18.Kapitel

Ich musste schlucken. Jetzt hatte ich einen extremen Unterschied zwischen Flora und Königin Ava. Während Flora eine freundliche offene Ausstrahlung und eine warme Stimme hatte, wirkte die Königin kalt und berechnend und ihre Stimme hatte einen kühlen herablassenden Ton.
Aiana lächelte leicht. „Mutter, das ist Lou, das Mädchen, das du mit der Prophezeiung verbunden hast.", erklärte Aiana und deutete auf mich.
Kurz betrachtete Königin Ava mich interessiert, doch dann wandte sie sich wieder ihrer Tochter zu. „Ich hoffe, dass war nicht der einzige Grund, warum du mich holen hast lassen."
Aiana schüttelte den Kopf. „Königin Naima ist krank, Mutter. Sie wird sterben, wenn wir kein passendes Heilmittel finden."
Königin Ava nickte nachdenklich. „Symptome?"
Juli räusperte sich. „Sehr hohes Fieber, Brustschmerzen und Ohnmächtigkeitsanfälle."
Pff, als ob sich die Königin daraus jetzt zusammenreimen konnte, welches Gift Naima eingenommen hatte und welches Heilmittel wir brau-
„Dallyeosym. Ein sehr gefährliches und schwer zu bekämpfendes Gift, aber es gibt tatsächlich ein Heilmittel.", erklärte Königin Ava gedankenverloren.
Warte, was? Offensichtlich hatte ich die Königin unterschätzt...
Königin Ava seufzte und lächelte Aiana traurig an. „Wartet hier."
Damit eilte sie davon.
Aiana schien plötzlich abwesend zu sein, ihre Augen glänzten verdächtig.
„Aiana, alles okay? Was ist los?", fragte ich bestürzt.
Aiana sah mich schluckend an. „Mein Vater erkrankte auch durch das Gift Dallyeosym. Bei ihm hat man das Gift zu spät identifizieren können. Er ist daran gestorben.", erzählte sie leise.
Betroffen schwieg ich. Etwas anderes konnte ich sowieso nicht tun. Sollte ich sowas sagen wie ‚Ach komm, das wird schon wieder.' oder ,Kopf hoch, das Leben geht weiter.'? Wohl kaum.
Endlich kam Königin Ava zurück. In ihrer Hand hielt sie ein kleines Fläschchen mit einer hellbläulich-schimmernden Substanz.
Sie nahm Julis Hände und legte das Fläschchen in ihre eine Hand.
Dann sah sie Juli an. „Ich hoffe es ist noch nicht zu spät.", hauchte sie, bevor sie sich umdrehte und davoneilte.
Aiana schluckte, als sie ihr nachsah. „Entschuldigt meine Mutter bitte. Sie ist eigentlich ein gütiger Mensch, aber nach Vaters Tod ist sie Jahr für Jahr immer distanzierter und kühler geworden. In Wahrheit will sie damit aber nur ihren Schmerz und ihren Verlust verbergen. Mein Vater war ihr Ein&Alles."
Juli steckte das Fläschchen weg. „Okay, lasst uns gehen, ich will wirklich nicht zu spät kommen."
Aiana sah uns an. „Macht es euch was aus, wenn ich hier bleibe? Ich glaube, meine Mutter braucht mich jetzt. Sie wurde gerade wieder mit dem Tod ihres Mannes konfrontiert, das ist nicht leicht für sie."
Wir alle nickten verständnisvoll, auch wenn ich die fröhliche Aiana gerne weiter dabei gehabt hätte.
Aydan, Aaron und Aldwyn waren mir immer noch nicht wirklich geheuer und Juli... Ich wusste nicht warum, aber Aiana war mir in kürzester Zeit einfach näher gekommen als Juli.
Aiana lächelte kurz und umarmte mich fest. „Ich komm dich besuchen, Baumgesellin.", versprach sie mir grinsend und huschte davon.
Aydan, Aaron, Juli, Aldwyn und ich machten uns auf den Weg zurück.
Juli lief voraus und das in einem zügigen Schritt, sodass ich keine Zeit hatte mir die Umgebung nochmal anzuschauen.
Aber ich verstand sie vollkommen. Ihre Mutter lag im Sterben und sie wollte verhindern, dass es ihr so erging, wie Aianas Vater.
Ich zermalmte mir den Kopf, wie ich im Meer hinter Juli herkommen sollte. Ich war immer noch extrem unsicher und würde vermutlich erst 2 Jahre nach Juli und ihren Brüdern im Palast ankommen.
Doch als wir beim Portal ankamen, das zwischen den zwei Linden lag, gegen eine der Beiden ich gelaufen war, griff überraschenderweise Aydan nach meiner Hand und zog mich hinter sich durchs Portal.
Selbst als dieses komische Fallgefühl einsetzte und wir aus dem Portal raus geschubst wurden, ließ er meine Hand nicht los.
Wie erwartet schwamm Juli schnell und ohne Pause weiter nach Atlantis.
Sie schenkte den Wachen keinen einzigen Blick, sondern schwamn einfach so schnell sie konnte.
Würde Aydan mich nicht hinter sich herziehen, wäre ich verloren.
Verbissen achtete ich darauf Aydan zumindest nicht zu behindern, sodass ich den Palast erst bemerkte, als wir durch die Wand schwammen und ich auf den harten Boden des Palastes knallte.
Meine Haut wurde wieder hautfarben.
Aydan zog mich hoch.
Dankbar sah ich ihn an. „Danke."
Er winkte ab. „Kein Problem. Komm. Juli und meine Brüder sind schon weitergegangen."
Ich folgte ihm, während ich geistesabwesend darüber nachdachte, warum Aydan plötzlich so nett zu mir war. Was hatte ich getan, um ihn seine Meinung über mich ändern zu lassen?
Wir steuerten eine große Flügeltür mit einem strahlend roten Kreuz an. Ein starker Kontrast zu dem ganz in Blautönen-gehaltenen Palast.
Aydan stieß die Tür auf und mein Blick fiel sofort auf ein Bett, um das Juli, Aldwyn, Aaron, Aquarius und Jo standen.
Wir stellten uns dazu.
Mein Blick fiel auf die blasse Person auf dem Krankenbett. Sie hatte die dunkelbraunen welligen Haare von Jo und ein schmales blasses Gesicht mit elfengleichen Zügen. Sie hatte eine unnatürlich-blasse Gesichtsfarbe und ihr Gesicht wirkte eingefallen. Ihre Gestalt sah ausgehungert und leblos aus, nur eine Maschine neben dem Krankenbett zeigte an, dass ihr Herz noch schlug.
Juli beobachtete nervös eine Krankenschwester, die das Heilmittel in der Hand hielt und hektisch in einen Tee mischte.
Die Krankenschwester eilte ans Krankenbett und schickte uns ein wenig weiter weg, damit sie genug Platz hatte, um sich um die Königin zu kümmern.
Sie öffnete den Mund der Königin und flößte ihr den Tee mit dem Heilmittel ein.
„Bitte, Eure Majestät, schlucken Sie!", flehte die Krankenschwester.
Aquarius griff nach Naimas Hand und schloss die Augen, sein Gesicht war schmerzerfüllt verzogen. „Bitte."
Die Königin atmete zitternd ein und man sah sie schwer schlucken.
Mehr tat sich nicht.
Ganze 2 Minuten lang nicht.
Jo begann hemmungslos zu weinen und klammerte sich an Aldwyn, während Juli zurück taumelte, an der Wand hinab rutschte und ihr Gesicht an den Knien vergrub.
Aydan zitterte.
Ich sah wie er krampfhaft versuchte, nicht zu weinen.
Zuerst zögerte ich, doch dann nahm ich ihn tröstend in den Arm.
„Ihr... habt ganz schön... lange gebraucht..., Kinder.", hörten wir plötzlich eine schwache leise Stimme.
Ich ließ Aydan los und wirbelte herum.
In diesem Moment geschah es.
Die Königin schlug die Augen auf.

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