Kapitel 11
Ein elektrifizierendes Gefühl war durch Minas Körper gejagt, als Lasse ihr das Angebot unterbreitet hatte, die Nacht bei ihm zu verbringen. Sie hatte sich nichts zweideutiges dabei gedacht, doch alleine die Vorstellung in seiner Wohnung zu sein, ließ ihr Gesicht wie eine Tomate anlaufen. Die letzten Stunden waren wie im Flug vergangen, sie hatte nicht einmal gemerkt, dass sich ihre nette Schwester einfach vom Acker gemacht hatte. Das würde auf jeden Fall noch Konsequenz nach sich ziehen.
Nachdem die beiden beschlossen hatten aufzubrechen, war Lasse kurz an die Bar verschwunden um ihre offene Rechnung zu zahlen. Sie hatte eigentlich darauf bestanden, ihre Getränke selbst zu zahlen, doch hatte Lasse ihr nur einmal sagen müssen, dass die Rechnung auf ihn ging. Wenn sie ehrlich war, fand sie es auch schön, einmal von einem Mann eingeladen zu werden, das passierte ihr nicht oft. Wem machte sie hier etwas vor? Das war ihr noch nie passiert. Naja, ausgenommen das Getränk, das Cal ihr am vergangenen Samstag spendiert hatte. Mina hatte sich kurz bedankt, und sich dann in ihre Jacke gequetscht, während Lasse kurz zur Bar verschwunden war.
Gerade als sie den letzten Knopf geschlossen hatte, war der Eishockeyspieler wieder vor ihr aufgetaucht.
"Marko war so nett alles zu zahlen. Wenigstens etwas", erklärte er, und zuckte kurz mit den Schultern.
"Dann können wir?" Fragend schaute Lasse sie an, und deutete mit seinem Kopf in Richtung Ausgang.
"Gerne." Gut gelaunt verließ Mina das Schlachthaus vor Lasse, und blieb vor dem Gebäude stehen, da sie nicht wusste, wo er geparkt hatte.
"Ich steh gleich da drüben", ließ Lasse verlauten, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
Tatsächlich waren es nur ein paar Meter bis zu Lasse's Auto, die sie schweigend nebeneinander her liefen. Das Schweigen fühlte sich irgendwie richtig an. So konnte sie einen klaren Kopf bekommen, und ihre Gedanken dabei sortieren, während sie in dieser kühlen, schneelosen Dezembernacht durch die Straßen liefen. Lasse konnte einen dunkelgrünen Jeep Wrangler sein Eigen nennen, was Mina dazu veranlasste, einmal würdigend zu pfeifen, und ihren Blick anerkennend über das Auto wandern zu lassen. Lasse quittierte das mit einem Lächeln, und öffnete ihr dann, galant wie er war, die Beifahrertür.
"Die Dame", sagte er, und Mina konnte nicht aufhören zu grinsen.
Als Lasse die Tür zugeschlagen hatte, empfing sie eine Eiseskälte, die sie erzittern ließ.
Nachdem auch der Eishockeyspieler eingestiegen war, startete er sofort den Wagen, und drehte die Heizung voll auf.
"So, dann ist es gleich etwas wärmer. Ich hab dir auch noch eine Decke auf der Rückbank, falls dir zu kalt ist?"
Fragend schaute er Mina an, doch das brauchte sie nicht, und so erwiderte sie die Frage mit einem Kopfschütteln.
In gemachem Tempo fuhr Lasse seinen Wagen aus der Parklücke auf die Einbahnstraße, und drehte die Musik etwas lauter. Verwirrt stellte Mina fest, dass das Radio noch einen Kassettenrekorder hatte. Das hatte sie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen.
"Und das funktioniert noch?" Die rechte Hand auf das Radio gerichtet, hatte sie ihren Blick auf Lasse liegen, der ihre Verwirrtheit offenbar belustigend fand.
"Hörst du doch", erwiderte er nur, und setzte dann den Blinker.
Die Kassette spielte gerade einen Song, der sich schwer nach Elvis Presley's Jailhouse Rock anhörte, und Mina konnte nicht anders, und trommelte kaum hörbar den Rhythmus auf der Armlehne mit.
Auch die Fahrt verlief hauptsächlich ruhig, was jedoch vor allem daran lag, dass Mina Lasse nicht vom Fahren ablenken wollte, der aufmerksam auf die Straße schaute, und nur ab und zu einen schnellen Seitenblick zu Mina wagte, wenn er dachte, sie würde es nicht mitbekommen. Doch natürlich registrierte sie das. Es war, als würden seine Blicke ein automatisches Kribbeln in ihren Fingern verursachen.
Dreieinhalb Elvis Songs später bog Lasse auf eine schmale Einfahrt ein, die nach ein paar Metern in einer großen Auffahrt mit mehreren Garagen endete.
Den Gang draußen, und die Handbremse angezogen, stieg Lasse aus dem mittlerweile warmen Auto, um eine der Garagen zu öffnen, und dann schnell wieder ins Auto zu hüpfen, um es in den kleinen Unterschlupf zu fahren.
"So, da wären wir. Eine Frage noch, bevor wir nach oben gehen - hast du Angst vor Hunden?"
Erleichtert ließ Mina die Luft aus ihren Lungen, nachdem sie für eine Millisekunde aufgehört hatte zu atmen. Normalerweise folgte nichts Gutes, wenn man so etwas gefragt wurde.
"Nein, ich mag Hunde, alles gut."
Ohne ein weiteres Wort stieg Lasse erneut aus, und Mina tat es ihm gleich.
Ihre Tasche über ihre rechte Seite geschultert, versuchte sie auf dem schmalen Streifen zwischen Auto und Wand hinauszulaufen, ohne mit ihrem Arm irgendwo dagegen zu knallen.
Als sie es tatsächlich geschafft hatte, schloss Lasse sogleich die Garage, und ging dann auf eines der Häuser zu.
Seine Wohnung lag im Erdgeschoss, was sie erleichtert aufatmen ließ, da sie keine Lust gehabt hatte jetzt noch in den obersten Stock laufen zu müssen. Dafür war ihre Ausdauer nicht gemacht.
Kaum hatte der Rothaarige den Schlüssel im Schloss umgedreht, hörte sie im Inneren der Wohnung das Scharren von Krallen auf Laminat. Es gelang dem großen Mann auch kaum durch die Tür zu treten, da sich bereits ein etwas größerer Hundekopf durchquetschen wollte, und dann begann zu fiepen, als er merkte, dass er so nicht zu seinem Herrchen kam.
"Rocco, sitz." Lasses Stimme klang bestimmt, und wäre sie sich nicht im Klaren darüber gewesen, dass der Befehl dem Hund gegolten hatte, hätte sie vermutlich einfach das Kommando befolgt. Doch zum Glück waren noch ein paar ihrer Gehirnzellen zurechnungsfähig, und bewahrten sie vor dieser Schmach.
Hinter Lasse, der sich schon zu seinem Hund auf den Boden gekniet hatte, trat sie schließlich in den Flur, in dem ihr gleich ein angenehm männlicher Duft in die Nase stieg.
Kaum hatte der Hund den Neuankömmling bemerkt, schlich er langsam auf sie zu, und begann, ihre Hand, die sie ihm hinstreckte, zu beschnüffeln.
Mina konnte nicht anders, und streichelte fasziniert den Kopf des graublauen Hundes, der schwanzwedelnd vor ihr stand, und Mina mit seinen großen, braunen Augen anstarrte.
"Rocco mag dich wohl, sonst knurrt er erst einmal jeden an."
Lasse hatte sich wieder aufgerichtet, und entledigte sich nun seiner Schuhe und der Jacke, um sie an die Garderobe zu hängen, während Mina einfach nicht aufhören konnte, den Hund zu verwöhnen.
"Soll ich dir mit deiner Jacke helfen?"
Etwas überrascht schaut sie Lasse an.
"Ähm, ja das wäre gut." Schon war der Sportler hinter sie getreten, und half ihr, den Mantel über den Arm zu ziehen, nachdem sie ihn aufgeknöpft hatte.
Er hing den ihren ebenfalls an die Garderobe, und sie folgte ihm daraufhin ins Innere der kleinen Wohnung, als sie sich auch ihrer nassen Schuhe entledigt hatte.
Rocco tapste ihr treu hinterher.
"Also, du kannst heute Nacht im Bett schlafen, ich nehme das Sofa. Ich lege dir gleich noch ein Handtuch, Jogginghose und ein T-Shirt von mir raus, dann kannst du dich duschen. Brauchst du noch ne Plastiktüte, für den Arm?"
Das waren viele Informationen, die Mina erst einmal verarbeiten musste. Lasse dachte wohl an alles.
"Ich würde auch auf dem Sofa schlafen. Ich will dich nicht verscheuchen." Ihr war es wirklich etwas unangenehm, ihm einfach das Bett zu klauen. Sie kannten sich doch nicht wirklich, und trotzdem schien es für ihn selbstverständlich zu sein.
"Mach dir mal keine Sorgen, Mina. Das Sofa ist groß genug für mich, aber du bist mein Gast, also bekommst du das Bett. Ich hol dir jetzt einfach eine Tüte, und leg sie dir dann ins Bad, dann kannst du es dir noch überlegen mit dem Duschen. Rocco müsste aber noch raus, sonst gibt es hier noch ein Unglücklich." Während Lasse ohne Punkt und Komma geredet hatte, war er durch seine Wohnung gesprungen, um alles herzurichten, so wie er es gesagt hatte. Mina war währenddessen wie angewurzelt in seinem Wohnzimmer stehen geblieben, und hatte ihm nur mit einem Ohr zugehört. Ihre Aufmerksamkeit hatte hauptsächlich dem Begutachten seiner Wohnung gegolten, während sie noch immer Rocco gestreichelt hatte.
Dafür, dass in dieser Wohnung ein Mann lebte, war es sehr ordentlich und schön eingerichtet. Die Möbel hatte er definitiv selbst gemacht, und so wirkte die Wohnung recht groß, dafür dass sie nur zwei Zimmer zu haben schien.
"Oder möchtest du vielleicht mitkommen?"
Lasse's letzte Worte rissen die junge Frau aus der Wohnungsinspektion, und so konnte sie ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen anblicken.
"Tut mir leid, ich hab nicht zugehört."
Breit grinsend zeigte der Mann ihr gegenüber seine Zähne, wobei ihr jetzt erst auffiel, dass ihm ein Stück seines rechten oberen Eckzahns fehlte.
"Ich hab gesagt, dass ich jetzt mit Rocco rausgehe, und wollte von dir wissen, ob du vielleicht mitgehen möchtest?"
Er war, während er Mina seine Frage erneut gestellt hatte, ein paar Schritte auf sie zugegangen, so dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um den Blickkontakt nicht abzubrechen.
Sofort fühlte sie ein Knistern auf ihrer Haut, und sie konnte ihr Blut durch ihren Kopf rauschen hören. Sein Duft umhüllte sie mit einem Mal, eine Mischung aus Holz, Harz und und einer weiteren herben Note.
Sie konnte kaum schlucken, so ausgetrocknet war ihr Hals, und so räusperte sie sich, und schüttelte den Kopf, doch konnte sie sich nicht von seinen blauen Augen lösen.
Lasse nickte nur, fuhr sich kurz mit seiner Zunge über seine Unterlippe, an der noch immer leicht die Platzwunde zu sehen war, die er sich am Samstag bei der Prügelei auf dem Eis zugezogen hatte, und entfernte sich dann von der Rothaarigen. Es war, als würde eine Last von ihren Schultern fallen, das Knistern hörte auf, und sie konnte wieder einen klaren Gedanken fassen.
"Ich geh dann kurz los, du fühlst dich einfach wie Zuhause." Die Stimme des Hockeyspielers klang leicht kratzig, und er schien schon fast aus dem Wohnzimmer zu flüchten.
Was war hier gerade passiert?
Mina hatte Lasse beim Wort genommen, und hatte sich schnell in sein Bad verzogen, nachdem sie die Wohnungstür hatte ins Schloss fallen hören. Er war zwar weg, doch zur Sicherheit schloss sie die Tür lieber ab.
Das Duschen gestaltete sich mal wieder nicht so einfach. Lasse hatte ihr zwar eine Plastiktüte und Panzerklebeband bereitgelegt, doch das nun wasserdicht um ihren Gips zu bekommen, war immer eine Herausforderung. Nach ein paar Anläufen schaffte sie es jedoch, und so stieg sie, die Kälte von draußen noch in den Knochen, unter die Dusche, und stellte das Wasser so heiß wie möglich. Das leichte Brennen auf ihrer Haut fühlte sich gut an, und schon gleich fühlte sie sich wieder lebendiger. Etwas unsicher stand Mina jedoch vor der Duschgelauswahl. Durfte sie sein Duschgel verwenden? Womöglich, sonst hätte er es ihr nicht vorgeschlagen, sich zu duschen. Lasse's Duft umhüllte ihre Nase sofort, als sie die Flasche öffnete, und sich damit wusch, ein einfach benebelnder Duft.
Zügig wusch sie sich, stieg nach nur wenigen Minuten wieder aus der Dusche, und wickelte sich in das weiche Handtuch ein, das Lasse ihr bereitgelegt hatte. Sobald sie trocken war, konnte sie die Tüte wieder abmachen, und nahm sich dann die Klamotten von Lasse unter die Lupe. Ein dunkelblaues T-Shirt mit dem Logoaufdruck des ECs, und eine schwarze Jogginghose.
Nachdem sie angezogen war, wischte sie schnell noch mit ihrem Handtuch das Bad durch, bevor sie es in den Wäschekorb schmiss, und dann mit ihren Klamotten unterm Arm aus dem Bad trat. Sie hatte erwartet, Lasse wieder in der Wohnung vorzufinden, doch weder von ihm, noch von seinem Hund war etwas zu sehen.
Irgendwie fühlte sie sich wie ein Eindringling, jetzt wo sie alleine auf dem Sofa saß, und ihren Blick durch das Zimmer schweifen ließ. Im Wohnzimmer hingen einige Bilder, auf denen hauptsächlich seine Nichten, Ida und Danni, sowie seine Hockey Kollegen zusehen waren. Ihr Blick blieb auf einer blonden Schönheit liegen. Mina konnte nicht anders, und stand auf, um sich das Bild genauer unter die Lupe zu nehmen.
Sie stand neben Lasse, er hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt, und presste sie freudestrahlend an sich ran. Das Bild schien noch nicht so alt zu sein, lediglich Lasse's Haare waren etwas kürzer. Die blonde Frau war zu ihrem Missfallen sehr hübsch, ihre Augen so tiefblau wie das Meer, ihre Haut rein, und ihre Lippen rot und voll. Schlagartig fühlte sich Mina wie der Oberschmuddel. In den zu weiten Klamotten von Lasse, ihren zotteligen Haaren, und ihrer viel zu blassen Haut, die jede Unreinheit perfekt betonte. Wer war diese Frau?
Furchtbar schreckhaft zuckte sie zusammen, als sie hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde, und sie umgehend das Klackern der Krallen von Rocco auf dem Parkett vernahm.
"Mina?" Kaum hatte Lasse ihren Namen gesagt, tauchte er auch schon im Wohnzimmer auf.
Er trug noch die gelbe Mütze, auf der noch einzelne Schneeflocken lagen, die nun in der Wärme der Wohnung sofort begannen zu schmelzen. Wie angewurzelt war Mina vor der Kommode, auf der das Bild stand, stehen geblieben, und versuchte sich mit einer Unschuldsmiene nichts anmerken zu lassen.
"Du bist schon fertig? Ich hoffe, die Klamotten sind in Ordnung." Aufmerksam wanderte sein Blick über ihren Körper, und sofort spürte sie wieder dieses Kribbeln. Mina schob es nun einfach auf die Tatsache, dass sie es nicht gewohnt war, von einem Mann so angeschaut zu werden, und dass sie sich allgemein etwas unbehaglich fühlte in der Wohnung eines Mannes, den sie kaum kannte. Nicht zuletzt trug sie aber vor allem keinen BH, und das konnte man trotz des zu großen Oberteils deutlich erkennen. Die Arme schnell vor ihren Brüsten verschränkt, kaute sie etwas verlegen auf ihrer Unterlippe, ehe ihr einfiel, dass sie ihrem Gastgeber noch eine Antwort schuldete.
"Ja, ich hab das Handtuch gleich in den Wäschekorb geschmissen, und die Klamotten sind an mir doch ganz fesch." Was redete sie denn? Schnell presste sie ihre Lippen aufeinander, um nicht noch mehr Schwachsinn zu reden.
Ein Schmunzeln zeichnete sich um seine Mundwinkel ab, das Mina durch Mark und Bein ging.
"Ich werde auch schnell unter die Dusche springen, dann richte ich dir dein Bett hin. Könntest du mir nen Gefallen tun, und dem kleinen Fresssack von Hund sein Essen geben? Steht gleich in der Küche links." Froh darüber, dass er ihr merkwürdiges Verhalten nicht weiter kommentierte nickte Mina nur, während Lasse ins Bad verschwand. Rocco fiepte schon aus der Küche, also tat sie mal, um was sie gebeten wurde.
Der Hund saß vor seiner leeren Futterschüssel, und schaute Mina erwartungsvoll an, als sie die Küche betrat. Ihren Blick ließ sie gleich nach links wandern, auf der Suche nach dem Futter. Dort stand ein offenes Regal, mit einem großen Futterbeutel in der untersten Ablage. Mit jedem Schritt, den die junge Erzieherin dem Essen näher kam, freute sich der Hund etwas mehr, bis er sich schließlich im Kreis drehte. Bei dem Spektakel konnte Mina nicht anders, sie musste einfach lachen.
"So, Rocco. Du machst jetzt sitz und…", redete sie einfach darauf los, und war erstaunt, als sich das fröhliche Tier tatsächlich hinsetzte. "Das war ja einfach."
In dem Futterbeutel war ein Dosierbecher, auf den Lasse glücklicherweise einen kleinen Kreppklebestreifen aufgebracht hatte, den Mina als Markierung für Rocco deutete.
So fuhr sie einmal mit dem Becher in das Futter, füllte die vorgegebene Menge ein, und ließ danach die Futter-Chips mit einem Klirren in den Napf fallen.
Wider Erwarten stürzte sich Rocco nicht gleich auf sein Essen. Nein. Er saß noch wie angewurzelt vor seiner Schüssel, und blickte diese sehnsüchtig an.
"Na schön Rocco. Friss." Der Hund hörte tatsächlich auf sie.
Nach der Futteraktion setzte sich Mina wieder in das Wohnzimmer, dieses Mal mit ihrem Smartphone in der Hand, um nicht wieder von Lasse's Bildern abgelenkt zu werden.
Erstaunt stellte sie fest, dass Lotte ihr, seit Mina mit ihrem Retter die Bar verlassen hatte, noch ein paar Mal geschrieben hatte.
Lotte:
Mina, bist du schon auf dem Heimweg? Nochmal Entschuldigung. Ich erklär's dir später.
Lotte:
Wo bist du? Du bist nicht bei dir in der Wohnung? Seid ihr noch im Schlachthaus?
Lotte:
Mina das ist nicht witzig! Wenn du sauer bist, ist das legitim, aber ich will wissen, wo du bist!!!
Lotte:
Okay, ich kapituliere, ich fahre nochmal zum Schlachthaus, und hol dich ab.
Die letzte Nachricht hatte sie erst vor ein paar Sekunden geschickt, also musste sie ihr nun wohl oder übel schreiben, denn auch wenn sie etwas wütend auf ihre kleine Schwester war, so wollte Mina sie doch nicht bei diesem Wetter nochmal in die etwas weiter entfernt gelegene Stadt fahren lassen.
Mina:
Hallo, du kleine Verräterin ;)
Mach dir keinen Kopf, ich bin bei Lasse. Er fährt mich morgen früh nach Hause, ich hab sowieso erst später Schicht. Also bleib jetzt schön Zuhause, und lass dir für unsere Eltern morgen früh irgendwas einfallen. Ich will nicht, dass sie wissen, wo ich war.
Kaum hatte sie die Nachricht abgeschickt, erschienen die blauen Haken unter ihrem Text, und so konnte Mina ihr Handy beruhigt wieder weglegen. Egal was Lotte ihr jetzt antworten würde, sie wollte es nicht wissen.
Gerade als sie ihr Handy auf den Couchtisch, der eindeutig Lasses Unterschrift trug, gelegt hatte, kam Rocco zu ihr reingeschlendert, der sich mit einem Sprung zu ihr auf das blau-weiß gestreifte Sofa schmiss, und sich dann an sie kuschelte.
Mina konnte nicht anders, setzte sich etwas gemütlicher hin, und ließ den ziemlich kuschelbedürftigen Hund an sie heranrutsch, damit sie ihm das Köpfchen kraulen konnte.
Ein paar Minuten saß sie dort auf dem Sofa, den Kopf des Hundes, den sie streichelte, auf ihrem Oberschenkel, und war nun ziemlich müde.
Immer wieder fielen ihr selbst die Augen zu, und sie versuchte, das ganze wenigstens zu retten, in dem sie ihren Kopf mit ihrer Hand stützte.
"Mina?" Eine angenehme Stimme riss die etwas verschlafene, junge Frau aus ihrem Halbschlaf. Kaum hatte sie sich etwas aufgerichtet, schmerzte ihr Nacken und sie spürte, dass ihre rechte Hand eingeschlafen war. Wie sie diese Gefühl hasste.
"Oh, ich bin eingeschlafen." Wie gut, dass sie das Offensichtliche auch noch wiederholte, Lasse musste auch denken, dass sie total bekloppt war. Aber er schmunzelte sie einfach nur an, und strich sich eine seiner roten Locken hinters Ohr.
"Wohl, und Rocco missbraucht dich als Kopfkissen." Dass es ihn zu amüsieren schien, wie sein riesiger Hund halb über ihren Schoß lag, konnte sie in seiner Stimme hören.
"Ich hab dir das Bett frisch bezogen, du kannst jetzt also gemütlich schlafen."
Noch immer etwas benebelt nickte sie, strich sich über ihre verschlafenen Augen, und machte sich auf den Weg und Schlafzimmer.
Vor der Tür blieb sie stehen, und schenkte Lasse noch ein Lächeln.
"Bevor ich es vergesse… ich muss morgen um spätestens halb neun bei der Arbeit sein. Frühstück um 7 in Ordnung?"
Mina nickte. "Klingt perfekt. Dann mal gute Nacht, Lasse."
"Gute Nacht, Mina."
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