- Epilog -

„Seht mal!" Piper zeigt aufgeregt in Richtung Nachthimmel. Obwohl dicke Wolken, die ein bisschen wie Zuckerwatte aussehen, am Horizont hängen, blitzen vereinzelte Sterne durch die trübe Masse hindurch.

Wie jeden Abend, seitdem Piper, Heather und Len in der neuen Wohnung leben, liegen sie Arm in Arm auf dem Balkon.

Ihre Körper sind von flauschigen Decken umhüllt, neben ihnen stehen drei dampfende Tassen Kakao und aus einer Musikbox flattern leise Gitarrentöne.

„Da ist eine Sternschnuppe", raunt Piper ehrfürchtig, während ihr Zeigefinger die leuchtende Spur am Himmel verfolgt.

Kaum sind diese Worte ausgesprochen, verspüren Heather und Len ein aufgeregtes Kribbeln in der Magengrube.

Eine Sternschnuppe? Obwohl Piper, Heather und Len schon seit fast eineinhalb Jahren jeden Abend auf dem Balkon liegen, hat Len noch nie zuvor eine Sternschnuppe gesehen.

„Wo denn?" Len ist so nervös, dass er sich an seiner eigenen Spucke verschluckt und einmal husten muss. Seine verschiedenfarbigen Augen taxieren aber weiterhin den Nachthimmel und suchen vergeblich nach der Sternschnuppe.

„Da!" Piper nimmt Lens Finger in die Hand und bemüht sich, ihm den funkelnden Schweif, der blitzschnell über den Horizont saust, zu zeigen.

Tatsächlich dauert es auch nur wenige Sekunden, bis Len die Sternschnuppe entdeckt hat.

„Jetzt darfst du dir etwas wünschen", flüstert Heather in Lens Ohr. „Piper sagt nämlich, dass Sternschnuppen Wünsche erfüllen können."

Automatisch muss Len lächeln, denn eigentlich ist er wunschlos glücklich. Das Leben, das er gemeinsam mit Piper und Heather führt, leistet einem Traum Konkurrenz.

Piper beendet momentan ihr Studium. Nebenbei arbeitet sie bereits als Vertretungslehrerin an einer Grundschule, um die Miete der neuen Wohnung zahlen zu können.

Heather hat wieder in der Werkstatt von Mister Meyer angefangen. Seitdem Frederic gemeinsam mit Devin und den Dead Devils hinter Gitter gesperrt wurde, hat sich ihre Borderline-Persönlichkeitsstörung kaum noch gezeigt. Erst vergangene Woche hat ein weiterer Arzt bestätigt, dass sie auf dem Weg der vollkommenen Genesung sei.

Len selbst investiert viel Zeit in seine Ausbildung zum Tischler. Seit seinem Entzug hat er nie wieder Alkohol oder Drogen angerührt. Auch wenn er sich nicht mehr regelmäßig mit den Shadows auf dem Skatepark trifft, steht er weiterhin in Kontakt mit ihnen. Vor allem über die wöchentlichen Besuche von Dove und Chester freut er sich.

Josie und Mike, die ebenfalls im Gefängnis sitzen, scheint es soweit gut zu gehen. In einem Brief haben sie Piper und Len mitgeteilt, dass sie schon bald wegen guter Führung entlassen werden und sich dann endlich ein neues Leben aufbauen können.

Da aktuell alles perfekt ist, ist sich Len unsicher, was er sich wünschen soll. Selbst die Reise nach Island, die Len seit seiner Kindheit geplant hat, steht in den Startlöchern.

Len blickt erst unentschlossen zu Heather und dann zu Piper hinüber. In dem Moment, in dem sich eisblaue und verschiedenfarbige Augen treffen, weiß Len plötzlich ganz genau, was er sich wünschen möchte.

„Ich wünsche mir, dass wir für immer zusammen und ein unschlagbares Team bleiben!"

Dann geht Len begleitet von Heathers wissendem Blick auf die Knie und erfüllt sich seinen allergrößten Traum selbst: Die Liebe seines Lebens zu heiraten.

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