sich zu ergeben.
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