VII
Auri und Amalagh streiften durch die dunklen Straßen der Stadt. Wieder versuchten sie Anhänger zu finden, doch dieses Mal waren sie vorsichtiger. Sie achteten stehts darauf, wen und vor allem wie sie fragten. Nach einigen Tagen hatten sie es geschafft eine Handvoll Anhänger zu finden, unter anderem Vierena, von der sich Amalagh erinnerte sie in der Sekte gesehen zu haben. Es wurde Abend und die beiden Drow kehrten zu ihrem behelfsmäßigen Lager zurück. Es befand sich in einer kleinen Höhle, ganz in der Nähe von der Brücke unter der Auri aufgewachsen war. Seite an Seite gingen sie in die Höhle. Die Mitglieder die sie schon gefunden hatten, hatten die Höhle schon ziemlich gut eingerichtet. Es gab einige verwinkelte Nischen in denen sie Schlafpolster aus Pilzen hergerichtet hatten. Auri war glücklich über ihre Erfolge. Dieses Mal würden sie es schaffen. Zwei ganze Jahre lang zogen sie durch die Straßen, suchten Anhänger und trainierten sie in den Höhlen. Bald war ihre kleine Gemeinschaft zu einer recht großen Vereinigung angewachsen. Sie zählten etwa 200 Mitglieder, ausschließlich Drow. Auri hatte dafür gesorgt das jedes Mitglied ihrer Vereinigung ein Erkennungszeichen hatte. So hatte jede Drow die dazu gehörte ein goldenes Amulett in Form einer Greifenfeder als Halskette. Ohne den würden sie von den Wachen an den Eingängen gar nicht in die Höhlen gelassen werden. Sanft fuhr sie mit ihren Fingern über den kleinen, filigranen Anhänger. Er fühlte sich glatt und kalt an. Sie warf einen Blick zu Amalagh der gerade nach den Trainingsgruppen sah. Es gab mehrere verschiedene Gruppen, jede mit etwa 40 Teilnehmern. Sie trainierten verschiedene Dinge wie zum Beispiel den Umgang mit einem Degen oder einem Dolch. Als hätte er ihren Blick bemerkt, drehte er sich um und sah sie fragend an. Sie deutete mit dem Kopf in eine dunkle Ecke hinter sich. Er sagte kurz etwas zu der jungen Frau, die die Gruppe leitete und kam dann zu Auri hinüber. Gemeinsam gingen sie in die Ecke. „Denkst du wir sind bereit?", flüsterte sie ihm zu. Er zuckte mit den Schultern. „Viele sind schon lange genug hier um alles gut zu beherrschen und die die noch nicht so lang hier sind lernen schnell." „Gut." Auri nickte. „Also können wir es jetzt wagen?" Er nickte. Daraufhin kramte er in seiner Tasche umher und holte ein Papier hervor. Darauf war eine Karte von den Höhlen der Sekte gezeichnet. Man erkannte die Haupthöhle mit dem prachtvollen Thron und die Nebenhöhlen mit der Trainingsausstattung. Auch die kleinen Nischen die für die unterschiedlichen Ränge der Gefangenen und Mitstreiter festgelegt waren konnte man sehen. Auri bewunderte die Karte. „Hast du großartig gemacht", staunte sie. Er hatte sie schließlich selbst gezeichnet. Er nickte etwas verlegen. „Es ist Zeit. Wir müssen los." Nun war Auri nicht mehr so glücklich. Sie hatte Angst vor diesen Drow und sie spürte noch deutlich die Narben die sich auf ihren Armen und Rücken abzeichneten. Doch sie durfte den anderen ihre Angst nicht zeigen. Sie musste stark sein. Sie vertrauten ihr. Sie straffte die Schultern. Es würde schon alles gut gehen. In all der Zeit in der sie auf sich allein gestellt gewesen war hatte sie vor allem eines gelernt: sie durfte niemals die Hoffnung verlieren das alles gut werden würde! Amalagh war schon auf dem Weg zum Versammlungsbereich, deswegen lief sie ihm schnell hinterher. Schließlich blieben sie gemeinsam in der Mitte des Bereichs stehen. Er warf ihr einen kurzen Blick zu dann erhob er die Stimme. „Anhänger unserer Vereinigung! Versammelt euch und hört mir zu!" Die vielen Drow ließen von ihren Beschäftigungen ab und gingen zum Versammlungsbereich. Auri und Amalagh stiegen auf einen kleinen Felsen. Für sie war es immer wieder erstaunlich wie sie, eine bedeutungslose Waise, es geschafft hatte so eine große Masse an Drow hinter sich zu sammeln. Sie war nun wichtig. Das wusste sie. Darum musste sie jetzt stark sein. „Es ist so weit. Wir sind der Meinung das unsere Gemeinschaft bereit ist die Sekten zu vernichten." Sie atmete tief durch. Hoffentlich würde alles nach Plan gehen. „Vierena!", rief sie. Die andere, deutlich ältere Drow kam zu Auri und Amalagh. „Du kennst die Höhlen der Sekte wohl besser als alle anderen von uns. Auri, du und ich, wir teilen uns unsere Anhänger auf und greifen von drei Seiten an." Amalagh tippte auf drei Stellen seiner Karte. „Ich nehme den östlichen Eingang. Du nimmst den kleinen Geheimgang der hinter dem Thron herauskommt. Der Eingang ist hier." Nun zeigte er auf eine Karte von der Umgebung der Sektenhöhlen. „Auri du nimmst den Eingang durch den du damals reingebracht wurdest. Der da. Und jetzt teilt unsere Leute unter euch auf. Wir haben nicht viel Zeit." Mit diesen Worten steckte er die beiden Karten weg und ging mit Auri und Vierena zu den restlichen Anhängern ihrer Gemeinschaft die während ihres Gesprächs ungeduldig gewartet hatten. „Veldrin, Thirza, Welverin, Thraele und Imbros ihr kommt schon mal mit mir", erklärte Amalagh. Nach und nach teilten sie sich alle Anhänger gleichmäßig auf. Alle waren mehr oder weniger stark bewaffnet und die allermeisten trugen Lederrüstungen. Nun hatten alle drei Anführer eine große Traube von etwa 70 Drow um sich geschart. Auri warf einen Blick zu Amalagh. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. „Wir geben euch noch bis Sonnenuntergang Zeit euch von euren engsten Vertrauten und eurer Familie zu verabschieden. Man weiß nie wen man je wieder sehen wird. Bitte merkt euch in welcher Gruppe ihr wart." Mit diesen Worten ging Auri zielstrebig zu Amalagh. Langsam verstreuten sich die Drow wieder und bildeten kleinere Grüppchen. Ohne ein Wort zu sagen umarmte Amalagh Auri und küsste sie sanft. „Ich liebe dich Auri", flüsterte er. „Wenn wir das hier nicht überleben, dann möchte ich das du es weißt. Ich liebe dich seit wir uns das erste Mal gesehen haben. Ich bin so froh das du zum Underdark zurückgekehrt bist." Eine einzelne Träne lief Auri über die Wange. Noch einmal umarmten sie sich. „In Gedanken bin ich immer bei dir. Sollten wir das überleben und uns verlieren, treffen wir uns an der Brücke. Wenn der andere in zwei Tagen nicht da ist können wir weiterziehen. Okay?" „Okay." Ein letztes Mal küsste Amalagh sie auf die Stirn, dann lösten sie sich voneinander.
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