Kapitel 18

Joels Sicht


Nach einem kurzen Zwischenstopp bei mir Zuhause, wo ich mich schnell umgezogen hatte, um etwas seriöser zu wirken fand ich mich eine gute Stunde später mit weichen Knien und zittrigen Händen vor unserem Rathaus wieder und sah nervös auf das Schild, das andeutete wo man lang gehen musste, um zur Pressekonferenz mit der schwedischen Königsfamilie zu gelangen.

Du schaffst das Joel, es wird alles gut gehen.

Dich wird hier keiner für einen Stalker halten, sondern einfach nur für einen motivierten und engagierten Journalisten von der Schülerzeitung.

Niemand wird denken, dass du nur wegen Neo und diesen verwirrenden Gefühlen, die du für ihn hast, hier bist.

Und falls doch etwas schief gehen sollte, hast du genug Filme gesehen, um zu wissen wie du Bodyguards erfolgreich abhängen kannst.

Tief ein und ausatmend betrat ich schließlich das Gebäude und folgte den Aushängeschildern, sodass ich wenige Minuten später mich in einer Schlange anstellte und nervös darauf wartete, dass man mich rein ließ.

Tatsächlich klappte es auch ohne weiteres, sodass ich kurze Zeit später als Vitus Collister in einem großen Raum zwischen all den anderen Journalisten saß und ungeduldig darauf wartete, dass es los ging.

Währenddessen wanderten meine Augen immer wieder zu all den vielen Securitymännern und ließen mich immer wieder Stoßgebete ausstoßen.

Bitte lass alles gut gehen.

Zu meinem Glück dauerte es auch nicht mehr lange und schon betrat die Königsfamilie den Raum.

Mein Blick fiel natürlich direkt auf Neo, der in seinem königlichen Anzug einfach nur zu gut aussah und es mir schwer machte ruhig auf meinem Platz sitzen zu bleiben.

Am Rande bekam ich mit wie der König etwas sagte und kurz darauf die Ersten auch schon ihre Fragen stellten.

Mit halb offenen Ohren haftete mein Blick währenddessen weiter auf Neo, der mich leider unter all den vielen Menschen nicht zu bemerken schien und mit jeder Minute immer mehr die Hoffnung in mir schwinden ließ, dass ich vielleicht die Möglichkeit bekommen würde mit ihm alleine zu reden.

Die erste Hälfte der Pressekonferenz verging letztendlich und kein einziges Mal hatte Neo etwas gesagt.

Immer hatten nur seine Eltern oder sein großer Bruder etwas gesagt während er nur still schweigend da saß und sich fast schon gelangweilt umsah.

Als er schließlich zur Pause den Raum verließ sah ich meine Chance und folgte ihm schnell.


Vielleicht kommst du jetzt doch wie ein Stalker rüber, Joel.


Kurz überlegte ich wieder umzudrehen und es einfach dabei zu belassen ihn wenigstens live wieder gesehen zu haben, doch als ich seine Stimme schließlich hörte übernahm mein Herz die Oberhand.

„Du weißt genau, dass ich solche Konferenzen hasse, Yorick" Seine Stimme ließ mich kurz in meiner Bewegung inne halten und dann mit schnell schlagendem Herzen in die Richtung laufen, aus der seine Stimme erklang.

„Ich weiß, Neo, aber musst du es auch so raus hängen lassen? Dich zwingt doch schon keiner dich irgendwie an den Gesprächen zu beteiligen, also tu mir wenigstens den Gefallen und lass dir dein Desinteresse nicht so ansehen. Du weißt, dass Mama und Papa das hassen"

Yoricks Stimme erkannte ich direkt aus der Konferenz wieder und leise schlich ich mich immer mehr in ihre Richtung und lehnte mich letztendlich versteckt an die Wand.

Wenn du jetzt erwischt wirst, Joel, dann sag Lebe wohl.

„Wieso muss ich denn überhaupt mitkommen? An mir ist doch niemand in diesem Raum interessiert"

Einspruch Einspruch, aber so was von.

Er war schließlich der einzige Grund wieso ich hier war.

„Hör auf so etwas zu sagen, Neo. Dir würden die Journalisten auch Fragen stellen, wenn du nicht so gelangweilt dasitzen und alle spüren lassen würdest, dass du nicht interessiert bist"

Vielleicht sollte ich es in der nächsten Hälfte wagen Neo eine Frage zu stellen. Irgendetwas würde mir bestimmt einfallen und Ziel war ja auch eigentlich nur, dass er mich dadurch wahrnehmen würde.

„Wir sollten auch langsam wieder rein, es geht gleich wieder los"

Oh shit, ich glaube das war mein Stichwort um zu verschwinden.

Und glaubt mir, es klang leichter als es in Wirklichkeit war, denn im nächsten Moment wo ich mich davon bewegen wollte krachte ich gegen eine Kellnerin und zu meinem Pech viel das Tablett mit leeren Sektgläsern auch noch auf den Boden.

So viel zum Thema keine Aufmerksamkeit auf dich ziehen, Joel.

„Oh Gott, es tut mir so leid" überfordert kniete ich mich auf den Boden und sah der Kellnerin dabei zu wie sie es mir nach tat.

„Mir tut es leid. Ich hab hier heute meinen ersten Tag und bin einfach nur zu schusselig. Ich weiß auch gar nicht was ich mir dabei gedacht habe so einen Job anzunehmen" genauso überfordert wie ich sah mich die Kellnerin, die vielleicht zwei oder drei Jahre älter als ich war, an und ließ mich nur leicht grinsen.

„Im schusselig sein übertreffe ich dich bestimmt. Ich bin mal von meiner Schwester aus dem Schlaf gerissen worden, weil sie wegen irgendeinem Insekt das Haus zusammen geschrien hat und hab mich so erschrocken, dass ich blindlings aufgestanden bin, mich in meiner Decke verhangen habe und volle Kanne hingeflogen bin. Am Ende wusste der Freund von meiner Schwester nicht zu wem er zuerst gehen sollte. Zu meiner Schwester wegen ihrer Insektenphobie oder zu mir wegen meiner ausgekugelten Schulter"

Noch heute konnte ich mich an Vito erinnern, der so überfordert mit der Situation gewesen war und am liebsten einfach nur davon gerannt wäre. Vor allem als Saphira und ich auch noch anfingen uns gegenseitig anzuschreien, ich unter Schmerzen wegen meiner Schulter an der sie wegen ihrer Hysterie Schuld hatte und sie, weil ich anscheinend mal wieder die Balkontür aufgelassen hatte und so Schuld an dem Eindringling trug.

Das Mädchen vor mir fing direkt an zu lachen und ließ auch mich schmunzeln.

Bevor sie jedoch meine Geschichte toppen konnte erklang eine Stimme, die mich sofort die Luft anhalten ließ.

„Alles ok bei ihnen?" Yoricks Stimme ließ mich direkt mit großen Augen zu dem unbekannten Mädchen blicken, die die Stimme wohl auch zu erkennen schien und mich genauso geschockt ansah.

„Ich werde sowas von gefeuert" hörte ich sie dann noch flüstern ehe sie schon aufstehen und ansetzen wollte zu reden, doch bevor sie die Schuld auf sich nehmen konnte stand ich auf und fing an zu sprechen.

„Es tut mir schrecklich leid, ich hab nicht aufgepasst und dann sind wir zusammen gestoßen" etwas angespannt drehte ich mich zu Yorick um, doch zu meiner Überraschung stand er da nicht alleine, sondern mit niemand anderem als Neo.

„Joel?" mindestens genauso überrascht sah mich der Prinz jetzt an und alleine seine Stimme ließ mein Herz aufgeregt schlagen und mich dann in seinen wunderschönen Augen verlieren.

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Sooo hier endlich das langersehnte Wiedersehen von Joel und Neo

Wie denkt ihr reagieren die beiden jetzt aufeinander?

Seid ihr tollpatschig?

Habt ihr Angst vor Insekten? Oder Spinnen?

Wovor habt ihr Angst?

Habt ihr schon mal gekellnert?

Wie findet ihr Joel bis jetzt eigentlich?

Im nächsten Kapitel wird mal wieder eine kleine Rückblende kommen, freut ihr euch schon?

An die Schüler unter euch: habt ihr jetzt auch schon Ferien wie mein kleiner Bruder?

Man habt ihr eigentlich Geburtstag? Und kennt ihr jemanden, der am gleichen Tag wie ihr Geburtstag hat?

Ich kenne tatsächlich niemanden:/ Aber vielleicht ist ja unter euch jemand dabei:)

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ihr freut euch aufs nächste:)

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