Auch Engel können lieben
Langsam öffnete ich meine schweren Augen. Ich lag in einem eher engen Bett in einem ziemlich dunklen Zimmer, wo ich gerade einmal die Umrisse der schätzungsweise alten Holzmöbel sehen konnte. Ich versuchte aufzustehen, konnte mich aber nicht aus dem Bett befreien, da ich daran gefesselt war. In der Ecke des Raumes saß eine Person, die weinte. Wie war ich hierher gekommen? Und wo war ich vorher gewesen?
"Hick!", plötzlich bekam ich heftigen Schluckauf. Die Person in der Ecke drehte sich hastig um.
"Es...es hat funktioniert.", flüsterte sie.
"Hick!", machte ich.
Ich konnte die zierliche Gestalt nicht gut erkennen, da es immer dunkler in dem kleinen Raum wurde. Sie stand auf, ging aus dem Raum und ließ die schwere Tür fiel mit einem leisen Knarzen zu fallen. Was hatte er oder sie vor?
Als sich die Tür ein weiteres Mal knarrzend öffnete, erfüllte ein heller Kerzenschein den Raum. Jetzt konnte ich sehen, dass es ein Mädchen ungefähr in meinem Alter war, welches jedoch um einiges kleiner als ich war. Sie trug ein kurzes, weißes Nachthemd, welches ihr nichtmal bis zu den Knien ging. Aber irgendetwas stimmte nicht mit dem, was ich sah. Ich sah an mir herunter. Mein kompletter Körper und auch alles Andere im Raum waren schwarz-weiß. Wie konnte das sein? Träumte ich? Das Mädchen kam zu mir ans Bett und stellte die hell leuchtende Kerze auf den hölzernen Nachttisch.
"Wie geht es dir?", fragte sie sanft, woraufhin sie sich einen Stuhl holte, diesen neben das Bett stellte und sich anschließend darauf setzte.
"Ganz gut, schätze ich. Hick! Aber warum bin ich, hick, ans Bett gefesselt?", wollte ich wissen.
"Das habe ich gemacht, als du ohnmächtig warst. Falls jemand anderes in deinem Körper aufwacht. Erst dachte ich, du würdest gar nicht mehr aufwachen, aber im Buch meines Vaters steht, wenn ich alles richtig mache, würde die Teleportation funktionie...", sie schnappte mit einem geschockten Gesichtsausdruck nach Luft. "Das darf ich dir gar nicht verraten! Vergiss es einfach."
"Teleportation?", ich schluckte. Stimmte das, was sie sagte? Das konnte nicht sein! Ich träumte wohl... oder?
"Wo bin ich überhaupt? Hick! Und könntest du mich vielleicht mal, hick, losmachen?"
"Äh, ja klar."
Sie löste mich von den engen Fesseln, die langsam anfingen zu drücken, und ich setzte mich auf. Meine Hand- und Fußgelenke taten weh, wie lange hatte ich wohl in dieser Position gelegen?
"Okay, ich habe dir ja sowieso schon ein Bisschen erzählt, also kann ich dir ja die ganze Wahrheit sagen. Also, du bist gerade in einer anderen Welt, als die, die du kennst. Eigentlich können Menschen nicht in diese Welt, es sei denn, ein Engel rettet ihnen das Leben.", erklärte das Mädchen.
"H-heißt das, ...du, hick, bist ein Engel?", stotterte ich verwirrt.
"Genau. Du kannst mich aber Yuma nennen.", sagte sie freundlich.
"Yuma...", murmelte ich. "Achso, hick, ich bin übrigens Nele."
Yuma lächelte. Sie hatte ein echt hübsches Lächeln, was mich irgendwie glücklich machte.
"Ich habe dich vor einem Autounfall gerettet. Ich beobachte dich schon länger und als du in Lebensgefahr warst, habe ich dich hierher teleportiert."
"Autounfall? Hick! Ich kann mich nicht, hick, erinnern."
"Ja, das sind die Nebenwirkungen. Schluckauf und Gedächtnisverlust.", sie sah mich entschuldigend an.
Ich seufzte. Verwirrt war ich immernoch.
"Wie komme ich denn, hick, wieder nach Hause?", fragte ich hoffnungsvoll. Yuma antwortete nicht. Entweder sie wusste es nicht, oder sie wollte es mir nicht sagen. Aber wieso? Wollte sie mich etwa hier behalten?
Sie setzte sich neben mich aufs Bett, was ein leises Knacksen verursachte, und griff nach meiner kalten Hand. Auf einmal erlosch die eben noch so helle Kerze wie auf Knopfdruck.
"Was...?", wollte ich gerade ansetzen, aber Yuma schnitt mir das Wort ab, indem sie ihre Lippen auf meine legte...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top