25. Unbekannt

Hola!

Es geht weiter. Es wäre sogar bereits vor vier Tagen weiter gegangen, but ich habe mir drei Nerven eingeklemmt, die seit Montag meine Bewegungen sehr stark einschränken and I was working on my homeworks. Reading a lot of books. Very boring books. So war es schwierig alles unter einem Hut zu bekommen.

Anyways, bald kommen die wissenschaftlichen Theorien auf Instagram (@su.yu.san), so follow me there if you are interested. Denn die nächsten Kapitel werden einige Informationen enthalten.

Enough from me.

Viel Spaß beim Lesen!
.

Meine Beine hatten sich automatisch bewegt, auch wenn sie sich so anfühlten, als würden sie jeden Moment einfach nachgeben. Dennoch trugen sie mich in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit zurück zum Gebäude, in dessen Eingangstür immer noch Karma stand. Sehr grob schubste ich ihn hinein, bekam dabei sein erst verdutztes und dann genervtes Gesicht nicht einmal mit und schloss die Tür.

Erst dann atmete ich erleichtert aus und sank auf die Knie, denn spätestens jetzt konnten mich mein zitternder Körper und meine weichen Gliedmaßen nicht mehr tragen. Mein Herz raste praktisch und ich hatte mächtig Schwierigkeiten meine Atmung in den Griff zu bekommen, weshalb ich mich erst einmal darauf konzentrierte. Ich brauchte gerade ernsthaft keinen Schwächeanfall direkt vor Karma, der...

»Was zur Hölle war das denn?«

... vor mir stand und mit seinem Licht direkt in meine Augen leuchtete. Daher senkte ich meinen Blick. Geblendet zu werden half mir gerade absolut nicht.

»Du bist so eine Schisserin, dass es mir absolut peinlich ist, dich überhaupt zu kennen.«

Und natürlich musste er noch einmal eins drauflegen. Eigentlich war er unglaublich aufmerksam und erfasste Situationen ziemlich schnell, daher ging ich davon aus, dass er die Umstände gerade ausblendete, weil er mir lieber auf die Nerven gehen wollte.

Was er defintiv auch schaffte.

»Halt doch einmal deinen Mund!«, fuhr ich ihn wütend an.

Karma verstummte, womit ich nicht gerechnet hatte. Doch als ich meinen Blick hob, bemerkte ich, dass er scheinbar mit meiner Reaktion auch nicht gerechnet hatte. Ich änderte es aber nicht. Die Situation war zu ernst und ich hatte keine Zeit, um mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Daher stand ich vorsichtig auf, wartete einen Moment, um mich zu vergewissern, dass mein Kreislauf in Ordnung war und wandte mich dann erst der Tür zu.

»Da war jemand...«, sagte ich nun deutlich gefasster.

Vielleicht war es mein ernster Ton oder auch meine vorherige Reaktion, irgendetwas schien jedenfalls dafür zu sorgen, dass Karma es ernst nahm. Er lehnte sich neben mir an die Glasscheibe und sah nach draußen. Doch es war stockdunkel, wir konnten absolut nichts erkennen. War mir der Mann überhaupt gefolgt? Er war defintiv auf mich zugerannt, da war ich mir sicher...

»Was hast du gesehen?«, fragte Karma ruhig.

Ich musterte ihn kurz von der Seite. Er wirkte konzentriert, also konnte ich auf seine Unterstützung zählen.

»Ich bin mir nicht sicher«, gestand ich. »Es war ein Mann..., aber er wirkte verrückt... Er hat seinen Kopf hin und her bewegt und hatte... ich glaube, er hielt irgendwas in den Händen. Sie wirkten so lang...«

Karma runzelte leicht die Stirn. »Und du bist dir sicher, dass dir deine Angst vor der Dunkelheit keinen Streich gespielt hat?«

»Nein«, sagte ich klar. »Defintiv nicht. Er ist auf mich zugerannt. Er hat mich defintiv gesehen.«

Mein Klassenkamerad schien zu überlegen, bevor er zu meinem Schreck die Tür öffnete. Ich riss die Augen auf und versuchte sie zu schließen, doch er stoppte sie mit dem Fuß und leuchtete mir mit seinem Licht wieder in die Augen.

»Ach, komm, lass mir den Spaß«, meinte er amüsiert und trat hinaus.

»Karma!«, rief ich, doch ich zögerte.

Ich wollte da wirklich nicht wieder raus, aber noch weniger wollte ich hier allein in einem dunklen Gebäude zurück bleiben. Außerdem könnte ihm sonst was zustoßen... Zusammen hatten wir defintiv bessere Chancen, besonders, wenn der Typ wirklich irgendwelche Waffen bei sich hatte...

Also folgte ich dem rothaarigen Idioten schnell. Damit hätte ich eigentlich rechnen können. Als ob Karma sich irgendeinen Kampf entgehen ließ...

»Lass uns bitte wieder zurück gehen. Der Typ könnte gefährlich sein«, sagte ich so leise wie möglich, während ich mit ihm Schritt hielt.

Er machte jedoch keine Anstalten, stehen zu bleiben. Genervt atmete ich aus.

»Karma, bitte...«

»Ach, hab dich nicht so. Das wird lustig«, sagte er viel zu gelassen für meinen Geschmack.

»Du hast doch keine Ahnung, ob...« Ich stoppte, als wir an der besagten Kreuzung ankamen.

Karma leuchtete in die Straße. Doch da war nichts. Ich blieb dicht hinter ihm stehen und sah mich vorsichtig um. Niemand... Die Straßen waren menschenleer, bis auf wir beide. Ich achtete auf jeden noch so kleinen Schatten, jede dunkle Ecke, aus der jemand kommen könnte, aber es war niemand zu sehen. Zum Glück... Ich atmete erleichtert aus.

Dss hieß, wir mussten uns mit keinem gefährlichen und bewaffneten Fremden anlegen...

»Es war also doch deine Angst, du Schisserin«, sagte Karma und klang dabei tatsächlich enttäuscht.

Zwar sagte er dies, aber ich bemerkte, dass er sich trotzdem nicht zu mir umdrehte, sondern weiterhin in die Straße leuchtete und blickte, in der ich den Mann gesehen hatte. Seine Aussage passte nicht zu seinem Verhalten. Er glaubte mir, da war ich mir sicher.

Ich schnaubte. »Wie gesagt, ich hab den...«

Weiter kam ich nicht.

In diesem Moment legte sich eine Hand plötzlich auf meine Schulter und ich fuhr mit einem lauten Schrei zusammen. Das hielt mich jedoch nicht davon ab, den Arm meines Angreifers zu packen, ihn herumzudrehen und die Person über meine Schulter zu werfen, während Karma sich erschrocken zu mir umdrehte. Der Typ krachte mit dem Rücken auf den Boden, gleichzeitig streckte Karma seinen Arm aus und drückte mich nach hinten, sodass wir von ihm wichen und ich genug Zeit hatte, mein rasendes Herz zu beruhigen.

Zitternd ergriff ich Karmas Arm, ohne nachzudenken und lehnte mich von hinten an ihm. Das war der zweite Schreck heute. Lange machte ich das nicht mehr mit, da ich jetzt schon bemerkte, dass mir leicht schwummrig war. Vielleicht war es die Anwesenheit meines Schwarms, die dafür sorgte, dass ich noch nicht umgekippt war. Es war zumindest sehr überraschend, da ich überaus empfindlich auf Dinge, die mich erschreckten oder mir Angst einjagten, reagierte.

»Also ist er doch nicht abgehauen...« Und Karma, der absolute Idiot, sah es natürlich immer noch als Spiel. Wem wunderte es?

»Mann, was zur Hölle ist in dir gefahren, Naoko? Begrüßt man so seine Freunde?«

Mein ganzer Körper entspannte sich und mein Mund klappte auf, als der Typ seinen Kopf hob und seine Kapuze von seinem Gesicht rutschte. Noch nie war ich so erleichtert gewesen, Kentas spitzbübisches Gesicht zu sehen. Wirklich, noch nie. Und normalerweise freute ich mich bereits, wenn er mir Gesellschaft leistete.

Er richtete sich murrend auf und sah mich verwirrt an. Statt ihm Antworten zu geben, fiel ich ihm aber um den Hals und umarmte ihn ziemlich fest. Er erwiderte es, ziemlich überrumpelt und perplex.

»Was machst du denn hier?«, fragte ich erleichtert.

»Mich auf meinem Nachhauseweg von Karatekid persönlich verprügeln lassen und du? Möchtest du mir eine Erklärung geben, wieso du deinen Aggressionen scheinbar auf offener Straße freien Lauf lässt?«, erwiderte Kenta überfordert.

Sein Spruch munterte mich sogar noch mehr auf als sonst. Es war vermutlich die Erleichterung, da ich wusste, dass ich jetzt auch nicht mehr allein nach Hause gehen musste. Karma weigerte sich, verständlicherweise, aber Kenta würde mich weder allein in der Dunkelheit nach Hause laufen lassen, noch würde er mich überhaupt allein lassen, wenn ich ihm erzählte, was gerade passiert war. Ich war sicher und würde heute nicht an einem Herzinfarkt sterben.

»Ihr kennt euch?«

Karmas Stimme hinter mir, machte mich auf seine Anwesenheit aufmerksam. Vor lauter Erleichterung, hatte ich ihn glatt vergessen. Ich ließ Kenta los und drehte mich zu dem Rothaarigen um, der ziemlich bissig klang. Was mich wunderte. Welche Laus war ihm über die Leber gelaufen?

Als ob dies nicht schon genug war, packte er plötzlich meinen Arm und zog mich nach hinten. Ich blinzelte verwirrt. Nicht nur, über seine Handlung, sondern auch über seinen ziemlich feindseligen Gemütszustand. Er betrachtete Kenta fast so, als wäre dieser einer der zahlreichen Lehrer, die er so verabscheute.

»Wow, was ist mit euch eigentlich los?«, fragte Kenta nun ehrlich verwirrt und sah uns abwechselnd an.

»Das frag ich mich auch«, sagte ich langsam. »Karma, das ist Kenta. Er ist ein... Freund.«

Ich war mir nicht sicher gewesen, wie ich ihn bezeichnen sollte. Doch er hatte mich vorhin auch als Freundin bezeichnet und irgendwie waren wir es ja auch, obwohl ich es nicht wollte...

»Moment, Karma?! Du bist dieser Karma?«

Warnend sah ich den verblüfften Kenta an, der es sofort verstand. Karma ging jedoch glücklicherweise nicht mal auf die Aussage ein.

»Findest du es nicht komisch, dass der Typ hier aufkreust, nachdem du angegriffen worden bist?«, fragte er stattdessen an mich gewandt.

Das meinte er also. Doch ich kannte meinen Standpunkt da bereits. Daher schüttelte ich den Kopf.

»Das war er nicht. Da bin ich mir sicher«, sagte ich.

»Moment, wovon sprecht ihr genau?«, wollte Kenta erneut wissen. »Ernsthaft, ihr benimmt euch ziemlich komisch.«

»Ich habe... jemanden gesehen«, sagte ich. »Einen Mann, der irgendetwas in den Händen hielt. Es war jedoch zu dunkel, weshalb ich nicht wirklich etwas erkennen konnte. Jedenfalls ist er auf mich zugerannt, deshalb sind wir etwas in... Alarmbereitschaft.«

»Ein... Mann... Dir geht's aber gut, oder?«, sagte Kenta und musterte mich besorgt. Es schien, als wollte er einen Schritt auf mich zu gehen. Er hielt jedoch inne, da Karma mich wieder nach hinten drückte.

Ich verstand, dass er vorsichtig sein wollte und Fremden nicht wirklich vertraute. Karma schien mir wie jemand, der einfach immer auf der Hut war und ständig einen Überraschungsangriff erwartete. Aber Kenta war defintiv keine Bedrohung. Ich kannte ihn. Außerdem bezweifelte ich, dass er sich so an mich absichtlich von hinten angeschlichen hätte, wenn er mir etwas tun wollte. Er wusste schließlich, dass ich Kampfsport machte.

»Dude, ich würde Naoko niemals etwas tun«, sagte Kenta nun eine Spur genervter. »Außerdem komme ich gerade von der Arbeit. Das ist mein Heimweg.«

»Und wo genau wohnst du?«, wollte Karma wissen.

Ohne darüber nachzudenken, gab ich ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und erntete gleich darauf einen bitterbösen Blick.

»Lass das. Ich kenne ihn schon ewig. Er ist kein zwielichtiger Typ«, sagte ich.

»Wenn du meinst«, schnaubte Karma, schien sich jedoch trotzdem nicht zu entspannen.

Ich drückte seinen Arm nach unten und lächelte Kenta entschuldigend an.

»Sorry dafür. Die Situation gerade war nur... sehr komisch«, sagte ich.

»Keine Sorge, ich verstehe eure Vorsicht... denke ich... etwas... Vielleicht aber auch nicht... Die Frage ist trotzdem, was du hier so spät machst? Außer natürlich... unschuldige Passanten vermöbeln.«

»Sorry«, wiederholte ich mit einem Schweißtropfen auf der Stirn. »Ich war eigentlich auf dem Heimweg...«

»Und das so spät?«, sagte Kenta argwöhnisch.

Genau, wie ich es erwartet hatte. Er würde mir jetzt defintiv anbieten, mich nach Hause zu bringen. Wie ein echter Gentleman.

»Eigentlich haben wir gerade beschlossen, dass sie bei mir übernachtet«, mischte sich Karma ein.

Womit ich wiederum absolut nicht gerechnet hatte... Verdattert sah ich ihn an.

»Bei... dir?«, sagte Kenta langsam. Sein Blick glitt zu mir und er sah mich fragend an.

In meinem Kopf hüpften jedoch gerade die ganzen Naomis aufgeregt wie Flummis auf und ab. Bei Karma übernachten... Bei Karma... übernachten... Bei ihm...

»Hast du ein Problem damit?«, wollte Karma schon fast herausfordernd wissen.

»Irgendwie schon. Es sei denn, Naoko ist wirklich damit einverstanden. Naoko?«, wandte sich Kenta fragend an mich.

»E... Es... Es ist sowieso spät und... dunkel... Also wäre es eigentlich das beste, wenn ich... hier bleibe. Also nicht hier hier, sondern bei Karma!«, fügte ich schnell hinzu.

Der Krankenpfleger sah mich unschlüssig an, seufzte dann jedoch ergeben und holte etwas aus seiner Jackentasche. Er reichte es mir und sah mich mit einem ziemlich ernsten Blick an. Es war eine Karte, auf der seine Nummer drauf stand. Das sollte wahrscheinlich so viel heißen wie "wenn er etwas versuchen sollte, ruf mich an".

Hätte ich ihn gesagt, dass mein Handy leer war, hätte er mich wahrscheinlich nicht einfach Karma überlassen. Und genau deshalb behielt ich es auch für mich. Ich wollte verdammt gern bei ihm bleiben und noch mehr Zeit mit ihm verbringen.
.

»Wieso genau willst du, dass ich hier übernachte?«, fragte ich Karma, als wir wieder in seiner Wohnung waren, neugierig.

Er antwortete nicht sofort, sondern zog sich erst einmal die Schuhe aus. »Ich bin zu faul, um dich nach Hause zu bringen.«

Ich hob meine Augenbrauen. »Kenta hätte mich begleiten können.«

»Klar. Unser beschissener Lehrer wäre bestimmt begeistert, wenn ich dich einfach einem Perversling, der auf kleine Mädchen steht, überlasse.«

»Er ist kein Perversling.«

Karma hielt inne und sah mich eindringlich an. »Du willst mir also sagen, dass dieser Kerl nicht der ältere Typ war, der dich nach einem Date gefragt hat?«

Ich schwieg. Wie zur Hölle hatte er das bemerkt? Ich hatte nicht vorgehabt, dies zu erwähnen, vor allem, da er Kenta bereits nicht vertraute und ihm schon feindselig gegenüber eingestellt war. Es sollte einfach kein schlechtes Bild von ihm haben.

»Wusste ich es doch«, sagte Karma und richtete sich auf. »Das war so klar. Die Möglichkeiten sind bei deinen begrenzten sozialen Kontakten auch nicht gerade zahlreich. Außerdem glaube ich nicht an Zufälle. Du siehst einen Typen, der dich angreift und der Kerl taucht plötzlich auf? Sei nicht so naiv, Naoko.«

»Kenta ist ungefährlich«, sagte ich, die Augen verdrehend.

Mein Gegenüber öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch in diesem Moment ging das Licht endlich wieder an. Das wurde auch langsam Zeit...

»Habt ihr hier wirklich nicht oft Stromausfälle?«, fragte ich. »Das war im ganzen Viertel, also könnte etwas mit der Zentralleitung sein.«

»Nein, so gut wie gar keine. Du bringst also defintiv Unglück. Und jetzt komm.«

Ich seufzte, folgte ihm jedoch. Zum ersten Mal führte er mich durch den Flur, wobei ich verschiedene Dinge an den Wänden bemerkte. Ich wusste nicht genau, was diese ganzen Sachen waren. Sie sahen aus wie Souvenirs, die ich nicht richtig einordnen konnte.

Zugegeben, ich war schon immer neugierig gewesen, wie Karmas Zimmer aussah. Ich weiß nicht, was genau ich mir vorgestellt hatte, manchmal, wenn ich sauer auf ihn gewesen war, glich sein Zimmer in meiner Vorstellung einer Hölle, doch irgendwie wirkte es deutlich normaler als ich dachte. Es war nicht unordentlich, aber auch nicht ordentlich. Auf seinem Schreibtisch vor seinem Fenster waren mehrere Stapel, die aussahen wie Bücher, Comics und Magazine. Direkt daneben war ein Bett und auf der anderen Seite ein Sofa sowie ein Fernseher, unter dem sich scheinbar mehrere Konsolen befanden. Ich kannte mich mit Videospielen leider nicht so gut aus, aber ich wusste, dass Karma diese liebte.

»Du schläfst auf dem Sofa«, sagte Karma.

Wenigstens nicht auf den Boden. Das hätte ich ihm auch zugetraut.

»Okay...«

»Hier.«

Verwirrt sah ich auf das Ladekabel, das er mir entgegen hielt. Er bemerkte meinen Blick.

»Dein Handy ist leer, oder? Du solltest deiner schrecklichen Tante schreiben, bevor du Ärger bekommst«, meinte er.

Stimmt ja. Ich sollte vielleicht Bescheid geben, wobei ich bezweifelte, dass sie mich vermissen würden. Sollte jedoch mein Vater unerwarteterweise nach Hause kommen, wäre es besser sie darüber in Kenntnis zu setzen und eine Absicherung für mich. Dementsprechend nahm ich es entgegen, steckte es in die Steckdose und verband es mit meinem Handy, während Karma zu seinem Schrank, der direkt links von der Tür stand, lief. Dass er mitgedacht hatte, war irgendwie typisch für ihn, aber die Tatsache, dass er es mir gesagt hatte, wiederum nicht. Es wäre eher typisch gewesen, wenn er es absichtlich für sich behalten hätte, damit ich Ärger bekam.

»Was genau soll ich ihr schreiben?«, überlegte ich laut, als mein Handy endlich an war und setzte mich auf das Sofa.

»Dass du bei einer Freundin übernachtest«, sagte Karma und warf mir etwas zu.

Ich fing es auf und stellte fest, dass es ein T-Shirt und eine Schlafhose war. Von ihm... nicht rot werden, Naomi. Nicht rot werden...

Das war ja fast wie in diesen schnulzigen Teenieromanen... und leider immer eine Wunschvorstellung von mir gewesen.

»Aber sie wissen, dass ich keine Freunde habe«, sagte ich, um meine Reaktion zur Sicherheit zu überspielen, sollte er mein inneres Fangirl bemerken.

»Dann hast du jetzt eine«, sagte Karma genervt. »Nakamura würde für dich lügen, wenn wir sie fragen. Also mach es jetzt einfach. Ich zieh mich im Bad um.«

Ich nickte kurz, blinzelte und grinste dann. »Wieso nicht hier? Schämst du dich etwa, Akabane?«

Doch er drehte sich ziemlich gelassen zu mir und schien meine Provokation nicht einmal zu bemerken.

»Meinetwegen kann ich mich hier umziehen. Ich wollte dir lediglich die Möglichkeit geben, dich umzuziehen. Aber wenn du darauf bestehst, schau ich dir auch gern zu.«

Mein Grinsen wich. Deshalb also. Aber so leicht würde ich mich nicht schlagen lassen.

»Kannst du gern machen«, sagte ich ernst. »Ich schäme mich nicht für meinen Körper.«

Karma zuckte zusammen. Das erkannte ich noch, bevor er genervt und leise fluchend sein Zimmer verließ. Ich kicherte leise. Er war wohl doch nicht so straightforward und kontrolliert, wie er sich gab. Sonst hätte er nicht direkt nachgegeben. Oder er dachte, dass ich es nicht ernst meinte und hatte keine Lust auf weitere Diskussionen.

Ich nutzte jedenfalls die Zeit und zog mich ebenfalls um. Dabei zog ich jedoch nur sein T-Shirt an, da ich feststellte, dass es lang genug war, um das nötigste zu verdecken und überlegte, ob ich nicht besser anrufen sollte. Meine Tante fand wirklich immer Wege, um sich zu beschweren. Das wäre eine weitere Absicherung. Also machte ich genau das.

Erst wählte ich ihre Nummer und wartete. Ich hatte tatsächlich damit gerechnet, dass sie den Anruf nicht entgegen nimmt, weshalb ich dann unser Haustelefon anrief. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand dort ranging, war höher und dies war der Fall. Leider war es jedoch eine Person, die in der Hinsicht unbrauchbar war.

»Hallo, hier ist Ai«, sang sie in den Kopfhörer, viel zu laut für mein Trommelfell.

Na, super. Wieso war sie nicht schon im Bett? Oh, Moment. Stimmt ja, weil ihre Mutter sie nicht im Griff hatte und sie einen Wutanfall bekommen könnte, wenn sie noch nicht schlafen wollte.

»Ai, ich bin es Naomi. Gib mir deine Mama«, sagte ich.

Ich hörte etwas, was sich wie ein genervtes Stöhnen von ihr anhörte. »Nö! Ich spiele gerade und sie ist oben.«

»Es ist wichtig«, sagte ich.

»Sie möchte aber nicht mit dir reden«, meinte Ai nun lauter. »Und jetzt, lass mich in Ruhe!«

»Woher weißt du das, wenn sie oben ist?«

»Weil dich niemand leiden kann und wir dich nicht wollen!«, schrie sie und legte auf.

Als hätte ich sie gerade persönlich beleidigt und bei etwas Wichtigem gestört. Wahrscheinlich hatte ich das auch. In ihrem Kopf. Oder aber sie sagte die halbe Wahrheit und ihre Mutter hatte ihr gesagt, dass sie keine Lust hatte mit mir zu sprechen. Wenn dies der Fall war, musste ich mich trotzdem absichern. Ich hatte jetzt noch weniger Lust, nach Hause zu gehen.

[21:22] Ich: Ich hab dich angerufen, um dir Bescheid zu sagen, dass ich heute bei einer Freundin übernachte. Weil du nicht rangegangen bist, hab ich das Haustelefon angerufen. Ai ist rangegangen
[21:23] Ich: Sie sagte, dass sie beschäftigt mit spielen sei und ich sie in Ruhe lassen solle, da du sowieso nicht mit mir sprechen möchtest, weil mich niemand leiden kann und ihr mich sowieso nicht wollt
[21:24] Ich: Ich wollte nur Bescheid sagen, falls sie wieder lügt. Bis morgen dann

Es würde ihr zwar sowieso egal sein, doch mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass ich durchgehend auf Nummer sicher gehen musste. So auch jetzt. Beinahe sofort bekam ich meine Bestätigung, als meine Tante online ging und die Nachrichten sah. Eine Antwort bekam ich nicht. Das nahm ich dann wohl als indirekte Erlaubnis. Wahrscheinlich waren sie sogar froh, dass ich nicht da war.

»Was zur...? Ernsthaft, noch nie etwas von Hosen gehört?«, erklang eine Stimme, als Karma wieder ins Zimmer kam und mir nun eine Decke und ein Kissen zu warf.

Ich schnappte sie, wobei ich fast mein Handy fallen ließ. »Ich schlafe so besser. Sie stören nur.«

»Du hast echt keine Selbstachtung«, schnaubte er.

»Nur, weil du deine Hormone nicht im Griff hast, heißt es nicht, dass ich das Problem bin.«

Er hatte sich gerade auf sein Bett setzen wollen, hielt jedoch jetzt inne und betrachtete mich stumm. In diesem Moment fiel mir erst auf, dass seine Haare nass waren, als ob er sie gewaschen hätte. Ob er so schnell geduscht hatte? Jungs waren bekanntlich in solchen Dingen schneller, ich ließ mir aber sehr gern Zeit.

»Hast du deiner Tante Bescheid gesagt?«, fragte er und setzte sich nun.

»Sie ist nicht ran gegangen und dann ist Ai rangegangen. Sie hat mir quasi bestätigt, dass es ihnen eigentlich absolut egal ist. Also, Pijamaparty, wuhu«, fügte ich trocken hinzu.

»Diese Göre ist absolut unerzogen.«

»Wem sagst du das.«

»Unglaublich, dass sogar deine eigene Familie dich nicht leiden kann.«

»Jetzt weißt du, warum ich daran gewöhnt bin«, sagte ich mit einem halbherzigen Lächeln und ließ mich rückwärts auf das Sofa fallen. »Willst du jetzt eigentlich schon schlafen?«

»Nein. Es ist noch viel zu früh. Ich habe noch einige Videospiele, die meine Aufmerksamkeit benötigen und eine Pizza, die gleich geliefert wird.«

Ich nickte, platzierte das Kissen in einer gemütlicheren Position unter meinem Kopf und zog die Decke über mir. »Macht es dir etwas aus, wenn ich schon schlafe?«

»Mir ist es egal. Solange du ruhig bist und mich nicht störst.«

»Super. Danke, Karma. Du warst heute wirklich ein Engel, außer zu Kenta. Daran solltest du noch arbeiten. Gute Nacht.«

»Du hast ihm von mir erzählt.«

Karmas unerwartete Aussage sorgte dafür, dass ich wieder meine Augen öffnete. Also hatte er es doch bemerkt und vorher unkommentiert gelassen. Mittlerweile hatte ich eine Erklärung parat, die eigentlich sogar die Wahrheit war, mir aber vorher nicht eingefallen wäre. Deshalb war ich froh, dass er es erst jetzt ansprach, obwohl ich mir nicht sicher war, warum er es überhaupt erwähnte.

Meine einzige Vermutung wäre, dass er in diesem Aspekt wieder eine Möglichkeit sah, um mich zu ärgern.

»Weißt du«, fing ich zögerlich an, wohl darauf bedacht die richtigen Worte zu wählen. »Er ist... sozusagen... meine einzige Bezugsperson... Die einzige Person, die mir wirklich zuhört... Ihm erzähle ich daher viel..«

Es war die Wahrheit. Kenta war die einzige Person, mit der ich wirklich sprach und mit der ich richtige Unterhaltungen führte, einfach auch, weil er Interesse signalisierte. Ich hatte ihm ziemlich viel anvertraut, da er bereits einiges wusste und ich ihm nichts vormachen musste. Das würde ich Karma aber nicht mehr sagen, der sowieso nichts zu meiner Aussage erwiderte.

Also schloss ich die Augen und versuchte einzuschlafen. Der Tag war nervenaufreibend genug gewesen.

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