𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 16

Blut. Schreie. Tot.
Ein Mann.
Eine verschlossene Tür.
Angst.
Ein Schuss.
Tot.
Mein Leben. Zerbrochen. Sinnlos. Vorbei.
NEIN.

"Nein! Mum! Nein!"
Panisch schlug ich um mich.
"Sky, wach auf!" nahm ich Oz aufgeregte Stimme war. Sie klang so unglaublich weit weg.
"Nein!" wimmerte ich und spürte wie mir heiße Tränen über die Wangen liefen. Ich wollte meine Augen nicht öffnen.
"Sky!"
Ich spürte Oz Hand auf meiner Schulter, die zaghaft daran rüttelte und schließlich öffnete ich doch meine verweinten Augen... Und hätte sie am liebsten gleich wieder geschlossen.
"Geht es Ihnen nicht gut, miss?"
fragte der Schaffner (zum Glück auf Englisch, nicht auf russisch), der nur gut einen Meter von mir entfernt stand und mich irritierend besorgt anlächelte.
Nein. Hätte ich am liebsten gerufen. Nichts war gut. Doch ich musste mich jetzt zusammenreißen.
"Ja, mir geht es gut." sagte ich und lächelte zur Bestätigung.
Jedoch sah der Schaffner alles andere als überzeugt aus.
"Sind sie sich sicher?" fragte er und zog gekonnt eine Augenbraue hoch.
Ich nickte heftig. "Ja, ganz sicher, vielen dank."
"Wenn sie meinen..." sagte er schulterzuckend und wendete sich zum gehen. Jedoch hatte er anscheinend etwas vergessen und kam zurück. Nervös fuhr er sich durch die Haare und lachte "Die Fahrkarten bitte, das habe ich ganz vergessen."
Ich lächelte schmal und zeigte ihm unsere Fahrkarten. Schließlich ging er wirklich, jedoch nicht ohne mir vorher verschwörerisch zuzublinzeln. Ich verdrehte nur die Augen und schaute seufzend aus dem Fenster.
"Ich dachte es hätte aufgehört..." flüsterte ich kaum hörbar in Oz Richtung.
Oz legte seinen Kopf auf meinen Schoß und schaute zu mir hoch.
"Du hast von Mum geträumt, oder...?" fragte er vorsichtig und ich nickte steif, verzweifelt darum bemüht nicht wieder mit weinen anzufangen.
"Ich träume auch immer von ihr", meinte er sachlich, "aber nicht bei ihrem Tod... Sondern als wir noch kleiner waren von den kleinen Taten im Alltag. Manchmal..." Gedankenversunken ließ er sein Blick kreisen, "manchmal weiß ich nicht mehr ob das eine echte Erinnerung oder ein Traum ist. Und ich träume von dem Bild unter Mums Kissen. Wenn es ihr nicht gut ging hat sie Dad immer rausgeholt und leise mit ihm gesprochen. Einmal habe ich mich vor ihre Tür gesetzt und zugehört. Ich habe kaum was verstanden und mir auch keine Gedanken gemacht. Aber dabei musste ich weinen und aus Angst, Mum könnte es sehen habe ich mich im Bad eingeschlossen und in der Badewanne verkrochen. Ich weiß nichts mehr von den Themen, ich habe es als unwichtig eingestuft und war noch ziemlich klein, aber ich weiß noch, dass das Wort Kirgisistan fiel. Immer wieder habe ich davon geträumt.
Jedesmal wenn ich den Mut an dieser Reise verloren habe, war ihre Stimme da, die meinte dass du Recht hast."
Ein schwaches Lächeln trat auf sein Gesicht und gerührt blinzelte ich in seine glasklaren treuen Augen. "Nur so konnte ich dir immer widerspruchslos folgen und wissen, das all das richtig ist."

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