𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 8
𝕴ch saß auf meinem Bett und starrte an die Wand. Oz hatte ich längst ins Bett geschickt, ich selber konnte nicht schlafen. Die Taschen und Koffer waren bereits gepackt, alles war für die Reise bereit. Alles außer ich. Ich war nicht bereit. In diesem Haus war ich aufgewachsen, hier hatte ich viele Jahre meines Lebens verbracht.
In wenigen Stunden würde ich es nie wiedersehen. Allein daran zu denken war schrecklich. Ich hatte noch nie viel von Veränderungen gehalten (obwohl wir eine Zeit lang relativ oft umgezogen waren). Und das wäre vermutlich die größte Veränderung meines Lebens.
Und damit nicht genug, was würde danach passieren? Ich hatte keine Ahnung, doch ich wusste, dass es wichtig war. In Kirgisistan würden wir weitersehen, vermutlich musste ich Oz das, was ich wusste auch irgendwann erzählen.
Aber ich wollte ihn nun Mal unter keinen Umständen da mitrein ziehen, er hatte schon genug Probleme wegen mir, da musste er sich nicht noch unnötig Sorgen machen.
Ich stand auf. Am besten lief ich nochmal in alle Zimmer um zu überprüfen, ob wir alles eingepackt hatten.
Zumindest alles, was nötig war. Immer und immer wieder ging ich im Kopf nochmal jeden Punkt der Packliste durch, überprüfte jede Zukunftsmöglichkeit, um vorbereitet zu sein und war dabei außerstande, nicht an die vielen Jahre zu denken, in denen ich hier großgeworden war.
Und während mir die nahe Zukunft so weit weg schien, holte mich die Vergangenheit ungnädig ein und raubte mir jeden klaren Gedanken.
Leise schlich ich aus meiner Zimmertür, da ich Oz nicht wecken wollte und lief als erstes ins Badezimmer. Auf den ersten Blick sah es aus wie immer, wir hatten wirklich nur das nötigste eingepackt, darunter Zahnbürsten, Handtücher,... Aber keine unnötige Kosmetik.
Wenn Mila erfahren würde, das ich ihre extra für mich zusammen gestellte, eigens kreirte Schminktasche achtlos auf den Teppich hatte fallen lassen, hätte ich mir jetzt einen stundenlangen Vortrag anhören müssen. Doch was würde ich nur dafür geben, mir diesen Vortrag jetzt anhören zu können? Einfach um ihre glockenhelle Stimme nochmal zu hören. Zum letzten Mal möglicherweise. Der Gedanke daran tat weh. Wir würden zwar noch Mr. Hugo bei ihr und Jimmy abliefern müssen (wobei wir nicht einmal wussten ob ihre Eltern erlauben würden sich plötzlich einen Kater anzuschaffen)
doch vermutlich konnte ich dabei nicht wirklich von ihr gesehen werden, geschweige denn mit ihr Reden. Sie würde Fragen stellen. Fragen die ich nicht beantworten konnte. Außerdem würde mir so der Abschied wahrscheinlich noch schwerer fallen.
Gedankenverloren ließ ich mein Blick über den Fußboden aus schwarzem glatten Fließen schweifen, warf ein Blick auf Dusche, Schrank und Waschbecken und kehrte dem kleinen, hellen Raum dann den Rücken zu.
Als nächstes war das alte Schlafzimmer von Mum und früher auch Dad dran.
Ich zögerte kurz, ehe ich die Klinke nach unten drückte und den gemütlichen Raum mit den drei großen Fenstern betrat.
Es sah alles sehr ordentlich aus. Die Betten waren gemacht und alle Klamotten sorgfältig in den Schrank gehängt. Ohne nach etwas bestimmten zu suchen ging ich Mum's Nachttischschubladen durch.
Und in der untersten wurde ich fündig:
Eine kleine unscheinbare Uhr fiel mir in die Hand. Sie trug ein schwarzes weiches Lederband und hatte ein zersprungenes Display.
Ein kantiger Riss zog sich von oben nach unten. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass Mum diese Uhr jemals getragen hatte.
"Sky, komm Mal her!" schreckte mich die Stimme von Oz aus meinen Gedanken und ich steckte die Uhr ohne lange zu überlegen ein, ehe ich zu meinem Bruder lief.
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