-AS-
die Asche ist es, zu die er zerfallen wird, wenn mein Geist ihm nicht folgt...
„Leg den Stift weg! Ich mein es ernst. Leg den verdammten Stift weg! Y/N, bitte!", schrie Namjoon und war bereits auf den Schrank in meinem Klassenzimmer geklettert.
Obwohl mein Unterricht lief, fing ich an zu lachen. Meine Lehrerin sah mich daraufhin streng an, was mich sofort die Lippen aufeinander pressen ließ. Mein Grinsen wurde ich so schnell jedoch nicht los. Niemand würde je verstehen, wie sehr mir das Spaß machte, wenn Namjoon Angst bekam und ich der Grund dafür war. Da ich nicht laut reden durfte, flüsterte ich leise vor mich hin. Namjoon würde mich schon hören, denn das war eines seiner Gaben. Er hörte jeden Ton, den ich von mir geben konnte. Dabei war egal, wie leise dieser auch war.
„Du wolltest mich ja zur Schule begleiten... Ich hatte dich vor den Stiften gewarnt."
„Aber! So viele Stifte! Du hast ja eine ganze Tasche voll!", panikte er.
Ich kicherte tonlos vor mich hin.
„Nennt sich Federtasche.", sah ich zu ihm hoch und erkannte, dass seine Kleidung einen gräulichen Ton annahm.
Grau, weil er Angst hatte. Namjoon's Kleidungsfarbe änderte sich immer, je nach Emotion, die er empfand. Manchmal kam es auch auf seine Handlungen an, wodurch sich seine Kleidungsfarbe änderte. Ansonsten blieb sie schlicht, in einem weißen Ton.
„Mir egal! Leg sie weg!", war er noch immer hysterisch.
Nur, um es klar zu machen... Die anderen sahen Namjoon nicht. Sie konnten ihn weder sehen, noch hören. Nur ich konnte das. Das lag keineswegs daran, dass er nicht existierte und ich ihn mir nur einbildete. Er war echt. Aber... Wie erklärte ich es am besten? Namjoon war nicht von dieser Erde. Er war nämlich kein Erdling. Er war... Wie nannte sich das so schön? Ein Alien. Namjoon war ein Alien, ja. Die Ausdrucksweise gefiel mir. Er erklärte mir, dass er nicht einmal von unserer Galaxy, die Milchstraße, war. Seine Galaxy hieß Colovuan. Sie war eine unentdeckte Galaxy, was ich immer wieder faszinierend fand. Dementsprechend blieb sein Planet, Blarailu, ebenso unentdeckt. Wie auch immer. Was bzw. Wer genau Namjoon war, das würde sich noch früh genug rausstellen. Was erstmal bekannt sein musste, das war... Er war mein bester Freund. Mein bester Freund, ein Alien. Zu ihm aufgesehen, schmunzelte ich.
„Ich muss schreiben, Joonie.", sprach ich vor mich hin, noch immer flüsternd, sodass keiner mich hörte.
„Nicht. Jetzt.", zischte er und ich rollte mit den Augen.
Keine Ahnung, wieso er so panische Angst vor Stiften hatte. Das hatte wohl irgendwas mit seinem Heimatplaneten zutun. Das respektierte ich. Er respektierte schließlich auch, dass ich Angst vor Spinnen hatte! Somit legte ich meinen Stift in die Federtasche und schloss diese auch.
„Nun, komm und stell dich nicht so an.", meinte ich noch immer flüsternd.
Meine Aussage ließ ihn den Kopf schütteln, als er auf die Uhr zeigte.
„Ich warte lieber. Du hast gleich sowieso Schulschluss.", grinste er gespielt, weil er mir nicht vertraute.
Er glaubte, ich würde den Stift wieder aus der Federtasche nehmen. Ich war mir sicher, dass er das dachte. Die Farbe seiner Kleidung verriet ihn, aber was soll's. Er hatte ja recht. Vermutlich hätte ich ihn geärgert. Über mich selbst den Kopf geschüttelt, bemerkte ich, dass wir endlich Schulschluss hatten. Die SchülerInnen liefen durcheinander raus. Ich hatte mich bereits erhoben und schulterte meine Tasche, wollte aber sowieso erstmal auf Namjoon warten, der den Schrank runterklettern musste. Ich hatte leise vor mich hin gelacht. Ich war mir sicher, dass ich für manch andere wirkte, wie ein Freak. Nur war das für mich in Ordnung. Ich wusste, ich war kein Freak. Ich wusste, weshalb ich lachte. Ich wusste, warum ich manchmal wirkte, als würde ich mit mir selber sprechen. Aber es war mir egal. Da war jemand. Ich bildete mir nichts ein, so, wie es meine einst Mutter dachte. Ich dachte es ja selber zu Beginn... Schließlich war ich recht jung gewesen, als ich Namjoon begegnete. Ich war sechs Jahre alt, um genau zu sein. Doch... Mittlerweile? Mittlerweile war mir klar... Namjoon war real. Er war echt. Er war mein bester Freund.
„Jetzt lass uns direkt nachhause, Asteria.", sagte er und sprach mich mit meinem Spitznamen an.
Dem Spitznamen, der besonders für mich war. Nur Namjoon nannte mich Asteria. Er hatte den Namen für mich bestimmt gehabt. Ich nickte als Antwort und beide wollten wir ansetzen, um aus dem Klassenzimmer zu treten. Seine Kleidung fing dabei an wieder den neutralen Ton anzunehmen, also weiß. Nur kam es nicht dazu. Sie blieb weiterhin grau. Es war eine Stimme, die nämlich zu mir sprach und ihn so reagieren ließ. So... Zurückhaltend und ernst. Grau stand nicht nur für Angst, nein. Sie stand auch für die Ernsthaftigkeit und für seine beschützerische Art mir gegenüber. Meistens standen die Farben für mehrere Bedeutungen...
„Y/N?", wurde mein Name in einer tiefen Stimme gesprochen.
In seiner tiefen Stimme... Es war die von Kim Taehyung. Er war es, der zu mir sprach. Mein Klassenkamerad. Der Klassenkamerad, auf den ich schon ein bisschen stand. Seit... Seit ich denken konnte, wenn ich ehrlich sein musste...
„Taehyung.", drehte ich mich erfreut zu ihm.
Mir fiel gar nicht auf, dass er noch im Klassenzimmer stand. Ich dachte, Namjoon und ich waren alleine... Oh, nein. Dachte er jetzt etwa, ich führte Selbstgespräche und wollte mich fragen, wieso ich ein Psycho war? Bitte nicht... Diese Peinlichkeit würde ich nicht verkraften.
„Hey", musste er lächeln.
Das schönste Lächeln, dass ich an einem Mann sah. Taehyung war so schön. Obwohl er recht jung war, zählte er zu den Typen, die älter aussahen. Er besaß ein markantes Gesicht und hatte wundervolle große Augen, die blau leuchteten, wie sein Haar. Er gehörte zum dunklen Hauttyp, worauf ich total abfuhr. Im Prinzip war total egal, wie ich ihn beschreiben würde... Keine Beschreibung wäre ihm gerecht geworden. Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie schön er doch war...
„Hier.", reichte er mir plötzlich etwas.
Das holte mich in das Hier und Jetzt zurück. Aufhören zu schmachten, Y/N! Konzentriere dich auf ihn! Somit sah ich auf das runter, was er mir reichte. Dabei fiel mir auch Namjoon wieder ein, den ich vom Blickwinkel wahrnahm. Sein grimmiger Gesichtsausdruck blieb mir nicht erspart. Er stand schweigend neben uns und warf Taehyung tadelnde Blicke zu. Es war kein Geheimnis, dass er ihn nicht ausstehen konnte...
„Oh!", musste ich feststellen. „Mein Radiergummi."
Ich nahm es ihm entgegen. Total erfreut sah ich zu ihm auf. Natürlich war ich nicht so glücklich, weil ich mein Radiergummi zurückbekam. Ich war glücklich, weil es Taehyung war, der es mir zurück gab. Der aufmerksam wusste, dass es sich hierbei um mein Radiergummi handelte...
„Ja. Es ist dir aus der Federtasche gefallen.", erklärte er, weshalb ich verstehend nickte.
„Vollidiot. Er hat es aus deiner Federtasche genommen, bevor der Unterricht angefangen hat.", zischte Namjoon, der die Arme ineinander verschränkte.
„Danke, Tae.", ignorierte ich Namjoon und konzentriere mich einzig und allein auf Taehyung.
Das musste ich erstmal über die Jahre lernen. Ich musste lernen, Namjoon zu ignorieren, die nervige Stimme, die sich in manche Konversationen einfach zwischen grätschte. Über die Jahre gelang es mir dann schließlich ganz gut.
„Sag mal", trat Taehyung mir auf einmal einen Schritt näher.
Mein Herz machte einen Hüpfer.
„Wofür steht eigentlich das?", zeigte er auf meinen Hoodie.
Was? An mir hinab gesehen, konnte ich erkennen, wovon er sprach. Auf meinem roten Hoodie stand Asteria in weißer Schrift geschrieben. Das war einst ein Geschenk von Namjoon gewesen. Ein sehr schönes und tolles Geschenk. Er hatte es nämlich extra für mich hinein gestrickt. Die Sache war nur... Ich hatte ihn nie gefragt, wofür es stand. Ich nahm es irgendwie nur hin, dass er mich immer Asteria nannte...
„Er steht dir viel zu nah, meinst du nicht?", fragte mich Namjoon, den ich, wie bereits erwähnte, gekonnt ignorierte.
„Gute Frage", sah ich wieder zu Taehyung auf, der mich nie aus den Augen ließ. „Meine Oma hat es mir gestrickt. Ich müsste sie mal fragen."
„Tue das. Und dann sagst du mir gerne, was das bedeutet. So kommen wir wieder ins Gespräch!", zwinkerte er.
Meine Wangen fingen urplötzlich an sich zu erhitzen, was ihm nicht entgangen blieb.
„Wir sehen uns dann, Y/N."
Er ging lässig an mir vorbei, worauf ich mir auf die Unterlippe biss. Taehyung hatte mir zugezwinkert. Taehyung. Hatte. Mir. Zugezwinkert! Er sagte, dass wir uns wieder sehen würden. In meinem Bauch fing es an zu kribbeln. Wie sehr ich das doch wollte...
„Wieso werden deine Wangen denn so rot!", beschwerte sich Namjoon, wodurch ich erstmals wieder in der Realität landete.
„Lass mich!", versuchte ich abzublocken und ging vor.
Er dackelte mir währenddessen fluchend hinterher, denn er wusste, weswegen meine Wangen rot wurden, aber das blendete ich schon wieder aus. Das Augenzwinkern von Taehyung, das war das einzige, dass bei mir noch hängen blieb...
***
Müde klappte ich mein Physikbuch zu. Erschöpft, weil ich den ganzen Tag an den Hausaufgaben hing, entfernte ich mich von meinem Schreibtisch und ließ mich auf mein Bett fallen. Namjoon wahrte in der Zeit, wo ich meine Hausaufgaben machte, genug Abstand. Schließlich hatte ich einen Stift in meiner Hand, der bloß nicht in seiner Nähe sein durfte. Denn... Wusstet ihr es nicht? Stifte brachten einen um. Vor allem die Bleistifte! Oh, die Bleistifte waren am gefährlichsten. Okay... Ich machte mich ein bisschen über ihn lustig, was ich nicht tun sollte. Naja! Namjoon beschäftigte sich währenddessen mit dem Stricken, was er so gerne tat. Immer, wenn er etwas anfertigte, waren seine Klamotten braun. Braun oder beige. Das kam je nachdem drauf an. War er hochkonzentriert, waren sie beige. Aber, weil er bereits so gut darin war, brauchte er solch eine hohe Konzentration nicht. Somit waren sie braun. Als er bemerkte, dass ich fertig wurde, blickte er schmunzelnd auf das Bett.
„Kaputt?"
„Aber sowas von!", seufzte ich, was ihn grinsen ließ.
„Also lieber keine Gute-Nacht Geschichte?"
Ich liebte seine Gute-Nacht Geschichten. Namjoon war ein Meister darin die besten Geschichten zu erzählen. Nur war ich gerade so müde. Ich könnte ihm sicherlich nicht aufmerksam zuhören, was ich nicht riskieren wollte!
„Schon okay, Asteria...", setzte er sich zu mir aufs Bett.
Seine Kleidung nahm einen Orangeton an. Wie immer, wenn er nach meiner Nähe suchte und liebevoll wurde. Ich musste schwach schmunzeln. Ich schätzte ihn sehr für seine verständnisvolle Art. Namjoon war nicht von dieser Erde und ich würde behaupten, er war nicht von dieser Welt. Neben seinem beschützerischem, vor Stiften angsthabenden Hintern und seiner lauten, aber amüsanten Seite, da hatte er wundervolle Charakterzüge. Er war hilfsbereit. Jemand, der dir gerne zuhörte und der alles tat, damit du glücklich warst. Er konnte niemanden traurig sehen, weil es ihm weh tat. Er war jemand, mit dem du keine schlechte Laune bekommen konntest und jemand, der die besten Geschichten auf Lager hatte. Ich wünschte mir manchmal, dass andere ihn auch sehen konnten. Einfach, weil sie ohne ihn etwas im Leben verpassten! Leider konnte aber nur ich ihn sehen. Er war nämlich nur für mich auf der Erde und warum? Warum, das wusste ich nicht ganz genau. Die Antwort darauf bekam ich nie. Nach seinen Worten... Musste ich selber drauf kommen. Worauf ich jedoch nicht selber kommen musste, das war auf meinen Namen. Er konnte mich sicherlich sagen, weshalb er mich Asteria nannte, oder? Beim Aufeinandertreffen mit Taehyung heute, bemerkte ich, dass ich ihn das noch nie gefragt hatte.
„Namjoon?"
„Hm?", traf sein warmer Blick auf meine Augen.
„Wieso nennst du mich ständig Asteria?", fragte ich interessiert und zog die Decke über meinen Körper.
„Magst du's etwa nicht?"
„Doch, schon... Aber ich konnte Taehyung heute nicht erklären, was das bedeutet."
Ich dachte, wenn ich Taehyung erwähnte, würde er es mir nicht mehr erklären wollen. Ein Glück war Namjoon aber nicht nachtragend. Das wäre die Hölle. Dann müssten wir ja jeden Streit ausdiskutieren und wer hatte darauf bitte Lust? Also. Ich nicht. Ein Glück... Da lächelte er. Namjoon besaß solch ein schönes Lächeln. Ein Lächeln mit Grübchen! Ich liebte Grübchen...
„Es bedeutet ‚Sterne' auf Griechisch", deckte er mich mit noch einer Decke zu. „Denn, seit ich dich das erste mal traf, waren es deine Augen, die mich an dich banden. Sie leuchteten wie Sterne am Himmel, Y/N. Deshalb nenne ich dich Asteria..."
Das Orange in seiner Kleidung vermischte sich mit einem Blauton. Neben der Nähe zu mir, erzählte er mir gerade etwas, woran er Spaß hatte und wodurch ich lernte. Deshalb die blaue Farbe. Sicherlich fühlte er sich gerade auch wohl und friedlich. Wie ich. Sterne also... Meine Augen leuchteten wie Sterne. Deshalb der Name. Entspannt umgriff ich meine Decke, mit der, die Namjoon über mich warf und zog sie bis zu meinem Kinn.
Sterne...
Asteria...
———
Hiiiii. So. Das war das erste Kapitel. Hab gar nicht viel zu sagen... Wie fandet ihr den Einstieg? Was denkt ihr, in welche Richtung die Short Story geht?
Erwartet nicht Zuviel!
In love, N 🤍
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