Auf der Suche nach dem Gut und Böse
Wir leben in bewegten Zeiten. Das finde ich schön und es zeigt, dass unsere Gesellschaft nicht starr ist und immer wieder von neuen Idealen und Wunschvorstellungen unseres gegenseitigen Miteinanders durchdrungen wird. In dieser Zeit wird es umso bedeutsamer, sich zu positionieren. Es wird bedeutsam, für etwas einzustehen, etwas zu hinterfragen, sich etwas zu widersetzen. Doch unmittelbar in diesen Prozess der „Urteilsfindung" (was den Rang erreicht, dass man sich dem widersetzt oder verteidigt) gelangt man unausweichlich zur Frage, und dies wohl bei jedem Individuum, was die richtige Entscheidung ist. Ich werde nun in die Radikalität gehen und sagen, dass jeder Mensch, ganz gleich wie böse er im heutigen Verständnis ist (egal, ob zu Recht oder unrecht), nach etwas Gutem strebt. Es ist hierbei ganz nebensächlich, ob über Mutter Theresia, Zar Nikolaus II. oder Adolf Hitler gesprochen wird. Ja, auch die Oma von Nebenan möchte sicherlich nur Gutes für die Welt. Mit der Ausnahme von speziellen Psychopathen möchte wohl niemand, dass die Welt um ihn herum „schlecht" ist. Die alles entscheidende Instanz ist nicht das Warum sondern das Wie. Dass ein Hitler sich den industriellen Massenmord an Juden und Jüdinnen, Homosexuellen*, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, sowie (politisch) Andersdenkenden verschrieben hat, sollte nicht als Versuch, das Deutsche Reich schlecht zu machen, gesehen werden, sondern als politisches Manifest seiner neuen Weltordnung, seiner Vorstellung einer guten Welt. Dass diese in ihrer abscheulichen Menschenfeindlichkeit nicht tolerierbar und in Ganzheit immer noch nicht vollständig aufgearbeitet ist, sollte jeder Person bewusst sein, auch wenn es das noch lange nicht ist.
Dass ich trauriger Weise keine Lügen erzähle, beweist sich am Beispiel des Todes von George Floyd, der am 25. Mai 2020 in den Vereinigten Staaten von einem Polizisten mutwillig ermordet worden ist. Dies geschah bei Weitem nicht in der Nacht, sondern am hellerlichten Tag zur Mittagsstunde. Diese Tat geschah unter der Anwesenheit mehrer Augenzeugen. Weshalb sie nicht eingeschritten sind möchte ich hier unkommentiert lassen, das Beispiel dieses Vorfalls möchte ich nur exemplarisch als schriftlichen Zeitzeugen einer bewegten Zeit ansehen.
Der Hass auf nicht-weiße Personen, der in der jahrelangen Apartheid nicht seinen Ursprung, sondern seinen traurigen Höhepunkt erreichte, ist für mich nicht akzeptabel. Er sollte ebenfalls für alle Menschen nicht zu akzeptieren sein, die nur ein Funken Menschlichkeit in sich tragen und für eine bessere Welt eintreten möchten. Ich möchte etwas bewegen — und ich glaube, das möchten sehr viele Menschen. Es sind junge wie alte, weibliche wie männliche, weiße wie schwarze, deutsche wie amerikanische Personen, die zu dieser Zeit, in dieser Minute auf den Straßen der Welt stehen und ihre Hand gegen all das erheben, dass sie als böse empfinden. Und in den meisten Punkten teile ich meine Position mit ihnen, doch bleibe auch ich manchmal fragend zurück, wenn ich überlege, wie man etwas verändern kann, wie ich auftrete, damit die Welt, zumindest die um mich herum, verbessert werden kann.
In den vergangenen Jahren erreichte die westliche Welt ein Ansturm neofaschistischer Strukturen und Personen, die, auch in ihrem Weltbild, eine bessere Welt haben möchten. Die Verteidigung unserer demokratischen Werte, worauf ich mich ganz besonders verschrieben habe, benötigt es, sich jeden einzelnen Tag gegen totalitäre Herrschaftsstrukturen zu stellen. Es ist nötig, aufzustehen, „Nein" zu sagen und darauf hinzuweisen, wo Faschismus, Sexismus und Rassismus in der (alltäglichen) Welt seinen Platz gefunden hat. Eine Hilfe von regierenden Politiker_Innen gibt es kaum, wie üblich schweigt die Mitte. Es ist enttäuschend und dennoch hat man sich inzwischen an diese Situation gewöhnt. Eine Ehrenmedaille gibt es für niemanden, der jeden Tag gegen Faschismus, Sexismus und Rassismus auf die Straße geht, in den Wirren des Online-Netzwerkes sich deutlich positioniert. Kein Weißer, kein Schwarzer, kein Mann, keine Frau, kein junger, kein alter Mensch, kein Deutscher, kein Amerikaner erhalten Lob oder Aufmerksamkeit dafür, dass die demokratischen Werte verteidigt werden. Ob dies richtig so ist, lasse ich dahingestellt. Aber einfacher wird es mit Sicherheit nicht. Die Debatten werden zunehmend rauer, der Tonfall härter. Immer öfter zeigt sich der Spalt, der sich in der Gesellschaft schon lange abgezeichnet hatte, und teilt die vermeintlich Guten von den vermeintlich Bösen. „Alles oder Nichts" lautet das Prinzip, dass dieser Tage durch die Straßen hallt. Schwarz-Weiß ist ein beliebtes Denkmuster geworden, dass die Guten von den Schlechten unterscheiden soll. Doch wer grau ist, der gehört weder zu den Weißen, noch zu den Schwarzen. Für Weiße ist das Graue schwarz, für Schwarze ist das Graue weiß. Und die Grauen fragen sich, ob nicht alle verrückt geworden sind. Im kommenden Text, der weder eine Erzählung, eher ein Plädoyer ist, werde ich aufzeigen, wie weiß meine Hautfarbe, wie schwarz mein Denken und wie grau mein Verständnis über die Welt (geworden) ist. So einfach es auch klingen mag, aber Schwarz-Weiß ist die Welt, in meinen Augen, nicht.
Ich habe Angst davor, diesen Text zu veröffentlichen. Denn er neigt dazu, dass sich Personen, die meine engsten Freunde sind und mit denen ich im größten Teil übereinstimme, anzugreifen und zu hinterfragen. Dies mache ich nicht, um das Vorhaben, dass uns alle eint, schlecht zu machen, sondern weil ich jede kleine Lücke aufdecken und füllen möchte. Oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass dieses Verhalten nicht verstanden wird. Ich möchte nicht vernichten, ich möchte nur verbessern. Ich möchte einen Diskurs, der mir aufzeigt, wo ich richtig und wo ich falsch liege, wo ich noch merken kann, dass ich menschlich bin. Viele vergessen das zu dieser Zeit. Meine einzige Möglichkeit, richtig verstanden zu werden, ist, den richtigen Ausdruck zu finden. Ich hoffe, dass es mir gelingt.
Einerseits bin ich in meinem Kopf klar mit meiner Einstellung, anderseits ergeben sich mir häufig viele Fragen, auf die ich noch keine Lösung habe. Oft habe ich das Gefühl, dass der aktuelle Versuch, die prekäre Lage von farbigen Mitmenschen aufzuzeigen, in ein Muster fällt, alle weißen Menschen zu als rassistische Bollwerke zu verallgemeinern. Häufig lese ich, dass schwarze Menschen für ihr Leben protestieren und weiße gegen Coronamaßnahmen. Ich lese, dass weiße Menschen ein einfaches Leben haben, während schwarze durchgängig benachteiligt werden. Ich fühle mich an dieser Stelle angegriffen, das sage ich gut und gerne. Ich bin ein weißer Mensch, ich demonstriere nicht gegen Coronamaßnahmen und habe mich zeitlebens dafür eingesetzt, dass alle Menschen gleichberechtigt werden. Auch ich wurde nicht immer dafür mit Blumen beworfen. Das sage ich nicht, weil ich ein Dankeschön erwarte oder aufzeigen möchte, wie schlecht ich es habe, nein, ich tue es, um zu verdeutlichen, dass Verallgemeinerungen in jedweder Hinsicht überholt sind. Die außerordentliche Gefahr von ihnen zeigt sich vor allem dann, wenn sie breitflächig verteilt werden können, da sie zum Beispiel auf bestimmten Plattformen mit hoher Reichweite erscheinen. Und gleichzeitig frage ich mich: Ist es richtig, dass ich mich angegriffen fühle? Ist es richtig, dass mein Leben, nur weil ich weiß bin, derart verallgemeinert wird? Dann denke ich, dass es das nicht ist, auch wenn ich in gewisser Hinsicht verstehen kann, was die Intention dahinter ist.
Ja, die jahrhundertelange Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung durch hauptsächlich weiße, männliche Machthaber ist nicht zu verschweigen - das möchte ich auch nicht praktizieren. Die Versklavung, Ermordung und Folter an der schwarzen Bevölkerung darf nicht vergessen werden, sondern soll im Zentrum dieses Gedankenaustausches stehen. Doch legitimiert die Schuld (Fehler erscheint mir an dieser Stelle zu lächerlich) der weißen Bevölkerung, die gleichen Verhaltensweisen auf sie selbst anzuwenden? Ist es kein Rassismus, wenn ein Weißer im Schwarzenviertel attackiert wird, nur weil er weiß ist? Ist das schlimmer/weniger schlimm, wenn eine schwarze Person attackiert wird, nur weil sie schwarz ist? Die Historie der Unterdrückung, die von den Weißen geschaffen worden ist, lastet noch immer schwer auf der schwarzen Bevölkerung. Aber der konkrete Fall, wenn ein Weißer von Schwarzen attackiert wird, ist deshalb doch nicht weniger rassistisch motiviert — oder etwa doch? Oder setzt das Wort Rassismus an dieser Stelle nicht richtig an? Gibt es für diesen Vorfall eine andere Bezeichnung? Worauf ich eigentlich hinaus möchte, ist der Ansatz, dass Rollenbilder (was männlich, was weiblich ist (dazu komme ich gleich) oder eben, wie man Schwarze oder Weiße zu behandeln hat) durch die Gesellschaft vermittelt werden. Die Gesellschaft erzieht Individuen und legt in ihre Kinderkrippen stereotype Ideale, die keinen Platz für andere Weltbilder übrig lassen. Das hat man zuletzt bei George Floyd gesehen, als der weiße Polizist das Recht erhob, einen Schwarzen erdrosseln zu dürfen. Aber um das zu ändern, das Weltbild, in welchem steht, dass Schwarze weniger und Weiße mehr wert sind, bedarf einem radikalen Wechsel bei allen, da alle Menschen eine Gemeinschaft bilden: egal ob es Weiße sind, Schwarze, junge wie alte, Männer, Frauen oder Deutsche und Amerikaner. Wir alle müssen etwas dafür tun, dass stereotype Idealvorstellungen aus unseren Köpfen vertrieben werden — auch wenn sie für einige romantisch sind (der Mann muss den Heiratsantrag stellen), einfach (der weiße Cowboy siegt über den farbigen Indianer) oder ihre Macht legitimieren (Weiße sind besser als Schwarze). Wir alle sind dazu aufgefordert, unser Denken neu zu strukturieren. Die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung kann nicht ausgeführt werden, ohne, dass die Weißen als „Übermacht" erscheinen. Die aktuelle Stilisierung, dass es immer noch eine Mehrheit an bösen, weißen, rassistischen Übermännern und -frauen gibt, wage ich zu bezweifeln: dass es allerdings keine winzige Minderheit ist, bezweifle ich auch. Wenn ich voller Stolz auf die Protestaktionen zum Mord an George Floyd sehe, blicke ich auf Menschen aller Hauttöne, aller Geschlechter, jeden Alters und jeder Nationalität. Verdienen sie es, dass wir sagen: Schwarze kämpfen um ihr Leben, Weiße gegen Coronamaßnahmen? Ich glaube nicht. Es ist eine Beleidigung für alle (Weißen), die weit vor dem Aufschrei um George Floyd auf die prekäre Lage von Schwarzen in der Gesellschaft hingewiesen haben. Es ist für all jene eine Beleidigung, die sich jahrelang für die Aufarbeitung von Oury Jalloh eingesetzt haben. Nun werden sie mit jener weißen Minderheit (?) gleichgesetzt, die jahrelang systematisch gegen die schwarze Bevölkerung vorgeht. Von daher ist es wichtig zu sagen: Schwarze Leben zählen auch. Weiße sind und sollten keine Übermacht darstellen.
Rassismus ist kein einseitiges Konstrukt, dass sich in den Erbanlagen von Weißen befindet. Es lässt sich gesamtgesellschaftlich finden und macht vor niemanden halt, der Mensch ist. Schwarze können rassistisch sein, wenn sie (im Glauben, ihre Vorfahren zu rächen) Weiße ausgrenzen. Weiße können rassistisch sein, wenn sie (im Glauben, „weiterhin" eine Übermacht darzustellen) Schwarze ausgrenzen. Weiße sind keine Unschuldslämmer, Schwarze ebenso. Und trotzdem muss betont werden, dass eine viel größere Geschichte, mit unendlich viel Qual und Leid, auf der schwarzen Bevölkerung liegt, für die es bis heute keine angemessene Entschuldigung gibt. Es rechtfertigt aber nicht, dass rassistische Übergriffe auf Weiße legitimiert oder ignoriert werden. Rassismus ist ein globales Problem — und ich bezweifle, dass es erst durch die Versklavung der schwarzen Bevölkerung begann.
An dieser Stelle des Textes gibt es bereits mehrere politisch-weiße Personen, die mich in die politisch-schwarze Ecke stellen, weil ich davon ausgehe, dass Rassismus kein einseitiges Problem ist.
Dieses gesamte Phänomen der Einsichtigkeit, das ich eben beschrieben habe, findet sich schließlich nicht nur im Rassismus, sondern auch im Sexismus dieser Tage. Wieder gibt es eine „schwache" Position, es ist die Frau, ob schwarz oder weiß, die sich gegenüber Männern behaupten muss. Zu Recht! Jahrelang wurden Frauen durch eine angebliche Macht des Mannes dominiert, erst 1997 wurde in der Bundesrepublik Deutschland (mit Gegenstimmen seitens konservativer Politiker) die Vergewaltigung in der Ehe strafbar. Bereits 1949, mit der Gründung der DDR, wurde die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann in die Verfassung des sozialistischen Staates mit Parteidiktatur aufgenommen. Erst 1977 durfte die Frau in Westdeutschland, ohne Erlaubnis des Mannes, arbeiten gehen. Bis heute gibt es sexistische Werbung, die Frauen vermitteln möchte, welche Figur sie haben sollen, um angeblich schön zu wirken. Wieder zeigt sich auf, dass die Geschichte der Frauenunterdrückung weit in die Geschichte hineinragt, aber, anders als im Konflikt zwischen Weißen und Schwarzen, auch der Mann eine eindeutige Rolle bekommt, die zu Konflikten führen kann. Wenn gesagt wird: eine Frau muss große Brüste haben, um weiblich zu sein, dann ist das sexistisch. Wenn gesagt wird: ein Mann muss (muskulös/politisch) stark sein, um männlich zu sein, dann ist das —? Wie der Rassismus funktioniert auch der Sexismus in beide Richtungen. In beiden Fällen werden, und das ganz bewusst, Menschen aufgrund ihres Geschlechtes in eine veraltete und überholte Schublade gesteckt. Das ist nicht zu tolerieren. Es ist beides gleichsam schlimm. Nur, weil es heterosexuelle (weiße) cis-Männer in der Vergangenheit dahingehend häufiger einfacher hatten, legitimiert es einen nicht, derart ganze „Menschengruppen" zu verallgemeinern. Ich finde es ungerecht, derart schwarz-weiß zu unterteilen: Männer sind schuldig, Frauen sind „Opfer". Dieses Denkmuster ist hinderlich, wenn beide Seiten auf eine gleichseitige Behandlung aus sind. Ja, es darf nicht verschwiegen werden, dass Frauen in der Geschichte systematisch und institutionell durch weiße (heterosexuelle) Männer unterdrückt worden sind. Es legitimiert einen aber nicht, sich nun wie die „Axt im Walde" zu benehmen und „Auge um Auge" anzuwenden. Ich bin Feminist. Ich kämpfe für die Rechte der Frau schon sehr, sehr lange. Verdiene ich es also, dass ich, nur weil ich ein Mann bin, ebenfalls mit stereotypen Merkmalen belegt werde? Die Emanzipation kämpft, schon alleine ihres Namens wegen, für die Gleichheit aller Geschlechter, zumindest in der Theorie. In de letzten Jahren gab es viele Fortschritte seines der weiblichen „Unterdrückung" durch Männer. Das finde ich gut und unterstütze das, ja, es macht mich wieder einmal stolz, dass wir als Gesellschaft gemeinsam etwas verändern können. Allerdings wird es mir immer wieder bewusst, dass wir bei der männlichen Emanzipation, und ja, auch der Mann muss sich aus seinen sexistischen Fängen befreien, wir brauchen sie wie die weibliche Emanzipation, sehr weit zurückliegen. Auch Männer werden in Rollenchlichés gezwängt, unfreiwillig, und in Werbungen (sowie) im öffentlichen Alltag damit bombardiert. Die Welt der „maskulinen Übermacht" kann nicht ohne die „weibliche Schwäche" funktionieren. Ein schöner Prinz wird erst dann zu einem starken Retter erkoren, wenn eine schwache Prinzessin in Nöten ist. Oder andersrum: Erst wenn die Prinzessin denkt, sie sei schwach, kann ein starker Prinz erscheinen und sich als Held bezeichnen. Dass wir unseren Augenmerk auf „die weibliche Schwäche" legen und diese aufarbeiten, was gut ist, sollte nicht zulassen, dass die „maskuline Übermacht" nicht ebenfalls revidiert wird. Und nein, durch sein Geschlecht „übermächtig" zu sein, hat nicht nur Positives. Die Verfolgung homosexueller Männer im Vergleich zu homosexuellen Frauen sind in totalitären Herrschaften viel stärker ausgeprägt. Auch bis heute gibt es die viel größer Akzeptanz für sich küssende Frauen als sich küssende Männer (das ist schließlich auch logisch, da Lesbenpornos „geil" sind). Damit meine ich nicht dass es in diesem Beispiel Frauen „einfacher" haben, sondern dass auch Männer unter Rollencharakteristika leiden. „Sei doch kein Mädchen" ist deshalb auch aus zwei Seiten zu betrachten. Sie stellen klar, dass Frauen „schwach seien" und, dass es nichts Gutes sei, als Mann angebliche „Fraueneigenschaften" zu besitzen. Eine Emanzipation sollte für alle Geschlechter kämpfen, doch an dieser Stelle sind wir, meiner Meinung nach, einfach noch nicht. Wo würden sonst die Male-Models in Fernsehen und Werbungen derart (weiblichen) Zuspruch bekommen, während neben ihnen (zumindest in Frankreich) überholte Modelmaße für Frauen verboten sind. Ein Mann muss stark und mächtig sein, um männlich zu wirken. „Heule nicht wie ein Mädchen" wird dabei von Frauen geäußert, die sich für die Emanzipation der „schwachen" Prinzessin aussprechen, während sie vom „starken" Prinzen beschützt werden wollen. An dieser Stelle prallen mehrere Ideale aufeinander und ich habe das Gefühl, dass wieder gedacht wird, dass Sexismus einseitig ist. Wieder möchte ich darauf hinweisen, dass Sexismus, der Frauen widerfährt, eine viel größere Spannbreite hat. Er ist institutionell und systematisch bedingt. Doch sollte es deshalb legitimiert werden, dass Männer Sexismus erfahren? Wieder ist es eine Grauzone, wieder spitzen sich Meinungen über vermeintlich rechte und linke Weltbilder zu. Aber ist es automatisch eine rechte Einstellung, wenn nicht stumpf und voller Eifer gesagt wird: Moment: Sexismus und Rassismus geht in beide Seiten!
Was ich nach alldem nicht sagen möchte, ist, dass ich fehlerfrei bin. Ich denke, das ist niemand. Auch mir passiert es, bewusst oder unbewusst, dass ich sexistisch bin, rassistisch. Und dann ärgere ich mich. Doch genau hier sollte der Kernpunkt liegen: wir alle müssen darauf achten, wie wir mit unserem (unmittelbar) Gegenüber umzugehen haben. Es ist die Achtsamkeit, die von Entscheidung ist. Stumpf herum zu brüllen: "Schwarze sind doch selber Schuld, dass sie umgebracht werden" oder „Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße" halte ich für kontraproduktiv.
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