Kapitel 15

Sicht Mina 

"Erzähl mir doch Mal etwas über dein Leben in Amerika. Wo genau hast du gewohnt? Was hast du dort gemacht?" 

Mina wusste, wie neugierig sie klang, doch konnte sie sich nicht verstellen. Außerdem schienen die Fragen für sie durchaus berechtigt zu sein. Ein dunkler Schatten war kaum merklich über Cals dunkelblaue Kristalle gehuscht, und einige Sekunden war es unangenehm still. Hatte sie doch eine Grenze überschritten? 

"Tut mir leid, ich wollte nicht zu neugierig sein…", stotterte Mina, und nahm eilig den letzten Schluck Rotwein aus ihrem Glas zu sich, bevor sie sich aus der Flasche erneut etwas einschenkte. 

Gerade als sie das bauchige Glas wieder an ihre rotgeschminkten Lippen setzen wollte, durchzuckte ein Kribbeln ihr rechtes Handgelenk. Cals Hand schwebte fast über ihrem Handgelenk, doch konnte sie diese sanfte Berührung überall in ihrem Körper spüren.

Seine Augen waren nicht mehr so dunkel wie zuvor, der Schatten war verschwunden, und so schienen sie Mina zu bitten, ihm kurz Zeit zu geben. Diese gab sie ihm, doch ließ sein Blick den ihren nicht los. Sekunden. Minuten. Mina konnte es nicht einschätzen, wie lange sie so da saßen, schweigend, Cals Hand mittlerweile auf ihrer viel kleineren Hand. 

Der Kellner kam um die Essensbestellung entgegen zu nehmen, und noch immer wirkte Cal gequält. 

"Hör zu, du musst es mir nicht sagen", unterbrach die Rothaarige das Schweigen, nachdem sie dem Kellner ihre Bestellung genannt hatten. "Ich möchte nur den Abend jetzt genießen, in Ordnung?" Nun war sie es die ermunternd ihre Hand auf seine legte, und diese kurz drückte. Zur Bestätigung schenkte sie ihm ein Lächeln, ließ ihre Hand nach unten gleiten, und trommelte etwas aufgeregt auf dem Tisch  Das Klopfen wurde durch die strahlend weiße Tischdecke gedämpft. Es war eine nervige Angewohnheit von Mina, doch in stressigen Situationen musste sie auf irgendetwas herumtrommeln. 

"Könntest du damit bitte aufhören?" Cal klang schroff, zu schroff, wenn sie ehrlich sein sollte. Etwas überfordert, ließ sie ihre Hand unter den Tisch gleiten, und versuchte überall hinzuschauen, nur nicht zu Cal. 

Ein raues Seufzen erklang, und ließ die Erzieherin wieder zu ihrem Gegenüber schauen. So hatte sie sich den Verlauf für diesen Abend nicht vorgestellt. 

"Mina, tut mir Leid. Ich wollte dich nicht so anfahren. Wirklich. Es ist nur… mein Leben in Amerika war… es hat nicht gut geendet, und der Grund, weshalb ich wieder nach Deutschland bin, ist meine Frau. Also Ex-Frau." 

Überrumpelt, nein ziemlich  überfordert hielt Mina dem Blick ihrer Verabredung stand. Gerade als sie eine Frage stellen wollte, ging Cal ihr dazwischen. 

"Ich wollte das nicht unbedingt beim ersten Date erwähnen. Meine Ex-Frau und ich haben auch eine Tochter, Hope. Sie wohnt bei Alice, sie hat das alleinige Sorgerecht, und ich wäre dir dankbar, wenn wir so tun könnten, als wären die letzten fünf Minuten nie gewesen. Okay?"  Ohne zu zögern nickte Mina, und nahm dann einen großen, einen wirklich großen Schluck ihres Rotweines. 

Das musste sie erst einmal verdauen. 

"Ich geh Mal kurz auf die Toilette. Bin gleich wieder da." Eine billigere Ausrede hätte es wohl auch nicht mehr gegeben. Doch das war ihr nun erst einmal egal. 

Eiligen Schrittes ging sie auf die Bar zu, und erkundigte sich dort nach den Toiletten. Der Kellner, der ihnen den Wein gebracht hatte, deutete auf die Tür hinter der Bar. Nachdem die schwere Holztür hinter ihr ins Schloss gefallen war, stellte sie sich vor den riesigen Spiegel, und betrachtete ihr Spiegelbild. Noch immer konnte man in ihrem Gesicht die Verwunderung ablesen, was ihr gar nicht Recht war. 

Vielleicht klang das altmodisch und nicht aufgeschlossen, aber konnte sie sich eine Beziehung mit einem Mann vorstellen, der bereits einmal verheiratet gewesen war, und schon ein Kind hatte? Mina war nicht wirklich überzeugt. Die Geschichte dahinter kannte sie nicht, und sie war sich auch nicht sicher, ob sie das überhaupt wissen wollte. Es gab so viele Faktoren in der ganzen Geschichte, die es zu beachten galt. 

Die Eltern ihrer ehemals besten Freundin Nicole hatten sich scheiden lassen, als sie gerade in der 9. Klasse gewesen waren, und das was sie mitbekommen hatte, war der Horror. Nach der Scheidung war Nicole mit ihrer Mutter nach Hamburg gezogen, und seitdem hatten sie sich nicht mehr gesehen. Wie sagt man so schön: Aus den Augen, aus dem Sinn. 

Was genau zwischen Cal und Alice vorgefallen war, wusste sie nicht. Doch war er nun hier, und seine Familie und Cal trennte ein ganzer Ozean. Galt dieser Spruch dann? Oder würde er irgendwann zurück nach Amerika ziehen? 

"Reiß dich zusammen, Mina! Das ist eure erste Verabredung, du heiratest ihn ja nicht gleich morgen", schalt sie sich selbst. "Und mal den Teufel nicht gleich an die Wand!" 

Sie war schon viel zu lange weg. Und so drehte sie schnell das Wasser auf, hielt kurz ihre rechte Hand unters Wasser, trocknete sie ab, und ging dann erhobenen Hauptes wieder nach draußen. 

Der Anblick von Cal war unglaublich süß. Noch nicht ahnend, dass Mina bereits fast am Tisch war, fuhr er sich immer wieder sichtlich verzweifelt durch sein volles Haar, die Unterlippe zwischen seine Zähne gezogen, und mit seinen Beinen wippte er nervös auf und ab. 

Sie kam noch etwas näher, und trat somit in Cal's Sichtfeld. 

"Ich hatte schon gedacht, du verschwindest jetzt wieder und rufst dir ein Taxi." Auch wenn er nach seiner Aussage lachte, war ihm deutlich anzusehen, dass er wirklich schon so etwas vermutet haben musste. 

"Quatsch, ich hab meine Tasche doch gar nicht mitgenommen. Ohne Handy und Geldbeutel wäre ich nicht weit gekommen. 

"Also, Cal. Was möchtest du mir denn von dir erzählen?" Nachdem sie sich gesetzt hatte, wollte Mina nicht, dass wieder dieses furchtbare Schweigen aufkam, also beschloss sie, es Cal zu überlassen, was er ihr erzählen wollte. Mina würde ihn nicht drängeln und nicht neugierig ausquetschen. 

Kurz überlegte er, doch dieses Mal wirkte er lockerer, und gefasster. 

"Ich fange vielleicht vorne an. Meine Vater ist Amerikaner, meine Mutter kommt aus Deutschland, und sie haben sich kennengelernt, als meine Mutter einen Schüleraustausch gemacht hat. Sie ist dann von Deutschland nach Saint Paul, Minnesota ausgewandert. Ich habe Zuhause eigentlich immer  Deutsch und Englisch im Wechsel gesprochen, in  der Schule und mit meinen Freunden jedoch immer Englisch. Ich bin auf ganz gewöhnliche Schulen gegangen, war nicht auf dem College, sondern hab eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, so heißt es hier glaube ich, gemacht. Seit ich fünf bin spiele ich Eishockey, ziemlich gut sogar, wenn ich das sagen darf. Wäre fast in die NHL* gekommen." Unerwartet stockte Cal hier, und starrte nachdenklich durch die große Scheibe. 

Mittlerweile war es komplett dunkel draußen. Es schneite leicht, und die großen Flocken tänzelten an uns vorbei. 

Ob wohl irgendetwas schlimmes vorgefallen war, dass er es nicht in die NHL geschafft hatte? Vielleicht eine Verletzung?

"Wie dem auch sei… ich bin jetzt hier, weil ich einen Neuanfang wollte. Und bis jetzt ist mir das glaube ich ganz gut geglückt." 

°°°

Viel zu spät setzte Cal Mina an der Abbiegung zum Eisstadion ab. Die Verabschiedung war kurz ausgefallen. Der Amerikaner hatte sich über sie gebeugt, und Mina war vor lauter Panik fast das Herz in die Hose gerutscht. Doch er hatte ihr lediglich die Tür von innen geöffnet. Perplex hatte sie auf den Griff geschaut, den Cal einige Sekunden zu lang berührt hatte, ehe er sich wieder auf seinen Sitz hatte fallen lassen. 

"Gut, ähm Cal, ich danke dir für den schönen Abend, wirklich. Mir hat es wahnsinnig gut gefallen." Ihre aufrichtigen Worte brabbelte Mina etwas zu schnell herunter, und schaute dann ihrer Begleitung in die Augen. Ein Grinsen zierte sein markantes Gesicht, doch erreichte es seine Augen nicht. 

"Du bist mir hoffentlich nicht mehr böse, wegen vorhin?" Sorgenfalten prangten auf Cals Stirn und ließen sein Lächeln unsicher wirken. 

"Ich weiß nicht, wovon du redest." Mina setzte ein Zwinkern hinterher, und noch bevor sie groß darüber nachdenken konnte, hatte sich die junge Frau zu Cal gebeugt, und ihm einen zarten Kuss auf seine rechte Wange gehaucht. Das Gefühl seiner Stoppeln an ihren Lippen ließ ein angenehmes Kribbeln durch Minas Körper fahren, und ihren Puls jegliches normales Limit sprengen. Und doch war da eine Stimme in ihrem Hinterkopf, die sie warnte. Verdrängen war noch nie ihre Stärke gewesen. 

Verwirrt schnallte sich die Erzieherin ab, wünschte Cal noch eine gute Nacht, und stieg dann zügig aus, jedoch drehte sie sich noch einmal um, um dem Mann im Auto ein letztes Lächeln zu schenken, das er sofort erwiderte. 

Aus der Halle war bereits das Schlagen der Trommeln und lautes Gejubelt zu hören, selbst das Geräusch, das erklang, wenn die Spieler mit ihren Schlägern den Puck abpassten und weiterspielten war hier draußen zu hören. 

Noch bevor sie die Halle betrat, verriet das laute Tröten, dass das erste Drittel bereits vorbei war. Und so sputete sie sich an den parkenden Autos vorbei, drängte sich vor der Halle zwischen den Rauchern durch, und musste schließlich an der kurzen Bandenseite warten, da gerade die gegnerischen Spieler vom Eis kamen. 

Die Neugier ließ Mina nach Lasse suchen, was nicht lange brauchte. Sie hätte ihn zwischen tausenden Menschen wiedererkannt. Mit einem viel zu schnell klopfendem Herz betrachtete sie den rothaarigen Hünen, während er sich den Helm vom Kopf riss. Seine Haare klebten an seiner Stirn und in seinem Nacken standen die Locken wild ab. Mit ihren Augen verfolgte sie jeden Schritt, und sah erst jetzt, dass Lasse irgendwie nicht gut aussah. Naja, natürlich sah er gut aus. 

Oh Gott, Mina! Sei nicht so oberflächlich! 

Er sah geknickt aus, doch ein Blick auf den Spielstand sprach gegen schlechte Laune wegen eines verlorenen Drittels. Der EC führte 2:0.  Auch die Kinder, die bereits aufgeregt am Rand warteten, dass Lasse wie das letzte Mal jedem einzelnen einen Faustschlag gab, wirkten geknickt, als Lasse ohne irgendeine Reaktion an ihnen vorbei lief. Als er schließlich auf Minas Höhe vorbei stackste, hob er plötzlich seinen Kopf, und sein Blick fand den ihren. Sofort hoben sich seine Mundwinkel, und ohne darüber nachzudenken winkte sie ihm zu. Es war, als stünde von einer Sekunde auf die andere ein völlig anderer Mann vor ihr. Dass sie ihn überrascht und eventuell auch abgelenkt hatte, war schwer zu übersehen gewesen, da er fast in seinen Vordermann gelaufen wäre. Mina musste schmunzeln. 

Lasse lief weiter, und wenn sie sich nicht täuschte, ging er nun aufrechter als zuvor. 

Wieder begab sie sich auf die Suche, dieses Mal nach Lotte. Ihre Schwester stand bei Ida, Danni, Lily und Luna, und sowohl Lotte, als auch die beiden Eltern der kleinen Mädchen, schauten den Neuankömmling mit einem etwas konfusen Blick an. 

Nachdem alle Spieler vom Eis waren, und sie ihren Weg fortsetzen konnte, kam der Rothaarigen sofort ihr Kindergartensprössling entgegen. 

"Mina, du bist zu spät." Mit ernster Miene betrachtete die Dreijährige ihre Erzieherin, die Hände, die in pinke Fäustlinge gepackt waren, in die Hüften gestemmt. Wäre das nicht einfach zu süß gewesen, hätte sie vermutlich ernst bleiben können. Doch das kleine Mädchen sah aus wie ein Zuckerbonbon. Die roten Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten, die frech unter der orangefarbenen Bommelmütze herauslugten, und die kleinen, puffigen weißen Moon Boots taten ihr übriges. 

Ein Seufzer verließ gespielt theatralisch ihren Mund, ehe sie zu einer Antwort ansetzte. 

"Ohh Luna, das weiß ich. Aber wie wär's: wir zwei holen uns jetzt erst einmal eine dampfende Tasse heiße Schokolade mit extra Sahne. In Ordnung?" 

Nachdenklich wackelte der kleine Knirps mit den Lippen hin und her, doch es dauerte keine fünf Sekunden, da schlich sich bereits ein verschmitztes Lächeln auf Lunas Gesicht. 

"Wusste ich doch, dass du dazu nicht nein sagen kannst, du kleiner Gefängniswärter."

Über die umstehenden Leute deutete sie Ida, dass sie mit ihrer Tochter zum Kiosk gehen würde, um Getränke zu holen, was die junge Mutter nur mit einem Daumen hoch quittierte. 

"Bekomm ich wirklich eine heiße Schokolade?" Luna verhaspelte sich vor lauter Aufregung, und musste den Satz fünf mal von vorne anfangen. 

Während die beiden in der Warteschlange standen, erzählte Luna, wie das Spiel bisher so war, doch hörte Mina nur mit einem Ohr zu. Ihre Gedanken waren bei Lasse, und dem Gefühl, das sie durchflutet hatte, als sie ihn zu Gesicht bekommen hatte. Es war nicht zu vergleichen gewesen mit dem Kribbeln, dass sie gespürt hatte, als sie wenige Stunden zuvor Cal so fein raus geputzt vor ihrer Tür hatte stehen sehen. Das jetzt war viel aufregender gewesen. Das kannte Mina so nicht. Natürlich hatte es bereits Männer gegeben, für die sie sich interessiert hatte. Jedoch hatte sich im Laufe der Zeit schnell gezeigt, dass Mina viel mehr in die Beziehungen hineingesteckt hatte, als ihre Ex-Freunde. Den letzten hatte sie vor zwei Jahren abserviert, nachdem sie herausgefunden hatte, dass er sie mit einer anderen Frau betrogen hatte. Ein herziges Miststück, dass es auch noch gewagt hatte, sich bei Mina zu beschweren, weil sie so an Hendrik geklammert hätte. Um Himmels Willen, er war ihr Freund gewesen. 

Seit dem hatte es Mina nicht gewagt Gefühle aufkommen zu lassen. Zu hoch war die Gefahr erneut verletzt zu werden. Bei Cal hatte sie genau dieses schlechte Gefühl die ganze Zeit im Hinterkopf. Sie wusste nicht warum, doch es war da. 

Bei Lasse war es anders. Mina musste nur seine Locken sehen um eine unglaubliche Freude zu empfinden. Es war ein gutes Gefühl. 

Mit einem vollen Tablett schlängelten sich Luna und Mina zu den Zuschauerplätzen, und das keine Sekunde zu früh. Gerade als sie die zwei großen Stufen zu Lunas Familie hinauf liefen, traten die Spieler aus der Umkleide heraus. Zuerst die gegnerische Mannschaft, deren Fangemeinde sofort laut jubelte und in die großen Trommeln schlug, und danach die Spieler vom EC. Lasse ging dieses Mal als erster, und schien wie ausgewechselt. 

Jedes Kind wurde mit einem Faustschlag versorgt, und das Grinsen in seinem Gesicht wirkte, als würde es gar nicht mehr verschwinden. 

"Da hat jemand aber gute Laune", bemerkte auch Ida, und stieß Mina ihren Ellenbogen leicht in die Seite.

Skeptisch betrachtete Mina die bald dreifache Mutter, doch wackelte sie nur verschwörerisch mit den Augenbrauen, und trank dann ihren Kakao. 

Mit lautem Fangebrülle, Trommelschlägen und dem Startsignal ging auch das zweite Drittel los. 

Schon nach wenigen Sekunden landete der erste Puck in dem kleinen Tor. 

Sofort brachen alle EC Fans in Jubel aus, auch Mina konnte sich kaum zurückhalten. 

Lasse hatte das 3:0 geschossen. 

Die Minuten darauf passierte nichts weiter. Der Puck huschte nur so von links nach rechts, und von rechts nach links. Doch wurde er vor beiden Toren immer wieder abgefangen. 

Mittlerweile hatte Luna ihrer Erzieherin eine ihrer zwei Doppelratschen in die Hand gedrückt. 

"Du musst doch auch ganz viel Lärm machen, damit Lasse weiß, dass du für den EC bist", hatte sie Mina zugebrüllt. In dem Moment waren die Polarbären auf das Tor des ECs zugerast, und der Puck, den die 25 in Richtung des Netzes geschossen hatte, hatte nur um Millimeter sein Ziel verfehlt. Enttäuschte Schreie, und aufgeregtes Gebrüll waren die Folgen gewesen. 

Den Glühwein, den Mina sich in der Pause geholt hatte, hatte sie bereits vernichtet, und die Spezialmischung von Betti, die sie auch heute wieder bedient hatte, lockerte Mina noch mehr auf, als sie es schon war.

Wie hatte sie all die Jahre ohne Eishockey leben können? Diese Stimmung war einmalig, einzigartig und einfach unglaublich. 

Mit ihrer gesunden Hand wirbelte sie das kleine, aber laute Holzspielzeug in der Luft herum und lauschte dem nur minimal aggressiven Sprechchören der kleinen EC Fans.

"Wir ziehen los, mit Messern und mit Ketten und machen aus den Polarbären Fischkroketten!" 

Selbst Luna schrie gemeinsam mit ihrer Schwester mit. 

"Die Roten - die Roten - das sind die Idioten...

Die Weißen - die Weißen - die werden heut' verscheissen...

Die Blauen - die Blauen - die werden euch verhauen!"

Natürlich war das nur Spaß. Die Fans der Polarbären sangen ähnliche Sachen, doch die Dynamik, die dabei entstand, war wirklich spürbar.

Auf dem Eis tat sich wieder was. Gerade hatten die Polarbären den Puck noch, da war der 72 Marko zuvorgekommen. Mit präzisen Schlägen schlitterte Marko den Puck in Richtung des Tores, an dem bereits Lasse stand. Nur zwei laute Klatscher später war die schwarze Scheibe im Netz, die Musik erklang, und alle Spieler schlugen ihre Sticks aufs Eis oder gegen die Bande. Mina hob mit ihrer Ratsche fast ab, so schnell drehte sie es, während ihr Blick auf dem rothaarigen Eishockeyspieler lag. Als hätte er ihren Blick gespürt, fingen seine Augen die ihren ein, selbst über diese Distanz. Reines Glück durchflutete die junge Frau in diesem Moment, den sie am liebsten in einem Glas für schlechte Tage aufheben würde. 

°°°

Eine knappe Stunde später ertönte zum letzten Mal an diesem Abend das Tröten. Die Trommeln wurden nicht mehr geschlagen, denn die Polarbären hatten verloren. 

11:3 hatten die Jungs vom EC es geschafft, auch dieses Spiel für sich zu entscheiden. Während die rot-weißfarbenen Trikotträger langsam vom Eis kamen, drehten die EC-ler noch ihre Runden, und sonnten sich im Jubel ihrer Fans. Auch Mina grölte noch laut mit, konnte jedoch nicht mit den kleinen Fans mithalten. 

Zu groß war ihre Freude über den Sieg ihrer Idole.

Zum wiederholten Male an diesem Abend trat ein breites Grinsen auf Minas Gesicht, das auch etwas dem Spieler mit der Nummer 18 geschuldet war. Erneut hielt sein Blick den ihren gefangen, ehe er sie mit seiner Geste etwas verwirrte. Wollte er, dass sie zur Bande kam? 

Da Mina nicht wusste, was er wollte, ging sie eilig die zwei Stufen nach unten, und erreichte noch vor Lasse die Holzbande. 

Zackig kam er angefahren, zog sich auf dem Weg zu ihr noch den Helm aus, bevor er abrupt nur wenige Zentimeter vor ihr zum Stehen kam, und Helm samt Schläger einfach aufs Eis pfefferte. 

Gerade wollte sie ihn fragen, was Lasse ihr mitteilen wollte, doch noch nicht einmal ein Wort hatte sie über ihre Lippen gebracht, als Lasse sich urplötzlich über die Bande beugte, seine Hände an ihre Wangen legte, und sein Blick mit Mina's verschmolzen war. 

Ihr ohrenbetäubender Puls war das letzte, das sie wahrnahm, als Lasse den letzten Abstand zwischen ihnen überbrückt, und seine Lippen auf die von Mina gepresst hatte. 

Und Himmel - es fühlte sich bombastisch an! 



°°°

Hallihallo ihr Lieben, 

Was sagt ihr zu Cals Vergangenheit? Denkt ihr, es steckt mehr dahinter, als er bis jetzt gesagt hat? 

Ich weiß, fieses Kapitelende… aber das nächste ist schon in Arbeit <3 

Dazu eine kleine Frage: das nächste Kapitel lieber aus Sicht von Lasse oder Mina? 🤔

Bis dahin eine gute Zeit

Eure Red ❤️🌱

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*NHL = National Hockey League

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