0 - Prolog

Lautlos setzten wir einen Fuß nach dem anderen. In gebückter Haltung schlichen wir mit den Waffen in unseren Händen auf die andere Seite des Hauses. Der Wind ließ die kniehohen Grashalme sanft im Wind wehen. Wir waren zu sechst. Fünf Menschen und einer unserer IndBots. IndBots steht für selbstständige Roboter. Der heutige Auftrag hieß, zwei Kinder zu befreien und gleichzeitig alle Entführer außer Gefecht zu setzen.

Ein Kinderspiel.

Für jemanden mit unserer Erfahrung war dies fast wie ein Spaziergang. Vorbereiten, unbemerkt aufs Gelände kommen, Fluchtwege absichern, in das Hauptgebäude eindringen und den Auftrag zu Ende führen.
Easy.

Unser BodySuit, kurz BS lag wie eine zweite Haut an. Man muss sich ihn wie einen Neoprenanzug vorstellen. Es war ungefähr dasselbe Material und genauso elastisch. Jeder Zentimeter von der kleinen Zehe bis zu den Ohren waren davon verdeckt. Nur bei den Augen befand sich ein Sehschlitz. Als Schutz für die Augen befand sich davor eine Art Hartplastikplatte. Die Platte hat einige nützliche Funktionen. Für uns ist sie zum Beispiel einwandfrei durchsichtig. Alle anderen sahen allerdings nur einen dunklen Streifen. Unsere BS waren einheitlich schwarz bis auf vereinzelte dunkelviolette Streifen.

Fahles Mondlicht beleuchtete die Gebäude vor uns. Unsere Sehschlitze waren auf Nachtsicht umgeschaltet. Wir konnten alles gut überblicken.
Vor uns befanden sich heruntergekommene Lagerhallen. Von einer Halle zu der anderen führte die Überreste eines alten Schotterweges. Unkraut wucherte durch die Steine. In der 10. und letzten Halle in der Reihe sollten sich die Entführer befinden. Wir hatten noch fünf vor uns. Im Grunde war die Platte vor unseren Augen eine abgeänderte Form unserer normalen SmartGlasses. Sie hatte dieselben Funktionen, aber war nahtlos in den BS integriert. Mithilfe unserer Implantate konnte ich nur mit Gedankenkraft den Lageplan aufrufen. Ich warf einen kurzen Blick darauf. Dunkelblau zeigten sich die aufblinkenden Strukturen auf dem schwarzen Hintergrund der Nacht. Mit einem einzigen kurzen Gedanken verschwanden sie wieder.
Ich blickte wieder nach vorne. Über jedem Eingang einer Lagerhalle flackerte schwach eine Leuchtstoffröhre. Schon im Vorfeld hatten wir das Gelände ausgekundschaftet. Es gab keinerlei Annahme auf weitere Sensoren oder intakte Überwachungskameras. Die Mission war einfach. Fast zu einfach. Kopfschüttelnd verwarf ich wieder den Gedanken. Es war unmöglich, dass etwas nicht stimmte. Es wurde alles immer gut vorbereitet.
Jeder konnte sich hier auf jeden vertrauen. Auch wenn man sich nicht mit jedem gleich gut verstand, hatte doch jeder dasselbe Ziel. Menschenleben retten und für jedes Problem eine passende Lösung finden.

Auf meinem SmartGlasses poppte eine Nachricht auf. Liz schrieb: "Geht es weiter?" Ich unterdrückte einen Seufzer. Liz war noch die unerfahrenste in meinem Team. Sie war oft noch ungeduldig und ungestüm. Ihr fehlte es noch an Erfahrung. Sie ließ sich oft von ihren Instinkten leiten. Leider konnte dies im Einsatz in einen unverzeihlichen Fehltritt enden. Man musste immer einen Plan vor Augen haben und ihn so gut es geht verfolgen. Ich dachte daran, ihr zu antworten und schrieb: "Jetzt"
An alle schrieb ich: "Weitervorrücken jetzt." Das Schreiben dauerte nur wenige Millisekunden. Es waren eben nur zwei Gedankengänge.

Meine ganze Konzentration lag wieder bei unserer Mission. Entschlossen schlich ich weiter durch das Gras. Zwischen jeder Lagerhalle war ungefähr ein Meter Freiraum. Es war durchaus möglich, dass sich dort jemand aufhielt. Nach jeder Halle schickte ich unsere Drons aus. Sie waren minimalistische Drohnen, die in jede Richtung Kameras hatten. Sie flogen einmal den ganzen Freiraum ab und filmten alles. Ihre Aufnahmen kamen automatisch in mein SmartGlasses. Erst wenn ich sicher war, dass sich dort niemand versteckte, schlichen wir weiter zu der nächsten Halle.

Nach der neunten schrieb ich den Befehl: "Ausschwärmen wie geplant, Hinterausgang sichern, auf weitere Anweisung warten." Nachdem die Drons grünes Licht gegeben hatten, schlichen Alice, Kristin und Mary durch den Freiraum zum Hinterausgang. Liz hatte ich lieber an meiner Seite. So konnte ich besser auf sie achten. Immerhin war ich für das Leben der Mädels verantwortlich. Die anderen Drei hatten schon ausreichend Erfahrung. Sie waren durchaus in der Lage, das alleine zu erledigen.
Unser IndBot Bea blieb auch an meiner Seite. IndBots waren im Grunde selbstständig. Sie sahen aus wie Menschen, dachten und handelten wie Menschen. Wenn man es nicht wusste würde man sie nicht von uns Menschen unterscheiden können. Der einzige Unterschied ist, dass sie nicht so wie wir fühlen. Sie konnten Emotionen ablesen und darauf entsprechend reagieren, aber sie konnten nicht von sich aus etwas wie Angst, Schmerz, Glück oder gar Liebe selbst empfinden. Außerdem aßen und tranken sie nicht. Sie brauchten nur Energie, um zu funktionieren.

Die Lagerhalle bestand aus abgewetzten Beton. Efeuranken kletterten nach oben. Die wenigen Fenster, die zu sehen waren, waren mit Holz verschlagen. Die Lagerhalle war wohl knapp hundert Meter lang. Wir warteten bis Alice, Kristin und Mary hinter der Halle verschwunden waren. Danach überbrückten wir den Freiraum mit schnellen Schritten. Ich warf einen kurzen Blick auf den Vordereingang. Der Rost des Metalltores blätterte schon an manchen Stellen ab. Direkt vor dem Tor war das Gras abgeknickt. Ein schmaler ausgetretener Pfad wand sich von dem Eingang Richtung einem alten Parkplatz. In der Ferne konnte man zwei dunkle Lieferwagen stehen sehen. Wieder runzelte ich die Stirn. Wieso ließ man sein Auto draußen stehen, wo es jeder sehen konnte? Liz rempelte mich kurz an, gleichzeitig poppte eine neue Nachricht von ihr auf: "Ganz schön dumm von denen, oder? Lassen einfach ihre Autos stehen." Sie hatte es also auch bemerkt. Wieder schlich sich ein dumpfes Gefühl in die Magengegend. Ich antwortete Liz: "Ja. Bitte aufpassen, ich hatte schon mal ein besseres Gefühl" - "ok", lautete die knappe Antwort.

Ich nickte in Richtung eines der Fenster. Wir würden nicht so dumm sein und durch den Vordereingang spazieren. Die Unterseite der Fenster befand sich auf Brusthöhe. Ich nahm meine Waffe in die linke Hand und zog eine Art Laser aus meinem Gürtel um meine Taille. Ich bedeutete Bea mit einer Kopfbewegung, dass sie Schmiere stehen soll. Der Laser hatte gerade mal die Größe eines Zeigefingers. Trotzdem konnte der Lichtstrahl fast alles durchtrennen. Nur bei dickem Metall und Beton tat er sich schwer. Ich lenkte die Vorderseite des Lasers auf den unteren Rand des Holzverschlages. Mit einem leisen Surren schaltete sich der Laser ein. Ein greller, dünner Lichtstrahl fiel auf das Holz. Zischend durchbrach der Laser das Holz. Kleine Rauchschwaden stiegen auf. Langsam lenkte ich den Strahl nach oben.

Nach kurzer Zeit hatte ich eine Öffnung heraus gelasert. Gerade groß genug, dass ein schmaler Körper durchpasste. Wenn alles gut ging, würden wir die Entführer ausschalten und einfach durch das Tor hinausgehen. Wenn nicht, dann hoffte ich, dass die Kinder keine allzu große Vorliebe für McDonalds hatten. Sonst würden wir ein weiteres Problem haben.
Ich schickte eine Nachricht an Alice, Kristin und Mary: "Alles ready?" Kristin schickte ein Daumen hoch zurück.
Ich atmete tief durch. In Gedanken ging ich zum gefühlt hundertsten Mal den Plan durch. Eine Angewohnheit, die ich jedes Mal, vor einem Einsatz machte.
Noch einmal tief durchatmen. Mit einem knappen Nicken bedeutete ich Liz und Bea, dass es losgeht. An Alice, Kristin und Mary schickte ich: "Einsatz, jetzt!"

Bea trat vor mich und öffnete die Öffnung. Sie legte das Stück Holz neben das Fenster auf den Boden. Ich blickte nach innen. Es war ausnahmslos schwarz. Ich passte die Sicht meiner SmartGlasses an den Innenraum an. Meine Konzentration war nun auf dem höchsten Level.
Einsatzmodus.

Ich suchte nach etwas, woran ich mich in das Innere ziehen konnte. Auf Zehenspitzen streckte ich mich. Meine Hände griffen nach dem obrigen Rest vom dem Holzverschlag. Ich spannte meine Muskeln an und zog mich nach oben. Geschmeindig zog ich meine Beine an. Nun hockte ich eingequetscht in der schmalen Öffnung. Hinter dem Holzverschlag befanden sich verglaste Flügelfenster. Zu meiner Enttäuschung waren die Fenster verschlossenm Nicht einmal ein winziger Sprung lief durch das Fenster. Mit meinem Laser laserte ich in der Nähe des Griffes ein Loch hinein. Ich ließ meinen Suit Klebstoff produzieren und an den winzigen Poren meiner linken Hand austreten. Damit griff ich auf das Glas, klebte es an meine Fingerspitzen und zog es vorsichtig aus dem Fenster. Ich ließ es neben dem Fenster außen in das Gras fallen. Bevor ich die Fenster öffnete, sprühte ich die rostigen Scharniere mit einem Spezialspray ein. Damit dürften die Fenster nicht quietschen. Danach griff ich durch die herausgelaserte Öffnung nach innen und drehte vorsichtig dem schmalen Griff in die senkrechte Position. Offen. Ich zog meine Hand wieder zurück und tauchte den Fensterflügel auf. Sie quietschten nicht. Ein Glück.

Mit einem leisen dumpf landete ich in der Hocke auf dem Boden. Sofort machte ich für die anderen beiden Platz. Meine Augen scannten die Umgebung ab. Wir waren zwischen zwei Metallregalen gelandet. Das Metallgestänge ging bis zur Decke hinauf. Wenn man weiter in die Halle hineinblickte, sah man noch mehr von den Regalen. Immer wieder fanden sich darauf verstaubte Kisten und gestapeltes Holz.
dumpf Liz ist ebenfalls gelandet. Ich spürte ihre Körperwärme hinter mir. Geradeaus sah ich das Ende der Lagerhalle. Die Regale waren etwa fünf Meter lang. Danach lag ein Mittelgang. Ich blickte an einer alten Verpackungsschachtel für Schrauben vorbei. Mein Atem stockte kurz. Zwischen dem Gestänge blitzte ein Lichtstrahl auf. Wir benutzen keine Taschenlampe. Sie musste also jemanden anderen gehören. Den Entführern. Wir waren also definitiv richtig.
dumpf Bea war nun auch hier. Ich schrieb ihnen kurz meine Entdeckung. Danach schlichen wir mit unserer Waffe im Anschlag zum Ende des Regals.
Auf einmal fiel hinter uns etwas zu Boden. Wir fuhren herum. Man hörte eine verärgerte dunkle Stimme: "Verdammt, Kai! Du verrätst alles!" Was geht hier vor? Ich hob langsam meine Waffe an und legte meinen Finger auf den Abzug. Bea und Liz taten dasselbe. Zwei dunkle Schatten lösten sich aus dem Schwarz. Zwei bullige Schatten, um genau zu sein.
Wo kommen die den her? Und wieso habe ich sie nicht bemerkt? Ich runzelte meine Stirn. Mein Gehirn konnte ich mir später darüber zerbrechen.

Ich zuckte zusammen als auf einmal hinter meinem Rücken eine Taschenlampe anging.
Verdammt.
Was sollte das? Hinter uns sind also auch noch welche.

Das plötzliche Licht beleuchtete die Gesichter der beiden Schatten. Es waren zwei Männer, die aussahen als hätten sie vor, bei einem Bodybuilder Wettbewerb mitzumachen. Sie grinsten hämisch und verschränkten ihre muskulösen Arme.
"Willkommen Mädels. Wir haben schon auf euch gewartet."

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Damit heiße ich euch herzlich Willkommen bei Athena🤗

Ich hoffe es gefällt euch bis jetzt.

Es würde mich freuen, wenn ihr mir folgendes beantworten könntet:
Erkennt ihr einen Spannungsaufbau und wenn ja, ist er gelungen?
Was sagt ihr zu den Beschreibungen, der Personen, Umgebung, etc?
Weitere Anregeungen, Bemerkungen, Wünsche, Tipps?

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