Kapitel 1
Die Sonne brannte auf mich herab und unter meiner Rüstung sammelte sich schon der Schweiß. Mein Pferd schnaufte und ich wusste, dass es nicht mehr lange ohne Pause aushalten würde. Die Soldaten um mich herum wirkten ebenfalls alle müde aber das war auch nicht verwunderlich da wir gerade eine Schlacht hinter uns hatten. Ich hasste diese Rüstungen, ich hasste diese Solaten und ich hasste diese Kriege. Ebenso hasste ich den König zu dem wir nun auf dem Weg waren.
,,Aufwachen Soldaten, wir erreichen gleich die Hauptstadt und ihr solltet einen guten Eindruck hinterlassen!" Die Stimme des Kommandeurs schallte über die Köpfe hinweg und die Soldaten schreckten aus ihrem halbschlaf auf.
,,Alle in eine Zweierreihe sortieren und die Banner schön hoch halten!" Der Kommandeur trabte an den Reihen entlang und wiederholte seine Befehle.
Ich reihte mich in die Zweierreihe ein und ritt stumm weiter. Es dauerte auch nicht lange und wir kamen um eine Biegung. Was ich dann sah, erfüllte mich gleichzeitig mit Ehrfurcht und Abscheu.
Die Hauptstadt lag auf einem Hügel und in der Mitte ragte das Schloss empor. Die abendliche Sonne ließ den Sandstein golden leuchten und es war ein unglaublicher Anblick. Und doch hasste ich diesen Ort und seine Bewohner mehr als alles andere.
Wir ritten den Weg bis zu Mauer entlang und dann durch das große Tor in die Hauptstadt. Die Menschen hatten sich an den Straßenrändern versammelt und begrüßten uns mit lauten Rufen. Als wir uns dem Schloss näherten, fingen sie sogar an mit Blumen zu werfen. Es war ihre Art, den Soldaten zu danken und sie zu ehren. Ich konnte in vielen Gesichtern der Kinder erkennen, dass sie die Krieger beneideten und sich wünschten, genauso zu werden. Und die älteren Menschen unterstützen dies, indem sie Geschichten über die tapferen Krieger erzählten.
Mich erfüllten ihre Blicke mit Wut. Wie konnte man seinen Kindern einbläuen, es sei mutig und großartig der Armee beizutreten? Zu lernen, wie man Menschen tötete, es sogar zu tun und letztendlich sogar für irgendwelche gierigen Könige zu sterben? Es war einfach nur armselig! Und ja, mir war bewusst, dass ich auch gelernt habe zu töten, es auch tat, aber trotzdem sollte man nicht stolz darauf sein und mich auf gar keinen Fall beneiden. Ich wünschte dieses Leben niemand anderem.
Das große Schlosstor wurde geöffnet und wir ritten hindurch, geradewegs zu den Ställen. Ich übergab mein Pferd einem Stallburschen und machte mich dann auf den Weg in meine Gemächer.
Die Soldaten hatten Unterkünfte in der Hauptstadt, direkt neben dem Schloss, und ihre Pferde standen in den Ställen des Schlosses. Das Trainig fand auch immer im Schloss statt, da der König öfters zusah um die Fortschritte zu sehen.
Ich verließ das Schloss aber nicht sondern ging durch das Eingangsportal und betrat die große Eingangshalle. Da ich einen Titel hatte, hatte ich das Recht auf Gemächer im Schloss.
,,Lady Adney, wir haben sie erwartet, bitte folgen sie mir zu ihren Gemächern!" Ein Diener verbeugte sich vor mir und ging dann vorraus.
Ich kannte den Weg zu meinen Gemächern genau, da ich sie seit acht Jahren besaß. Doch es war auch schon zwei Jahre her, dass ich sie das letzte mal betreten habe.
Der Diener öffnete die Tür, verbeugte sich noch einmal und ließ mich dann alleine. Seufzend trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. Meine Gemächer sahen noch genauso aus, wie ich sie verlassen hatte. Mit einer Ausnahme: Auf meinem fast lehren Schreibtisch lag ein Brief.
Ich ging hin und öffnete ihn vorsichtig. Mit gerunzelter Stirn las ich ihn und als ich fertig war, stieß ich ein wütendes Schnauben aus. Der Prinz hatte mich zu einem Ball an diesem Abend eingeladen und mir gedroht, falls ich nicht kommen sollte. Ich zerknüllte das Papier in meiner Hand und schmiss es in die Ecke.
Plötzlich klopfte es an der Tür. ,,Herrein!", rief ich mit zusammengepressten Zähnen.
Zwei Zofen tragen vorsichtig herein und knicksten.
,,Mylady, wir sind eure neuen Zofen und sollen euch für den Ball heute Abend fertig machen!", sprach die eine.
...
Langsam schritt ich den Flur entlang, gefolgt von meinen zwei Zofen. Der Prinz war so gütig gewesen und hatte mir ein Kleid ausgesucht, es war weiß und hatte silberne Verzierungen. Im ersten Moment war ich schon wieder wütend gewesen aber als ich die Verzierungen sah, war mir aufgefallen, dass sie aussahen wie die Verzierungen auf meinem Schwert. Ich war erstaunt über die Aufmerksamkeit des Prinzen gewesen und fragte mich, wie es zu diesem Anlass kam.
Wir erreichten den Eingang zum großen Ballsaal und ich brauchte einen Moment, um mir einen Überblick verschaffen zu können. Es wurde laute musik gespielt, überall waren Menschen in bunten Kleidern und es war ein reges Treiben. Man sah, dass die Leute Spaß hatten.
Ich atmete einmal tief durch und trat ein paar Schritte vor. Plötzlich brach die Musik ab und ein Diener machte auf sich aufmerksam indem er mit einem Stab auf den Boden klopfte und sich laut räusperte.
,,Es tritt nun ein, Lady Adney und ihre Zofen!", rief er in die Stille und ich erstarrte. Es war schon eine Ewigkeit her, dass ich das letzte Mal so bei einem Ball aufgerufen wurde.
Ich holte tief Luft und schritt langsam los. Die Menschen machten eine Gasse frei und ich ging geradewegs auf die drei Throne zu, auf denen der König, die Königin und ihr Sohn der Kronprinz saßen. Es herrschte eine totenstille und alle starrten mich an. Kurz vor dem Podest angekommen hielt ich an und versank in einem tiefen Knicks.
,,Es ist mir eine Ehre, Lady Adney, darf ich euch zum Tanzen auffordern?"
Ich erhob mich wieder und sah den Prinzen überrascht an. ,,Selbstverständlich, mein Prinz!", antwortete ich mit einem vorgetäuschten Lächeln.
Der Prinz kam zu mir herunter, nahm meine Hand und führte mich auf die Tanzfläche. Die Musik fing wieder an zu spielen und wir tanzten. Nach einer Weile kamen auch noch andere Tänzer auf die Tanzfläche und ich konnte es wagen, mit dem Prinzen zu reden.
,,Was ist hier los?", fragte ich gerade heraus. ,,Was ist das für ein Ball?"
Der Prinz schmunzelte. ,,Es ist ein Verlobungsball."
,,Und warum habt ihr mir in dem Brief gedroht, falls ich nicht gekommen wäre? So eine Verlobung ist doch nichts besonderes!"
,,Es ist meine Verlobung!"
Ich wollte mich erst für meine unbedachten Worte entschuldigen aber dann sah ich, dass er nicht wütend war sondern sehr amüsiert wirkte.
,,Und wo ist eure Verlobte? Wollt ihr nicht lieber mit ihr tanzen?", fragte ich und sah mich um.
,,Ich tanze bereits mit ihr!"
Es brauchte ein paar Sekunden, bis ich es verstand, dann krallte ich meine Hände an ihm fest so dass er sich anspannte und nicht mehr amüsiert aussah.
,,Wie bitte?", fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
,,Ihr seid meine Verlobte und könntet ihr bitte so freundlich sein und euren Griff wieder lockern?"
Langsam entspannte ich meine Hände wieder, was mir wohlgemerkt sehr viel Selbstbeherrschung abverlangte. ,,Warum weiß ich nichts von unserer Verlobung?"
,,Ihr wisste es doch, ich habe es euch doch gerade erzählt!" Er lächelte wieder. ,,Unsere Väter haben es aus gemacht und da ihr heute erst eingetroffen seid, konntet ihr es erst heute erfahren!"
,,Ihr hättet mich trotzdem vorwarnen können!", zischte ich.
,,Warum? Dann wäre mir ja der ganze Spaß entgangen!"
Die Musiker beendeten ihr Lied und der Prinz führte mich wieder zu dem Podest.
,,Es war ein wunderbarer Tanz, meine verehrte Verlobte!" Er zwinkerte mir zu und stieg dann wieder auf seinen Thron.
Mein Vater, der bis eben neben dem Thron des Königs gestanden hatte, trat nun herab und hielt mir auffordernd seinen Arm hin. ,,Darf ich bitten?"
,,Habe ich denn eine Wahl?", fragte ich obwohl ich genau wusste, dass ich diese nicht hatte.
,,Nein!", antwortete er und seine Stimme war eisig.
Ich hakte meinen Arm bei ihm unter und ließ mich von ihm auf die Tanzfläche führen.
,,Wie erging es dir in den letzten Jahren? Ich habe gar keine Briefe von dir erhalten!", fragte mein Vater mit vorgeheucheltem Interesse.
,,Als würde es dich interessieren!", antwortete ich mit kalter Stimme. ,,Sag mir lieber, wie es dazu kam, dass ich mit dem Prinzen verlobt bin!"
Er seufzte theatralisch. ,,Du hattest noch nie etwas für ein nettes Gespräch übrig!"
Ich hob nur eine Augenbraue und wartete schweigend ab.
,,Also gut! Der König und ich haben uns unterhalten und er meinte, dass der Prinz nun langsam heiraten müsse. Wie du vielleicht mitbekommen hast, gibt es in der letzten Zeit ein paar Aufstände und um das Volk zu beruhigen, heiratet der Prinz nun eine Lady und keine Prinzessin. Es soll zeigen, dass die unteren Klassen dem König nicht egal sind. Außerdem findet er seinen Sohn etwas zu verweichlicht und hofft, dass du ihn abhärten kannst, da du ja eine Assasinin bist!"
Ungläubig sah ich ihn an. ,,Jetzt darf ich mich also wieder Assasinin nennen? Ist ja nicht so, dass der König mich deswegen in die Mienen gesteckt und als Soldatin verpflichtet hat!"
,,Übertreib nicht, Lilly, der König tat, was er für richtig hielt!" Er lächelte breit. ,,Ich habe dich übrigens als Heiratsoption vorgeschlagen und um meine Jahrzehnte lange Treue und Loyalität als Berather zu belohnen, hat er dich ausgewählt. Zusätzlich erhalten wir mehr Besitz und ich bin einen Titel hoch gestiegen!"
Ich lachte auf. Natürlich, meinem Vater ging es mal wieder nur um die Gunst des Königs und um Macht! ,,Was habe ich von dem ganzen?"
,,Du wirst Prinzessin und hast einen mächtigen Ehemann, was will eine Frau mehr?"
,,Das ist nicht das Leben, dass ich mir wünsche!", zischte ich aufgebracht.
Mein Vater sah mich verständnislos und wütend an. ,,Es ist aber deine Zukunft und beschlossene Sache. Wenn du auch nur ein Wort gegen diese Hochzeit sagst oder man es dir ansieht, gilt es als Verrat gegen den König und du kennst die Konsequenzen!"
Ja, die kannte ich, es war ja nicht das erste Mal dass ich mich wiedersetzte...
Die Musik verstummte erneut und mein Vater verbeugte sich leicht, dann verschwand er ohne ein weiteres Wort.
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