Kapitel 10 // sechs Herzen
Die beiden Mädchen befanden sich nun in einer Halle, oder eher gesagt Höhle, die mit sehr vielen Kristallen ausgestattet ist. Mehr, als an den anderen Orten. Viel mehr. Vor ihnen lag ein kleiner Teich. Dahinter, am Ufer war eine kleine Kristallwiese, die an eine Wand grenzte, von der sechs Gänge abgingen. Jeder Gang war anders beschmückt.
In dem ganz linken Gang waren ganz viele lila Amethyste. Aber nur diese Kristalle, keine anderen. In dem nächsten Gang waren dafür nur grüne Smaragde. Der darauffolgende Gang war nur mit roten Rubinen bestückt. Und die restlichen drei Gänge mit jeweils blauen Saphiren, bunten Opalen und weißen Diamanten. Alle Gänge waren nach dem gleichen Schema beschmückt: nur eine Kristallart pro Gang.
Wobei sich Dìyù fragte, was das alles zu bedeuten hatte. Zumal, dass nur die Gänge so beschmückt waren. Überall sonst in der Höhle, waren genau diese sechs Kristallsorten quer durcheinandergemischt und praktisch überall.
„Was ist in den Gängen? Wo führen die hin?", fragte sie nach.
„Habe Geduld!"
„Geduld wofür?"
„Einhörner so wild und sacht, ich habe an euch gedacht, bitte kommt her, denn ich bin da zur Einkehr. So rein, wie ein Kristall, und so schön wie die Nachtigall, hier sind wir, bin ich, wie bekanntlich."
Auf einmal leuchteten die Kristalle in den Gängen auf. Zuerst die, weiter in den Gängen, dass man es noch nicht so gut sehen konnte, aber es bewegte sich langsam in Richtung der Wasserquelle und der Prinzessinnen zu. Und das in jedem Tunnel. Zur Sicherheit machte Dìyù einen Schritt zurück. Auf einmal kamen die Lichtquellen zum Vorschein. Wundersame Geschöpfe kamen aus den Tunneln und bewegten sich auf die zwei Mädchen zu. Es waren sechs Einhörner, bestehend aus Kristallen. Jedes bestand aus der Kristallart, die schon der Tunnel zeigte, aus dem es trat. Das Dimant-Einhorn trat als erstes vor. Stolz und anmutig.
„Das ist Diamant, die Anführerin der Einhörner. Die Einhörner, Kristallica und der oder die Auserwählte sind miteinander verbunden. Das heißt, wenn irgendjemanden von ihnen etwas zustößt, können es die anderen spüren. Von den Kristall-Einhörnern geht all die Magie von Kristallica aus."
„Wow!" Dìyù war erstaunt. Aber von mehreren Sachen. Erstens, dass dieses kleine, dumme und naive Mädchen ihr einfach alle Geheimnisse ausspuckte, ohne dass sich Dìyù groß Mühe geben musste. Und zweitens, wie wunderschön und majestätisch diese Tiere waren.
Auf einmal verspürte sie so ein seltsames Gefühl. Es war, als würden die Farben um sie herum kräftiger werden, ihr Herz schlug schneller und sie war sich unerklärlicher Weise plötzlich sicher, dass alles gut werden würde. Aber für wen? Für Kristallica mit ihrer kleinen Prinzessin oder für Dìyù? Mit einem Mal färbten sich ihre Augen von violett zu blau. Alle Farben leuchteten viel kräftiger und wärmer als vorher. Was war passiert?
Das gläserne Diamanteinhorn trat nah an Dìyù heran. So nah, dass Dìyù dessen warmen Atem spüren konnte. Diamant begutachtete das fremde Mädchen genau. Auf einmal hob es den Kopf und verbeugte sich vor ihr. Mit ihr, machten es die anderen Einhörner gleich. Plötzlich erlosch nun der Zauber um Dìyù und alles wurde wieder normal und ihre Augen färbten sich wieder zu violett.
Doch plötzlich änderte sich die Stimmung der Einhorn-Anführerin. Sie löste sich von ihrer Verbeugung und stieg auf. Dìyù ging vorsichtshalber einige Schritte zurück. Doch Diamant kam näher und schleuderte ihr ihre Vorderhufe entgegen. Dabei gab sie ein lautes Wiehern von sich. Nun ging Sherena dazwischen.
„Hey, beruhige dich!"
Und es funktionierte wirklich! Diamant beruhigte sich etwas und kam wieder runter. Sherena redete weiter auf sie ein. „Ich weiß, dass es komisch für dich sein mag. Sie ist anders. Aber das sind wir doch eigentlich alle!"
Es erklang noch ein lautes wiehern von Diamant. Sherena seufzte tief. „Ja, ... Wir sollten jetzt wirklich gehen." Damit drehte sie sich zu Dìyù und nahm sie mit sich. Zusammen verließen sie die Kristallhöhle.
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